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Die Fallstricke der Liebe - »Bros«

BrosDie Fallstricke der Liebe
»Bros«

Im vergangenen Jahr wagte der US-Major Universal Pictures ein Experiment: Er ließ mit „Bros“ von Billy Eichner eine RomCom schreiben, in der der offen schwule Komiker auch die Hauptrolle spielte und das Datingverhalten Homosexueller im 21. Jahrhundert mit Witz hinterfragen ließ. Leider ist der Film völlig zu Unrecht gefloppt und hat nun nach einigen Wirren in Deutschland doch noch seinen Weg auf DVD gefunden.

BrosGleich in einer der ersten Szenen des Films sieht man Bobby Leiber (Billy Eichner) beim Pitching im Büro eines großen Hollywoodproduzenten, der ihn darum bittet, eine schwule RomCom mit Blockbusterpotenzial zu schreiben. Bobby hat etliche Argumente in petto, warum das ein Ding der Unmöglichkeit ist. Ein Heteropublikum werde sich kaum für die Liebesprobleme schwuler Männer begeistern, Liebe sei eben nicht gleich Liebe, da Schwule in dieser Hinsicht oftmals ganz anders tickten als Heterosexuelle, und „ein netter Film über nette Schwule“ sei ebenfalls ein Missverständnis, weil Schwule eben nicht alle nur nett seien. Der echte Billy Eichner hat die tatsächliche Idee von Universal Pictures aber nichtsdestotrotz umgesetzt und mit „Bros“ genau solch eine schwule RomCom geschrieben, die die Massen ins Kino locken sollte – und ist dabei letzten Endes wohl tatsächlich am Geschmack des Mainstreampublikums gescheitert. Noch nicht einmal die vergleichsweise überschaubaren Produktionskosten in Höhe von 22 Millionen Dollar hat der Film in den USA eingespielt und auch in anderen Ländern vergleichsweise maue Zuschauerzahlen generiert. Universal sah deswegen hierzulande komplett von einer physikalischen Auswertung des Films auf dem Heimkinomarkt ab und vertrieb diesen lediglich digital. Nun hat sich Zorro Medien unter dem Label „good!movies“ der unterschätzten Perle angenommen und „Bros“ doch noch auf DVD veröffentlicht.

BrosBobby Leiber hat einen erfolgreichen Podcast und soll die Gründung eines LGBTIQ*-Museums in New York City leiten. Dafür fehlen ihm aber noch dringend fünf Millionen Dollar, die er von großzügigen SpenderInnen eintreiben soll. Auch privat läuft es für den Dauer-Single nicht gerade toll. Da trifft er eines Abends in einem Club den attraktiven und gut gebauten Aaron Shepard (Luka Macfarlane), der überraschenderweise ebenfalls Interesse an seinem Gegenüber signalisiert, obwohl sich Bobby selbst für eher durchschnittlich aussehend hält. Die beiden sehen sich in den kommenden Wochen immer häufiger, obwohl Bobby die Zweifel nie so ganz verlassen, dass Aaron eigentlich eher auf muskelbepackte und weniger intelligente Männer steht und ihre Beziehung deswegen dauerhaft keine Chance hat. Denn Bobby entspricht diesem Klischeebild nicht im Geringsten, weil er überdurchschnittlich intelligent ist und mit seinen offenen und gewitzten Ansichten nie hinterm Berg hält.

BrosBilly Eichner und seinem Co-Autor Nicholas Stoller, der „Bros“ auch inszenierte, ist hier ein vor Witz und intelligenten Bonmots geradezu strotzender Film über die Erlebnisse eines schwulen jüdischen „Stadtneurotikers“ geglückt, der den Vergleich mit den besten Hetero-Komödien eines Woody Allen aus den 1970er Jahren nicht zu scheuen braucht. Hier wie da wird viel geredet und Unsicherheiten hinter intellektuellen Höhenflügen kaschiert. Der Film ist dabei am Puls der Zeit, macht sich über DatingApps, Polyamorösität oder die Zersplitterung der queeren Community lustig, bietet einigen prominenten Gaststars wie Debra Messing („Will & Grace“), Harvey Fierstein („Das Kuckucksei“), Ben Stiller („Nachts im Museum“) oder Kristin Chenoweth („Glee“) Gelegenheit für herrlich verschrobene und meist auch sehr witzige Kurzauftritte und kann insgesamt rundum überzeugen. Da kann man nur hoffen, dass er nun im Heimkino auf mehr Zuschauerresonanz als bei seiner Kinoauswertung stoßen wird. Die DVD-Erstveröffentlichung, die am 13. Juli 2023 erscheint, bietet ein sehr gutes Bild (im Widescreen-Format 2,40:1) und einen nicht zu beanstandenden Ton (Deutsch und Englisch in Dolby Digital 5.1, optional mit deutschen Untertiteln). Auf die Beigabe von Bonusmaterial hat man allerdings komplett verzichtet.

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