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Wenn die Masken fallen: Warum ich auf Events verzichte

In (Multi-)Medias Res - Die Multimedia-KolumneWenn die Masken fallen
Warum ich auf Events verzichte

Wer auch immer sagte, man setze jetzt auf die „asiatische Höflichkeit“ in Bezug auf das Maskentragen in der Öffentlichkeit hat nicht mit der deutschen Erleichterungskultur gerechnet.

Zumindest wenn man sich Bilder von großen Veranstaltungen anschaut - OMR, re:publica, ComicCon - ist einen für den Herbst schon recht bange.

Denn eine Höflichkeit in Bezug darauf, eine Maske zu tragen um sich selbst - vor allem aber Andere - zu schützen ist nicht das, was deutsche Veranstaltungsbesucher offenbar momentan pflegen. Dabei ist Corona noch lange nicht vorbei, die nächste Variante steht in den Startlöchern. Und im Herbst geht das ganze Spielchen mit Lockdown dann in die dritte Runde …

Vor einigen Wochen habe ich mir auch den Corona-Virus eingefangen. Wann und wo spielt jetzt keine Rolle, wir waren alle jedenfalls extrem vorsichtig, haben uns getestet - also Selbsttests zu Hause - und da keiner von uns irgendwelche Symptome hatte … Jedenflalls war ich einige Tage später zum Testen bei der offiziellen Teststelle meiner Wahl. Mir ging es gut. Ich hatte weder Schnupfen, noch Halsschmerzen, noch sonstwas. Ich bin ja sowieso vorsichtig, deswegen trug ich Maske auch da, wo es nicht mehr nötig zu sein scheint. Man glaube mir: Samstags-Nachmittags im örtlichen Discounter einzukaufen ohne Maske IST aufgrund des fehlenden Mindestanstandes etwas, was ich nicht ohne Maske tue. Also sitze ich da, warte auf das Resultat und zack, fertig: Ich hatte Corona. Ich habe es nicht bemerkt. So am nächsten Tag kamen langsam die Symptome einer mittelschweren Erkältung, aber bis dahin ging es mir gut.

Wenn ich die Maske nicht getragen hätte, hätte ich das Virus munter weiter im Alltag verbreitet. Vielleicht hätte ich dann auch tatsächlich gedacht, ich hätte nur eine Erkältung. Bei Erkältungen lege ich mich nur ins Bett, wenn es wirklich nicht anders geht, ansonsten laufe ich aber munter durch die Gegend. Irgendwann hatte mir mein Hausarzt das empfohlen, ob das immer noch so richtig ist … So ein bisschen Schnupfen jedenfalls ist ja kein Grund, nicht aus dem Haus zu gehen. Und so hätte ich, wenn ich den Test nicht gemacht hätte, nicht gemerkt, dass ich Corona habe. Ich hätte Menschen angesteckt.

Menschen übrigens auch, die sich nicht impfen lassen können. Bis vor kurzen zählten da auch noch alles unter zwölf Jahren zu, jetzt geht es ja schon ab fünf Jahren. Aber was ist mit den Kleinkindern darunter? Das Alter sehe ich Kindern ja auch im Alltag nicht unbedingt an und ob die geimpft sind weiß ich auch nicht. Wenn ich also als Elternteil mit meinen Kindern auf eine größere Veranstaltung gehe - aus welchen Gründen auch immer - kann es sein, dass die Kinder dann das Virus kriegen, weil ich keine Maske trug und es mir gut ging. Sehen wir mal von den Risikogruppen ab. Gemeinhin werden die keine Events besuchen. Im Alltag kommen die aber durchaus ja noch vor. Gerade deswegen ist eine Maske mehr als nur „asiatische Höflichkeit“. Sie kann lebensrettend sein.

Das ist nun beileibe keine Dramatik, denn immer noch sterben täglich Menschen an Corona. Nur weil wir uns darauf verständigt haben, das nicht mehr so zu erwähnen und mehr oder weniger zu verdrängen ist das immer noch eine Tatsache. Daher verstehe ich es einfach nicht, dass wenn keine Abstände eingehalten werden können und man dennoch eine Veranstaltung plant man von der Organisations-Seite her nicht die Maske verpflichtend vorschreibt. Die Maske ist mit das beste Mittel um Corona vorzubeugen. Das Bereitstellen von Desinfektionsmitteln ist ja auch schon wieder im Rückgang begriffen, obwohl auch das hilft. Nach wie vor ist Händewaschen und -desinfizieren eine wirklungsvolle Methode. Was aber auch nur noch Wenige machen.

Offenbar ist es so: Wenn man Menschen nicht zu irgendwie vorschreibt etwas zu tun, was für die Anderen von Vorteil ist, tun sie es einfach nicht. Masken im Nahverkehr werden auch nur noch getragen, weil man es muss. Sicherlich: Die Freiheit des Individuums ist ein hohes Gut. Über die Grenzen der Freiheit wurde und wird auch immer noch weniger lauthals diskutiert als in den Lockdown-Zeiten. Aber geht das Wohl der Allgemeinheit nicht vor dem Wohl des Einzelnen? Fragte schon Star-Trek. Oder geht das Wohl des Einzelnen vor dem Wohl der Allgemeinheit? Wo ist die Balance, wo ist die Grenze und kann man die Frage eigentlich wirklich sinnvoll beantworten? Wer mal etwas dazu lesen möchte ...  

Immer dann, wenn ich Andere in Gefahr bringe ist meine persönliiche Freiheit zu Ende. Jedenfalls meine persönliche Antwort auf die Frage. Deswegen trage ich weiterhin meine Maske. Und ich meide auch große Events, weil ich mich persönlich ziemlich unwohl in Massen fühle. Wer weiß, wer davon nicht auch schon längst infiziert ist und es nicht weiß? Ja, ich muss das nicht tun. Das ist halt diese freiwillige Verpflichtung zum Erhalt der Gesundheit des Nächsten. Und es stünde der Eventbranche gut zu Gesicht, sich nochmal zu überlegen, ob es nicht auch ihr gut zu Gesicht stünde nochmal intensiv über Hygieneregeln nachzudenken. Sonst rasen wir wieder in einen Lockdown-Herbst, weil sich alle Konferenzen als Super-Spreader-Events offenbart haben … Hoffen wir es mal nicht, aber muss auch nicht sein.

Kommentare  

#1 Mikail_the_Bard 2022-06-11 13:24
Zitat:
Wer mal etwas dazu lesen möchte ...
Die, die es lesen sollten, werden es nicht lesen.
War heute auch wieder im Diskounter mit dem großen L und kam mir vor wie ein "Alien in New York" (Wer das Lied noch kennt). Ein paar Mittelalterliche, ein-zwei Omas und Opas und ich ( kurz vor dem "Alten Weisen vom Berg Alter") mit Maske. Gefühlte 99,999 % ohne, und mit minimalem Abstand vor einem rumgekreutzt, wie ein aufgetauschtes U-Boot vor ein paar Fischerbooten.
Außerdem gibt es bei uns nach Jahren mal wieder ein Rockkonzert im Juli und ich weißt was uns danach blüht.
Und genau die, die es für unnötig halten und die es dann erwischt, jammern nach her rum. Die Andere, die es nicht erwischt (wie war das mit, auch Viren haben ihren Stolz?) werden natürlich sage: "Siehst, nix passiert."
#2 AARN MUNRO 2022-06-13 09:11
Bei uns war gerade Rockonzert im Tempelhofer Feld.Über zehntausend ohne Masken eng gedrängt.Möchte nicht wissen, was da an Infektionen rüberschwappte.Also nicht nur erst im Herbst. Dann allerdings könnten die neuen C-Varianten kommen; der Virus mutiert eben recht schnell und es könnten auch wieder gefährliche Varianten dabei sein.Ich bin noch immer mit Maske unterwegs in Bus/Bahn und im Supermarkt.Auch bei uns im Beruf ist sie noch obligatorisch aber fakultativ.Geimpft - und habs knapp überlebt - war aber ansonsten noch nie so gesund wie in diesen zwei Jahren.

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