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Kapitän Nemo - Gefangen in der Unterwasserstadt

Kapitän Nemo

Gefangen in der Unterwasserstadt

 

Die teilweise sehr prophetischen Abenteuerromane des Franzosen Jules Verne haben die Medienschaffenden in allen Jahrzehnten immer wieder aufs Neue fasziniert. Mit am häufigsten verfilmten sie „20.000 Meilen unter dem Meer“, der erstmals 1870 erschienen ist. James Hill ließ sich rund einhundert Jahre später davon für seinen Kinofilm „Kapitän Nemo“ inspirieren, der nun erstmals auf BluRay erschienen ist.

Die eine oder andere der zahlreichen Adaptionen von „20.000 Meilen unter dem Meer“ dürften die meisten bereits in ihrer Kindheit gesehen haben. Denn der abenteuerliche Stoff mit seiner zumeist recht naiven Dramatik und kindgerechten Spannung eignet sich ideal für das Wochenend-Nachmittagsprogramm. Filmisch hat sicherlich Richard Fleischers gleichnamige Version aus dem Jahr 1954 die größte Bedeutung. Hier schlüpfte James Mason in die Rolle des idealistischen Kapitäns Nemo, seinen Gegenspieler verkörperte Kirk Douglas als Seemann Ned Land. Aber bereits in der Stummfilmzeit entstanden erste Verfilmungen des Romans. Da Jules Verne selbst mit „Die geheimnisvolle Insel“ eine Fortsetzung um die Erlebnisse von Kapitän Nemo und seinem U-Boot Nautilus schrieb, ist die Figur doppelt populär, denn auch dieses Buch wurde mehrfach verfilmt. Ende der 1960er Jahre, als „20.000 Meilen unter dem Meer“ rund 100 Jahre alt war, drehte James Hill (1919-1994, „Simon Templar“, „Black Beauty“) unter dem Originaltitel „Captain Nemo and the Underwater City“ einen Film, der sich inhaltlich sehr weit von der geschriebenen Vorlage entfernte. Bei Verne gibt es lediglich die Nautilus, Hills Drehbuchautoren haben zusätzlich die Unterwasserstadt Templemere erfunden, die den dramatischen Verstrickungen eine ganz eigene Note gibt. In den 1970er Jahren blieb Kapitän Nemo ungebrochen populär. In kurzer Folge entstanden dann beispielsweise Jean Bacqués französischer Fernsehfilm „Nemo“, ein von Jules Bass und Arthur Rankin jr. („Das letzte Einhorn“) inszenierter Kino-Animationsfilm, eine russische Miniserie mit Vladislav Dvorzhetskiy in der Titelrolle und der arg verunglückte amerikanische Fernsehfilm „Abenteuer in Atlantis“ mit José Ferrer, der aus Serienepisoden zusammengeschnitten war und in Deutschland sogar im Kino ausgewertet wurde.

Bei einem Sturm im Atlantik werden die einzigen sechs Überlebenden eines Schiffes von Tauchern gerettet und an Bord des Unterseebootes Nautilus gebracht. Hier hat Kapitän Nemo (Robert Ryan) das Sagen. Die Gruppe der Geretteten besteht aus dem Senator Robert Fraser (Chuck Connors), der Witwe Helena Beckett (Nanette Newman) und ihres kleinen Sohnes Philip (Christopher Hartstone), dem unter Platzangst leidenden Ingenieur Lomax (Allan Cuthbertson) und dem verschlagenen Brüderpaar Swallow (Kenneth Connor) und Barnaby Bath (Bill Fraser). Die Gruppe wird von Nemo und seiner rechten Hand Joab (John Turner) in eine imposante Unterwasserstadt gebracht, die Templemere heißt. Dort lernen sie nicht nur die aparte Mala (Luciana Paluzzi) kennen, in die sich Fraser sofort verliebt, sondern müssen auch erfahren, dass sie zeit ihres Lebens nie wieder aus der Stadt herauskommen werden. Dort fällt bei der Produktion von Sauerstoff und Trinkwasser als Abfallprodukt Gold an, weswegen fast alle Gebrauchsgegenstände aus diesem wertvollen Metall gefertigt sind. Das weckt insbesondere bei den Brüdern Bath den Drang, sich die Taschen mit Gold vollzustopfen und doch einen Weg zu finden, um aus dem wahrhaft goldenen Käfig wieder entkommen zu können.

„Kapitän Nemo“ ist ein opulent ausgestattetes Unterwasserabenteuer, bei dem auch die Trickeffekte größtenteils überzeugen können. Die Kulissen wirken allerdings mitunter etwas billig, die offensichtlich gezeichneten Hintergründe lassen an die Werke des Tschechen Karel Zeman („Die Erfindung des Verderbens“) denken. Von Jules Vernes Roman ist leider nicht viel übriggeblieben, doch auch so kann man an dem netten Filmchen seinen Spaß haben, insbesondere im jugendlichen Alter. Besonders überzeugend ist Bill Fraser als Schurke, auch die restlichen Schauspieler sind durchweg passend besetzt. Die BluRay-Erstveröffentlichung bei One Gate bietet ein passables Bild (im Widescreen-Format 1,78:1), das etwas dunkel und nicht ganz scharf ausgefallen ist, bei dem die bunten Farben aber gut zur Geltung kommen. Der Ton (Deutsch und Englisch im DTS HD Master Audio 2.0 Mono) entspricht den Möglichkeiten der Entstehungszeit und ist immer gut zu verstehen. Extras sind keine vorhanden.

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