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Frischer Wind in der Gemeinde - »Chocolat« (2000)

ChocolatFrischer Wind in der Gemeinde
»Chocolat« (2000)

Der Schwede Lasse Hallström (geboren 1946) gilt als ausgesprochener Fachmann für stimmungsvolle Romanadaptionen. Besonders erfolgreich sind seine Verfilmungen von „Gilbert Grape – Irgendwo in Iowa“, „Schiffsmeldungen“ oder „Gottes Werk und Teufels Beitrag“. Aber auch mit „Chocolat“ verbuchte er im Jahr 2000 einen großen Hit. Der Film ist nun wieder auf BluRay veröffentlicht worden.

ChocolatLasse Hallström hatte sich in seiner schwedischen Heimat bereits in den 1970er Jahren einen Namen gemacht, da er die meisten Musikvideos der auch international erfolgreichen schwedischen Popgruppe ABBA inszenierte. 1977 ließ er mit „ABBA – Der Film“ einen auch international ausgewerteten Kinofilm folgen, der mittlerweile arg in die Jahre gekommen ist und neben den gelungenen Konzertszenen nur eine dünne Handlung mit ununterbrochenen Kalauern zu bieten hat. Gleichwohl diente Hallström die Zusammenarbeit mit ABBA als Sprungbrett zu einer Hollywoodkarriere, die er nach dem schwedischen Oscar-Kandidaten „Mein Leben als Hund“ und zwei Bullerbü-Filmen nach Astrid Lindgren im Jahr 1993 mit der Adaption des Peter-Hedges-Romans „Gilbert Grape – Irgendwo in Iowa“ begann. Johnny Depp übernahm darin die Hauptrolle und war noch weit entfernt von seinen „Pirates of the Caribbean“-Blockbuster-Erfolgen. Stattdessen glänzte er in Filmen wie diesem oder den Arbeiten von Tim Burton als liebenswerter Außenseiter. In „Chocolat“ ist Johnny Depp ebenfalls wieder mit von der Partie, hat aber eine vergleichsweise kleine Gastrolle übernommen, die in der zweiten Filmhälfte erstmals in Erscheinung tritt, seinem Außenseiter- und Rebellen-Image aber eine weitere glaubhafte Facette hinzufügt.

ChocolatIm Jahr 1959 wird ein kleines französisches Dorf durch die Ankunft der allein erziehenden Vianne Rocher (Juliette Binoche) und ihrer Teenager-Tochter Anouk (Victoire Thivisol) gehörig durcheinandergewirbelt. Vianne mietet von der Eigenbrötlerin Armande Voizin (Dame Judi Dench) ein Ladenlokal an, in dem sie kurz darauf eine Chocolaterie eröffnen wird. Ausgerechnet während der Fastenzeit, was in dem katholisch geprägten Dorf vielen sauer aufstößt. Besonders Bürgermeister Comte de Reynaud (Alfred Molina) ist Vianne und ihr Gewerbe fortan ein Dorn im Auge, zumal Viannes Tochter der Vater fehlt, diese niemals verheiratet war und auch den Kirchgang am Sonntag scheut. Der Bürgermeister beginnt, die junge Mutter bei den Gemeindemitgliedern schlecht zu machen und diese davon abzuhalten, ihre Chocolaterie zu besuchen. Aber Vianne hat ein überaus einnehmendes Wesen und errät die geheimen Sehnsüchte und Wünsche der Dorfbewohner. Eine aphrodisische Leckerei für den desinteressierten Ehegatten hier, ein kleiner Wink für den verliebten Senior (John Wood), der bei der seit 40 Jahren verwitweten Madame Audel (Leslie Caron) nach wie vor auf Distanz bleibt, dort – und die Herzen fliegen Vianne zu. Der von ihrem Ehemann verprügelten Josephine (Lena Olin) gewährt sie Obdach, als plötzlich Roux (Johnny Depp) und seine Freunde mit Hausbooten an den Toren des Dorfes anlegen und ein neuer Außenseiter gefunden ist, an dem die spießigen Scheinheiligen ihre Wut entladen können.

ChocolatLasse Hallström entführt uns in seinem Film auf wirkungsvolle Weise in ein verschlafenes französisches Dorf in den späten 1950er Jahren, als die Moral noch verschärfter, aber doch stellenweise gar nicht so weit von unserer heutigen entfernt war. Mit erlesenen Bildern bringt er uns die Kunst der Confiserie nahe und gewinnt die Herzen des Publikums auch durch die liebenswerte Art der von Juliette Binoche ideal verkörperten Protagonistin. Auch die restlichen Rollen des Films sind prominent und treffend besetzt, so dass man sich von der märchenhaften und doch intelligenten Geschichte auch heute noch prima verzaubern lassen kann. Die BluRay-Wiederveröffentlichung bietet ein ganz gutes Bild (im Widescreen-Format 1,78:1), bei dem das Filmkorn jedoch noch deutlich sichtbar ist, vor allen Dingen in den dunkleren Passagen. Der Ton (Deutsch und Englisch im DTS HD Master Audio 5.1, optional mit deutschen Untertiteln) ist nicht zu beanstanden. Als Extras gibt es einen Audiokommentar von Lasse Hallström und den Filmproduzenten Leslie Holleran, Kit Golden und David Brown, Kurzinterviews mit Johnny Depp (11 Minuten), Juliette Binoche (15 Minuten), Judi Dench (2 Minuten), Alfred Molina (9 Minuten), Lena Olin (9 Minuten), Peter Stormare (1 Minute) und Regisseur Hallström (7 Minuten), ein Making Of (21 Minuten), ein B-Roll (17 Minuten), den deutschen Kinotrailer sowie Online-Specials zum Film.

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