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Plötzlich Millionär - »Sein größter Bluff«

Sein größter BluffPlötzlich Millionär
»Sein größter Bluff«

„Sein größter Bluff“ von Ronald Neame (1911-2010), der nach einer Kurzgeschichte von Mark Twain im Jahr 1953 entstand, gehört zu den ganz großen Komödienklassikern der britischen Nachkriegszeit und ist in einem Atemzug mit Filmen der Ealing Studios wie „Der Mann im weißen Anzug“ oder „Das Glück kam über Nacht“ zu nennen. Nun ist das charmante Märchen in einer remasterten Auflage in der Reihe „Pidax Film-Klassiker“ wieder neu auf DVD herausgekommen.

Sein größter BluffSamuel Langhorne Clemens (1835-1910) hat unter seinem wesentlich bekannteren Pseudonym Mark Twain natürlich vor allen Dingen die Abenteuer der beiden lebenslustigen Freunde Tom Sawyer und Huckleberry Finn zu Papier gebracht. Doch darüber hinaus gilt er auch als Aushängeschild für den „amerikanischen Realismus“ und hat in seinen Werken immer wieder Formen des Alltagsrassismus angeprangert oder generell auf soziale Missstände und Heuchelei in den herrschenden Verhältnissen hingewiesen. Seine erstmals 1893 erschienene Kurzgeschichte „The Million Pound Bank Note“ hatte Mark Twain im viktorianischen London angesiedelt, weswegen es eine folgerichtige Entscheidung war, dass die Briten die populärste und erfolgreichste Verfilmung dieses Stoffes direkt selbst besorgten. Dafür holten sie sich als amerikanischen Gaststar den Kassenmagneten Gregory Peck (1916-2003; „Ein Herz und eine Krone“, „Wer die Nachtigall stört“) mit an Bord, der hier seine Talente vorzüglich auszuspielen weiß. Angelehnt an Twains Vorlage ist im weitesten Sinne übrigens auch „Die Glücksritter“ von John Landis, in dem die Grundidee noch um zwei interessante weitere Aspekte bereichert wurde.

Sein größter BluffDen amerikanischen Skipper Henry Adams (Gregory Peck) hat es ungewollt nach Großbritannien verschlagen, wo er nun vollkommen mittellos auf sich alleine gestellt ist. Ohne einen Cent in der Tasche, stößt er auch in der amerikanischen Botschaft auf taube Ohren. Der Zufall will es, dass sich seine Wege mit denen der beiden exzentrischen Millionärs-Brüder Oliver (Ronald Squire) und Roderick Montpelier (Wilfrid Hyde-White) kreuzen. Die beiden haben sich auf eine seltsame Wette miteinander eingelassen und versorgen den ahnungslosen Adams mit einer Banknote, die unglaubliche eine Million Pfund wert ist. Für einen Monat verschwinden die Montpeliers von der Bildfläche und versprechen Adams, dass sie ihm eine Arbeitsstellung vermitteln, wenn er ihnen nach den vier Wochen die Banknote unversehrt wieder zurückgeben kann. Schnell macht der abgebrannte Seemann die Erfahrung, dass das Stückchen Papier allein genügt, um dessen Ansehen überall gewaltig ansteigen zu lassen. Der Gastwirt einer Kneipe erlässt ihm die Spesen für das üppige Mahl, der Schneider (Maurice Denham) lässt direkt mehrere Maßanzüge für Adams anfertigen, ohne sich um eine zeitnahe Bezahlung zu scheren, und in einem edlen Nobelhotel erhält er von Direktor Lloyd (Brian Oulton) die Fürstensuite, woraufhin Dauergast Herzog von Frognal (A.E. Matthews) in eine wesentlich bescheidenere Alternativunterkunft umziehen muss. Als sich Henry Adams bei einem der zahlreichen Empfänge, auf die er mittlerweile nach einem Sensationsartikel in der Presse wiederholt geladen wird, in die aparte Portia Lansdowne (Jane Griffiths) verliebt, beginnen sich die Dinge zu verkomplizieren…

Sein größter BluffMark Twains zeitlose Geschichte hat genügend Potenzial, witzige Ideen und subtil mitschwingende Sozialkritik, dass „Sein größter Bluff auch mehr als 60 Jahre nach seiner Entstehung noch wunderbar zu unterhalten versteht. Ronald Neames versierte Inszenierung holt stets das Beste aus den exzellent besetzten Darstellern heraus, von denen sich bis in die kleinsten Nebenrollen beliebte und markante Namen tummeln (Joan Hickson, Bryan Forbes, Reginald Beckwith und Hugh Griffith sind nur einige von ihnen). Wer ein Faible für die großen Klassiker der britischen Filmindustrie hat, kommt um dieses Schmankerl einfach nicht herum! Die Neuauflage der DVD kann mit kräftigen Farben beeindrucken, die Schärfe des Bildes (im Vollbildformat 1,33:1) lässt aber an einigen Stellen doch zu wünschen übrig, da es oftmals recht grobkörnig ausfällt. Der Ton liegt auf Deutsch und Englisch in Dolby Digital 2.0 Stereo vor, für die deutsche Synchronfassung hat man auf die westdeutsche Fassung aus dem Jahr 1954 zurückgegriffen, als der Film in den hiesigen Kinos anlief. Zu den Extras gehören Mark Twains Vorlage in gedruckter Form als 17seitiges PDF-Dokument, der deutsche Originalkinotrailer von 1954 sowie der verkleinerte Nachdruck der „Illustrierten Film-Bühne“ (Nr. 2400), der sich als vierseitiges Booklet im Amaray befindet und neben zahlreichen Fotos und einer Inhaltsangabe auch Stab- und Besetzungscredits inklusive deutscher Synchronsprecherangeben enthält.

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