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»Prognosen sind schwierig, besonders wenn sie die Zukunft betreffen«

1»Prognosen sind schwierig,
besonders wenn sie die Zukunft betreffen«

Wer uns diese Weisheit beschert hat, ist nicht klar. Mark Twain gilt als heißer Kandidat, aber auch Karl Valentin und sogar Winston Churchill sind gut dabei. Aktuell wird allerdings ein Werk für Streaming produziert, in dem es genau darum geht: Isaac Asimovs legendäre „Foundation“-Trilogie.

Dabei ist die ursprüngliche Trilogie eine Sammlung von acht Kurzgeschichten.

Retter des Imperiums

Diese erschienen zwischen 1942 und 1950 und zusammen mit einer Einleitung auf drei schmale Bände verteilt wurden. Heutige Leser beklagen sich gerne, dass die Figuren platt sind, dass Frauen praktisch gar nicht vorkommen – da hat jemand offensichtlich nicht bis zu dem Punkt durchgehalten, an dem Bayta Darrell den Plan des „Maultiers“ vereitelt - und gerne auch mal, dass Farbige in der Zukunft keinen Platz hätten.

Es ist zugegeben schon eine Weile her, dass ich die Foundation-Bände gelesen habe – in meiner Erinnerung wird überhaupt keine Hautfarbe erwähnt und auch sonst keine Merkmale bestimmter Ethnien. Damals ging man offenbar zuversichtlich davon aus, dass im Lauf der Jahrtausende die Menschheit diese Kategorien hinter sich gelassen haben wird …
Worum geht es nun? Das Galaktische Imperium herrscht über die Milchstraße. Es gibt keine anderen Zivilisationen außer der Menschheit – entweder haben sie sich gar nicht erst entwickelt oder die Menschen haben ihre Konkurrenz ausgerottet.

Hari Seldon, Begründer der Wissenschaft Psychohistorik, hat nun ein rechnerisches Modell geschaffen, mit dem die zukünftige Entwicklung für große Menschenmengen vorausberechnet werden kann. Es gibt keine größere Menschenmenge als das Imperium, und so hat Seldon zunächst einmal die Zukunft des Imperiums vorausberechnet – mit dem Ergebnis, dass es keine Zukunft gibt. Das Galaktische Imperium fällt bereits dem Untergang und der Langen Nacht der Menschheit entgegen, langsam, aber unaufhaltsam.

„Unaufhaltsam“ ist das Schlüsselwort. Vor Jahrhunderten oder Jahrtausenden hätte es vielleicht noch Möglichkeiten gegeben dem entgegenzuwirken, aber jetzt ist es zu spät. Das Einzige, was Seldons Wissenschaft jetzt noch im Angebot hat, ist eine Verkürzung der Zeit, bis sich ein neues Imperium zu erheben beginnt, mit der Aussicht, zumindest die Fehler zu vermeiden, die bei der Erschaffung des Vorgängers gemacht wurden. Eintausend Jahre bis zur Neugeburt sind eine lange Zeit, aber doch sehr viel besser als 30.000 Jahre Barbarei.

Isaac Asimov hat immer erzählt, die Idee sei ihm bei der Lektüre von Edward Gibbons „Verfall und Untergang des römischen Reiches“ gekommen. Dieses Werk entstand zwischen 1776 und 1788.
Wesentlich neueren Datums ist „Der Untergang des Abendlandes“ von Oswald Spengler, in dem dieser eine Anzahl vergangener Kulturen vergleicht und daraus Vorhersagen über den zukünftigen Verlauf der Geschichte der westlichen Kultur ableitet.

Laut Spengler gibt es keinen kontinuierlichen Fortschritt der Menscheit. Es gibt nur einzelne Kulturen, die jeweils von einer Idee geleitet und angetrieben werden. Sie wachsen und steigen auf, sie erreichen ihren Höhepunkt – und dann erstarren sie, sterben ab und hinterlassen eine „Unkultur“, die Spengler nach den ägyptischen Fellachen benannte, die im Niltal ihre Felder bestellen und jede Verbindung zu den Erbauern der Pyramiden vergessen haben. Wenn das Abendland nach Spengler die Kraft der „Faustischen Idee“ verbraucht hat, dann gibt es keine Zukunft mehr – jedenfalls nicht für das Abendland. Man kann das bedauern, aber verhindern kann man es nicht. Der zweite Band beschließt das Kapitel über „Die Maschine“ mit den Sätzen:

„Für uns aber, die ein Schicksal in diese Kultur und diesen Augenblick ihres Werdens gestellt hat, in welchem das Geld seine letzten Siege feiert und sein Erbe, der Cäsarismus, leise und unaufhaltsam naht, ist damit in einem eng umschriebenen Kreise die Richtung des Wollens und Müssens gegeben, ohne das es sich nicht zu leben lohnt. Wir haben nicht die Freiheit, dies oder jenes zu erreichen, aber die, das Notwendige zu tun oder nichts. Und eine Aufgabe, welche die Notwendigkeit der Geschichte gestellt hat, wird gelöst, mit dem einzelnen oder gegen ihn.
Ducunt fata volentem, nolentem trahunt.“

Der Thron von Arkon

Isaac Asimov bietet immerhin die Zuversicht, dass am Ende der Nacht ein neuer Aufstieg kommt.

Bei Perry Rhodan gehören Imperien zum Stamminventar. Aber meines Wissens hat bisher niemand den Versuch unternommen, Geschichte zu analysieren und mit mathematischen Methoden vorauszuberechnen. Der Foundation-Händler Hober Mallow bringt es auf den Punkt, wenn er sagt: „Wir stehen vor einer Seldon-Krise, und Seldon-Krisen werden nicht von Einzelpersonen bewältigt, sondern von historischen Kräften. Als Hari Seldon den Kurs unserer künftigen Geschichte plante, baute er nicht auf brillante Helden, sondern auf die gewaltigen Wogen der Ökonomie und der Soziologie.“

Perry Rhodan, Atlan und die anderen Handlungsträger sind nun mal nicht dazu geschaffen, den Dingen ihren Lauf zu lassen ...

"Moment mal!" könnte an dieser Stelle ein Altleser einwerfen. "Und was ist mit Epetran? Der hat doch den Robotregenten erbaut, weil er die Degeneration seines Volkes vorausgesehen hat!" Ja ... und nein. Epetran erbaute den "Großen Koordinator", um den künftigen Imperatoren das Regieren zu erleichtern. Ob er von Anfang an eingeplant hatte, dass seine Schöpfung irgendwann einen führungsschwachen Imperator zum Wohle des Imperiums absetzen und die Macht erst wieder an einen geeigneteren Kandidaten abgeben sollte, werden wir wohl nie erfahren. Denn Epetran holte sich seine Informationen über die Zukunft von den zeitgereisten "Rettern des Imperiums" Perry Rhodan und Atlan und handelte danach.

 

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