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Unter uns - Olsen & Lobo: Zwanglose Plauderei über „Der Bibelcode“

Olsen und Lobo - Unter uns...Zwanglose Plauderei über „Der Bibelcode“

Olsen: Hey, Lobo, mal so ganz unter uns: Hast du vor  zwei Wochen auf Pro 7 „Der Bibelcode“ gesehen?

Lobo: Neeee, obwohl ich schon wollte. Aber dann las ich, dass Cosma Shiva Hagen die weibliche Hauptrolle spielt und da verging mir die schwach ausgeprägte Vorfreude bereits wieder. Wenn ich an sie denke, dann sehe ich immer ihre durchgeknallte Mutter vor meinem geistigen Auge, wie sie mit ihren Beleidigungen und Grimassen Joachim Bublath aus dem Studio von „Menschen bei Maischberger“ (gesendet am 30. Oktober 2007 auf ARD) geekelt hat, was ich nun überhaupt nicht schön fand.

Tut mir leid, aber so ein Automatismus läuft bei mir ab, wenn ich ihren Namen lese. Außerdem kam die vage Erinnerung an einen Film namens „Die sieben Zwerge“ in mir auf, in dem sie Schneewittchen spielte und zwar ziemlich süß daherkam, aber mich nicht durch wirkliches Schauspieltalent zu überzeugen wusste.

Nein, mein lieber Olsen, wenn so etwas in mir abläuft, dann schalte ich gar nicht erst ein.

Obwooooohl ich zugeben möchte, dass der Titel und natürlich die Hintergrundgeschichte – also die realen Begebenheiten zum „Bibelcode“ - sehr interessant klangen.
Deine Frage lässt vermuten, dass du den Film gesehen hast. War doch ein Zweiteiler, oder?

Olsen: Jepp, war ein Zweiteiler. Und jepp, ich hab ihn gesehen. Genauso übrigens wie „Die sieben Zwerge“ und „Menschen bei Maischberger“. Nina Hagens Auftritt dort war ja wirklich unter aller Sau, aber ehrlich gesagt fand ich es auch etwas mädchenhaft von Bublath, einfach aufzustehen und zu gehen. Einer wie der muss doch da drüber stehen. Aber wie auch immer: Ich würde niemals einen Film einer Schauspielerin boykottieren, weil ich deren Mama peinlich finde. Pah, was sind das denn für sonderbare Anwandlungen? Und vor allem bei Cosma Shiva Hagen! Ich würde mir ja sogar einen Zweiteiler ansehen, bei dem sie in jedem Teil neunzig Minuten lang nicht anderes tut, als von links nach rechts und wieder zurück zu laufen! So eine Produktion wäre sicherlich nicht gut, aber dennoch sehenswert, ähem, und außerdem höchst preiswert in der Herstellung.
Beim Bibelcode war es ja so, dass dafür auch noch mordsmäßig die Werbetrommel gerührt wurde. Event-Kino auf Pro 7! Ach nee, das gibt’s ja nur bei RTL. Durchblicken tut da auch keine Sau mehr! Bei Pro 7 isses der Blockbuster und bei Sat 1 der Filmfilmfilm, oder? Aber ist ja auch egal.
Das Thema vom Bibelcode klang auf jeden Fall klasse, in der TV Spielfilm war der erste Teil Tipp des Tages. Ich muss gestehen, dass meine Vorfreude echt sehr groß war. Tja – und umso größer war meine Ernüchterung.

Lobo: Upps, das klingt ja so, als hätte ich Glück gehabt, dass ich mir das Filmchen nicht angetan habe.

Olsen: Na ja, ganz so schlimm war’s nicht. Ich muss sagen, es war spannend – irgendwie. Aber trotzdem wirkte das Ganze sehr hausbacken auf mich. Vor allem die Dialoge fand ich gespreizter als die Beine einer Pornodarstellerin. Entschuldige die krasse Formulierung, aber manche Sätze, die den nachsynchronisierten Darstellern in den Mund gelegt wurden, könnte die Freiwillige Feuerwehr Buxtehude ohne weiteres als Rettungsspreizer benutzen. Der eine oder andere Mime wirkte auf mich, als würde er einfach nur einen auswendig gelernten Text aufsagen. Blacky Fuchsberger als Papst fand ich nicht allzu glücklich besetzt, besonders in den Szenen, in denen er salbungsvoll vor sich hingesülzt hat. Tja, und irgendwie ging mir auch die Logik von dem Ganzen etwas ab. Okay, du hast den Film nicht gesehen, deshalb will ich dich damit nicht über Gebühr belästigen, aber ein Beispiel möchte ich dir trotzdem geben. Es geht dabei gleich um den Einstieg in die Handlung: Ein wackerer Wissenschaftler ist seit langen, langen Jahren dabei, den Bibelcode zu knacken, der es ihm ermöglicht, Ereignisse der Zukunft vorherzusehen. Und tatsächlich gelingt es ihm eines Tages zumindest teilweise. Er erkennt, dass ganz finstere Kirchenschurken der Welt wirklich Böses wollen. Also ruft er seine Tochter an (Cosma Shiva Hagen), die von seiner Existenz allerdings gar nix weiß. Er will sich mit ihr treffen, wird aber von einem der bösen Schurken gerade noch rechtzeitig erschossen, um unserer Cosma Shiva Jolie zu ermöglichen, zwei Abende lang einem Geheimnis hinterherzujagen. Er wird nicht etwa irgendwann in den vielen Jahren zuvor erschossen oder einige Wochen später. Nein, nein, nein, es geschieht genau an jenem Tag, an dem er das grausige Geheimnis entdeckt! Wattn Zufall! Woher wussten die Finsterlinge denn, dass es nun aber ganz dringend an der Zeit war, den Wissenschaftler aus dem Weg zu räumen?
Und was für Tröten hatten die überhaupt in ihren Reihen? Ich weiß gar nicht mehr, wie oft die gedungenen Schurken der bösen Kirchenmänner hinter Angelina Shiva Hagen und ihrem Partner her waren und wie oft sie dabei auf sie geschossen haben! Getroffen haben sie dabei aber nie! Gut, sie haben nahezu jede Laterne oder Lampe zerdeppert, die in der Nähe war. Gut, sie haben Nebendarsteller (wie eben den Wissenschaftspapa) hinreichend gut getroffen, dass er rechtzeitig das Zeitliche segnet. Aber unsere heldenhaften Geheimnislöser haben sie vorsorglich (und wenig glaubhaft) ständig verfehlt.
Na ja, vielleicht hab ich das Ganze ja auch einfach nur zu ernst genommen. Wenn man dem Werk eine gewisse Trash-Note zugesteht, war es vielleicht sogar ganz nett.
Was ich aber auch etwas unglücklich fand, war die Platzierung auf einem Sendeplatz direkt einen Tag, nachdem der Konku... äh ... Mitbewerbersender RTL „Die Jagd nach dem Schatz der Nibelungen“ gezeigt hat. Da besteht doch die Gefahr einer gewissen Übersättigung, meinst du nicht auch?

Lobo: Also nicht bei mir, denn den habe ich auch nicht angeguckt, obwohl ich Bettina Zimmermann viel, viel interessanter, sexier (so richtig formuliert?) und talentierter finde als die schiefe Hagen, Pardon, ich meine natürlich die Trivia Hagen.
Es scheint mir so, als habe der Qualitätssender, dessen Name mit der Zahl direkt nach der Sechs zu tun hat, hier einfach mal in den Topf mit der Aufschrift „Einheitsbrei“ gegriffen, ordentlich etwas von der klebrigen Masse darin hervorgeholt und dann diesen „tollen Streifen“ daraus geformt. Der hat dann den Ansprüchen von einfältigen Viertklässlern und leicht angetrunkenen Senioren im Altenheim genügt, aber eben nicht solch anspruchsvollen Zuschauern, wie dir oder mir (wenn ich ihn dann gesehen hätte).
Oder?
Nach dem, was du mir da berichtet hast, denke ich, war die „Bibelcode-Dokumentation“ in der Reihe „Galileo Mystery“ mit unserem allseits geschätzten Aiman Abdallah (die gleich nach dem Mordstreifen gesendet wurde) wesentlich interessanter.
Und die habe ich mir angeguckt!
Das staunst du, wie?

Olsen: Aber echt, hey! Und jetzt wirst gleich du staunen: Mit dem Aiman Abdallah und seinem mysteriösen Galileo geht’s mir ähnlich, wie es dir mit Cosma schiefer Haken geht: Ich schau es mir fast nie an! Ich finde die Reihe völlig überproduziert! Dieses übertriebene Geheimnis-Getue, als wären sie gerade der größten Sensation des Universums auf der Spur. Nee, das ist nix für mich. Der größte Mystery-Anteil dieser Sendung besteht meiner Ansicht nach darin, dass die Experten, die Ohmann Ballaballa immer im Studio (bzw. einem geheimnisvollen Gewölbe) hatte, jedes Mal die gleichen gewesen zu sein scheinen, wenn ich mal reingezappt hatte! Also echte Multitalente. Experten für jedes nur denkbare Geheimnis!
Bei mir kommt zuweilen der Eindruck auf, dass bei Switch Reloaded das Original läuft, wohingegen die Sendung mit Aiman Abdallah die Persiflage ist. Aber vielleicht hab ich da ja völlig Unrecht! Also los: Belehr mich eines Besseren!

Lobo: Du wirst lachen: Das kann ich nicht.
Du hast ja Recht! Wenn ich Joachim Kerzels düster-markante Stimme aus dem Hintergrund vernehme, fühle ich mich in ein John Sinclair-Hörspiel versetzt, nur dass es bei „Galileo-Mystery“ zum Ton auch noch Bilder mitgeliefert gibt, die man schön aus dem Versandhaus „Hui-wir-machen-eine-Pseudo-Doku“ bestellt hat.
Natürlich ganz ohne Preisaufschlag.
Jedes Mal, wenn Aiman Abmitknallah's Gesicht dann in den magischen Wasservorhang taucht – oder um es klarer auszudrücken: wenn Werbeunterbrechung ist -, muss ich mir die Gänsehaut von den Unterarmen reiben, meine Blase entleeren und versuchen, zumindest die  wichtigsten Begriffe aus der Folge in Erinnerung zu behalten, damit ich später im Internet und speziell in der Wikipedia danach suchen und somit eine eigene, gezieltere Recherche betreiben kann. Denn ich will ganz ehrlich sein: Die Themenkomplexe sind interessant, nur leider verhagelt die Umsetzung das Ergebnis ganz gehörig.
Vielleicht wäre Komma Schöner Hageln bei Airman Abdallah besser aufgehoben, als in einer blutleer erscheinenden Verfilmung, in der es mehr um sinnloses Lampenzerballern geht, als um die tatsächlichen Hintergründe der Bibelcode-Geschichte, die mit dem amerikanischen Journalisten Michael Drosnin, dem Mathematiker Eliyahu Rips und dem wirklichen Entdecker Doron Witztum zu tun haben.
Na? Ich habe meine Hausaufgaben gemacht, gell?

Olsen
: Da bin ich jetzt echt von den Socken! Dann hat Airbag Trallala ja doch noch seinen Bildungsauftrag bei dir erfüllt, wenn auch nur indirekt! Nee, nee, da greif ich doch wirklich lieber auf irgendeine vernünftige Dokumentation der öffentlich-rechtlichen Sender oder auf Discovery Channel oder National Geographic zu anstatt auf dieses Popcorn-Wissenschafts-Format. Obwohl, mit Joachim Bublath bei den ZDF-Sendungen konnte ich auch nie was anfangen Oh, damit schließt sich der Kreis ja wieder! Ob das etwas zu bedeuten hat? Womöglich steckt da eine tiefere Bedeutung dahinter, über die wir mal eine Galileo-Mystery-Sendung machen sollten!
Doch egal, Lobo, ich muss mal wieder! Ich mag nämlich aus dem letzten ALDI-Prospekt mittels des von mir entdeckten ALDI-Codes noch die Lottozahlen fürs nächste Wochenende vorhersagen.

Lobo: Oh wirklich? Das hört sich ja nett an. Wenn du Erfolg damit hast, denke doch bitte an mich, deinen allerallerbesten Lobo, der immer so treu, zuverlässig und genügsam war.
Eine kleine Spende an mich unter dem Motto „Milli(onen) für Lobo“ wäre sehr schön, aber für „Brot für die Welt“ würde wohl mehr Sinn machen.
Auf gar keinen Fall an die „Event-Kino bei Pro Sieben-Filmförderung“ schicken, denn daraus kann dann ja nichts werden. Wie zu beweisen war, gell.
In diesem Sinne.
Bis denne!

 

Kommentare  

#1 Myxin der Magier 2008-09-20 15:08
Ich war an diesem Abend bei einer Freundin :-* und habe dafür auf Olli Kahns Abschiedsspiel verzichtet! :cry: Ich Honk!
#2 Harantor 2008-09-20 15:20
Ich habe mir das Abschiedsspiel reingezogen... ;-)

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