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Woran Du glaubst - dafür sollst Du leben (und sterben)! - MARK BRANDIS - Die Buchreihe

MARK BRANDIS - Die BuchreiheWoran Du glaubst - dafür sollst Du leben (und sterben)!
MARK BRANDIS WELTRAUMPARTISANEN - Die Buchreihe

Das ist das Motto, das sich durch die Buchreihe MARK BRANDIS zieht, eine SF-Serie aus dem Herder-Verlag, die der Autor Nikolai von Michalewsky für die Jugend schrieb. Es erschienen insgesamt 31 Bände und ein unvollendetes Buch.Später wurde die Reihe auch als Hörspielserie  mit den Originalgeschichten und dazu erfundenen Stories als „Kadett Brandis“ in seiner Jugendzeit und als  (bis jetzt) fünfbändiger Comic adaptiert.

Ich werde demnächst mit einer Analyse der Reihe beginnen, wobei ich so gut wie alle Bücher einbeziehen möchte. Jedoch kann ich keine festen Termine vorlegen.

BORDBUCH DELTA VIIDemnächst wird also der Bericht über Band 1 BORDBUCH DELTA VII erscheinen.

Zunächst sei nur Folgendes gesagt, die Reihe hat ihre Stärken und ihre Schwächen. Die Stärken liegen in den Interaktionen der menschlichen Bezüge und der positiven Werte, die wir alle miteinander teilen:
Fürsorge, Liebe, Mitleid, Freiheit und Verantwortung in der Demokratie, Pflicht.

Die Serie bestärkt also durch den Aufbau ihrer Charaktere, die keine papierenen Abziehbild-Helden sind, sondern Menschen aus Fleisch und Blut mit all ihren Problemen und Charaktereigenschaften, auch ihren Schwächen. Selbst der namensgebende Held ist kein unbeschriebenes Blatt oder ein strahlender Held. Er hat als Captain am Anfang seiner Karriere bereits einen selbstverschuldeten Unfall hingelegt und muss sich erst wieder zum Commander hochdienen.

Obwohl Militär vorkommt, sind die handelnden Protagonisten fast alle Zivilisten und arbeiten als Testpiloten für die   zivile VEGA (Venus-Erde, Gesellschaft für Astronautik), die allerdings eine Art militärische Rangordnung für ihre Raumschiffsbesatzungen besitzt.(Sergeant, Lieutnant, Captain, Commander).Aber auch in der realen, zivilen  Handelsmarine etwa muss es ja eine eindeutige Kommandofolge geben. Außerdem tragen sie Uniform, eigentlich eine Art von "Firmen-Dienstkleidung".

Damit kommen wir zu einer weiteren Stärke der Reihe:
Die Weltraumfahrt findet trotz aller beschriebenen Weiterentwicklung immer noch im solaren Sonnensytem statt.Sie ist langwierig und gefährlich. Es gibt kein „Hyper“ der sogenannten modernen SF, keine überdimensionalen Abwehr-Schutzschirme oder ähnlichen Unfug.Raumfahrt ist harte, tägliche Pionierarbeit, die kontrolliert erfolgen muss: Triebwerk, Steuergeräte, Schiffshülle, Kurse von Meteorschauern oder Sonnenstürme werden anschaulich (und hier eine der Schwächen: aber nicht immer logisch) beschrieben.
Obwohl die Serie im Laufe der Folgebände  auch durch technische Entwicklung besserer und schnellerer Schiffe daherkommt, liegt der Schwerpunkt der Reihe  auf dem menschlichen Wert: auf den soziologischen Bezügen des Einzelnen und seinen Werten, die uns alle in einer funktionierenden Zivilgesellschaft miteinander verbinden.

Mehrere Schwächen treten allerdings zutage: auch wenn der Autor sich bemüht, die alltäglichen Probleme der Weltraumfahrt deutlich zu machen, so hat er nicht die geringste Ahnung von Astronomie, Weltraumphysik oder Astronautik.

Beispiele: er verwechselt oft die Begriffe „Galaxie“ oder „Planet“ und bezeichnet Uranus als am „Rande des Universums“ schwebend als äußerster Planet, dem er außerdem eine feste, wenn auch ziemlich gut erfundene, recht grauenvolle Oberfläche zuweist.Dass Uranus einer der kalten Gasplaneten des Sonnensystems ist, scheint er nicht zu wissen. Dies war aber bereits in den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts bekannt.Weiterhin treten viele Versatzstücke auf. Da es sich um eine Serie handelt, in der die einzelnen Bände chronologisch aufeinander aufbauen, muss das wohl sein, dass er sich regelmäßig in den einzelnen Bänden wiederholt, indem er die äußeren Grundlagen erneut beschreibt:  etwa Metropolis, die Hauptstadt der EAAAU (Europäisch-Amerikanisch-afrikanische Union), die Venus und ihre dreizehn Kolonien oder den Mond, Luna und die dortigen Stationen.Dadurch wird die eigentliche Handlung kompakter und überzeugender, wiederholt sich aber auch teilweise variiert.Darauf komme ich später noch zu sprechen.

Zwei Dinge seien noch kritisch anzumerken, bevor ich demnächst in die Einzelheiten der Romane übergehe.Zum Ersten  gelingt es ihm oft nicht, die Handlung konsistent zu erzählen, sondern er muss  künstlich konstruieren, damit sein Handlungsstrang wirken kann. Diese Logikfehler sind offensichtlich.

Zwangsprozesse der Protagonisten, wie etwa die Entführung von Ehefrauen wiederholen sich.Außerdem stürzt er die Menschheit ununterbrochen in neue, turbulente Abenteuer diktatorischer Machtergreifungen oder terroristischer Bedrohungen, die von kurzen Zwischenphasen der Demokratie geprägt sind. Erstaunlich ist einfach, wie viele Extremisten es in der Serie gibt, denen es dann auch noch wiederholend gelingt, zur Macht zu greifen.

Gut dargestellt ist hingegen der Konflikt der EAAU gegen die VOR (Vereinigte Orientalische Republiken unter der Vorherrschaft von China.)Dieser Prozess bildet den ersten kalten Krieg der Moderne von 1945-90 überzeugend in die Zukunft extrapoliert ab. Die Bücher spielen etwa rund hundert Jahre in der Zukunft, vom Erscheinungsjahr an gerechnet.Im Prinzip kann man sie auch noch als Erwachsener lesen, wenn man über all die Logikfehler darin hinwegsieht, und sich rein auf der Schiene der Nostalgik bewegt.Ich habe mich jedenfalls beim Wiederlesen all der Abenteuer gut amüsiert (und nur selten über astronomische Fehler geärgert).Die Charakterisierung von Personen und die Herausarbeitung der ethischen und moralischen Werte einer Gesellschaft und ihres gemeinsamen Vertrages, hinter denen wir alle stehen sollten, um eine gut funktionierende Gemeinschaft zu bewahren, ist eine Stärke dieses Schriftstellers gewesen und davon leben die Geschichten in erster Linie.

Alle 31 Bände wurden neu vom Wurdack-Verlag herausgegeben. Genaueres später im nächsten Artikel dazu.

1. Bordbuch Delta VII: Alarm im Weltraum  (1970)
2. Verrat auf der Venus: Flucht in den Weltraum (1971)
3. Unternehmen Delphin: Machtkampf im Weltraum (1971)
4. Aufstand der Roboter: Duell im Weltraum (1972)
5. Vorstoß zum Uranus: SOS im Weltraum (1972)
6. Die Vollstrecker: Terror im Weltraum (1973)
7. Testakte Kolibri: Experimente im Weltraum (1973)
8. Raumsonde Epsilon: Meuterei im Weltraum (1974)
9. Salomon 76: Verschwörung im Weltraum (1974)
10. Aktenzeichen: Illegal: Menschenjagd im Weltraum (1975)
11. Operation Sonnenfracht: Wettlauf im Weltraum (1975)
12. Alarm für die Erde: Notstand im Weltraum (1976)
13. Countdown für die Erde: Gefahr aus dem Weltraum (1976)
14. Kurier zum Mars: Hetzjagd im Weltraum (1977)
15. Die lautlose Bombe: Schwarzer Tod im Weltraum (1977)
16. Pilgrim 2000: Hölle im Weltraum (1978)
17. Der Spiegelplanet: Erkundung im Weltraum (1978)
18. Sirius-Patrouille: Kalter Krieg im Weltraum (1979)
19. Astropolis: Kolonie im Weltraum (1980)
20. Triton-Passage: Schiffbruch im Weltraum (1981)
21. Blindflug zur Schlange: Verschollen im Weltraum (1981)
22. Raumposition Oberon: Schwarze Wochen im Weltraum (1982)
23. Vargo-Faktor: Loch im Weltraum (1982)
24. Astronautensonne: Falsches Spiel im Weltraum (1983)
25. Planetaktion Z: Treibjagd im Weltraum (1983)
26. Ikarus, Ikarus...: Falscher Kurs im Weltraum (1984)
27. Der Pandora-Zwischenfall: Versuchung im Weltraum (1984)
28. Metropolis-Konvoi: Geleitzug im Weltraum (1985)
29. Zeitspule: Geheimarchiv im Weltraum (1985)
30. Die Eismensch-Verschwörung: Horror im Weltraum (1986)
31. Geheimsache Wetterhahn: Revolution im Weltraum (1987)

Aufbruch zu den Sternen (1983), Kurzgeschichtenband
Testbuch (1982), Leseproben der Bände 1–9, 15–16, 20–22

2020 by Holger Döring

Kommentare  

#1 matthias 2020-12-05 18:38
Also die Kurzfassung der obigen Einführung sagt uns, dass die Reihe MARK BRANDIS ein (links)-soziales, fast sozialistisches Geschwurbel von einem Autor ist, der keine Ahnung von SF hat, aber in diesem Rahmen seine politische Botschaft für die Jugend versteckt.

Aber ich habe bisher keinen Text dieser Serie gelesen, obwohl mir einiges davon vorliegt.

Ich bin sehr gespannt auf die weiteren Artikel über diese Reihe.
Danke Holger
#2 matthias 2020-12-05 18:59
Ich habe mich jetzt etwas mit dem Autor Nikolai von Michalewsky (Mark Brandis) beschäftigt, auch mit der Buchreiche MARK BANDIS.
Die Bücher sind sehr populär und werden auch heute noch gerne gekauft. Es sind Texte für die Jugend, was man auch an den Titelbildern der EA sieht.
#3 Hermes 2020-12-05 23:45
Ich hab als Jugendlicher etliche der Bände gelesen. Ausleihe aus der Stadtbiblithek. Damals hat mir die Serie gefallen. Ob das heute noch so wäre?
#4 Mark 2020-12-06 11:41
Sozialistisches Geschwurbel? Klingt für mich ähnlich wie ein Kommentar zu Derrick-Schreiber Herbert Reinecker. Da wurden die Drehbücher unter dem Aspekt interpretiert, dass Reinecker im Dritten Reichbei der Propagandabteilung arbeite, und schon war alles moralisch-philosophische plötzlich "Nazi" . Nikolai von Michalewskys Romane starten recht spanend mit einem verzweifelten Widerstandskampf gegen die faschistische Machtübernahme eines texanischen Generals über den westlichen Machtblock. Es gibt jede Menge zwischenmenschliche Konflikte, in den weiteren Bänden werden aktuelle Probleme aus Michalewskys Gegenwart manchmal recht plakativ (Umweltverschmutzung/Atomendlager/Kalter Krieg/Überwachungsstaat) in die Zukunft projiziert. Michalewsky war begeisterter Seefahrer, und seine Raumfahrer sind dann auch eher Seeleute, mit Physik hat er nichts am Hut, und bei manchen Einfällen (wie zu Staub zermahlene Gehirne) möchte man schreien. Die Hörspiele haben da Veränderungen vorgenommen, manche sind dem wissenschaftlichen Hintergrund geschuldet, manche dem heutigen Zeitgeist. Die Testpiloten sind kein reiner Männerverein mehr, und Brandis bester Kumpel Grischa Romen, in den Büchern ein etwas klischeehafter "Zigeuner" wird in den Hörspielen erstmal schüchtern von Brandis als Sinti oder Roma angefragt, bevor er sich selbst stolz als Cigan erklärt. Aber sozialistisches Geschwurbel? Brandis lebt (nach dem Sieg über den bösen amerikanischen General :-)) in einer technisch fortgschrittenen Demokratie nach westlichem Vorbild. Ich mag die Romane, auch wenn jeder Hardcore-Sci-Fi-Fan wahrscheinlich stellenweise die Hände vor den Kopf schlägt. Die Hörspiele sind sehr aufwendig produziert, Michael Lott, als Schauspieler auf eher unscheinbare Typen abonniert, ist als Titelheld eine sehr gute Besetzung, in Nebenrollen sind bekannte Synchronssprecher wie z.B. Frank Glaubrecht zu hören, für die Kadettenreihe brachte man in einem Besetzungscoup nach Jahrzehnten sogar Gernot Endemann und Horst Stark aus "Commander Perkins" wieder zusammen. Aber wie am Anfang gesagt, sozialistisches Geschwurbel scheint mir etwas weit hergeholt.
#5 AARN MUNRO 2020-12-07 09:13
zitiere Hermes:
Ich hab als Jugendlicher etliche der Bände gelesen. Ausleihe aus der Stadtbiblithek. Damals hat mir die Serie gefallen. Ob das heute noch so wäre?

Mir ging es damals ebenso. Da war ich zwischen 12 und 14.Sehr spannend ... aber eben auch sehr hektisch. Die logischen Fehler der Astronomie fielen mir wohl nicht so auf ... oder waren mir gleichgültig, wenn denn die Handlung gut war.
Als unsere Zweigbibliothek im Rahmen der staatlichen Sparmaßnahmen aufgelöst wurde, konnte ich etliche Bände davon für eine Mark pro Stück erwerben.Hat sich gelohnt.
#6 AARN MUNRO 2020-12-07 09:19
#4Mark: ich werde aber nur die originalen Bücher rezensieren, nicht die Hörspiele oder Comics, die naturgemäß modernisiert wurden.Auch eine Risszeichnung der Delta VII habe ich in zwei Versionen erstellt, die etwas moderner dargestellt wurde. Eher wie im Comic als in der alten Zeichnung auf der MB-Website.Das Schiff ist auch nicht immer sehr eindeutig im Buch beschrieben.Ich plane nämlich ein PC-Spiel dazu. Muss mich allerdings noch um die Rechte kümmern.Aber danke für deinen ausführlichen Kommentar, der ja auch schon beinahe die Inhalte der Bände vorweg nimmt.;-)
#7 Mark 2020-12-07 10:40
Sorry, wollte nicht spoilern oder Dinge vorwegnehmen, aber ich fand den Kommentar mit "sozialistischem Geschwurbel" ein wenig übertrieben, das hat mich wohl etwas getriggert :-). Bei mir war die Reihe tatsächlich durch die Hörspielbearbeitung wieder präsent geworden. Bin gespannt auf die Buchbesprechungen. (Und auf das PC-Spiel)
#8 AARN MUNRO 2020-12-09 08:08
Zitat:
Ich bin sehr gespannt auf die weiteren Artikel über diese Reihe.
Danke Holger
Danke für den Dank! :-)
Ich bin schon dabei, Band 1 gründlich zu analysieren ... der Text dazu folgt bald!

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