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Feral 04

FeralFeral 04

In der vierten Ausgabe des Feral  Magazins sind wieder drei Horrorstories enthalten. In der ersten Geschichte wird die Storyline „Dreams in the Witch House“ fortgesetzt.
In der zweiten Geschichte erliegt ein junger Mann den weiblichen Reizen und in der letzten Story verschlägt es den Leser in das Berlin des Jahres 1926.
Die vierte Ausgabe von Feral erscheint, wie bereits schon die ersten drei, in einer deutsch- und englischsprachigen Version. Beide Ausgaben sind inhaltlich identisch. Wie gewohnt, wird das Magazin mit einer Doppelseite Feral News eingeleitet.

Der Herausgeber Ömer Yalinkilic weist daraufhin, dass er seine Arbeiten an anderen Projekten einstellen will, um sich nun vollends auf die Arbeit an Feral konzentrieren zu können. Er peilt eine Erhöhung des Outputs auf nun mehr vier Ausgaben pro Jahr an, so dass Feral ab demnächst alle 3 Monate erscheinen soll.

Neben einem kurzen Bericht über den Comic Salon in Erlangen 2022 findet sich noch ein Text zum Sisterhood Project. Es kam zu einer Zusammenarbeit mit Markus Rente von Fink, von dessen Ergebnis sich der Leser in der kommendem fünften Ausgabe von Feral überzeugen kann.

Dreams in the Witch House
Drei Monate sind seit den Ereignissen in Europa vergangen. Diane ist nach New York zurückgekehrt und versucht trotz ihrer Verwandlung in eine Vampirin, ihr altes Leben wieder aufzunehmen. Shazzula ist in Europa zurückgeblieben. Valentina ist mit Diane gekommen und ist zu ihr in ihr Apartment gezogen.

Valentina wird von Albträumen geplagt, die sich mit dem Wesen aus der Urzeit beschäftigen und ihr die jüngsten Ereignisse in Erinnerung halten. Den beiden Frauen wird allzu deutlich vor Augen geführt, dass ihr neues Dasein Risiken mit sich bringt.

Valentina scheint zwar gegen den Vampirvirus immun zu sein, Diane aber benötigt regelmäßig neues Blut und begibt sich in der Nacht auf die Jagd. Ihre Ausflüge bleiben nicht unbemerkt.

In einem Restaurant werden die beiden von drei Vampirjägern angegriffen, einem Mann und zwei Nonnen. Valentina trinkt eine Ampulle mit Blut und aktiviert ihr körperliche Stärke als Blutsaugerin. So wie ihr das Sonnenlicht nichts anhaben kann, widersteht sie auch den christlichen Zeichen.

Der Angriff einer der Nonnen mit einem Kreuz, bleibt wirkungslos auf sie. Die beiden Frauen stürzen sich auf die Vampirjäger und töten sie.

Fazit
Autor und Zeichner Ömer Yalinkilic setzt die Geschichten aus dem Phantasmagoria Kosmos fort. In der ersten Geschichte erwartete den Leser das Origin von Shazzula und in der zweiten der erste Auftritt von Diane und Valentina.

Nach den actionreichen ersten Geschichten schaltet diese Episode zumindest am Anfang einen Gang runter. Diane und Valentina versuchen trotz ihrer Wandlungen ein halbwegs normales Leben zu führen; vor allem Diane setzt ihre Tätigkeit beim Radio fort, wenn auch in der Nachtschicht.

Es kommt in dem Restaurant zwar zu einem Zwischenfall mit drei Dämonenjägern, die Handlung ist aber nicht ganz so episch angesetzt, wie die ersten Teile. Das tut dem Handlungsverlauf ganz gut, vor allem wenn man die Geschichten hintereinander weg liest. Es ist gut, in eine Fortsetzungsgeschichte auch mal eine ruhigere Sequenz einzubauen, da sonst eine Sättigung beim Leser eintreten könnte.

Zu Beginn der Geschichte ist eine Einleitung geschrieben, die auch nötig ist. Vor allem neue Leser könnten mit der Geschichte wenig anfangen, kennen sie nicht die Ereignisse aus den ersten beiden Episoden.

Die Zeichnungen von Ömer Yalinkilic sind wie gewohnt stimmungsvoll und passen hervorragend zum Ton der düsteren Geschichte. Seine markanten Wechsel in den Hintergründen sind auch in dieser Geschichte wieder zu sehen. Einige Hintergründe sind leer, andere ziemlich detailliert. Vor allem in den düsteren Szenen sind die Hintergründe mit einem hohen Aufwand ausgezeichnet.

Opfer
Stephen will gerade in sein Auto steigen, als Ericka ihm in die Arme fällt und ihn um Hilfe anfleht. Sie ist auf der Flucht vor zwei Männern. Sie geben sich als Mitarbeiter einer Anstalt aus, zu der sie Ericka zurückbringen wollen. Die Frau willigt aus Angst ein und lässt sich in ein Auto führen.

Die beiden Männer bringen sie in ein abgelegenes Haus und führen sie in den Keller. Stephen nimmt die Verfolgung auf und beobachtet die Ereignisse durch ein Kellerfenster hindurch.

Eine alte, furchtbar entstellte Frau gebietet dort über eine Horde schrecklicher Monster. Sie ist froh, dass Ericka wieder zurück ist, denn die junge, schöne Frau lockt regelmäßig Männer in das Haus, die dann an die Monster verfüttert werden. Sie erneuert die mentale Beeinflussung Erickas, damit diese wieder Jagd auf ihre Opfer macht.

Stephen dringt durch das Fenster in den Keller ein. Er kann zusammen mit Ericka entkommen und folgt der Einladung in ihre Wohnung. Sie unterbreitet ihm eindeutige Signale, dass sie großes Interesse an ihm hat. Als sie die Wohnung betreten begreift Stephen, dass er in eine Falle gelockt wurde. Zur Flucht ist es zu spät und die Monster aus dem Keller fallen über ihn her.

Fazit
Die Geschichte ist geschrieben und gezeichnet von Oliver Wünsch. Es handelt sich um einen Nachdruck, der erstmals Mitte der 80er Jahre in der Serie Utopische Welten vom Bildschriftenverlag erschienen ist. Oliver Wünsch strebte eine Karriere im Comicbusiness an, hat sich dann aber doch für die Filmindustrie entschieden, in der er als Storyboard-Zeichner arbeitete.

Stephen ist der Retter in der Not, der Ericka zur Seite stehen will. Er folgt ihr in das abgelegene Anwesen und es gelingt ihm, Ericka zu befreien. Leider bekommt er nicht mit, dass sie mental neu beeinflusst wurde und ihrer alten Aufgabe nachgeht: Männer in die Falle zu locken, um sie an die Monster zu verfüttern.

Die beiden erreichen Erickas Wohnung und er lässt sich von ihr bezirzen und geht mit ihr dort hin. Was er nicht ahnt, ist dass die Falle jetzt zuschnappt, denn die hungrigen Monster erwarten dort bereits ihr nächstes Mahl.

Wahrheit und Tod
Im Jahr 1926 hält ein Kinderschänder die Berliner Bevölkerung in Atem. Endlich scheint die Verbrechensserie ein Ende zu haben, denn die Leiche des mutmaßlichen Täters wird am Ufer der Spree gefunden. Die Polizeizeichnerin Jette Greif gibt sich nicht mit der vorgeblichen Lösung des Falles zufrieden, denn sie entdeckt eine unerklärliche Lehmspur an der Leiche.

Sie folgt den Spuren und stößt auf ein verstörtes junges Mädchen, dass den Begriff „Emeth“ auf die Stirn eingeritzt hat. Sie bringt das Mädchen zu ihrem Verlobten, der in einem Sanatorium für Kinder arbeitet. Von ihm erhält sie den Hinweis, dass der Begriff auf der Stirn hebräischer Herkunft ist.

Jette Greif wird empfohlen, sich mit Rabbi Rosenberg in Verbindung zu setzen. Der erklärt ihr, dass der Begriff Emeth einem Golem auf die Stirn geritzt wird. Ein Golem mordet und er stirbt, nachdem sein Ziel erreicht ist. Er stirbt außerdem, wenn der erste Buchstabe auf der Stirn verwischt wird oder der Meister stirbt.

In Anwesenheit der Sekretärin Rachel bricht der Rabbi zusammen, als Jette ihnen ein Bild des unbekannten Mädchens zeigt. Sie ist die totgeglaubte Tochter des Rabi und war mit Rachel befreundet. Sie war dabei als der Täter die Tochter entführte und kann sich nur erinnern, dass der Täter eine einprägsame Tätowierung auf dem Arm hatte.

Jette eilt zurück in das Sanatorium, denn die Beschreibung des Täters passt auf ihren Verlobten. Es gelingt Jette den Golem zu töten und ihr Verlobter räumt die Tat ein.

Der Golem wurde von Rachel erschaffen, damit er sich auf die Suche nach dem Täter macht. Sie hatte in der Zeitung über den Kinderschänder gelesen und vermutet einen Zusammenhang zu den Ergebnissen mit der Tochter des Rabbi. Daher setzte sie den Golem auf den Täter an.

Fazit
M.W. Ludwig und Kritzelkunst lassen in ihrer Geschichte das Deutschland der 20er Jahre wieder auferstehen und man kann sagen, dass an dieser Geschichte wirklich alles stimmt. Autor Ludwig erzählt eine spannende Geschichte, die wie ein gewöhnlicher Kriminalfall beginnt und in eine Horrorstory mündet.

Die Charaktere sind für die Kürze der Seitenzahl ziemlich gut dargestellt. Da ist erst einmal die Hauptperson Jette, die als Frau in der Männerdomäne einiges auszuhalten hat. Ihr Vorgesetzter Kommissar Kling ist permanent damit beschäftigt, sie als Frau zu demütigen und abzuwerten.
Für ihn kann eine Frau niemals die gleichen Leistungen erbringen, wie ein Mann. Der Clou an der Geschichte ist, dass sie trotzdem diejenige ist, die den Fall zur Lösung bringt. Im Verlauf der Ermittlungen lernt sie Rachel kennen, in die sich ein bißchen verknallt. Diese Geschichte wird in den nächsten Ausgaben fortgesetzt und eine Entwicklung der Dynamiken dieser Figuren ist zu erwarten.

Die Zeichnungen von Kritzelkunst sind eine wahre Augenweide. Detailliert fängt er die Atmosphäre der 20er Jahre ein und lässt das Berlin der Weimarer Republik wieder auferstehen. Das ist an vielen kleinen Details wie der Bekleidung und der Hintergründe zu erkennen.

Die Konturen und Schattierungen der Figuren sind im wahrsten Sinne des Wortes mit vielen feinen Linien detailliert ausgekritzelt. In Kombination mit den abgestuften Grautönen in den Hintergründen kommt den Figuren eine ausgesprochen hohe Ausdrucksstärke zu.   

Feral 4
Erscheinungsdatum: Halloween 2021
Preis: 6,66 €

Dreams in the Witchhouse
Text: Ömer Yalinkilic
Zeichnungen: Ömer Yalinkilic

Opfer
Text: Oliver Wünsch
Zeichnungen: Oliver Wünsch

Wahrheit und Tod
Text: M.W. Ludwig
Zeichnungen: Kritzelkunst

Chapter-X Comic

© by Torsten Pech (10/2023)

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