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Eine Frage an ... Dietmar Kuegler: Wie war das mit Franklin »Frank« Dalton?

Eine Frage an Dietmar KueglerWie war das mit Franklin »Frank« Dalton?

Dietmar Kuegler erinnert auf Facebook immer wieder an bestimmte Daten und Ereignisse der amerikanischen Geschichte. Diese mehr oder weniger kurzen Vignetten sind interessant und ausgesprochen informativ und auf jeden Fall lesenswert.

In Absprache mit Dietmar Kuegler wird der Zauberspiegel diese Beiträge übernehmen.

Dietmar KueglerDietmar Kuegler: Am 8. Juni 1859 – vor 161 Jahren – wurde ein Mann geboren, dessen noch heute in Fort Smith (Arkansas) als eines der tapfersten Deputy US Marshals am Bundesgericht der Stadt gedacht wird, dessen Name jedoch ungerechtfertigt in den Schatten seiner Brüder gerückt wurde: FRANKLIN „FRANK“ DALTON.

Es sind eher seine kriminellen Brüder, die bei dem Versuch, 1892 beide Banken der Stadt Coffeyville (Kansas) zu berauben spektakulär untergingen, an die gedacht wird, wenn der Name „Dalton“ fällt. Sie hatten sich als völlig skrupellose Räuber und Mördre in das Gedächtnis des Oklahoma-Territoriums eingebrannt.

Frank Dalton dagegen war ein ehrenwerter Mann, der 1884 am Bundesgericht von Richter Isaac C. Parker in Fort Smith zum Deputy US Marshal vereidigt wurde. Der Farmersohn ging als ausgezeichneter Gesetzesvertreter in die Geschichte des Gerichts ein. Sein Ende war äußerst tragisch.

Nachdem er häufiger in gefährliche Situationen verwickelt war und bei der Verhaftung von Alkoholschmugglern, Pferdedieben und Straßenräubern Schießereien überstanden hatte, spürte er am 27. November 1887 zusammen mit seinem Kollegen J. R. Cole im Cherokee-Gebiet einen Pferdedieb namens Dave Smith auf. Der 28jährige Frank Dalton näherte sich mit seinem Kollegen dem Lagerplatz. Die Beamten stiegen von ihren Pferden und gingen zu dem Zelt der Diebe. Smith hatte nicht den Ruf eines Gewalttäters, also trat Frank Dalton arglos in das Zelt, um Smith zu verhaften.

Er hatte die Zeltplane gerade angehoben, als vor ihm ein Schuss krachte und ihn mitten in die Brust traf.

Dave Smith sprang mit der rauchenden Winchester über den Marshal hinweg und stürmte aus dem Zelt. Er eröffnete das Feuer auf J. R. Cole, der schnell reagierte und ebenfalls schoss. Auch Cole wurde in die Brust getroffen, aber die Kugel glitt an einer Rippe ab und verursachte lediglich eine Fleischwunde. Der Marshal traf Smith in den Rücken, als dieser zu seinem Pferd rennen wollte, und tötete ihn.

Cole war durch den Anprall der Kugel gestürzt. Er hatte Schmerzen, konnte sich aber wieder aufrichten und brachte sich hinter einem Baum in Deckung. Cole war sicher, dass Frank Dalton tot war. Er schleppte sich zu seinem Pferd, zog sich in den Sattel und sprengte davon, um aus dem nahen Fort Smith Hilfe zu holen.

Aber Frank Dalton lebte noch. Er kroch auf allen Vieren in die Nähe des Arkansas-Ufers und eröffnete von hier aus das Feuer.

Bei dem folgenden Schusswechsel wurde ein weiterer Bandit verletzt. Eine anwesende Frau wurde von einem Querschläger getötet.

Dann gelang es Will Towerly, einem anderen Kumpan von Smith, Frank Daltons Deckung zu erreichen. Dalton war zu diesem Zeitpunkt durch den Blutverlust seiner Verwundung sehr geschwächt und lag vermutlich schon im Sterben. Towerly hob seine Winchester und schoss ihm kaltblütig zweimal in den Kopf.

Später schrieben Zeitungen, dass Frank Dalton in die Mündung geschaut und mit schwacher Stimme darum gebettelt habe, ihn nicht zu erschießen.

Diese dramatische Geschichte ist nicht verbürgt. Es gab keine Zeugen dafür.

Der Mord an Dalton spielte sich nur Minuten vor dem Eintreffen von Deputy Cole mit einem Aufgebot ab. In der anschließenden Schießerei wurde ein weiterer Mann schwer verwundet. Er starb wenig später im Gefängnis von Fort Smith, ohne dass er noch seinen Namen nennen konnte; allerdings gab er mit einen letzten Worten zu, dass Towerly Dalton ermordet hatte.

Will Towerly, der Mörder von Frank Dalton, konnte unverletzt entkommen. Es wurde ein Haftbefehl ausgeschrieben. Nur einen Monat später wurde er von US-Marshals auf der Farm seiner Eltern aufgespürt. Zwei Beamte deckten die Rückseite, während die Marshals William Moody und Ed Stokley zur Vordertür gingen.

Towerly hatte die Annäherung der Marshals offenbar bemerkt. Er riss plötzlich die Vordertür auf und begann zu schießen. Seine ersten Kugeln gingen fehl. Dafür eröffneten auch Moody und Stokley das Feuer und trafen Towerly in die rechte Schulter und den Oberschenkel. Er stürzte zu Boden.

Stokley rannte zu dem liegenden Mann, um ihn zu entwaffnen. In diesem Moment richtete Towerly sich halb auf, wechselte seinen Revolver in die linke Hand und feuerte zweimal. Ein Schuss traf Stokley in die Brust, der zweite in die Leistengegend. Stokley wurde zu Boden geschleudert und starb nach wenigen Minuten.

Die Eltern und die Schwester von Towerly tauchten in der Tür auf, packten den Verwundeten und zerrten ihn ins Haus. Marshal Moody deckte sie mit Schüssen ein, erreichte das Haus, schlug ein Fenster ein und feuerte in den dahinterliegenden Raum. Er traf Towerly achtmal. Der Mörder Frank Daltons starb zwölf Stunden später.

Frank Daltons Leichnam wurde nach Coffeyville transportiert. In der Nähe der Stadt besaß die Dalton-Familie eine kleine Farm. Er wurde auf dem Elmwood-Friedhof bestattet – nicht weit von ihm wurden später seine Brüder Bob und Grat beerdigt, nachdem sie bei dem gescheiterten Bankraub von Bürgern erschossen worden waren.


Dietmar Kuegler gibt viermal im Jahr das »Magazin für Amerikanistik« heraus. Bezug: amerikanistik(at)web.de

Das Magazin für Amerikanistik, September 2019Die aktuelle Ausgabe

 

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