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Western Legenden 69: Die Mathematik des Bleis

Western Legenden 69: Die Mathematik des Bleis

Von Marco Theiss

In einer Kleinstadt in Arizona treffen die beiden Revolverhelden William Burton und Jack Holden aufeinander. Burton hat sich zur Ruhe gesetzt und zum Sheriff der Stadt ernennen lassen. Holden will sich mit seiner Lebensgefährtin Mary ebenfalls in der Stadt niederlassen, kann allerdings nicht mit seinem alten Leben abschließen.

 

William Burton hat sich in dem beschaulichen Städtchen Redemption im Süden Arizonas niedergelassen. Seine bewegte Vergangenheit als Revolverheld hat er hinter sich gelassen und kann seine Fähigkeiten nun als Sheriff zum Wohle der Stadt einsetzen.

Der Revolverheld Jack Holden plant ebenfalls, sich in der Stadt zur Ruhe zu setzen. Die beiden Männer freunden sich an, teilen sie doch die gleiche Vergangenheit. Holden allerdings kann nicht von der Waffe ablassen und eilt einem Freund in Texas zur Hilfe, sehr zum Missfallen seiner Geliebten Mary. Als Holden nach Redemption zurückkehrt, hat sie sich in Burton verliebt und wird dessen Frau.

Drei Jahre sind vergangen und Holden ertränkt den Verlust von Mary im Alkohol. Redemption hat er längst verlassen, als der Geschäftsmann Lloyd ihn als Killer anheuern will. Lloyd hat Schwierigkeiten mit Burton, der mittlerweile zum District-Marshall aufgestiegen ist. Er stellt eine Gruppe von Revolvermännern zusammen, die Burton aus dem Weg räumen sollen. Holden lehnt ab und kehrt nach Redemption zurück.

Der vom Alkohol gezeichnete Holden versucht Mary zu überreden, zu ihm zurückzukehren. Sie wird bei Burton bleiben, denn die beiden haben mittlerweile eine gemeinsame Tochter.

Als die Gruppe von Lloyds Revolvermännern Redemption erreicht, kommt es zum großen Showdown. Entgegen der Erwartungen Burtons, bekommt er die Unterstützung Holdens und die beiden stellen sich den Killern entgegen.

Fazit

Im Blitz Verlag erscheint seit einigen Jahren die Reihe Western Legenden. Neuerscheinungen und Nachdrucke geben sich hier die Klinke in die Hand, so dass ein buntes Potpourri an Westernromanen entsteht. Im Frühjahr und im Herbst erscheinen jeweils sechs neue Taschenbücher, die die Reihe fortführen. Es kommt zum Nachdruck alter Westernromane und Miniserien, die als Subserien in den großen Heftromanserien erschienen sind. Es erscheinen aber auch neu geschrieben Romane, bei denen es sich zum Teil um abgeschlossene Einzelabenteuer oder auch neue Subserien handelt.

Im Frühjahr 2024 erscheint mit der Nummer 69 der vorliegende Roman „Mathematik des Bleis“ von Marco Theiss. Der Autor hat bereits einige Romane bei anderen Verlagen veröffentlich, für den Blitz Verlag ist dieses seine erste Arbeit. Außerdem ist „Mathematik des Bleis“ der erste Western, den Theiss geschrieben hat.

In dem Roman treffen die zwei Revolverhelden William Burton und Jack Holden aufeinander, die Männer vom gleichen Schlag sind. Die beiden sind sich sofort sympathisch. William Burton setzt seine Revolver schon seit einiger Zeit als Gesetzeshüter der Stadt ein und hat dem Leben als Killer abgeschworen. Wie Holden, hat auch er viele Menschen auf dem Kerbholz. Holden will sich mit seiner Geliebten Mary ebenfalls zur Ruhe setzen und lässt sich von Burton in die Ortsgemeinde einführen.

Holden kann allerdings nicht ganz mit seinem alten Leben abschließen, sehr zum Missfallen von Mary. Holden hält es schließlich nicht mehr in Redemption aus, als ein alter Freund ihn um Hilfe bittet. Er verlässt die Stadt und genießt die grenzenlose Weite der Prärie und der Leser ahnt, dass er niemals sesshaft werden wird, wie Burton es getan hat. Burton sehnt sich nach einem ruhigen Leben, Holden hingegen nach seiner Freiheit und wahrscheinlich wird er niemals vom Töten ablassen. Das ist auch der Grund, weshalb Mary ihn verlässt und sich in Burton verliebt.

Im ersten der drei Teilromane kommt Holden nach Redemption und verlässt die Stadt, um für einen Freund einen Auftrag auszuführen. Derweil bekommt es Burton in der Stadt mit ein paar Ganoven zu tun. Das Vorgehen der Revolverhelden ähnelt sich und der Leser darf daran teilhaben, indem der Text zwischen Holden und Burton hin und her wechselt. Theiss greift dabei auf ein besonderes Stilmittel zurück. Wechselt die Perspektive von Burton auf Holden und umgekehrt, beginnt jeweils ein neues Kapitel. Als sich für die beiden die Situation zuspitzt, werden die Kapitel immer kürzer. Das sorgt für ein hohes Tempo und der Leser fühlt sich an einen Kinofilm erinnert, der zwei Handlungsstränge parallel ablaufen lässt. Die Spannung steigert sich noch weiter, da beide zum Ende hin unterschiedlich handeln. Waren ihre Handlungen bis dahin fast synchron, beginnen sie nun unterschiedlich zu reagieren. Burton verschont seine Gegner, Holden schießt sie nieder. Spätestens jetzt erkennt der Leser die unterschiedlichen Charaktere. Die Szenen sind stark und bilden das heimliche Finale dieses Buches, obwohl noch die Hälfe des Textes zum Lesen verbleibt.

Mit Beginn des zweiten Kapitels sind drei Jahre vergangen. Holden ist nur noch ein Schatten seiner selbst. Als er das Angebot von Lloyd ablehnt, beschließt er nach Redemption zurückzugehen. Lange Zeit hat er seine Waffe nicht mehr genutzt und muss nun feststellen, dass der Alkohol ihn dermaßen gezeichnet hat, dass er nicht mehr richtig treffen kann. Nach einem Entzug bemerkt er ein starkes Zittern, dass es ihm nicht möglich macht, mit der Waffe zu treffen. Er trinkt kontrolliert in Maßen weiter, um das Zittern unter Kontrolle zu bekommen.

Im letzten Kapitel kehrt Holden nach Redemption zurück. Er hält sich im Hintergrund und gibt Burton keinen Grund, ihn niederzuschießen. Der Leser wird lange Zeit im Unklaren gelassen, was Holden überhaupt vorhat. Will er Burton gegen Lloyds Killer helfen oder will er den Nebenbuhler töten, um sich seine Geliebte zurückzuholen. Es kommt zum Showdown, in dessen Verlauf sich schließlich auch die beiden Revolvermänner mit gezogenen Waffen gegenüberstehen.

Marco Theiss erzählt eine Dreiecksgeschichte vor dem Hintergrund des Wilden Westens. Die beiden Hauptcharaktere sind Burton und Holden, die der Autor gut darzustellen vermag. Der Charakter des Jack Holden bleibt allerdings der interessantere: Ein gebrochener Mann, der dem Alkohol verfallen ist und sich ein wenig aus dem Loch herausziehen kann, aber eben auch nicht ganz. Diese Tragik macht Holden zu dem spannenderen Charakter.

Der Autor kann mit seinen Worten Bilder im Kopf des Lesers entstehen lassen. Die Anleihen aus dem Bereich Film sind unübersehbar. Bereits auf den ersten Seiten bekommt der Leser einen Eindruck davon, als Holden den Saloon in Redemption betritt. Es gelingt ihm eine gute Atmosphäre zu verschaffen, ohne sich in unnötigen Details zu verrennen. In den zum Teil kurzen Kapiteln hat der Leser niemals den Eindruck, dass etwas fehlen würde oder die Handlung überhastet abgespult wird. Der erste Teil hat eine Länge von 120 Seiten und verfügt über sagenhafte 40 Kapitel. Die große Anzahl der Kapitel ist vor allem auf die Sequenz zurückzuführen, in der zwischen den Handlungsverlüfen von Burton und Holden in immer kürzeren Kapiteln hin und her gewechselt wird.

Der Einstand von Marco Theiss im Western ist ziemlich gut gelungen. Es ist dem Autor zu wünschen, dass der Titel ein Erfolg wird und der Leser in nächster Zeit noch einmal einen weiteren Western von ihm in den Händen halten darf.

 

Die Mathematik des Bleis

Von Marco Theiss

Erscheinungsdatum: 01.04.2024

Preis: 12,95€

Blitz Verlag

© Torsten Pech 04/2024

 

 

 

 

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