Shakespeare zwischen Jazz und Swing - »Verlorene Liebesmüh‘«
Shakespeare zwischen Jazz und Swing
»Verlorene Liebesmüh‘«
Sir Kenneth Branagh scheint nicht nur für die dramatischen Klassiker des britischen Barden zu brennen, denn bereits 1993 nahm er sich mit „Viel Lärm um nichts“ einer der bekanntesten Komödien Shakespeares an. Es folgten die Shakespeare-Hommage „Ein Winternachtstraum“, in der Branagh in einer eigenen Geschichte verschiedene Charaktere aus dem Œuvre Shakespeares interagieren ließ, seine grandiose „Hamlet“-Interpretation 1996 und schließlich im Jahr 2000 „Verlorene Liebesmüh‘“, der seine Welturaufführung auf der Berlinale feierte. Auch danach ist Branagh immer wieder zu Shakespeare zurückgekehrt, 2006 mit der Komödie „Wie es euch gefällt“ und in den Jahren 2015/16 mit „The Winter’s Tale“ und „Romeo and Juliet“, die live von der Theaterbühne mitgeschnitten und in einigen Ländern ebenfalls im Kino ausgewertet wurden. 2018 widmete er sich im Film „All is True“ dann den letzten Tagen im Leben William Shakespeares. Er inszenierte den Film nicht nur, sondern schlüpfte zugleich auch in die Rolle seines Bühnen-Heroen. Immer wieder hat Branagh dabei versucht, die klassischen Verse von ihrem Staub zu befreien und sie in unsere Zeiten zu übertragen, um sie einem neuen Publikum zugänglich zu machen.
Gerade hat der König von Navarra (Alessandro Nivola) gemeinsam mit seinen drei besten Freunden Biron (Sir Kenneth Branagh), Longaville (Matthew Lillard) und Dumaine (Adrian Lester) einen Eid geschworen: Drei Jahre lang wollen sie sich nur ihren Studien widmen, fasten, kaum schlafen und den Frauen entsagen. Doch ausgerechnet jetzt reist die Prinzessin von Frankreich (Alicia Silverstone) mit drei ebenso reizenden Begleiterinnen, Rosaline (Natascha McElhone), Katherine (Emily Mortimer) und Maria (Carmen Ejogo), in diplomatischer Mission nach Navarra. Der König besteht darauf, dass die vier Damen außerhalb seines Schlosses kampieren, da er seinen Eid nicht brechen will. Doch es dauert nicht lange, bis sich alle vier Männer Hals über Kopf in die vier Damen verlieben und der geschworene Eid gehörig ins Wanken zu geraten droht. 
Kenneth Branagh hat die Shakespeare-Komödie in die 1930er Jahre verlegt, kurz vor Beginn des Zweiten Weltkriegs, und sie mit den seinerzeit populären Swing- und Jazzmelodien von Komponisten wie George Gershwin, Cole Porter oder Irving Berlin unterlegt. Wie die Hollywood-Musicals jener Epoche ist auch dieser Film komplett im Studio gedreht, was eine gewollte Künstlichkeit erzeugt, die durch die immer wieder von der Besetzung vorgetragenen Songs weiter unterstrichen wird. Mit aufwändigen Choreografien und edlen Kostümen fühlt man sich tatsächlich schnell in die Hochphase des Musicalfilms zurückversetzt. Die handverlesene Besetzung trägt ebenso zum Unterhaltungswert bei, der ein wenig durch die Shakespeare’sche Geschichte selbst geschmälert wird, die nämlich recht dünn ist. Sicherlich nicht des Barden beste Komödie, hat Branagh daraus dennoch eine originelle Neuinterpretation gezimmert. Die DVD-Wiederveröffentlichung bei Studio Hamburg Enterprises ist so etwas wie die Sparversion der vor 20 Jahren bei Highlight erschienenen DVD. Der Ton liegt hier nun nur noch auf Deutsch und Englisch in Dolby Digital 2.0 Stereo vor. Das Bild (im Widescreen-Format 1,78:1) ist gut, weist allerdings einige Kantenunschärfen auf. Sämtliche bei Highlight noch aufgespielte Extras fehlen hier, diese DVD-Ausgabe enthält nämlich keinerlei Bonusmaterial.
