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»Tony Ballard« revisited - Teil 17: Rent a Ghoul…

»Tony Ballard« revisited»Tony Ballard« revisited
Teil 17: Rent a Ghoul

Als im Oktober des Jahres 1982 der erste Band der Tony Ballard Serie das Licht der Welt erblickte, waren seit 1974 bereits 67 Romane mit dem sympathischen Helden in der Gespensterkrimi - Reihe erschienen, so dass die eigenständige Serie bei ihrer Geburt schon über einen ansehnlichen Stamm an festen Helden, Feinden und Schauplätzen verfügte, welcher im Laufe der Zeit noch weiter anwachsen sollte.

In dieser Artikelserie befassen wir uns mit der Entwicklung der Serie vom reinen „Fall der Woche“ hin zu dem späteren, durchaus komplexen Serienkosmos…

Totentanz der GhoulsDass der Held einer Heftromanserie auch mal Fehler machen oder falsche Entscheidungen treffen darf und sich nicht immer in jeder Situation korrekt verhalten muss, versteht sich von selbst. Das macht ihn gleich menschlicher und bei den Lesern somit nur umso beliebter. Die Fehler und Fehlentscheidungen welche unser Tony in der letzten Zeit unterliefen, kann man jedoch schon nicht mehr an einer Hand abzählen. So erleben wir auch in dem TONY BALLARD Band 34 „Totentanz der Ghouls“ wie der Held völlig blauäugig von einer Falle in die nächste rennt. Auf der Suche nach Cuca, der Mutter von Silvers noch unbekanntem Sohn, führt eine Spur das Ballard Team nach Griechenland, wo man gleich zu Beginn des Romans beschließt, getrennt vorzugehen.

Während der Silbermann sich mit seiner Gefährtin auf die Suche nach seiner Ex begibt, muss der gute Tony seine nicht gerade kampferprobte aber hoch motivierte Freundin mitschleppen, welche dann auch prompt vom Gegner entführt wird. Dass es dazu überhaupt kommen kann, liegt jedoch nicht etwa an der Unausgewogenheit der beiden Teams, sondern an der bereits erwähnten Blauäugigkeit eines Tony Ballard, der seinem Informanten trotz eines deutlich schlechten Bauchgefühls in irgendeine unbekannte Ecke folgt… Während Ballard also plötzlich vor eine ganz neue Aufgabe gestellt wird - nämlich seine entführte Perle wiederzufinden - machen Silver und Roxane sich auf die Suche nach Cuca, welche sich - wie man bereits weiß, in der Gegend niedergelassen und sich sozusagen selbständig gemacht hat:
Sie betreibt eine Art Agentur, die Ghouls an lebensmüde Zeitgenossen vermietet, welche dann „Horror - Partys“ veranstalten, auf denen immer irgendein armes Schwein dran glauben muss und von dem gemieteten Ghoul gefressen wird. Das wirklich erstaunliche an dieser Agentur ist jedoch die Aussage, dass sie von „Mundpropaganda“ lebt, wer allerdings darüber redet, gilt als Verräter und wird mit dem Tode bestraft… Eine fürwahr abstruse Idee, möchte man meinen, allerdings scheint der Autor diese Meinung nicht zu teilen, da er gleich mal einen Doppelband daraus gestrickt hat…

Und da man somit also noch etwas Zeit zu verplempern, bzw. Seiten zu füllen hat, lässt er seinen Helden gleich mal von der Polizei einkassieren und in eine Gefängniszelle stecken. Aber nicht etwa, weil er sich mit irgendwelchen Verbrechern angelegt hat, die Normalsterbliche nun mal nicht als Ghouls entlarven können. Nein, weil er „Fahrerflucht“ begeht, nachdem er einen Mietwagen geschrottet hat… Am Ende geht er dann sogar noch ein zweites Mal einem Ghoul in die Falle: Er folgt dem Bruder des „Informanten“ zu dessen Haus, wo dieser sich dann ebenfalls als Ghoul entpuppt…

Ein Horrorfest um MitternachtDer Leser wird indes fürs Erste erlöst und darf sich schon mal auf den zweiten Teil des Doppelbandes „freuen“, den TONY BALLARD Band 35 „Ein Horrorfest um Mitternacht“. Hier bekommen Silver und Roxane es zunächst einmal mit ein paar Haien zu tun, welche vom Autor zwar ziemlich finster beschrieben werden (da ist etwa von bösen, kleinen Augen die Rede) bei denen es sich aber um ganz normalsterbliche Tiere handelt. Dennoch muss Silver, der die Tiere überhaupt nicht leiden kann, weil es in seinen Augen halt mordende Bestien sind, sie natürlich vernichten.

Erst nach diesem doch etwas ungleichen Kampf geht es mit Ballard weiter, der sich gleich gegen zwei Ghouls behaupten muss. Aber anscheinend hat ihn die Sorge um seine Freundin motiviert, denn während diese ihm vor Kurzem noch nach Kräften unterstützen musste, als er von einer „Horror-Hand“ angegriffen wurde, kann er hier gleich zwei Gegner nur mit seinem Ring in Schach halten und nebenbei sogar noch darüber sinnieren, wie hässlich doch Ghouls im Vergleich mit so schön anzuschauenden Wesen wie Yora oder Agassmea sind…

Vielleicht hätte er sich lieber mehr auf den Kampf konzentriert, denn am Ende ergeht es ihm wie ein Heft zuvor seiner Gefährtin - er wird entführt und landet natürlich im selben „Käfig“ in unmittelbarer Nähe des Feindes. Dass auch Silver und Roxane schließlich dort auftauchen, wundert dann sicher niemanden mehr, wenn man sich auch durchaus fragen darf, wie schlau es letzten Endes war, getrennt vorzugehen. Doch sei es wie es sei, die beiden sind halt im richtigen Moment zur Stelle, also passend zum Showdown, und dieser wird dann auch tatsächlich ziemlich packend und temporeich geschildert.

Doch wer gehofft hat, dass Silver seiner Ehemaligen am Ende gegenübersteht und sie zur Rede stellt, bzw. sich nach dem gemeinsamen Sohn erkundigt, der kennt den guten A.F schlecht, welcher sich diese Begegnung für ein anderes Mal aufgehoben hat. So können die baffen Helden am Ende nur zusehen, wie Atax und Cuca sich auf äußerst effektvolle Weise aus dem Staub machen: Sie setzen sich auf ihre Knochensessel, die daraufhin in die Lüfte emporschießen, als seien sie mit einer Art magischem Raketenantrieb ausgestattet. Ein doch etwas seltsamer Abgang, ebenso seltsam, wie die Tatsache dass ein Mr. Silver in diesem Roman plötzlich in der Lage ist, einen Zweitkörper aus Ektoplasma entstehen zu lassen. Wer da sehnsüchtig an eine andere Serie denkt, dem sei dies verziehen…

Kleine Zitate - Grosser MeisterBessere Sicht durch Haftung…
Selbstverständlich klebten wieder Dutzende von Griechenaugen an meiner Freundin.
(TB 34 / S. 10)

Magere Auswahl…
Wenn ich von einem Schlagersänger weiß, dass er Drogen nimmt, gefallen mir seine Schallplatten nicht mehr.
(TB 34 / S. 50)

Relativ dehnbar…
Die Zeit verrann wie zähflüssiger Sirup. Jede Minute schien aus Gummi zu bestehen.
(TB 34 / S. 51)

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