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»Dorian Hunter« revisited - Teil 57: Katastrophen im Eis…

»Dorian Hunter« revisited»Dorian Hunter« revisited
Teil 57 - Katastrophen im Eis …

Im September 2018 wurde die legendäre Dämonenkiller - Serie im Bastei - Verlag unter dem Namen Dorian Hunter neu gestartet. Die ersten 50 Bände sind erschienen und ein Ende ist nicht in Sicht. In dieser Artikelserie werfe ich einen kritischen Blick auf die alten Romane im neuen Gewand und begleite den “Dämonenkiller” auf seinem Weg in jene Gefilde, die bislang nur in Buchform erreicht wurden…

Das Ungeheuer von Loch Ness“Die Braut der Bestie”
Dorian Hunter Band 107
von Roy Palmer
(EV: DK 104 / 17.08.76)
Nachdem Unga den Sarg mit dem Schwarzen Samurai bis zum Flughafen verfolgt hat, bucht er einen Platz in der Maschine, in die er verfrachtet werden soll. Als das Flugzeug gestartet ist, bringt Tomotada die Maschine in seine Gewalt und trennt zunächst Männer und Frauen voneinander, während Unga versucht, ein paar Aufrührer zur Vernunft zu bringen. Nachdem Tomotada seine Macht demonstriert hat,  entledigt er sich des Piloten, worauf die Maschine, nur von Magie geleitet dem Nordpolargebiet entgegen fliegt und schließlich dort landet. Tomotada zwingt die Männer, das Flugzeug zu verlassen, während die Frauen an Bord bleiben müssen. Unga versucht einen Angriff, kommt aber gegen die Übermacht der Besessenen, die der Samurai erschaffen hat, nicht an und muss sich zunächst zurückziehen.

Als sie sich dem Flugzeug wieder nähern, werden sie Zeuge, wie der Samurai ein urzeitliches Monster aus dem Eis befreit, welches sich an Bord begibt. Unga folgt dem Wesen und greift es mit seinem Schwert an, während die übrigen Männer gegen ein paar Untote kämpfen, die mit dem Monster erweckt wurden. Als unter den Flüchtenden Panik ausbricht, muss Unga ebenfalls fliehen, während die ersten Frauen die Brut des Monsters eingepflanzt bekommen. Unga kämpft sich in die Maschine zurück und vernichtet dort die bereits geschlüpfte Brut, worauf das nun unkontrollierbare Monster sich gegen seinen Herrn Tomotada wendet, der es schließlich tötet. Als das Flugzeug wieder startet und einem ungewissen Ziel entgegenfliegt, meldet sich Olivaro und bietet Unga an, sich mit ihm zu verbünden, da er angeblich gegen einen Feind kämpft, der auch ein Feind des Hermes Trismegistos ist. Unga lehnt jedoch ab.

Mit diesem fünften Band des “Samurai - Zyklus” haben gleich zwei Autoren eine Arbeit abgeliefert, die man in mehrfacher Hinsicht als absolut ungenügend bezeichnen muss. Zum einen Ernst Vlcek, der das Expose verfasste, zum anderen Roy Palmer, der nach dieser undankbaren Vorlage einen der wohl schlechtesten Romane der Serie geschrieben hat.

Was die Vorlage betrifft, so serviert Vlcek dem Leser hier im Grunde nur einen weiteren “grandiosen” Plan eines Gegners, der diesmal jedoch nicht nur wie üblich übertrieben kompliziert, sondern letztlich auch völlig hirnrissig ist, so dass er alle vorherigen dieser großen (und natürlich gescheiterten) Pläne locker in den Schatten stellt.

Um gegen seinen noch unbekannten Feind bestehen zu können, lässt Olivaro den Schwarzen Samurai ein Flugzeug entführen, um dieses als Brutstätte für die Ableger eines urzeitlichen Monsters zu nutzen. Zu diesem Zweck muss das Flugzeug dann erst noch einen Zwischenstopp einlegen, um das Vieh aufzunehmen und die Brut in die Hirne der Frauen zu pflanzen, während der Samurai im Grunde nur als “Herr” der Kreatur dient. Streng genommen wird er gar nicht wirklich gebraucht, da die meisten Abläufe des genialen Plans ohnehin von Olivaro ferngesteuert werden.      

Da die Entführung allein aber noch nicht reicht, um auf die erforderliche Romanlänge zu kommen, präsentiert der Autor dem Leser noch die Geschichte des Monsters, bis zu dem Punkt seiner Befreiung aus dem Eis in einer Nebenhandlung, wobei hier reichlich Blut und Gedärme verspritzt werden, was diese im Grunde sinnfreien Abschnitte allerdings nicht spannender, sondern einfach nur widerwärtiger macht.

Dann hätten wir da noch die typischen Palmerschen Figuren, die wie immer nichts weiter als klischeehafte Abziehbilder sind, wobei man hier unweigerlich an die sehr ähnlich angelegten Figuren aus den Katastrophenfilmen der 70er Jahre denken muss, was zwar in diesem Fall wiederum zur Handlung passt, letztlich aber der Handschrift des Autors entspricht. Immerhin gelingt es ihm, die Hauptfigur Unga so darzustellen, dass man sie stellenweise sogar wiedererkennt, auch wenn der Cro Magnon hier in den entscheidenden Momenten einfach viel zu hilflos und unbeholfen agiert.

Hinzu kommt, dass auch die Dialoge in diesem Roman so grottenschlecht sind, wie in kaum einem zuvor erschienen Band der Serie. Das klingt alles einfach nur gestelzt und in keinster Weise authentisch, vor allem die hohlen, dümmlichen Sprüche der männlichen Passagiere scheinen einem primitiven Action-Film entsprungen zu sein.

Einige Szenen in diesem Roman sind einfach nicht nachvollziehbar, so versucht etwa ein Opfer, seinen gerade gespaltenen Schädel wieder zusammenzupressen. Wobei man sich in dem Zusammenhang besser nicht fragt, ob es in der damaligen Zeit möglich war, sein Schwert im Handgepäck mit an Bord zu nehmen…

Dabei benötigt Unga dieses hier gar nicht wirklich, denn er verfügt ja über den Kommandostab, dessen universaler Einsatz hier einfach beispiellos ist. Mit diesem magischen “Knochen” kann man nämlich nicht nur Besessene in Schach halten, er öffnet auch magische Barrieren und das sind längst noch nicht alle Funktionen dieser Superwaffe…

Dieser Roman gehörte damals zu jenen, die indiziert wurden. Im Nachhinein doppelt ärgerlich, denn abgesehen davon, dass einige der entsprechenden Szenen für die Handlung ohnehin wertlos sind, hätte man dieses Machwerk im Grunde besser schon gleich nach seiner Entstehung in Form des Exposes verwerfen sollen, da es sich hier letzten Endes nur um einen weiteren “genialen” Plan Olivaros handelt, der sich am Ende dann doch als undurchführbar erweist.

Kommentare  

#1 Andreas Decker 2022-10-11 10:22
Als ich eingedenk deines kommenden Artikels in den Roman reingeblättert habe, fand ich Teile eigentlich ganz spannend. Der Anfang im Flugzeug war ganz nett und so typisch 70er. Ein Schwert im Handgepäck an Bord bringen - kein Problem. (Obwohl ich das trotz allem für leicht unrealistisch halte, die Japaner hatten auch ihre Probleme mit dem Terror. Allerdings klang nur wenig von dem Gegenwartsjapan im DK authentisch.)

Aber dann fingen die Leute an zu reden. :lol: Eigentlich wollte ich mal eine Lanze für den "primitiven" Actionfilm der Zeit brechen und behaupten, dass diese lahmen Dialoge nicht mal den Weg auf die Leinwand geschafft hätten, aber dann fielen mir solche Kracher wie "Das Mädchen von Hongkong" ein. Vermutlich hast du recht.

Olivaros Plan ist natürlich völlig bescheuert. Einen Jumbo zu entführen, um am Nordpol ein paar Monster zu züchten? Ja, klar. Geht's noch auffälliger? Das wäre was für die Fernsehnachrichten gewesen. Und die Geschichte des "Monsters" hat auch nicht funktioniert.

Mich hat überrascht, wie blutig der Roman war. Das paßt so gar nicht zu der weichen Welle davor und danach. Nimmt man den B-Film Vergleich, war Friedrichs da seiner Zeit irgendwie voraus, die italienischen Splatterfilme gab es erst später.

Allerdings ist die Passage mit den Wikingern auch nur peinlich. Kaum vorstellbar, dass ausgerechnet dieser Autor später Hunderte Seewölfe geschrieben hat.

Es ist einer der schlechtesten Romane der Serie. Abgesehen von der soliden Horror-Grundidee - Monster legt seine Brut in Menschenköpfe - funktioniert hier gar nichts.

(Obwohl der Ersatzroman von Delfs für die NA noch weniger funktioniert. Aber das ist ein anderes Thema)
#2 Cartwing 2022-10-11 12:26
Man hätte trotz der sinnlosen Handlung mehr aus der Vorlage machen können.
Ein Walter Appel hätte z. B die Passagiere sicher viel authentischer dargestellt und so hätte der Roman aus der beklemmenden Situation im Flugzeug seine Spannung beziehen können.

Aber letztlich kann man aus Sch... kein Gold machen.

Zitat:
(Obwohl der Ersatzroman von Delfs für die NA noch weniger funktioniert. Aber das ist ein anderes Thema
Kenne ich nicht, aber inzwischen bin ich an einem Punkt, wo ich nachvollziehen kann, warum man damals lieber neue Romane schreiben ließ.
Einige davon sollen ja sogar ganz gut gewesen sein.
#3 Andreas Decker 2022-10-11 14:21
zitiere Cartwing:


Kenne ich nicht, aber inzwischen bin ich an einem Punkt, wo ich nachvollziehen kann, warum man damals lieber neue Romane schreiben ließ.
Einige davon sollen ja sogar ganz gut gewesen sein.


Der wurde damals bei der Neuauflage neu geschrieben, um den Indexroman nicht erneut zu veröffentlichen.
#4 Ringo Hienstorfer 2022-10-11 14:23
zitiere Andreas Decker:
zitiere Cartwing:


Kenne ich nicht, aber inzwischen bin ich an einem Punkt, wo ich nachvollziehen kann, warum man damals lieber neue Romane schreiben ließ.
Einige davon sollen ja sogar ganz gut gewesen sein.


Der wurde damals bei der Neuauflage neu geschrieben, um den Indexroman nicht erneut zu veröffentlichen.

Ein Langweiler erster Güte. Nichts Ganzes, nichts Halbes.
#5 Laurin 2022-10-11 16:37
Ich schätze mal, wenn die Serie da eh schon Ärger bekommen hatte (Indexroman usw.), dürfte es wohl auch klar sein, warum danach eigentlich nichts wirklich bewegendes mehr kam, bis man dann irgendwann beim Zaubermond Verlag den Faden mit neuen Romanen wieder aufgenommen hatte, ohne bei jedem neuen Absatz im Roman (als Autor) vor möglichen Konsequenzen gleich zu schlottern.
#6 Cartwing 2022-10-11 18:00
Zitat:
Der wurde damals bei der Neuauflage neu geschrieben, um den Indexroman nicht erneut zu veröffentlichen.
Schon klar, ich meinte nur, dass ich ihn nicht gelesen habe. Die NA war ja damals auf nem guten Weg, dank Giesa und Co. die wieder an Zyklen gearbeitet hatten. Aber die Geschichte und deren Ausgang kennen wir ja.

Ich bin auf die Romane nach dem Baphomet - Zyklus sehr gespannt, allerdings werden wir da noch bis 2024 warten müssen...
#7 Toni 2022-10-11 20:13
Der Roman kam bei mir auch nicht sonderlich gut weg. Eben ein echter Palmer. Andreas hat schon recht... Aber dann fingen die Leute an zu reden :D
Krause Dialoge können einem echt die Tour bzw. Leselust vermiesen. Man mag einfach nicht mehr zuhören. Für mich in letzter Zeit ein richtiges Problem. Gestern bin ich beim Zappen an einer alten Enterprise -Folge mit Kirk hängen geblieben. Die Hälfte habe ich geschafft, dann wurde mir das Gehampel einfach zu häftig. Der notgeile Kirk wollte einer Medusa Namens "Marion" einen aufdrücken um wieder in unsere Galaxis zu kommen. Ich glaube, meine Naivität und Fantasie ist irgendwo zwischen 13000 Filmen und ca. 1500 Heftromanen auf der Strecke geblieben.

Dein Artikel war wie immer sehr lesenswert. Ich muss die Serie wirklich mal wieder lesen... ich würde auch mal wieder gerne was schreiben. Ich höre mich schon an wie Friedhelm.
#8 Cartwing 2022-10-12 05:46
Vielen Dank...

Was die alte Enterprise Serie betrifft, habe ich das auch gerade genauso erlebt. Wollte mal wieder ein paar Folgen schauen, aber die Dialoge haben mich nach zehn Minuten schon abgeschreckt.

Beim Heftroman gab es früher schon ein paar Autoren, die es besser konnten. Appel, Hohlbein oder auch Voltz. Da raschelte das Papier nicht so sehr.

Zitat:
 ich würde auch mal wieder gerne was schreiben.
Und ich würde es gerne lesen...
#9 Laurin 2022-10-12 16:26
Zitat @Toni:
"ich würde auch mal wieder gerne was schreiben. Ich höre mich schon an wie Friedhelm."

Na, das mit "Friedhelm" ist nicht ansteckend. Man muss nur seinen inneren Scheinehund mal ab und zu ein paar freie Tage gönnen. :lol:
Und klar, lesen würde ich es wie @Cartwing natürlich auch gerne. ;-)
#10 Mainstream 2022-10-12 22:09
-
Zitat:
Was die alte Enterprise Serie betrifft, habe ich das auch gerade genauso erlebt. Wollte mal wieder ein paar Folgen schauen, aber die Dialoge haben mich nach zehn Minuten schon abgeschreckt.
Ich weiß, die alte Leier mit den Kenntnisen in englisch.
Aber ich bin Trekker geworden nachdem ich meine erste Episode in englisch gesehen habe. Davor fand ich es albernen Kinderkram. Es macht einen unvorstellbaren Unterschied.
#11 matthias 2022-10-15 11:26
Die Leser-Kritiken über den "legendären" Dämonenkiller sind eigentlich nicht so positiv.
Warum dann aber "legendär" ?
#12 Cartwing 2022-10-15 17:57
Die Umstände ihrer Kurzlebigkeit mögen dazu beigetragen haben, dass man sie heute so sieht und bezeichnet.

Es gab ein paar großartige Romane und das ursprüngliche Konzept war schon einmalig. Aber der Legendenstatus muss sich auch nicht unbedingt auf die Qualität der Romane beziehen.

Letzten Endes muss man sie auch nicht so bezeichnen, da habe ich mich von meiner Erinnerung und meiner eigenen Einschätzung leiten lassen

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