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„Karloff did not deserve to smell my shit! “...

Boris Karloff und Bela Lugosi„Karloff did not deserve to smell my shit!“...

... lässt Tim Burton Bela Lugosi (grandios dargestellt von Martin Landau) in einer Szene des Films „Ed Wood“ (1994) sagen. Ob diese Rivalität wirklich die Ausmaße einer Feindschaft angenommen hat, weiß man nicht. Es wird in vielerlei Hinsicht eher bezweifelt. So können die Nachkommen der beiden Horrorstars (die in die Fußstapfen von Lon Chaney traten und diese auch auszufüllen wussten), sich nicht an eine Feindschaft, sondern nur an eine gewisse Rivalität und an Bela Lugosis größten Fehler erinnern, die Rolle des Monsters in „Frankenstein“ abzulehnen und damit den Weg für William Henry Pratt, der Welt besser bekannt als Boris Karloff , freizumachen. Und ansonsten hatten die beiden abseits des Films keinen Kontakt.

"That limey cocksucker can rot in Hell for all I care!" (aus Ed Wood)

Die Bela Lugosi & Boris Karloff Edition Nun hat CONCORDE HOME ENTERTAINMENT eine Box mit vier gemeinsamen Arbeiten Boris Karloffs und Bela Lugosis (immerhin 50 % ihrer gemeinsamen Filme) und eine Richard III.-Verfilmung mit Karloff als Folterknecht (sowie Basil Rathbone als Richard und Vincent Price als Clarence) vorgelegt. Diese Box ist für jeden Interessierten eine wahre Freude und Fundgrube.

Zwei der der großen Stars des Horrorfilms der Dreißiger, die je einen Archetypus gespielt haben (Bela Lugosi den Dracula, Boris Karloff Frankensteins Monster, womit sie den Horror-Boom der dreißiger und vierziger Jahre auslösten und mit weiteren Filmen entscheidend prägten), standen ja auch gemeinsam in acht Filmen miteinander vor der Kamera.
 
Und selbst wenn Lugosi Karloff gehasst hat, was die Zitate ja implizieren, so hat das keinen Einfluß auf die gemeinsame Arbei gehabt. Das ist so professionell wie bei Myrna Loy und William Powell, die Stars der „Thin Man“-Reihe, die sichi n der Tat nicht leiden konnten und hinter den Kulissen gefetzt haben. Aber vor der Kamera brannten die beiden ein Feuerwerk ab, dass die Filmreihe um das Detektivehepaar Nick und Nora Charles zu Klassikern des Kriminalfilms machte. Profis können sowas. Es gibt viele Beispiele. John Wayne galt nicht als Freund Homossexueller (obwohl er mit einem Urlaubsfoto in Shorts zum Pinup-Boy der Schwulenszene wurde), doch als er mit Montogomery Clift (homosexuell) in "Red River" (1948, Regie: Howard Hawks) oder auch mit Rock Hudson (homosexuell) in "The Undefeated" (dt. Die Unbesiegten, 1969, Regie: Andrew V. McLaglen vor der Kamera stand, konnte man davon nichts merken. 
 
So ging es auch Karloff und Lugosi, selbst wenn die Gerüchte um die Rivalität der beiden nicht übertrieben waren. Vor der Kamera harmonierten der extrovertierte Ungar mit den großen Gesten und dem durchdringenden Blick und der introvertierte Brite ganz ausgezeichnet. Große Momente des frühen Horror-(Ton-)Films haben sie mit ihren Erscheinungen geprägt, bis ihre Rollen 1948 in "Abbott And Costello Meets Frankenstein" zu einer Karikatur wurden (Lugosi trat in diesem Film als Dracula auch auf). Ein Jahrzehnt später wurden ihre Figuren von neuen Darstellern neu geprägt, aber das ist eine andere Geschichte...

"They do not want the classic horror films anymore. Today it is all giant bugs. Giant spiders, giant grasshoppers... Who will believe such nonsense?" (aus Ed Wood)


Hollywood hatte Lugosi wie Karloff (und die von ihnen verkörperten Rollen) ausgesaugt wie Dracula seine Bräute und warf sie nun auf den Müll, denn sie hatten sich  in der Studio-Maschinerie tot gelaufen. Für Hollywood brach das Zeitalter der atomaren Bestien und der Bedrohungen aus dem Weltall an.
 
Karloff hat das besser verkraftet als Lugosi, der heroinsüchtig war und verarmt starb..In den  Sechzigern gab ees gar noch eine Karloff-Renaissance. Doch von 1930/31 bis 1948 war ein langer Weg und bis dahin legten beide in phantastischen Filmen großartige Darstellungen hin, die auch den Freund des Horrorfilms noch heute zu begeistern wissen.
 
Die Bela Lgosi & Boris Karloff Edition Die Box aus dem Hause CONCORDE hat vier gemeinsame Auftritte der beiden großen Horrorstars der dreißiger und vierziger Jahre gesammelt. Dazu kommt (weil wohl die Rechte für einen fünften gemeinsamen Film nicht zu bekommen waren) mit "Tower of London" eine faszinierende Verfilmung des Shakespeare Themas RICHARD III., in der Boris Karloff den Folterknecht Richards spielt, während Basil Rathbone den intriganten Richard spielt, der sich in Richtung Krone meuchelt und Vincent Price als Bruder Richards, Clarence, der in einem Faß Rotwein (Marmsey) ersäuft wird, spielt. Jede Minute ein Genuß. Ein wunderschöneer Film, traumhaft restauriert und gut aufbereitet. Kurzum ein Genuß ohne Reue.
 
Doch der klare Schwerpunkt der Edition liegt auf den gemeinsamen Auftritten Lugosis und Karloffs vor den Kameras. Die Rechte an vier Filmen hatte Concorde für diese Box und es sind nicht die schlechtesten gemeinsamen Arbeiten, die in dieser Box vereint sind.
 
Der erste Film ist THE RAVEN (dt. Der Rabe von 1935), in dem Lugosi, einen Poe-Verehrer und wahnsinnigen Chirurgen spielt, der zum Verbrecher wird. Karloff ist sein Werkzeug, ein gesuchter Verbrecher, der im Auftrage von Dr. Vollin (Lugosi) Morde vollbringt. - Ein Film, der diverse Motive Poes in sich vereint, und zu den besten gemeinsamen Werken  der beiden Stars gehört. Lugosi ist wieder der Charismatiker und Karloff das Werkzeug. Im Grunde wiederholen beide ihre Klischees als Dracula und Frankensteisn Monster, aber das richtig großartig.
 
BLACK FRIDAY (dt. Schwarzer Freitag aus dem Jahr 1940) ist der einzige der acht gemeinsamen Filme von Bela Lugosi und Boris Karloff, in dem die beiden keine gemeinsamen Szenen haben. Letztlich geht es um das Jeckyll and Hyde Thema, als der von Karloff gespielte Chirurg, einem Freund ein Stück Hirn eines toten Gangsters transpantiert, aber die Persönlichkeit des Gangsters kommt mit.
 
Ursprünglich war Lugosi für die Karloff-Rolle vorgesehen und Karloff sollte den Gangster geben, aber Karloff überzeugte als Gangster nicht, so daß umbesetzt wurde. Lugosi ehielt die kleinere Nebenrolle, blieb aber in der Reihenfolge der Co-Star. 
 
Ein recht sehenswerter Film, der sich dem Mad Scientist-Themas, kombiniert mit Jeckyll und Hyde annimmt. Der Film macht sehr viel Spaß...
 
Die Edition - aufgeklappt THE INVISIBLE RAY (dt. Tödliche Strahlen aus dem Jahr 1936) ist der dritte Film der Edition. Putzig ist, dass der Engländer Karloff ein Ungarn darstellt, während der Ungar Luosi einen Franzosen spielt. 
 
In den Dschungeln Afrikas bekommt der Wissenschaftler Janos Rukh (Boris Karloff) eine tödliche Strahlendosis eines Meteoriten ab. Seine Berührung kann töten, aber es gibt ein Gegenmittel, dass ihn sein Kollege Dr. Benet (Lugosi) verabreicht, aber das Ganze kumuliert natürlich in einer Katastrophe...
 
Toller kleiner Film, der sehr viel Atmosphäre mit sich bringt und auch und gerade von seinen beiden Hauptdarstellern lebt.
 
Zu guter letzt dann der erste gemeinsame Film der beiden. Ein unglaublich lyrischer Film, der von dem vielfach unterschätzten deutschstämmigen Edward G. Ulmer gedreht wurde. THE BLACK CAT  (dt. Die schwarze Katze von 1934) ist einer der großen Highlights des Horrorkinos der Dreißiger. Und das, obwohl oder gerade weil er nicht die Sensationsgier bedient, wie es bei Dracula, Frankenstein und weiteren Film dieses und des folgenden Jahrzehnts der Fall (von der Entwicklung bei Teilen des heutigen Horrorkinos wollen wir da gar nicht reden).
 
Wie später dann bei THE RAVEN, dienten auch bei Ulmers Film mit Karloff und Lugosi, Motive Edgar Allan Poes als Grundlage. Angst ist eine der zentralen Themen des Streifens. Ulmer nutzte die subjektive Kamera meisterhaft und er erzeugt damit mordsmäßig Spannung.
 
Solche Editionen, mit Liebe gemacht, sind eine echte Bereicherung des DVD-Marktes. Erst recht, wenn sie nicht nur einfach lieblos zusammengeklatscht sind, sondern, wie auch das Booklet beweist, mit Sachkenntnis zusammengestellt und liebevoll aufgemacht werden.
 
Das weckt Erinnerungen an die Horrorfilme, wie sie heute im TV nur noch von arte oder ausgewähltten dritten Programmen gezeigt werden. Das Spiel von Licht und Schatten, wie es im Farbfilm nicht möglich ist, bringt schon genug unheimliche Atmosphäre mmit.
 
Bela Lugosi, diesen Mann der großen Geste, der auf den ersten Blick oft einfach nur thetralisch und überzogen wirkt, war ein Großer des Horrorkinos, der in vielen Filmen einen zweiten Blick lohnt. Und Boris Karloff, der weit weniger zur großen Geste neigt, sondern eher mit Understatement und Zurückhaltung spielt, war längst nicht so untalentiert, wie der Spruch aus Ed Wood vermuten läßt.
 
Beide waren Könige ihrer Zeit und  haben gar nicht soviel von ihrer Faszination und Anziehung verloren. Dies zeigt diese Edition mehr als deutlich. Sie lädt ein, das Horrorkino der frühen Tonfilmzeit wiederzuentdecken. Selbst hartgesottene Zuschauer merken dann manchmal, dass das Spiel von Licht und Schatten und ein paar große Horrorstars, so manchen Eimer Filmblut ersetzen.
 
Man muß ihnen nur die Chance geben. Diese Box ist ein Weg (neben Universals Veröffentlichungen von Dracula über Frankenstein bis hin zum Ungeheuer der Schwarzen Lagune) dazu.
 
So macht das unheimliche Kino Spaß und Freude und weckt Erinnerungen.
 
Die Daten:
Die Bela Lugosi & Boris Karloff Edition
mit den Filmen: The Black Cat, The Raven, Black Friday, The Invisible Ray und The Tower of London
Spieldauer: 361 Minuten
unverbindliche Preisempfehlung: 39,99 €
Concorde Home Entertainment

 

 

 

Kommentare  

#1 Myxin der Magier 2008-09-20 15:12
Ich mag beide sehr. Gestern abend lief "Plan 9 from outer Space" auf Arte, wird noch zwei mal wiederholt. Zu recht der schlechteste Horrorfilm aller Zeiten genannt, Bela Lugosi in seiner letzten Rolle, während der Dreharbeiten gestorben. War er nicht auch Morphium-süchtig?
#2 Harantor 2008-09-20 15:18
Bela war zu dem Zeitpunkt der Dreharbeiten schon tot. Das verwendete Material mit ihm waren Probeaufnahmen von Ed nach Belas (wohl vorzeitiger) Entlassung aus der Suchtklinik. Sein Double erkennbar am erhobenen Umhang und nicht an der Ähnlichkeit war Ed Woods Chriropraktiker

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