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Roboter sind auch nur Menschen - »Schlomos« fünfte Kolumne

Ren Dhark & das WeltallRoboter sind auch nur Menschen
Sie haben HitchBot umgebracht! Die Schweine!
»Schlomos« fünfte Kolumne

Achtung! Diese Kolumne enthält Spoiler zu WiW 55, “Vereinigung der alten Völker”

Diesmal wird das Ganze etwas kürzer als sonst, da ich (mal wieder) mit Arbeit zugemüllt werde. Und das Schlimme daran:


Und das Schlimme daran: Ich bin selbst schuld. Seit ich Anfang August auf ein megaschräges Teilgebiet der Mathematik gestoßen bin, stell ich einen Satz oder ein Lemma nach dem anderen auf und beweis ihn/es – da es darüber noch überhaupt nix gibt. Seufz. Aber was macht man nicht alles...

Hitch BotNur ganz kurz zu HitchBot: Als Hajo damals den intelligenten Roboter Artus in der Ren Dhark Serie einführte, ist der Robot mit einer Truckerin durch die (dann ehemaligen) U$A getrampt. Von ihr hat er auch sein Stirnband bekommen. Ich hab mir damals gedacht, dass es noch eine Weile dauern dürfte, bis im realen Universum ein Roboter alleine irgendwo hin trampt. Gerade in den U$A – dem Land der unbegrenzten Verbrechen - dürfte der zumindest im Moment keine besonderen Überlebenschanzen haben.

Und kaum wartet man ein paar Jahre, schon trampt tatsächlich ein Robot durch die Welt. Zuerst Kanada, dann Deutschland (wo er aber die “No-Go-Areas” gemieden hat). Überall wurde er von Leuten begeistert auf- und mitgenommen, bekam alle mögliche Dinge geschenkt, sogar einen Schal – jedoch kein Stirnband (vermutlich mangels geeigneter Stirn) – Und dann kam die Wahnsinnsidee, ihn durch die U$A reisen zu lassen. Vermutlich wäre er im Iran, in Afghanistan oder in Somalia deutlich sicherer aufgehoben gewesen. Hab dann in verschiedenen Foren gesucht, ob schon Wetten abgeschlossen werden, ob und wenn ja, wie lange es dauert, bevor er erschossen wird. Zu meinem Erstaunen war ich nicht der Einzige mit dieser Überlegung. Nur: Es wollte niemand dagegen halten. Lediglich die Anzahl der Tage war offen...

Tass Kaff, Kippe

Vereinigung der Alten VölkerSo, jetzt aber zu WiW 55: Andreas Zwengels superstarke Story hab ich ja schon in der vorigen Kolumne beschrieben, jetzt kommt Nina Morawietzs Teil an die Reihe. Gleich vorweg: Ich bin monstermäßig begeistert! Leute, euch wird gleich klar werden, wieso ich das genau so formuliert hab...

Seit dem Blitztreffer vor ein paar Jahren, der die Hälfte der Elektronik in meinem Labor hochgejagt hat, schalte ich bei Gewitter immer alles ab (bis auf die Beleuchtung) und nutze die Zeit zum Lesen. So auch diesmal bei den Kapiteln von Nina. Und das hat derart perfekt gepasst, das war einfach die Stimmung, die man zu ihrer Geschichte braucht!

Ich kenn Nina ja nicht persönlich, sondern nur von Fotos, etwa auf einer der Autorenkonferenzen in Oy, und dort sieht sie fast zierlich und total harmlos aus, zwischen all den alten Knackern. Letzteres ist übrigens nicht von mir, sondern ein Zitat von einem der ebenfalls abgebildeten, aber ich verrat nicht, von wem. (gell, Uwe?) Und dann schreibt sie so eine Hammergeschichte!

Die Story beginnt mit einer üblen Gemätselszene, in der Blut und Gehirnmasse in etwa so durch die Gegend spritzt, wie man das aus Quentin Tarantino Filmen her gewohnt ist. Im ersten Moment hab ich mich noch gewundert, wieso die Protagonistin Selena, als “Heldin” möchte ich sie nicht bezeichnen, so ultraaggressiv und menschenverachtend handelt, bis mir dann eingefallen ist, wie sie entstanden ist. Sie wurde aus einer Gewebeprobe von Danog ut Keltris künstlich hergestellt. Und genau wie bei Frankensteins Monster scheint auch hier einiges schief gegangen zu sein: Selena wurde zum echten Monster.

Der Teil der Nina Geschichte hat mich stark an Mary Shelley`s Frankenstein erinnert. Cool! Find ich echt stark. Ich mag eh die englische Literatur von Ende des 18., Angang des 19. Jahrhunderts, speziell die phantastischeren Geschichten, und da steht der Frankenstein natürlich an erster Stelle. Gut, ich hoff jetzt nicht, dass Nina ähnliche Erlebnisse hatte wie Mary Shelley, auch passen die Nebenbedingungen nicht, schließlich haben wir kein Jahr ohne Sommer, sondern eher das Gegenteil, aber die Geschichte würd ich als Treffer bezeichnen. Klar, einigen Lesern wird es vermutlich nicht gefallen, wegen zu brutal, zuviel Gewalt und Tod, weil bei Ren Dhark üblicherweise die Bösewichte ziemlich weichgespült sind, und das von Anfang an. Norman Dewitt würde ich zum Beispiel (in Analogie zum “Operettenadmiral” aus“Das Boot”) als Operettendiktator bezeichnen.

Aber hier sind die Üblen echt übel. Und dumm. Strohdumm sogar, wie Nina schreibt, und durch die Handlungen dieser Typen belegt. Dazu fällt mir ein Zitat von Ali Khan ein, der meinte “Böse, weil dumm.” Was natürlich nicht bedeutet, dass alle dummen Menschen automatisch böse sind, eher ganz im Gegentum. Aber bei einigen Exemplaren fällt halt die Korrelation aus beidem besonders deutlich auf. Hm.

Ganz besonders gefallen mir die vielen Ren Dhark typischen Details: So achtet einer der Protagonisten darauf, dass er die Arme nicht vor dem umgehängten Translator verschränkt, ein Utare hat ein Sofa mit einer ausziehbaren Stufe, damit es sowohl für Utaren wie auch für Terraner bequem ist. Bei Nina sind eben Utaren echte Utaren, Rateken echte Rateken und kleine pelzige Wesen aus dem Krebsnebel noch echte kleine pelzige Wesen aus - öh, falsches Hörspiel. Die kommen ja hier gar nicht vor, sonder in der BR Version vom Anhalter. (Quelle: Bayerischer Rundfunk, Manuskript der Hörspielreihe “Per Anhalter durch die Galaxis” von 1981. Hab ich von der Mutter meiner damaligen Exlebensabschnittsgefährtin bekommen) Obwohl? Wirklich vorkommen tun sie da auch nicht, werden aber im Abspann erwähnt.

Die Stimmung in der Geschichte bekmmt langsam immer mehr Ähnlichkeit mit dem vierten Teil von Alien, Selena beweist unheimliche Körperkräfte, als sie dem miesesten ihrer Gaunerbande den Kopf abreißt. Zwar brutal, aber spannend. Ich hab mich die ganze Zeit gefragt, ob Selena da eine neue Generation von Monstern züchtet.

Bemerkenswert finde ich die sexuelle Attraktion, die Selena auf Corben, den Anführer der Gaunerbande, ausübt. Möglicherweise kompensiert er dadurch seine Angst vor dem Monster, vielleicht steckt aber auch etwas ganz anderes dahinter, das ich im Moment noch nicht durchblicke. Jedenfalls find ich die Vorstellung von “Spinnensex” zwischen den beiden recht makaber. Spinnenweibchen fressen gerne die Männchen nach dem Koitus auf... Hm.

Nina MorawietzJetzt geht es weiter mit den Verfolgern: Tierisch spannend, mit einigen Kalauern, etwa der “Beulenpest”. Muss mich kurz fassen, mir geht die Zeit aus. Also: Coole Suche in einem Labyrinth, inklusive Ah-Erlebniss wie bei den Wolfenstein Games. Man merkt sich im Hinterkopf, wie man gelaufen ist, sieht die dabei entstandene Karte an und stellt fest, dass es einen Bereich gibt, zu dem kein Weg führt. Also muss irgendwo eine Geheimtür sein. Das war so richtig schön zum in Erinnerungen schwelgen und im Kopfkino zusehen. Astrein!

Ja, am Ende die Slapstick Falle, auf die ich seit unsere Helden das Wirtshaus betreten haben gewartet habe: “...und fiel mit dem Gesicht mitten in die Bratensoße auf seinen Teller.” Dafür gibt`s von mir einen Extrapluspunkt, weil ich auf sowas total abfahre UND weil ich gefühlt zwei Seiten lang ganz genau darauf gewartet hab. Stark!

Jetzt würd ich zwar tierisch gerne noch Achim Mehnert`s Kapitel besprechen, aber das muss ich auf die nächste Kolumne verschieben, weil mir momentan echt die Zeit unter den Fingern brennt. Hm. Manche Mathematik kann einfach nicht warten...

Schalom,
Schlomo

Kommentare  

#1 Toni 2015-09-03 15:26
Schlomo, du kannst ja auch "kurz" :lol: ! Mal was anderes.

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