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Computerspiele - Die schleichende Verflechtung

1Computerspiele und SF
Die schleichende Verflechtung

Beide Genres sind bereits vielfach miteinander verzahnt: es gibt viele Games, die im SF-Bereich spielen, von Doom bis Andromeda. Derlei ist zu Dutzenden vorhanden, wird also jetzt nicht alles aufgezählt.Wer sich dafür interessiert, kann nach Berlin fahren, ins Computerspiele-Museum.Die klassische SF, die aus dem Schreib-Genre kommt, hat sich also, wie bereits früh im Film, auch im Gaming-Bereich emanzipiert.

Umgekehrt fließen zunehmend Methoden des elektronischen, virtuellen Spielebereiches in die schriftlichen Erzählungen ein. Den Anfang machten die Bücher zu Games, die manchmal als Nacherzählungen  nur recht dröge Beschreibungen von Level-Durchgängen waren, bevor sie sich als eigenes Genre etablieren konnten. In der Rückkopplung finden sich also nun auch zunehmend Games-Begriffsbildungen und Beschreibungen in der klassischen SF wieder, auch im Perry. Erstens kann das gar nicht anders sein, weil die SF und ihre Autoren im allgemeinen aktuelle Zeitbegriffe aufnehmen müssen. Dieser Input wird dann  adäquat verarbeitet.

Im Perry führte das (mit Gedanken an Prof. Herbert W. Franke, der bereits recht früh als Computerspezialist und SF-Autor die potentiellen Gefahren des Virtuellen ausführte) derzeit früh zu den arkonidischen „Fiktiv-Programmen“, einer Art bunter Bilddarstellung, die wir auch in der Realität in frühen Windoof-Versionen fanden und die manchmal noch in Musikabspielprogramme implementiert sind.Wer will, kann sich also heutzutage bzw. bereits einige Jährchen in der Vergangenheit den arkonidischen Fiktivspielen widmen und bunte, stets variierende Farben und Bilder anstarren. Im Perry wurde das Thema dann erst wirklich wieder recht spät von Robert Feldhoff mit der „Simusense“ thematisiert, mit der  Monos, der „Teufel in Terras Hallen“, die solare bzw. terranische Menschheit überzog.

In jüngerer Zeit aber spielen derartige Einflüsse eine größere Rolle, was nicht verwunderlich ist, zogen doch die PC-und Konsolenspiele seit dem Heftesterben mit   einem großen Einfluss durchs Erfahrungsuniversum der realen Menschheit. Dass Romane von Autoren bewusst oder unbewusst wie Games-Darstellungen aufgezogen werden oder zumindest solche Passagen großteils beinhalten können, ist heutzutage normal und muss (seufzend) als Leser hingenommen werden.Der Autor ist eben auch einer äußeren Fremdwirkung unterlegen, beeinflusst (vielleicht sogar „infiziert“, weil selbst ein Gamer) oder jedenfalls durch freiwillige  Sinneswahrnehmungen derlei ausgesetzt.Deshalb ist es nicht verwunderlich, wenn auch Romanszenen beim Perra teilweise so wirken, als kämen sie aus  den sogenannten „Walk-Throughs“ des Gaming-Gebietes. Falls sich jemand nicht damit auskennt:Das sind kurze Inhaltsangaben der jeweiligen Spiele-Level, wie man agieren soll und durch welche Fallen man kommen kann.
Die arkonidische Messinghaube sei kurz erwähnt. Auch diese bildet ja als Weierentwicklung der SERT-Technik (Simultane-Emotio-und Reflex-Transmission) ein virtuelles Universum ab, in das sich mancher Galaktiker, nicht nur Arkoniden, geflüchtet hat.

Jüngst müssen die Protagonisten sogar selbst Spiele spielen. Bull, der Reginald der Serie, muss als Resident von Rudyn die Liga freier Galaktiker gegen  die aktuellen Gegner, die  Cairaner, in einem planetaren Simulationsspiel verteidigen. Dankenswerterweise hat hier der Autor in seiner schriftlichen Darstellung keine vollständige Simulationsumgebung gewählt wie im Holo-Deck einer anderen, beliebten SF-Serie, sondern nur  von außen beschrieben, wie die Planeten entwickelt werden mussten.Etwa so, wie wir auf den Monitor starren bei unseren Simulationsspielen ... Diese Sicht bekamen wir beschrieben  von Bull, der seine eigenen Handlungen ebenso beschrieb wie die des Cairaners. Ja, die Deutschen mögen Simulationsspiele (noch mehr als Adventure-Games). Darin sind sie Weltmeister, auch die Österreicher sind hier nicht auszuschließen, zumal der erwähnte  Autor zu dieser Nation gehört.Das äußert sich eben auch in der größten SF-Serie der Welt. Ohne den äußeren Einfluss eines Games kann man anscheinend nicht mehr auskommen. Hier war die Spielhandlung glücklich in den Roman integriert, d.h. im Roman wurde zwar gespielt aber der Roman selbst war kein Spiel … sondern eine ganz normal erzählte Geschichte.

Diese Idee war eine zwar nicht wirklich besonders originelle, aber lustige Einlage des kreativen und fantasievollen Autors.Die Frage ist bloß, ob solche Einflüsse der Serie gut tun oder ob sie möglichst herauszulassen sind.In kleinen Mengen kann, so denke ich, hier der Sense of Wonder, der die Serie ja heutzutage größtenteils ausmacht, durchaus auf diesem Wege gefördert werden, solange die Darstellungen sich nicht erschöpfen in drögen Beschreibungen erstellter Handlungs- Level.Ein Roman ist eben kein „Walk-Through“ eines Games und muss für sich selbst als literarisches Werk stehen.Zum Glück wurde dieses Stilmittel von den Perry-Autoren bislang auch eher zurückhaltend eingesetzt. Manchmal wird die Kamera im Kopf dadurch regelrecht angeworfen, aber manchmal schaltet man als Leser hier auch einfach ab, weil nach der eigenen, persönlichen Meinung der Romanheftschreiber sich das Thema doch dann gar zu billig und leicht macht (und als Leser das echte Gamen dann einfacher wäre, als dem Rest des Romans zu folgen). Aber meistens ist das zum Glück nicht so.Die Autoren setzten dieses Stilmittel nur vorsichtig dosiert ein.

© 2019 by H. Döring

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