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Kommandounternehmen - Schnell rein - schnell raus!

1Kommandounternehmen
Schnell rein - schnell raus!

Daran krankelt die heutige Serie. Klassische Geschichten wie planetare Kommandounternehmen können nicht beschrieben werden.Natürlich finden sie ab und zu statt, wenn die Handlung das verlangt. Aber irgendwie kommt das gefühlt nicht richtig herüber. Vergleicht man die Erzählweisen dieser Abenteuer mit Scheer, Mahr, Ewers oder Kneifel, auch Francis lasse ich hier noch zu, so kommt heute nur das große Gähnen auf.

Die Action stimmt nicht, die Kämpfer und die Roboter wirken nicht wirklich richtig eingesetzt, das ganze Ambiente ist wirr, weil rein literarisch beschrieben … wie es sicher früher auch der Fall war, denn die Helden bei Voltz‘ Kommandos taumeln meist hilflos umher, stolpern über ihre eigenen Beine mit Schmutz im Lauf des Impulsgewehrs, das sie als einzige Ausrüstung bei sich tragen und kommen am Ende doch – irgendwie- zum Erfolg.Klare Weisungen, klare Befehle,  wohl durchdachte Einsatzpläne, ob nun lokal formuliert von der Bordpostronik oder global von NATHAN, der lunaren Inpotronik ausgefeilt, die Berichte, Schilderungen und Abenteuer überzeugen meist.Vielleicht liegt das daran, dass die Autoren von damals, aufgewachsen mit Nazizeit und kaltem Krieg, aus der Realwelt etwas andere, vielleicht sogar aggressivere Verhaltensweisen und Beschreibungen herüberbringen und im Perry abliefern konnten als die heutigen, von Friedenszeiten geprägten Autoren (um nicht zu sagen: aus den „fetten“ Jahren).Heute wirken die Beschreibungen oft zu trocken, zu theoretisch: sicher: sie sind literarisch ausgefeilt, am Schreibtisch sprachlich gut ersonnen … aber es kommt nicht das gleiche Feeling auf, als wenn man Hans Kneifel liest, der auf Halut Bontainer und Waringer actionreich  agieren lässt.

Irgendwie funktioniert das heute nicht,die heutigen Autoren können irgendwie keine spannende Action,wobei man nicht genau den Finger auf die Wunde legen kann, weil das Problem irgendwie zu unpräzise erfasst ist.Ich sage ja nicht, dass alle Autoren eine Grundausbildung beim Barras  haben müssen; Voltz hatte die auch nicht.und schrieb überzeugend gute SF, jedenfalls grundsätzlich und meist … aber irgendwie kommt das Abenteuer dieser Art heutzutage allzu labbrig herüber, wenig überzeugend gestaltet oder mit zu wenigen Worten abgespeist, weil es den Autoren womöglich langweilt, Kämpfe zu schildern oder er/sie/es/0/*/- die Gefühle und eventuellen  Ängste  der Personen vor einem Einsatz thematisieren möchte.

Das überzeugt nicht. Meiner unmaßgeblichen Meinung nach, ist Hubert Haensel der einzige aktive Perryautor, der in der Lage wäre, Kommandoaktionen überzeugend zu schildern, denn neulich, im letzten Zyklus vor achtzig Heften, klappte das auch noch ganz gut.Sein letztes Heft  aus diesem, aktuellen Zyklus,war allerdings für mich  eine echte Enttäuschung, da hatte ich wohl zuviel erwartet.Auch Hubert scheint jetzt verstärkt auf der Empfindsamkeits-oder Familienschiene zu reisen.Aber vielleicht kommt er einmal wieder mit einem überzeugenden  Actionheftherüber, das hängt ja auch sicher teilweise vom Exposé ab.

Ansonsten hat man den Eindruck, die Abenteuer werden von inkompetenten Nabelbeschauern geleitet, die Perry manchmal ganz bewusst auswählt, um ihre nicht vorhandenen Fähigkeiten zu steigern, bei sehr wichtigen Einsätzen müssen dann auch noch Beziehungskisten thematisiert werden … damit der einfühlsam psychologisch geschulte Leser auch halbwegs zufrieden ist. Dass man für eine wichtige Mission Leute mit klarem Denken und klaren Zielen nimmt, ist ja egal, unwichtig, denn der Autor/in/0/*/- schafft es auch so (dann allerdings wenig überzeugend) den Roman zu einem halbwegs rettenden Ende zu bringen.

Vielleicht liegt dieser Prozess im allgemeinen Trend: unter Johnny Bruck gab es Bewegung auf den Titelbildern: Personen, Figuren, immer in Handlung und Aktion, mit der Waffe in der Hand handelnd oder jedenfalls körperlich aktiv, selten statisch (auch das gab es, etwa auf Taschenbuchtiteln).Vernachlässigt man aber die Raumschiffsbilder, von denen es damals wie heute genug gibt, um das Herz des SF-Lesers auch optisch zu erfreuen, so sind die heutigen Personendarstellungen statisch, sonst nichts. Stehend oder sitzend, mal mit der Waffe ja, aber nur haltend wie für ein Portraitfoto. Selbst NEO-Bilder sind jüngst agiler.Die Bewegung auf den Titelbildern fehlt!

Diese statische graphische Haltung zieht sich vielleicht durchgehend  auch durch die Handlung, wo das Posieren wichtiger sein könnte als die reine Aktion.Vielleicht wäre es  ja für die Serie  besser, einen Perryautor vor dem Schreiben über einen Hindernis-Parcour zu hetzen … und ihn dann gleich danach (ohne Dusche!) an den Schreibtisch zu bringen … vielleicht würde das bessere Personen- Aktion in den Romanen vorantreiben.Anstatt „schnell Greis, schnell graus“,könnte das wieder frischen Wind in planetare Aktionen  bringen.

© 2020 by H. Döring

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