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Eine Nachricht für die Zukunft: Was wir der nächsten Zivilisation dringend mitteilen sollten …

1Eine Nachricht für die Zukunft:
Was wir der nächsten Zivilisation mitteilen sollten …

Archäologen kennen das Problem: da gibt es behauene Steine mit Schriftzeichen, von denen niemand mehr sagen kann, was sie bedeuten.

Informatiker kennen das Problem auch, aber für sie geht es schon bei 5,25“-FloppyDisk-Datenträgern los. Bibliothekare können in den Klagegesang einstimmen und auf den Säurefraß bei Papier hinweisen, das im 19. Jahrhundert oder später entstand.


Lobgesang auf LeibowitzDie Informationsspeicherung unserer Zeit ist definitiv nicht für die Ewigkeit gemacht.

Schade eigentlich, denn es gibt so Einiges, was wir unseren Nachfahren und sogar unseren Nachfolgern mitzuteilen hätten. Zum Beispiel, um welche Gebiete man noch in ein paar tausend Jahren einen Bogen machen sollte, weil sie einmal Nuklearwaffentestgelände und Atommülldeponie waren. Oder auch ein paar gutgemeinte Anleitungen, wie man den Sprung von Holzkohle zu den regenerativen Energien schafft – denn Erdöl oder Erdgas werden wir auf diesem Planeten keines übrig lassen, so viel scheint mal sicher.

Die Science Fiction hat dieses Problem einige Male in Gedanken durchgespielt. Zum Beispiel achten Religionsgemeinschaften sehr auf die Textintegrität ihrer heiligen Schriften. Einer der bekanntesten Romane zu diesem Thema ist Walter M. Millers „Lobgesang auf Leibowitz“.

Aber nehmen wir mal an, es kommt wirklich zum Äußersten und die menschliche Rasse entzieht sich selbst die Lebensgrundlage. Wie warnen wir jene, die vielleicht irgendwann einmal auf dem, was wir übrig gelassen haben, eine neue Zivilisation aufbauen, vor unseren Fehlern und ihren Spätfolgen?

Natürlich kann man sagen: „Wozu? Was soll's? Kann uns ja wohl egal sein … ist schließlich nicht mehr unser Problem.“ Ein ziemlich schäbiger Standpunkt, aber nicht gerade selten.

Die Goldene SchallplatteWissenschaftler haben sich mit dem Problem beschäftigt, uns gegenüber außerirdischen Lebensformen darzustellen und den glücklichen Findern auch die Mittel in die Extremitäten zu geben, die Botschaft zu entziffern. Zwei goldene Schallplatten mitsamt Plattenspieler sind auf den Voyager-Sonden und mit Pioneer 10 und Pioneer 11 unterwegs zu den Sternen.

Auf diese Art könnte man natürlich auch eine Botschaft für die Zukunft hinterlassen – falls wir einen Ort finden, an dem sie sicher aufgehoben ist. Sicher vor den Todeszuckungen der menschlichen Zivilisation und sicher vor geologischen Veränderungen – Kriterien, die idealerweise auch ein Atommüllendlager erfüllt. Und dabei sollte diese Botschaft trotzdem zu finden sein, mit nicht überzogenem Anspruch an die Findigkeit – zwei Kilometer tief auf der Rückseite des Mondes wäre ein wenig zu gut versteckt.

Mathematik, so sagte man sich bei den Voyager-Platten, ist überall und jederzeit gleich. Eins und eins ergab vor fünftausend Jahren schon zwei und wird auch in hundert Lichtjahren Entfernung nicht Einskommaneun sein.

Aber die Science Fiction kennt noch eine universellere Sprache: Telepathie.

Im Banne des RiesenplanetenKönnte man eine Gedankenbotschaft aufzeichnen und wieder abspielen, dann könnten wir jeder Lebensform mit einem Gehirn unsere Nachricht hinterlassen. Diese Variante habe ich aber bisher nur einmal gelesen – eine ausgestorbene Rasse hatte Asteroiden umgestaltet zu Darstellungen ihrer Köpfe und sie dann mit Sendern ausgestattet, die Besucher baten:

„Fremder, lass uns unsere kümmerliche Unsterblichkeit. Dass du überhaupt hier bist, heißt, dass du einer der Herren der Sternenstraßen bist. Wir waren die Herren der Sternenstraßen, und alles, was von unserer Macht und Pracht geblieben ist, sind die steinernen Abbilder unserer Gesichter. Lass uns wenigstens das.“

So steht es in Edmond Hamiltons „Die Welt der Sternenwölfe“.

Warnungen an die Nachwelt sind in Perry Rhodans Universum eher die Ausnahme. Manchmal macht sich aber doch jemand die Mühe. Die Oldtimer/Petronier bremsten den Freßrausch des Suprahets und bauten eine Anlage auf Impos, um das Ergebnis ihrer Arbeit zu überwachen – und um die Galaxis zu warnen, falls das Suprahet jemals wieder zum Leben erwachen sollte.

 

Andererseits - wann hätten sich Terraner auf der Suche nach Ärger schon mal von gut und ernst gemeinten Warnungen aufhalten lassen?

Kommentare  

#1 Andreas Decker 2015-04-08 09:54
Zitat:
Zum Beispiel achten Religionsgemeinschaften sehr auf die Textintegrität ihrer heiligen Schriften.
Aber auch erst, nachdem man alle abweichenden Texte erfolgreich ins Feuer geworfen hat. ;-)

Digitalisierung wird in der Tat kaum der richtige Weg sein, Wissen zu bewahren. Wenn mal der Strom ausfällt, ist die Cloud futsch.
#2 Laurin 2015-04-08 22:10
Zitat:
"Aber nehmen wir mal an, es kommt wirklich zum Äußersten und die menschliche Rasse entzieht sich selbst die Lebensgrundlage. Wie warnen wir jene, die vielleicht irgendwann einmal auf dem, was wir übrig gelassen haben, eine neue Zivilisation aufbauen, vor unseren Fehlern und ihren Spätfolgen?"

Nun ja, ich erkenne mal den guten Willen in dieser Aussage an. Aber muss da einfach mal die Gegenfrage stellen: Mit welchem Recht sollten wir einer anderen/neuen Zivilisation Ratschläge geben, wenn wir selbst nie in der Lage gewesen sein sollten, diese auch selber anzuwenden. Denn wenn wir uns als Zivilisation quasi selbst von der Platte genommen haben, kann da doch irgendwas nicht hinhauen bei den gutgemeinten Ratschlägen.

Ist schon so ein schwieriges Ding mit den guten Ratschlägen und sie doch selber in den Wind zu schießen. Würde man unseren Ratschlägen überhaupt mit dieser Erkenntnis über den Weg trauen?
#3 Andreas Decker 2015-04-09 10:34
zitiere Laurin:
Würde man unseren Ratschlägen überhaupt mit dieser Erkenntnis über den Weg trauen?


Ich glaube, den Käferleuten, die nach uns kommen, wird das eh egal sein :lol:
#4 Larandil 2015-04-09 12:39
zitiere Laurin:
Zitat:
"Aber nehmen wir mal an, es kommt wirklich zum Äußersten und die menschliche Rasse entzieht sich selbst die Lebensgrundlage. Wie warnen wir jene, die vielleicht irgendwann einmal auf dem, was wir übrig gelassen haben, eine neue Zivilisation aufbauen, vor unseren Fehlern und ihren Spätfolgen?"

Nun ja, ich erkenne mal den guten Willen in dieser Aussage an. Aber muss da einfach mal die Gegenfrage stellen: Mit welchem Recht sollten wir einer anderen/neuen Zivilisation Ratschläge geben, wenn wir selbst nie in der Lage gewesen sein sollten, diese auch selber anzuwenden. Denn wenn wir uns als Zivilisation quasi selbst von der Platte genommen haben, kann da doch irgendwas nicht hinhauen bei den gutgemeinten Ratschlägen.

Ist schon so ein schwieriges Ding mit den guten Ratschlägen und sie doch selber in den Wind zu schießen. Würde man unseren Ratschlägen überhaupt mit dieser Erkenntnis über den Weg trauen?

Wenn mir eine ausgestorbene Rasse die Botschaft zukommen lässt, "So im Rückblick war dies und jenes wohl doch keine so gute Idee!" - dann ist der Umstand, dass sie eben nicht mehr da sind, schon ein Argument. Finde ich.

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