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Buchmesseblogger in Leipzig: Dieses Jahr nicht?

In (Multi-)Medias Res - Die Multimedia-KolumneBuchmesseblogger in Leipzig:
Dieses Jahr nicht?

Buchblogger sind Blogger, die über Bücher bloggen. Buchmessen sind Messen, bei denen Geschäfte mit Büchern gemacht werden. Was also liegt da näher als eine Kultur der Zusammenarbeit zu pflegen, gerade dann wenn Buchhändler jenseits von Amazon und Filialen merken, wie wichtig eine gute Fankultur vor Ort ist. Es sollte also alles total harmonisch vor sich gehen in dieser Welt: Ein Geben und Nehmen.


Man hätschelt die Influencer und bekommt von ihnen im Gegenzug gutes Marketing. Win-Win nennt man das auf neudeutsch. Einen kleinen Kratzer aber bekam dieses idyllische Bild in dieser Woche dann doch - die Leipziger Buchmesse weigerte sich erstmal, Steffen Meier als Blogger ein Ticket für selbige Messe zu geben.

Zwar hat die Leipziger Buchmesse dann ganz rasch nachverhandelt, nachdem der Protest aus den Reihen der Fachleute kam, aber das kleine Knirschen im Getriebe könnte auf etwas Grundfundamentales hindeuten: Nämlich darauf, dass die Buchmessen Blogger war als Influencer schätzen, aber das mit dem Respekt und der Augenhöhe manchmal noch so eine Sache zu sein scheint. Dabei erstaunt, dass die Leipziger Buchmesse erstmal Steffen Meier aussortiert hatte - denn wenn jemand im Bereich des Digitalen Buches im Thema drin ist, was zu E-Books und guten Ansätzen sagen kann und zudem nun auch kein Unbekannter Blogger ist - dann ja wohl eigentlich Steffen Meier. Wer auch immer da bei Buchmesse in Leipzig die Anmeldungen für die Bloggertickets durchgeschaut hat, der hat offenbar nicht so richtig recherchiert.

Nun kann man natürlich nicht jeden X-beliebigen Blogger kennen und natürlich ist die Leipziger und die Frankfurter Buchmesse ein Paradies für jeden, der sich mit dem Thema Buch beschäftigt - dementsprechend groß dann wohl auch die Frage nach den Bloggertickets. Was aber mir aufgefallen ist: Während es im letzten Jahr noch eine groß angelegte Kampagne zum Thema Buchblogger auf der Webseite der Leipziger Buchmesse direkt gab, ist in diesem Jahr davon keine Rede. Vielleicht plant man auch noch etwas in der Richtung - aber wer mal Google oder DuckDuckGo nach "Buchblogger" und "Buchmesse" durchforscht wird auf Reste von Links in der Richtung stoßen. Das stimmt mich nachdenklich. Dabei war es doch im letzten Jahr DIE Meldung überhaupt: Die Buchmesse richtete eine eigene Lounge für die Buchblogger ein und die konnten dann auch mitbestimmen.

Und in diesem Jahr?

Die URL http://www.leipziger-buchmesse.de/buchmesseblogger führt ins Nichts. Seit Dezember hat die Leipziger Buchmesse immerhin ein eigenes Blog - aber selbst wenn man die Facebook-Präsenz durchstöbert - ein Hinweis auf eine Fortführung der Aktion vom letzten Jahr findet sich nirgends. Oder meine schwachen Augen, die eh schon eine Brille davor haben, haben das einfach übersehen. Stattdessen macht man in diesem Jahr etwas mit Startups als Programmpunkt. Auch nett, sicherlich. Dennoch: Zu gerne wüßte ich, was da passiert ist. ich kann es erahnen, ich kann spekulieren weil mir dieses Verhalten in Bezug auf andere Marken immer mal öfters vorkommt. Es gibt da zwei Erklärungen.

Erstens: Buchblogger sind Mainstream geworden. Von Heute auf Morgen sind die Buchblogger für den Buchbetrieb und das Marketing halt einfach normale Leute, die man dabei hat - das Besondere Flair der ersten Stunde ist gewichen. Heute ist es selbstverständlich, dass die Buchmessen auch über das Jahr Kontakt mit ihrer Zielgruppe halten, die Buchblogger mit Informationen versorgen und generell eine gute Atmosphäre des Miteinanders schaffen. Daher braucht man keine Bloggerlounge mehr, hat man doch überall auf der Messe WLAN eingerichtet, gibt es an den Ständen Strombars für das Aufladen der Akkus und bietet man den Buchbloggern auch insgesamt selbstverständlich eine Bühne bei der Buchmesse an.

Zweitens: Die Leute vom Marketing haben sich nach dem Buchblogger-Event die Zahlen angekuckt. Tja, also DIE Reichweite hat man ja jetzt wohl nicht damit erzielt. Überhaupt, diese Buchblogger berichten auch überhaupt nicht in dem Sinne, wie man das im Marketing haben möchte. Statt dauernd Pressemitteilungen abzudrucken oder zu beschreiben, wie einzigartig und toll das Ganze ist posten die doch auch über Warteschlangen, schlechten Kaffee und fehlendes WLAN. Kommen dann auch noch auf die Idee mit den Smartphones ständig Bilder zu machen, da, wo die Autoren gar keine wollen! Und überhaupt - die Aktion an sich hat überhaupt nichts gebracht. Nein, das Experiment mit diesem neuen Medium ist gescheitert. Da macht man doch lieber was mit dem nächsten heißen Thema: Startups! Neuland 2.0! (Warum man nicht sofort auf Neuland 4.0 verfallen ist? Das ist doch gerade so in aller Munde, dieses 4.0 für jeden Themenbereich. Egal.)

Mir wäre natürlich die erste Erklärung lieber. Aber ein kleiner Wurm, der dauernd an meinem Herzen nagt, lässt mich die zweite Möglichkeit nun nicht generell ausschließen - pfui, wie kannst du nur? Da haben die doch von der Leipziger Buchmesse den Steffen auch schön nachträglich noch akkreditiert, also Fehler auswischt und gut ist! Aber, so spricht dieser kleine Wurm namens Zweifel in meinem Herzen: Ist das nicht wirklich eher an Anzeichen dafür, dass da Respekt und Augenhöhe nicht so sehr gesehen werden? Vielleicht, so fällt jetzt der Verstand beschwichtigend ein, vielleicht gibts dieses Jahr dann doch wieder ein besonderes Buchmesse-Blogger-Event. Nur haben sie das noch nicht online gestellt...

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