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›Null Blog‹ im Elfenbeinturm - Der falsche Ansatz der Frau Berg

Zauberwind›Null Blog‹ im Elfenbeinturm
Der falsche Ansatz der Frau Berg

Sybille Berg, Kolumnistin bei SPON, hat in ihrem Text vom 24. August unter dem Titel »Softporno oder Vampire? Was darf's sein?« das Ende der ›Literaturkritik‹ beklagt und gleichzeitig das Niveau von Kundenrezensionen bei Amazon und in Buchblogs bejammert. So ließ sie über die Amazon-Rezension wissen, »Die Amazon-Bewertungen sind ein Durchschnitt durch das mittelmäßige Menschenhirn.« - Starker Tobak, Frau Berg, …


… und ein meines Erachtens falscher Schluss. Blog, Netz und Volk sind neben die etablierte und (seien wir ehrlich) elitäre Literaturkritik getreten, die es nicht nötig hat, sich mit belletristischer Literatur auseinanderzusetzen. Durch das Netz konnten die Leser trivialer Unterhaltung endlich auch die von ihnen bevorzugte Literatur einmal in der Öffentlichkeit darstellen, denn welcher etablierte Literaturkritiker nimmt sich eines Vampir- und Fantasyromans an? Kaum einer und wenn doch, steht ein ganzer Apparat and Phrasen zur Verfügung, um dieser Art von Literatur ihren Unwert zu attestieren.

Ich habe dieses Wort bewusst gewählt, da auch die Nazis diesen Begriff verwendet haben, um ihnen nicht genehme Kunst zu beurteilen. Und dieses Wort ist auch unausgesprochen in ihrem Text. Und das ist schlicht und ergreifend eine Frechheit.

Ist es denn nötig, dass Frau Berg die von ihr bevorzugte Literatur und die dazugehörige Kritik zu erhöhen, in dem sie die von ihr nicht bevorzugte und massenhafte Literatur niedermacht? – Keineswegs.

Ich bin mir auch nicht sicher, ob Bücherblogger oder auch Rezensenten im Zauberspiegel (der ja eher so etwas wie Kollektivblog ist), also dass die Blogger und wir im Zauberspiegel uns als ›kulturelles Korrektiv‹ begreifen. Das mag der Anspruch der Literaturkritik sein. Im Zauberspiegel sind wir lediglich eine Stimme, die sich mit Leidenschaft ihrem Hobby und ihren bevorzugten Genres in unterschiedlichen Darreichungsformen widmet. Im Übrigen ist diese Stimme nicht erst mit dem Netz entstanden, Es gab schon lang vorher Fanzines und auch Gespräche im Buchladen. Die Leser trivialer Unterhaltung hatten schon immer eine Stimme. Aber erst das Netz gibt die (theoretische) Möglichkeit, auch eine breite Öffentlichkeit zu erreichen.

Ich hätte Sybille Berg zugejubelt, wenn sie gesagt hätte, die Literaturkritik geht ein, aber seht her, die Leser und Freunde trivialer Unterhaltung würden es vormachen, es gäbe da im Netz eine Szene, die bei Amazon, in Foren, Blogs und Onlinemagazinen eine lebendige Kultur entwickelt habe und der nachzueifern wäre. Das wäre löblich gewesen und hätte Anerkennung des Engagements dieser Menschen gezeigt. Stattdessen aber diese abwertende Gewäsch. Das ist Hochnäsigkeit. Das ist elitäres Geschwätz.

Die Frage wäre also vielmehr, warum sich nicht um die von Frau Berg bevorzugte Literatur eine solche lebendige Szene entwickelt? Diese Frage sollte sie sich stellen und nach Antworten suchen.

Ich könnte dieser Dame noch mehr ins Stammbuch schreiben, aber da rede ich mich nur in Rage …

 

Kommentare  

#16 Andreas Decker 2013-09-06 13:02
zitiere Larandil:

die sollen der Weisheit des Schwarms vertrauen und lernen, "50 shades of grey" toll zu finden?


Na ja, gerade dieses Beispiel unterstützt dummerweise beide Seiten der Medaille. :D

Zurzeit stehen da 1680 5 Sterne pro zu 784 1 Stern contra, dazu kommen 1026 im Feld von 4 bis 2 Sterne.

Ich habe aber selten so differenzierte und spaßige Verrisse gelesen, die schon ein bezeichnendes Licht auf das Buch werfen. Die Pros sind größtenteils nichtssagend, so nach dem Motto "ich fands gut und die Miesmacher können mich mal".

Obwohl es hier verhältnismäßig viele Kommentare gerade zu diesen Kommentaren gibt :lol:

Aber das ist die Ausnahme, wenn man mal näher hinschaut. Der neue Dan Brown hat gerade mal 1024 Beiträge, scheint also die Leser nicht so aufzubringen wie SoG.

Amazonrezis können bei Haushaltsgütern enorm hilfreich sein. Wenn da 30 Leute schreiben, es war nach einer Woche kaputt und ich musste es umtauschen, lasse ich eher die Finger davon.

Aber was Medien angeht, sagen sie (meistens) mehr über die Leser als über das Werk aus. Wenn ich 20 x lese "Das ist so toll, ich habe geweint", und ein Blick in die Leseprobe zeigt, dass der Autor mal wieder die deutsche Sprache weder in Ausdruck noch Form beherrscht - da gab es hier ja diverse Beispiele - ist das im Sinne einer inhaltlichen Beurteilung völlig witzlos.

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