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»Tony Ballard« revisited - Teil 12: Ein »überraschendes« Ende…

»Tony Ballard« revisited»Tony Ballard« revisited
Teil 12: Ein »überraschendes« Ende…

Als im Oktober des Jahres 1982 der erste Band der Tony Ballard Serie das Licht der Welt erblickte, waren seit 1974 bereits 67 Romane mit dem sympathischen Helden in der Gespensterkrimi - Reihe erschienen, so dass die eigenständige Serie bei ihrer Geburt schon über einen ansehnlichen Stamm an festen Helden, Feinden und Schauplätzen verfügte, welcher im Laufe der Zeit noch weiter anwachsen sollte.


In dieser Artikelserie befassen wir uns mit der Entwicklung der Serie vom reinen „Fall der Woche“ hin zu dem späteren, durchaus komplexen Serienkosmos…

Die Vampir-KlinikDass der gute A.F. Morland es sich im Laufe der Zeit angewöhnt hat, den Leser über die jüngsten Ereignisse ins Bild zu setzen, indem er seine Helden am Anfang eines Romans die derzeit aktuellen Entwicklungen an der Gegnerfront besprechen lässt, darf grundsätzlich als positiv gewertet werden. Wenn diese Besprechungen dann aber schon das Highlight des Romans sind, ist das natürlich eine eher traurige Bilanz. So wird auch in dem TONY BALLARD Band 23 „Die Vampir-Klinik“ zunächst einmal eine längere Lagebesprechung abgehalten. Fystanat, ein neues Mitglied des „Weißen Kreises“ berichtet von einem mächtigen Dämon namens „Loxagon“, für den das momentan heiß diskutierte, weil etwas unberechenbare Höllenschwert geschmiedet wurde. Außerdem erfährt Ballard, dass sich nur demjenigen die wahre Macht der Waffe offenbart, welcher den Namen des Schwertes kennt. Diesen erfährt man allerdings erst, wenn man das Schwert in Loxagons Grab bohrt…

Ein interessantes Themengebiet, das der Autor da in Aussicht stellt, allerdings dürfte wohl jedem Leser klar und verständlich sein, dass der gute Silver nicht sofort aufspringt, um zu dem besagtem Grab zu pilgern, zumal seine Gefährtin Roxane ja erst mal ihre Geistfühler ausstrecken und zwischen den Dimensionen herumwandern muss, um den Standort des Grabes herauszufinden. Bis dahin müssen noch so einige „Fälle der Woche“ erledigt werden. So auch der vorliegende, in dem unsere Helden sich mit ein paar Vampiren herumschlagen müssen, welche - wie der Titel bereits leicht andeutet, eine Klinik unsicher machen. Bevor Ballard jedoch auf den Plan tritt, macht man zunächst noch die Bekanntschaft mit einem Vampirjäger, der sich auf einem kleinen Rachfeldzug befindet und dabei - wie sollte es anders sein - ganz zufällig einem gewissen Tony Ballard über den Weg läuft, welcher natürlich prompt seine Unterstützung anbietet.

Aber Zufall hin oder her, aus der Idee mit dem Vampirjäger hätte man durchaus mehr machen können. So bleibt die Figur selbst blass und austauschbar, und ihre Geschichte wird nur angedeutet. Ebenso verhält es sich mit dem Gejagten, dem Vampir Tarock, welcher zwar als alt und mächtig beschrieben wird, dem aber das Charisma ähnlicher Figuren, wie etwa Landru aus der Vampira - Serie völlig fehlt. Immerhin erweist er sich als ziemlich wehrhaft und ballert am Ende sogar mit geweihten Silberkugeln in der Gegend herum, während der Held die Vampire hier lieber nur mit seinem Ring „bewusstlos“ schlägt, und sie dann liegen lässt, statt sie zu vernichten…

Am Ende ist es dann der ebenfalls mitmischende Kollege Rodensky, welcher dem Vampirboss gegenübersteht, und sich einfach mal tot stellt, als es dann doch etwas zu haarig wird. Eine schlaue Taktik, auf die der Vampir auch tatsächlich hereinfällt und abhaut. Allerdings kommt er nicht weit, da Ballard sich mit dem Eichenbogen des inzwischen gefallenen Vampirjägers ausgerüstet hat. So richtig kann er mit dem Ding aber dann doch nicht umgehen, er beharkt den Vampir zwar mit unzähligen Eichenpfeilen, trifft aber dessen Herz nicht. Trotz und alledem segnet Tarock dann irgendwann das Zeitliche. Offenbar hat ihn die schiere Masse an Eichenpfeilen dann doch davon überzeugt, dass es an der Zeit ist, sein untotes Leben auszuhauchen…
Immerhin kann Ballard diesen Kampf ganz ohne Skrupel durchziehen, bei seinem ehemaligen Freund und Kampfgefährten Frank Esslin sieht die Sache da schon ganz anders aus.

Horrorhölle TansaniaDieser taucht in dem TONY BALLARD Band 24 „Horrorhölle Tansania“ wieder aus der Versenkung auf, um zusammen mit seinem „Boss“ und Mentor Rufus und Phorkys, dem Vater der Ungeheuer einen ebenso teuflischen wie sinnfreien Plan in die Tat umzusetzen. Um eine Boxerstaffel zu dopen, erfindet man mal eben eine Art Monsterpille, indem man ein Monster erschafft, und dieses schrumpfen lässt, bis es eine handelsübliche, schluckbare Größe erreicht hat. Anschließend braucht man es nur noch auf magische Weise zu vervielfältigen und fertig ist das spezielle Dämonendoping. Das wirklich bemerkenswerte an dieser Tablette ist aber nicht das abstruse Herstellungsverfahren, sondern die Tatsache, dass der Proband bei der Einnahme einer einzigen Pille „nur“ mit übernatürlichen Kräften ausgestattet wird, während der Einwurf der zweiten ihn dann gleich zum Monster mutieren lässt.

Dieses hält sich aber zu Anfang des Romans noch relativ bedeckt, weshalb unser Held auch erst ab Seite 50 wirklich aktiv wird. Nachdem er Frank Esslin in einem Video erkannt hat,  (was für ein Zufall), begleitet er seinen Geldgeber Peckinpah zu der entsprechenden Boxveranstaltung und holt kurz darauf auch den Kollegen Silver mit ins Boot. Dass dessen Anwesenheit hier wirklich von Nöten ist, beweist nicht nur die Titelvorschau auf den zweiten Teil, sondern vor allem das blauäugige Vorgehen Ballards, der - obwohl er eigentlich bereits ahnen müsste, dass auch sein Erzgegner Rufus in der Nähe sein könnte - auf dessen Maske hereinfällt und sich von einer auffallend hübschen jungen Frau mal eben direkt zu Esslin bringen lässt. Und das obwohl er sich bereits wunderte, dass die gute Frau ein Treffen mit Esslin unbeschadet überstanden hat.

Der Dämon ist totDass es in dem bereits erwähnten zweiten Teil dieses Doppelbandes dem Erzdämon Rufus dann tatsächlich und endgültig an den Kragen geht, dürfte dann allerdings niemanden mehr so wirklich wundern. Zum einen hat der Autor dies bereits in Band 11 (!) auf der Leserseite verkündet, zum anderen spricht der Titel des TONY BALLARD Band 25 „Der Dämon ist tot!“ eine mehr als deutliche Sprache. Selbst wenn man also Band 11 übersprungen und die Vorankündigung übersehen haben sollte, so ist man spätestens beim Anblick des vorliegenden Romans voll und ganz im Bilde darüber, was hier am Ende passiert. Spannung schüren geht anders, und dass dieser verräterische Titel eine Reaktion des Autors auf die ständigen, lästigen Fragen seiner Leser sein mochte, wann bzw. in welchem Heft Rufus denn mal stirbt, muss man wohl eher ausschließen. Bevor es jedoch zu dieser letzten, entscheidenden Begegnung mit Rufus kommt, muss Silver sich zunächst noch mit ein paar übriggebliebenen „Resten“ eines Monsters herumschlagen, das Ballard einen Roman zuvor anscheinend nicht ganz vernichtet hat. Aber Silver ist ja nicht auf den Kopf gefallen und so trifft seine Vermutung, das ziemlich zerhackstückelte Monster könnte sich eventuell nur „tot stellen“ natürlich zu.

Während der Silberdämon also mit der Abfallbeseitigung beschäftigt ist, sind dem Helden selbst zunächst einmal die Hände gebunden, da sein Erzgegner ihn in eine Art Totenstarre versetzt und eingesargt hat. In diesem todesähnlichen Zustand bleibt er dann auch den ganzen Roman über liegen, bis dem Autor dann zum Ende des Romans offenbar einfiel, dass man ihn im finalen Kampf gegen Rufus doch noch gebrauchen könnte. Was tut man also, um den Helden aus seiner ausweglosen Situation zu befreien? Richtig, man lässt eine „glühende Hasswelle“ durch seinen Kopf rauschen, welche - so unglaublich es scheint, die Starre aufzuheben vermag, worauf der magische Ring dann den Rest erledigt… Und dann kommt auch schon der große Endkampf gegen einen Gegner, der sich im Laufe der Jahre als doch recht zäh erwiesen und sich immer im richtigen Moment aus dem Staub gemacht hat.

Das hätte er übrigens auch diesmal tun können, sogar ohne sich selbst zu vernichten, aber anstatt die Gunst der Stunde zu nutzen schaut er lieber in aller Seelenruhe dabei zu, wie seine Monsterhorden dahingeschnetzelt werden, bevor es ihm dann selbst an den Kragen geht. Und wenn man nicht bereits genau wüsste, dass dem so ist, könnte man vielleicht tatsächlich einen Moment lang daran zweifeln, als der Held im Zweikampf zu unterliegen droht. Doch der Silberdämon ist natürlich im passenden Moment zur Stelle und da auch der Dämonendiskus nach seinem letzten Einsatz noch immer griffbereit in der Luft schwebt (?!), ist der Dämon, wie es der Titel dieses nicht wirklich spannenden Romans ja bereits vage angedeutet hat, dann auch sehr schnell tot…

Kleine Zitate - Grosser MeisterWehrhafte Federn
Der Schmerz ließ mich aufstöhnen, und nun entbrannte ein Kampf mit dem verdammten Bett, das verhinderte, dass ich an den Vampir herankam.
(TB 23/S. 32)

Hungriger Abgrund ...
Ich ließ los, hing nur mit einer Hand an der Regenrinne und unter mir gähnte die Tiefe, die mich fressen wollte.
(TB 23/S. 51)

Zu oft gebissen worden ...?
Ich wies auf meine Halsschlagader. „Hier können Sie mich hineinstechen, wenn das nicht Frank Esslin ist.“
(TB 24/S. 26)

Pfui! Aus!
Wir wälzten uns über den Boden. Wir verbissen uns geradezu ineinander.
(TB 25/S. 22)

Nicht zum Putzen geeignet…
Das vielfältige, lappige Scheusal begrub den Hünen unter sich.
(TB 25/S. 28)

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