The Monkey - Trommel des Todes
The Monkey
Trommel des Todes
Die Romane und Kurzgeschichten Stephen Kings (geboren 1947 in Maine) sind seit den 1970er Jahren dutzendweise verfilmt worden. Darunter finden sich einige wirklich gelungene Werke („Shining“, „Die Verurteilten“, „Dolores“), aber auch jede Menge übler filmischer Gurken, die man kaum ertragen kann („Nachtschicht“, „Der Rasenmäher-Mann“, „Kinder des Zorns“ uns dessen zahlreiche Fortsetzungen). Da King ein äußerst filmisch denkender Autor ist, muss man seine Vorlagen meist gar nicht allzu sehr abändern, um auch auf der Leinwand ein bestmögliches Ergebnis zu erzielen. Die meisten der wirklich schlechten King-Adaptionen hatten den Anspruch, die Idee des Autors noch auf irgendeine Weise toppen zu wollen und spannen ihr eigenes Garn, was häufig dann nach hinten losging. Osgood Perkins, der 1974 geborene Sohn des legendären Schauspielers Anthony Perkins (1932-1992; „Psycho“), hat sich bei seiner Verfilmung der erstmals 1980 erschienenen Stephen-King-Kurzgeschichte „The Monkey“ (veröffentlicht im Sammelband „Der Fornit“, deutsch unter dem Titel „Der Affe“) etliche Freiheiten gegenüber der literarischen Vorlage genommen – und dabei dennoch einen gelungenen Film abgeliefert. Die offensichtlichste Abweichung ist das Aussehen der Titel gebenden Spielzeugfigur, die bei King Schellen in den Händen hat, im Film allerdings eine Trommel schlägt. Diese Änderung geschah aufgrund rechtlicher Probleme mit dem Disney-Konzern. Die andere Abweichung hat Perkins ganz bewusst vorgenommen. Die eigentlich düstere Horrorgeschichte wurde in seinem Drehbuch und unter seiner Regie zu einer Horrorkomödie, die durchweg einen makaber-grotesken Humor aufweist und die Geschichte damit auf eine neue Ebene hebt.
Die Zwillingsbrüder Hal und Bill Shelburn (jeweils Christian Convery) könnten kaum unterschiedlicher sein. Bill ist um einige Minuten älter und hat sich deswegen zum dominanteren der beiden entwickelt. Der Brille tragende Hal ist oftmals der Sündenbock, wird sowohl in der Schule als auch zu Hause gehänselt. Als die Jungs im Eigentum ihres Vaters (Adam Scott), der die Familie schon vor Jahren verlassen hat, einen Spielzeug-Affen finden, ändert sich deren Alltag grundlegend. Immer dann, wenn sie den Schlüssel am Rücken des Affen aufziehen und dieser seine Trommel schlägt, geschieht im unmittelbaren Umkreis der Brüder ein grauenhafter Todesfall. Zunächst stirbt auf diese Weise ihre Babysitterin (Danica Dreyer), kurz darauf sogar ihre Mutter Lois (Tatiana Maslany). Bill und Hal werden fortan von Onkel Chip (Regisseur Osgood Perkins) und Tante Ida (Sarah Levy) großgezogen, aber die Todesfälle reißen nicht ab. Schließlich versenken sie das Spielzeug in einem tiefen Brunnen. Doch 25 Jahre später beginnt alles von Neuem. Hal und Bill (jetzt jeweils Theo James) haben sich weiter auseinandergelebt und seit Jahren nicht mehr gesehen. Hal hat mittlerweile selbst einen Sohn, Petey (Colin O’Brien), der aber bei seiner Mutter (Laura Mennell) und deren neuem Partner (Elijah Wood) aufwächst. Als Vater und Sohn endlich mal wieder eine Woche gemeinsam miteinander verbringen können, erscheint der Spielzeug-Affe wieder auf der Bildfläche.
Osgood Perkins hat in „The Monkey“ eine sehr surreale Atmosphäre geschaffen, die nicht auf oberflächliche Jumpscares setzt, sondern das Publikum eher durch die Absurdität der Todesarten unterhält, die zumeist sehr unvermittelt auftreten und dabei fast schon beiläufig inszeniert sind. Ein Stückweit erinnert das an die morbiden Fantasien in den „Final Destination“-Filmen, aber auch die „Looney Tunes“-Cartoons, die Perkins als Vorbilder nennt, sind deutlich erkennbar. So ist der Film weniger eine Gruselgeschichte über einen besessenen Gegenstand (wie beispielsweise „Annabelle“, „The Boy“ und natürlich „Chucky“) als vielmehr eine schwarzhumorige Satire mit durchaus erkennbarem psychologischem Unterbau. Theo James (und sein jugendlicher Gegenpart Christian Convery) schaffen es dabei vorzüglich, die unterschiedlichen Charaktereigenschafften ihrer konträren Figuren herauszuarbeiten und mit Leben zu füllen.
Die 4KUHD-Erstveröffentlichung des Films erfolgt bei Plaion Pictures in einem hübsch gestalteten Mediabook, das darüber hinaus noch zwei reguläre BluRays enthält. Das 20-seitige Booklet besteht aus einem erläuternden Text von Adrian Gmelch sowie zwei Interviews (mit Osgood Perkins und Theo James), die Nando Rohner für das Genremagazin Deadline geführt hatte. Die Bildqualität (im Widescreen-Format 2,00:1) der Scheibe ist exzellent, auch der Ton wurde in bestmöglicher Qualität zur Verfügung gestellt (deutsche Synchronfassung in Dolby Atmos 7.1, englische Originalfassung im DTS HD Master Audio 5.1, optional mit deutschen Untertiteln). Die Extras umfassen das Special „Osgood Perkins präsentiert: ‚Tante Idas Tötungsszene‘“ (4 Minuten), die Featurettes „Hal & Bill“ (3 Minuten), „Unerhört blutig & völlig unnötig“ (3 Minuten) und „Der Cast“ (4 Minuten) sowie Trailer und Teaser zum Film. Die zusätzliche BluRay enthält die hierzulande bislang nicht ausgewertete französisch-belgische Kinodokumentation „King on Screen“ (105 Minuten), die sich mit den diversen Adaptionen nach Stephen-King-Vorlagen beschäftigt.