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Digitale Transformierung oder die Revolution ist schleichend

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... oder die Revolution ist schleichend

Momentan ist mal wieder die Digitale Transformation ein Schlagwort, das die Runde macht. Wobei sich allerdings keiner so richtig was darunter vorstellen kann. Zwar ist das Internet als Medium nicht mehr Wegzudenken - und zwar als Konvergenzmedium, das Nachrichten, Bilder, Texte, Videos und alles andere in sich vereinigt. 

Aber was soll eigentlich digital transformiert werden?


Heißt digitale Transformation, dass aus dem Papierfanzine in der SF jetzt ein Onlinefanzine wird? Das die Artikel ins Netz eingespeist werden? Das man praktisch von überall her Zugang auf das hat, was man wissen möchte? Transformierung an sich bedeutet eine Umwandlung, eine Veränderung. Man transformiert Energie vom Kraftwerk bis in die Steckdose. Nimmt man Transformierung als Wort in dem Sinne ernst so würde das für ein Papierfanzine, das sich digital verändert weil es ins Netz eingespeist wird ja durchaus zutreffend. Je nachdem welches Format man dafür wählt: Ein handgeschriebener Text in eine maschinengeschriebene Form umzuwandeln entspricht demnach durchaus einer digitalen Transformation.

Jedoch ist das gar nicht das, was der Begriff an sich fassen möchte. Die Digitale Transformation soll andeuten, dass Unternehmen, Organisationen kurzum Betriebe aller Arten und Sorten sich durch das Internet und durch die neuen Möglichkeiten ändern und wandeln. Sollen. Damit wäre eigentlich der Begriff des Change-Managements der bessere Ausdruck als der einer Digitalen Transformation - Unternehmen, die sich dem digitalen Zeitalter anpassen und nach anderen Maßstäben als bisher funktionieren. Eine Digitale Transformation wäre dann vielleicht doch etwas anderes.

Womit wir wieder am Anfang wären: Was bedeutet dieses Digitale Transformation nun wirklich? Ist eine Transformation in Gang gesetzt wenn Unternehmen anfangen für die internen Bereiche Wikis aufzusetzen, das Toll Slack für die Kommunikation zu nutzen oder sowas wie einen Messenger einführen? Dann wäre die Einführung der eMail eigentlich schon ein bedeutender Baustein für eine Transformierung in das Digitale - und allein, dass es einen neuen Kanal für die Kommunikation gibt heißt ja nicht, dass das Unternehmen auf einmal seine Führungsmethoden ändert. Das hat ja noch nie funktioniert. Und wird es auch nie.

Verknüpft mit der Digitalen Transformation ist die Hoffnung auf eine Öffnung und eine Veränderung von Prozessen in Unternehmen in Hinblick auf Kollaborationen, Austausch, Wahrnehmung von neuen Möglichkeiten des Internets, flache Hierarchien. Allein: Das Internet als Medium an sich kann das nicht unbedingt leisten. Das wäre so als ob wir erwarten, dass die Einführung einer Mitarbeiterzeitung auf einmal das Unternehmen in seinen Grundfesten transformiert. Zwar wird es sicherlich einen Effekt geben, aber dieser wird in den größeren Strukturen des Unternehmens ja dann wohl kaum eine Rolle spielen. Denn das Medium an sich mag zwar die Botschaft sein, aber die Botschaft muss man auch hören wollen. Und umsetzen.

Das aber kann kein digitales Medium an sich. Das müssen Menschen tun. Und genau hier ist der Punkt an dem die Vorstellungen und Wünsche der Digitalen Transformierung der Unternehmen ebenso wie die der Gesellschaft teilweise scheitern werden. Nicht jeder Mensch ist von den Möglichkeiten des Internets so begeistert, dass er gleich anfängt zu bloggen, Wikipedia-Einträge zu schreiben oder aktiv zu werden. Das ist halt so und wem jetzt das Pareto-Prinzip in den Kopf kommt oder die berühmte These, dass von 100 Personen 90 konsumieren, 9 kommentieren und nur eine aktive Inhalte in diesem Internet erstellt - der wird einsehen, dass die Digitale Transformation nicht so durchsetzbar ist wie man das gerne hätte.

Wobei wir allerdings leider immer noch nicht so ganz geklärt hätten, was diese Digitale Transformation nun sein soll. Sie kann nicht einfach das Anwenden von neuen Kommunikationskanälen in einem Betrieb sein. Sie kann aber auch nicht einfach das Anwenden von flachen Hierarchien sein. Vielleicht ist diese Digitale Transformation komplizierter als das, was wir alle denken. Klar, man kann sich mal die Digitale Strategie der TATE ansehen - da steht irgendwas von Digital, Kommunikation und auch umarmen von digitalen Inhalten drin, aber das ist keine digitale Transformation, das ist Change-Management, das auf die neuen Möglichkeiten des Netzes reagiert. Und das ist nichts Neues. Sondern etwas Uraltes. Nun, vielleicht können wir uns ja darauf einigen, dass die sogenannte Digitale Transformation etwas mit einer authentischen, ehrlichen und wertschätzenden Art und Weise des Unternehmens zu tun hat. Die dann sozusagen allumfassend - auch wenn ich den Begriff nicht mag, an dieser Stelle passt er - mit den digitalen Möglichkeiten die Wertkultur des Unternehmens erfasst und verändert. Aber selbst dann ist das Digitale keineswegs allein seligmachend und es braucht wieder Menschen, die das leben. Und vor allem braucht es ein tiefgreifendes Verständnis für eine Arbeitsweise, die Unternehmen so fremd ist wie mir das Innere der TARDIS. Vielleicht packen wir den Begriff dann einfach dahin wo er hin gehört: In den Kasten des Change-Managements und denken vielleicht erstmal darüber nach, was das Digitale an Positivem und Negativem für uns bringt bevor wir darangehen uns selbst zu transformieren.

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