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Endlich anerkannt? - Fanfiction

In (Multi-)Medias Res - Die Multimedia-Kolumne

Endlich anerkannt?
Fanfiction

Es gibt etliche Dinge, für die man auf die re:publica fahren kann. Na ja, okay, Gunter Dueck kriegt man auch öfters noch woanders zu sehen und Sascha Lobo ist Geschmacksache. Aber warum man auch als Phantastik-Fan dort gewesen sein sollte - wirklich, es gibt nicht nur SF-Cons und so, Folks - zeigt sich jetzt im Nachhinein: Ein Vortrag über Fanfiction! Auf der re:publica! Und nicht nur, das - es gibt sogar einen Artikel in der FAZ über diesen Vortrag!


Ah, Fanfiction. Die wunderbare wilde Schwester des offiziellen Kanons. Unendliche Möglichkeiten in unendlichen Variationen setzt sich sich über die Rechteinhaber der jeweiligen Storyverses hinweg und macht ihr eigenes Ding. Und mit ihr macht sich mancher Fan auf die erstens schriftstellerischen Abenteuer in einem sehr gesichertem Rahmen, erfüllt sich die Träume und die Visionen, die der Kanon nicht kennt - oder auch nicht zu stellen wagt. Ah, Fanfiction - im Grunde ein wunderbarer Sandkasten. Zugegeben, ein Sandkasten, der dann doch wiederum etwas beschränkt ist, weil man sich mehr oder weniger an die Regeln und Vorgaben des Serienuniversums der Wahl halten muss - oder diese zumindest bei dem Leser als bekannt voraussetzen muss, sonst funktionieren die diversen Brüche halt nicht. Aber Fanfiction hat durchaus die Phantasie mancher derart beflügelt, dass eine ganze Buchtrilogie - hüstel, irgendwas mit Gray, hüstel - herausgekommen ist. Nicht zu vergessen: Mancher Heftromanautor schrieb insgeheim ja schon Geschichten in den Fanzines über seine Helden. Und aus diesem Pool rekrutiert sich ja meistens dann auch der Stamm derjenigen, die später professionell im Genre arbeiten.

Nur: Wenn man bekennt, dass man Fanfiction liest - ich kriege nicht genug von Carmen Sandiego, müsst ihr nicht kennen - dann ist das so als würde man bekennen, dass man regelmäßig Pornos guckt. Das tun wir alle bestimmt das ein oder andere Mal im Leben, aber wir geben das nur ungern zu. Es ist peinlich. Es ist verwerflich. Man liest keine Fanfiction, in denen Kirk und Spock gewisse Dinge tun, die höchst sexuell aufgeladen sind. Man liest auch keine Fanfiction, in der die bösen Junges auf einmal gewinnen. Oder in dem Perry Rhodan Planeten vernichtet ohne drüber nachzudenken. (Ob es letzteres gibt, weiß ich jetzt nicht, aber - hmm - aus Forschungsgründen kenne ich diverse andere Szenarien. Kirk und Spock. Hüstel. Nun ja. Doch: FORSCHUNGSGRÜNDE.) Fanfiction ist bäh. Weil Fanfiction schlecht geschrieben ist, sich nicht an die Regeln hält, die Dinge auf den Kopf stellt und überhaupt - Fanfiction ist so schmuddelig irgendwie.

Dabei würden in Fanzines etliche Seiten leer bleiben, wenn es Fanfiction nicht gäbe. Sicher, nicht alle Geschichten sind gut geschrieben und nicht alles, was auf dem Markt ist, hat einen bleibenden Wert. Allerdings ketzerisch eingestellt gesagt: Es sind auch nicht alle Romane, die offiziell mit dem Siegel des Storyverses auf dem Cover erscheinen von wirklich gutem und bleibendem Wert. Es gibt furchtbare Romane zu Starcraft, World of Warcraft oder anderen Spielereihen, bei denen man sich echt fragt wo da der Lektor war. Vermutlich im Urlaub. Klar, Fanfiction ist teilweise furchtbar - aber das liegt vielleicht auch daran, dass man hier auf diesem Feld die ersten Versuche im Schreiben macht und natürlich ist nicht jedem sofort die Anlage eines perfekten Romanes in die Wiege gelegt. Das muss man lernen und wenn man das mit dem Schreiben von Fanfiction lernt und in dem man ein wenig die Funktion einer Story erkundet nach und nach - dagegen ist doch nichts einzuwenden.

Dennoch: So richtig anerkannt ist Fanfiction als Genre immer noch nicht. Daran ändert auch der Vortrag auf der re:publica wohl wenig, wenngleich der durchaus amüsant gewesen zu sein scheint.  (Ob der als Video zu sehen ist, gute Frage, ich hab da nichts gefunden, kann aber noch folgen.) Allerdings: Fanfiction erweitert das Storyverse - und wenn der Lizenzinhaber klug ist, dann lässt er die Fans gewähren, solange des keine kommerziellen Interessen sind. Denn wer weiß: Der nächste Held für die nächste Geschichte könnte ja in einer Fanfiction auftauchen... Und jetzt entschuldigt mich, da ist eine neue Carmen-Sandiego-Fanfiction online gegangen, muss ich unbedingt lesen.

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