Leit(d)artikel KolumnenPhantastischesKrimi/ThrillerHistorischesWesternAbenteuer/ActionOff TopicInterviewsHintergründeMythen und WirklichkeitenFictionArchivRedaktionelles

»In brightest day, in blackest night« - Teil 10: Green Lantern/ Green Arrow 85 und 86: They say it`ll kill me … but they won`t say when!

In brightest day, in blackest night»In brightest day, in blackest night«
Teil 10: Green Lantern/ Green Arrow 85 und 86:
Snowbirds don't fly

Oliver Queen wird bei einem abendlichen Spaziergang von drei Männern überfallen und bekommt einen Pfeil in die Schulter geschossen. Mit letzter Kraft kann er sich in das nächste Krankenhaus schleppen und wird dort behandelt. Er staunt nicht schlecht, als er den auf ihn verschossenen Pfeil als einen seiner eigenen erkennt. Zusammen mit GL kehrt er zur Stelle des Überfalls zurück, um der Sache nachzugehen.

Peril in plastic!Dort treffen sie auf einen der Räuber, der einen Streit mit seinem Dealer hat. Augenscheinlich ist der junge Mann heroinabhängig und entwickelt gerade starke Entzugssymptome. GL und Ga nehmen den jungen Mann mit sich und bringen ihn ins nächste Krankenhaus. Von ihm erfahren sie, wo die anderen Räuber sich versteckt haben. Nun klärt sich auch, wie die Bande an GA`s Pfeile gekommen ist. Seit einiger vermisst der Bogenschütze seinen jungen Sidekick Speedy. Und wie es scheint, hat Speedy die Bande infiltriert und ist jetzt bei ihnen.

GL und GA stürmen das Versteck und werden von weiteren Bandenmitgliedern aus dem Hinterhalt überwältigt. Einer der Ganoven verabreicht den beiden jeweils eine Dosis Heroin, um sie weiter kampfunfähig zu halten. Als plötzlich die Polizei einrückt, kann Speedy mit den beiden Erwachenden entkommen. GL versucht noch seinen Ring einzusetzen, ist wegen der Wirkung der Droge allerdings nicht dazu in der Lage.

Die Wirkung der Droge lässt allmählig nach und GL und GA verlassen die gemeinsame Wohnung. GA kehrt noch einmal kurz zurück und überrascht seinen Freund dabei, wie er sich eine Injektion in den Arm setzt. Speedy hat die Bande nicht infiltriert. Er ist selbst drogenabhängig und Mitglied der Bande.

Die beiden geraten in einen Streit und sehen beim jeweils anderen eine Mitverantwortung für die Abhängigkeit Speedys. Voller Wut macht GA sich zurück auf den Weg in das Versteck der Bande, um die Männer für ihre Taten zahlen zu lassen. Später kommen zwei von Speedys abhängigen Freunden auf der Suche nach ihm in GA`s Wohnung und finden sie verlassen vor. Sie finden einen zurückgelassenen Beutel Heroin und verabreichen sich ihn. Einer der beiden kippt daraufhin tot um.
GA stellt im Versteck der Bande einen der Männer und erfährt von ihm den Aufenthalt des Dealers Saloman. Von ihm haben sie die Drogen erhalten. Wiederholt wird GA überwältigt, als er versucht ein Schiff zu betreten, auf dem Saloman eine Party gibt. Zwei seiner Handlanger schmeißen den gefesselten Bogenschützen daraufhin ins Meer, der aber durch GL gerettet werden kann. GL konnte derweil Speedy dazu überreden, bei Dinah Lance zu bleiben. Von ihm hat er über die Existenz des Schiffes und von Saloman erfahren. Die beiden Freunde können Saloman folgen und stellen ihn einem Labor, in dem ein Chemiker die Drogen für ihn herstellt.

Ein paar Tage später ist Speedy durch einen kalten Entzug von den Drogen weggekommen. Er macht Olli weiterhin Vorwürfe. Vor allem prangert er an, dass Olli sich nicht um ihn gekümmert habe, sondern lieber auf Verbrecherjagd geht.

Peril in plastic!Fazit
Mit dem Zweiteiler Snowbirds don`t fly erreichen Autor O´Neil und Zeichner Adams den Höhepunkt ihrer Zusammenarbeit in Green Lantern/ Green Arrow.

Die Story sollte eigentlich schon viel eher erscheinen, der Herausgeber Julius Schwartz aber hatte sie wegen der Drogenthematik abgelehnt. Adams hatte das Cover zu der Ausgabe bereits einige Zeit zuvor angefertigt und es Schwartz vorgelegt. Schwartz war dem Thema zwar nicht abgeneigt, hatte aber die Befürchtung, dass die Comics Code Authority die Ausgaben nicht absegnen würde. Der Comic Code wurde 1954 von den großen Comicverlagen ins Leben gerufen, um den Gegnern der bunten Heftchen keine Angriffsfläche zu bieten. Die Horrorcomics der 40er und 50er Jahre hatten viele Kritiker auf den Plan gerufen, die der Comicindustrie das Leben schwer machten. Neben der Darstellung von Gewalt war auch das Thema Drogen in jeder Hinsicht untersagt, auch wenn sie sich kritisch mit dem Thema auseinandersetzen. Ab Mai 1971 veröffentlichte der große Konkurrent Marvel eine Storyline in Amazing Spider-Man 96 - 98, in der Harry Osborn mit seiner Drogensucht zu kämpfen hat. Nach eigenen Aussagen will sich Stan Lee nie viel um den Code gekümmert haben, da er gewaltfreie Geschichten für Jugendliche schreiben wollte. Das Thema Drogen war ihm allerdings wichtig und er wollte die Geschichte unbedingt herausbringen. Daher entscheid man sich bei Marvel, diese drei Spider-Man-Ausgaben ohne den berühmten Code-Stempel zu bringen. Trotz der fehlenden Freigabe durch die Comic Code Authority haben sich die Ausgaben hervorragend verkauft. Somit gebührt Marvel der Ruhm, als erster Verlag in den USA das Thema Drogenabhängigkeit in einem Superheldencomic behandelt zu  haben.

Marvel und DC haben daraufhin eine Versammlung einberufen und den Code dahingehend abgeändert, dass es möglich war, das Thema Drogenabhängigkeit in einem Comic mit Freigabe durch die Comic Code Authority zu thematisieren.

Vergleicht man die Spider-Man-Ausgaben mit denen von DC, lässt sich schnell erkennen, dass O´Neil und Adams das Thema sehr viel intensiver angehen. Der Drogentod eines der jungen Männer wird auf einer kompletten Seite in einer Abfolge mehrerer Panels dargestellt. Es ist nicht ohne Grund, dass die Storyline Snowbirds don`t fly als beste Geschichte mit dem Shazam Award 1971 ausgezeichnet wurde. Die Shazam Awards waren die ersten Auszeichnungen, die für besondere Leistungen in den Jahren 1970 – 1975 in der Comicbranche vergeben wurden.

Das Thema Drogen war Denny O’Neil und Neal Adams nach eigener Auskunft ein persönliches Anliegen. O’Neil kannte einige Leute persönlich, die Probleme mit Drogen hatten. Die Folgen der Abhängigkeit hatte er regelmäßig vor Augen. Neal Adams lebte in einem Stadtviertel, in dem  Drogenabhängigkeit ebenfalls ein Problem war. Er engagierte sich in einer Drogenberatungsstelle und war zeitweise ihr Vorsitzender.

Es lässt sich nicht vollständig recherchieren, ob die beiden wirklich so eng an dem Thema dran waren, denn es ist nicht selten, dass Medienschaffende aus Promotionszwecken eine Nähe zur thematischen Ausrichtung ihrer Werke vortäuschen. Zumindest Denny O‘ Neil mag man seine Worte abnehmen, da er sich nachweislich für soziale Themen in der Bürgerrechtsbewegung der 60er Jahre eingesetzt hat.

Drogenabhängige wurden seiner Meinung nach von der Gesellschaft ausgegrenzt. Er sah eine gesellschaftliche Verpflichtung darin, sich mit den Ursachen zur Drogenabhängigkeit und den Therapiemöglichkeiten auseinander zu setzen. Der Comic Code dürfte demnach ein weiteres Instrument gewesen sein, die Diskussion um solche Themen aus der amerikanischen Öffentlichkeit herauszuhalten. Daher hat er GA’s Sidekick Speedy als Drogenabhängigen auserwählt. Er wollte nicht irgendeine unbekannte Nebenfigur in den Fokus stellen. Es sollte eine Figur sein, die der Leser bereits kennt und zu der er schon eine emotionale Bindung und ein Identifikationspotential aufgebaut hat. So ist der Leser eher dazu bereit, sich mit dem Thema auseinander zu setzen und den Abhängigen nicht gleich zu verteufeln.

Peril in plastic!Die Diskussionsfront verläuft in der Story direkt zwischen Ollie und Speedy. Auf der einen Seite Ollie, der die Welt nicht mehr versteht. Seiner Meinung nach hat er alles Mögliche getan, um Speedy grundlegende Werte zu vermitteln, die ihn zu einer standfesten Persönlichkeit heranwachsen lassen können. Er reagiert mit Wut auf das Eingeständnis seines jungen Freundes, dass er abhängig ist. Ollie zieht es daraufhin vor auf Verbrecherjagd zu gehen und seine Wut an den Dealern abzulassen, anstatt das Gespräch zu Speedy zu suchen. Olli personifiziert die Haltung der Mehrheitsgesellschaft, die sich dem Thema Abhängigkeit nicht stellen will.

Auf der anderen Seite Speedy. Im Schatten des übermächtigen GA kann er nicht zu einer gefestigten Persönlichkeit heranwachsen. Er bemängelt zudem, dass Ollie sich nicht ausreichend um ihn gekümmert habe und dass er seinen Halt in den Drogen und in den anderen konsumierenden Jungs gefunden habe. Das wirkt phasenweise etwas naiv und vereinfacht dargestellt. Es gibt zwar äußere Faktoren, die eine Rolle spielen, aber trotzdem hat die betroffene Person immer eine gewisse Selbstverantwortung. Die Verschiebung von Verantwortung ist Symptom und damit Teil der Erkrankung Abhängigkeit. Aber Sinn und Zweck der Geschichte ist nicht primär die Ursachen für Drogenabhängigkeit herauszuarbeiten. Sie ist ein Appell, sich dem Thema Drogenabhängigkeit überhaupt zu stellen.

O'Neil und Adams hatten unterschiedliche Vorstellungen, wie die Geschichte enden sollte. In der ursprünglichen Fassung nach O’Neil sollte Speedy seine Drogenabhängigkeit besiegen und sich wieder mit Ollie aussöhnen. Adams war das nicht dramatisch genug. Er legte Schwartz zwei neue Abschlussseiten vor, in denen Speedy sehr viel selbstsicherer auftritt und Ollie als Zeichen seiner neu errungenen Selbstsicherheit einen Faustschlag ins Gesicht sverpasst. Diese neuen Seiten fanden dann auch ihren Weg in das Heft.

O’Neil war nicht glücklich über diese Entscheidung. Seiner Auffassung nach suggeriert das Ende, dass Drogenabhängigkeit durch Gewalt gelöst werden könne.

Green Lantern/ Green Arrow 85: Snowbirds don`t fly
Erscheinungsdatum:     August 1971
Cover:             Neal Adams
Autor:             Denny O`Neil
Zeichner:         Neal Adams

Green Lantern/ Green Arrow 86: Snowbird don't fly
Erscheinungsdatum:     Oktober 1971
Cover:             Neal Adams
Autor:             Denny O`Neil
Zeichner:         Neal Adams

Der Gästezugang für Kommentare wird vorerst wieder geschlossen. Bis zu 500 Spam-Kommentare waren zuviel.

Bitte registriert Euch.

Leit(d)artikelKolumnenPhantastischesKrimi/ThrillerHistorischesWesternAbenteuer/ActionOff TopicInterviewsHintergründeMythen und WirklichkeitenFictionArchivRedaktionelles

Wir verwenden Cookies, um Inhalte zu personalisieren und die Zugriffe auf unsere Webseite zu analysieren. Indem Sie "Akzeptieren" anklicken ohne Ihre Einstellungen zu verändern, geben Sie uns Ihre Einwilligung, Cookies zu verwenden.