Ash, Sarah: Eis und Schatten - Die Tränen von Artamon 1

Ash, Sarah: Eis und Schatten - Die Tränen von Artamon 1Eis und Schatten
Die Tränen von Artamon 1
(Lord of Snow and Shadows)
von Sarah Ash
Aus dem Amerikanischen von Beke Ritgen
Bastei-Lübbe Fantasy
erschienen: 2009 (Deutschland); 2003 (USA)
797 Seiten, 8,95 €
ISBN: 978-3-404-20602-5

Bastei-Lübbe (Verlagsgruppe Lübbe)

Das Leben des jungen Malers Gavril Andar ändert sich schlagartig, als vor der Tür seines Hauses eine Horde wild anmutender Krieger erscheint. Gavril befürchtet das Schlimmste. Doch statt ihn zu töten und sich seiner Habe zu bemächtigen, fallen die Krieger vor ihm auf die Knie.

Kostja, ihr Anführer, erklärt dem verwirrten Gavril, dass dieser der Sohn des Herrschers von Azhkendir sei, eines eisigen, harten Reiches im Norden des Kontinents. Gavrils Vater sei gerade einem Mordanschlag zum Opfer gefallen, und nun liege es an seinem Sohn, den Thron zu besteigen und den Ermordeten zu rächen.

Nur widerwillig fügt sich Gavril seinem Schicksal. Hätte er gewusst, was in Azhkendir auf ihn wartet, er hätte sich noch weitaus energischer gegen die Reise gesträubt. In seiner neuen Heimat wird er einem mächtigen Blutritual unterzogen, das die Macht seines Vaters auf ihn überträgt – und seinen Fluch. Von nun an ist Gavril mit dem Drakhaon verbunden, einem uralten Drachendämon. Sofern es Gavril nicht gelingt, den Dämon zu beherrschen, wird dieser eines Tages aus ihm herausbrechen und seine Menschlichkeit vernichten.

Doch darf er seine neue Macht unter Verschluss halten, während sein Volk einem Feind ins Angesicht schaut, der mit aller Macht in die Lande von Azhkendir vordringt?

»Eis und Schatten« ist der erste Band der Fantasytrilogie »Die Tränen von Artamon«. Autorin Sarah Ash erzählt eine düstere Geschichte über Menschen, die mit ihrem Erbe zu kämpfen haben, einem Erbe, das ihnen mitunter hohe Opfer abverlangt. Gavril ist dabei nur einer von mehreren Charakteren, die mit ihrem Schicksal hadern und mehr als einmal glauben, dem Untergang mit wehenden Fahnen entgegenzureiten.

Wer Ashs Roman genießen will, der sollte ein Faible für düstere, charakterbezogene Storys mitbringen. Große, phantastische Abenteuer und aufregende Questen wird man in »Eis und Schatten« vergeblich suchen. Stattdessen nimmt Ash ihre Leser mit in ein hartes, eisiges Land und in eine Geschichte, in der es um Macht, Missgunst und Rache geht. Magie gibt es zwar auch, doch sie ist zweitrangig; im Vordergrund stehen ganz klar die Entwicklung der Protagonisten und die politisch motivierten Handlungsstränge.

Lohnt es sich überhaupt, so etwas zu lesen? Ja, auf alle Fälle. Leser der Werke von George R.R. Martin, Brian Ruckley oder David B. Coe werden sich in Ashs Welt schnell heimisch fühlen. Die Amerikanerin versteht es, ihre Leser mitzuziehen. Die Geschichte von Gavril lässt einen so schnell nicht mehr los.

Wer nach diesen Worten darüber nachdenkt, sich das Buch zuzulegen, zuvor aber erst noch einen Blick hinein werfen möchte, der sei an dieser Stelle gewarnt: Selten habe ich einen Auftakt erlebt, der einen derart in die Irre führt wie die ersten Seiten von »Eis und Schatten«. Nach der Lektüre des Romanbeginns ist man geneigt zu glauben, es handle sich bei Ashs Roman um ein Werk der Romantischen Fantasy.

Achtung: Dem ist nicht der Fall!!!

Allzu viel Romantik wird man nach Abschluss des ersten Kapitels nicht finden; (zwischenmenschliche) Tragik und der bereits angesprochene düstere Plot prägen das Bild. Fans dunkler Phantastik wird das nicht stören, ganz im Gegenteil. Freunde romantischer Unterhaltung dagegen werden spätestens nach zwei oder drei Kapiteln ernste Probleme mit dem Roman bekommen.

Ein paar kritische Anmerkungen noch: Als gewöhnungsbedürftig erweist sich Ashs Erzählstil. Die Schreibweise der Autorin wirkt ein wenig antiquiert, sogar dann, wenn man in Betracht zieht, dass Fantasyautoren im Allgemeinen ja dazu neigen, ihren Erzählungen einen bewusst formellen Ton anzudichten. Dadurch wirken verschiedene Szenen im Buch eher wie Ausschnitte aus einem (durchaus gut geschriebenen) Theaterstück denn wie real anmutende Abläufe.

Weiterhin mangelt es »Eis und Schatten« an wirklich außergewöhnlichen Einfällen. Ohne echte Höhepunkte schreitet sie Handlung voran. Längen gibt es keine, und Langeweile tritt niemals auf. Wahrhaft große Momente sucht man allerdings vergeblich.

Alles in allem ist »Eis und Schatten« ein Buch, wie es Leser düsterer, charakterbezogener Fantasy zu schätzen wissen. Freunde nachdenklicher Protagonisten, politisch motivierter Storylines und tragischer Verwicklungen kommen hier voll auf ihre Kosten. Der Auftakt zur Trilogie »Die Tränen von Artamon« mag seine Fehler haben, doch im Großen und Ganzen ist er wirklich vielversprechend und lässt einiges für die Fortsetzung erhoffen.

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