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Go West! - 22. Mai 2015

Go WestNoch eine Reise in den ›Wilden Westen‹
22. Mai 2015

Jedes Jahr führe ich zwei kleine Reisegruppen durch den Westen der USA. Dazu lege ich in Facebook ein Reisetagebuch an, das auch im Zauberspiegel erscheinen soll. Es geht zu legendären Orten des Wilden Westen auf den Spuren von Cowboys, Indianern und eines spannenden Stücks Geschichte. -

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Ein PlantagenhouseNach NatchezBei der Ausfahrt aus New Orleans haben wir noch einmal auf dem historischen Metairie-Friedhof angehalten und die Gräber von General Beauregard und seiner Familie - dem Sieger von Fort Sumter und First Manassas (Bull Run) und John B. Hood (Kommandant der Texas-Kavallerie) im Bürgerkrieg aufgesucht. (Bilder 76 und 77)

Von New Orleans aus ging es heute den Mississippi aufwärts. Wir fuhren durch Baton Rouge, die zweitgrößte Stadt des Staates Louisiana und der Gouverneurssitz.

Baton Rouge war 1719 als französischer Militärposten gegründet worden. Archäologische Ausgrabungen belegen, daß Indianervölker schon seit mindestens 8000 v.Ch. in dieser Region zuhause waren. Noch heute gibt es die Überreste von Jahrtausendealten „Mounds“, künstlich aufgeschütteten Hügeln, die sowohl als Gräber als auch als Fundamente für Bauten genutzt wurden.

Die ersten Franzosen ließen sich schon 1699 hier nieder und blieben. Während des „French & Indian War“, um 1755, wurde von den Franzosen eine weitere Bevölkerungsgruppe in den Bayous des Mississippi angesiedelt, die „Acadians“, eine dem katholische Glauben fest verbundene Mischbevölkerung aus frühen französischen Siedlern und Wabanaki-Indianern aus dem Raum Quebec (Kanada). Aus ihnen gingen die „Cajuns“ hervor. Ihre Geschichte ist zu umfangreich, um sie hier im Detail auszubreiten.

Nach Übernahme des Gebiets durch die Amerikaner siedelten sich auch befreite schwarze Sklaven hier an und vermischten sich mit den Acadians. Die Cajuns entwickelten und pflegen noch heute französische, indianische und schwarze Kulturelemente, die von Mystik und Magie über Essen und Kleidung, bis zu Musik und Tanz reichen. Sie sprechen französische und englische Dialekte, die als „Cajun English“ und „Cajun-French“ bezeichnet werden. Sie bereichern den ethnischen und kulturellen „Schmelztiegel“ der Region um Baton Rouge in markanter Weise.

Unser Ziel des heutigen Tages war Natchez im Bundesstaat Mississippi, benannt nach den Indianern, die schon in prähistorischer Zeit hier lebten.

Südlich der Stadt befindet sich das „Grand Village of the Natchez Indians“, eine archäologische Ausgrabungsstätte. Schon in prähistorischer Zeit legten die frühen Natchez-Indianer sogenannte „Plattform-Mounds“ an, künstlich aufgeschüttete Hügelfundamente, auf denen ihre Dörfer standen. Drei dieser Mounds sind noch heute zu sehen. Einer davon trug das Haus der „Großen Sonne“, des Herrschers dieses Volkes. Ein anderer war Standort des Tempels.

Die Fotos zeigen eine rekonstruierte Natchez-Hütte aus Ästen, Schilf und Lehm, den Great Sun-Mound und die dazugehörende Erklärungstafel. (Bilder 78 - 80)

Weitere Siedlungsstellen entstanden um die Mitte des 15. Jahrhunderts. Diese Siedler gelten heute als die „historischen Natchez“, die bis ins 18. Jahrhundert hier lebten.

Archäologen sehen in dieser Siedlung einen wirtschaftlichen und religiösen Mittelpunkt der Natchez-Kultur, der bis etwa 1730 in Blüte stand; dann griffen französische Kolonisten die indianische Bevölkerung an. Die Natchez flüchteten und brachten sich bei den Cherokee und den Creek in Sicherheit – sie vermischten sich mit diesen Völkern. 300 Natchez wurden von den Franzosen in die Sklaverei auf die westindischen Inseln verschleppt. Damit endete die Natchez-Kultur und die Existenz dieses Volkes.

Nach umfangreichen wissenschaftlichen Ausgrabungen steht das Gelände seit 1964 unter staatlichem Schutz und bietet einen Blick auf die frühen Indianerkulturen dieser Region.

Das Bild zeigt ein Modell der Siedlung neben der Ausgrabungsstätte. (Bild 81)

Die Stadt Natchez weist einige der schönsten Plantagenhäuser aus der „Ante Bellum“-Ära, der Zeit vor dem Amerikanischen Bürgerkrieg, auf.

Beiderseits des „Ol’ Man River“ erheben sich majestätische, meist weiße Paläste der früheren Pflanzeraristokratien, Am Mississippi und seinen Nebenflüssen wuchert üppige Vegetation, herrliche Magnolien in voller Blüte.

Man wird vom 19. Jahrhundert umfangen und verspürt eine gewisse „Vom Winde verweht“-Romantik. Auch wenn die historische Realität weit weniger rosig war.

Die Pflanzer jener Tage glaubten, daß die Zeiten sich nie ändern würden. Sie schauten über riesige Baumwollfelder, auf denen Heerscharen schwarzer Sklaven arbeiteten. Baumwolle war der Reichtum des alten Südens, und zeitweilig war die Baumwolle der größte Exportartikel der Vereinigten Staaten.

Diese Tatsache machte blind für die Probleme, die sich in dieser scheinbar heilen Welt verbargen.

Der Süden hatte so gut wie keine Industrien. Er konnte die Baumwolle selbst nicht einmal verarbeiten. Was von den Ernten nicht nach Europa exportiert wurde, musste in den Norden geschickt werden, wo sich die Fabriken befanden.

In Europa gab es schon in den 1850er Jahren Überlegungen, Baumwolle aus anderen Teilen der Welt zu beziehen. Der moralische Druck, sich mit dem Problem auseinanderzusetzen, daß die Südstaaten ihren Reichtum mit Sklavenarbeit produzierten, wurde besonders in England immer größer. Hier waren Neuseeland, Australien und Brasilien als neue Lieferanten im Gespräch.

Die Pflanzer erkannten Gefahren für den Süden nicht: Ihr gesamter Wohlstand beruhte fast ausschließlich auf Baumwolle. Ein Wegbrechen dieses Produkts bedeutete den Zusammenbruch.

Im eigenen Land fühlten die Pflanzer sich stark: Sie bildeten jahrzehntelang die Mehrheitsfraktion im Kongreß, Die meisten Präsidenten der USA waren bis zur Jahrhundertmitte aus dem Süden gekommen.

Die Entwicklung des Nordens zu einer Industriegesellschaft wurde im Süden eher mit Ablehnung beobachtet.

Man beharrte auf den Partikularinteressen der Einzelstaaten und sah in der Regierung in Washington keine ernstzunehmende Macht. Die Bundesregierung sollte sich nach Ansicht der Pflanzer vor allem darum kümmern, daß Zollschranken für ausländische Waren hochgehalten wurden und sich im übrigen aus den Angelegenheiten der Einzelstaaten heraushalten.

Die Südstaaten bestanden aus einer scharf konturierten Klassengesellschaft. Die Pflanzerkaste machte vielleicht 10% der Bevölkerung aus, davon gehörten 3% zu den wirklich großen Land- und Sklavenbesitzern. Aber dieser eng umrissene Personenkreis bestimmte die gesamte Politik und sorgte dafür, daß es in den alten Südstaaten fast keine Steuern gab. Das Ergebnis war, daß die Infrastruktur des ganzen Südens unterentwickelt war. Es gab nur wenige befestigte Straßen, nur wenige Eisenbahnen, wenige gute Schulen. Die reichen Pflanzer schickten ihre Kinder zur Ausbildung auf höhere Schulen und Universitäten in den Norden.

Vor allem die öffentlichen Probleme – mangelhafte Verkehrs- und Kommunikationswege, so gut wie keine industrielle Produktion – sollten sich während des Bürgerkrieges als fatal für den Süden erweisen. Mit der Monokultur der Baumwolle war keine Armee zu ernähren und zu finanzieren, zumal Anbau und Export in den Kriegsjahren faktisch zusammenbrachen.

Die Mehrheit der südstaatlichen Bevölkerung war arm.

*

Nach dem Ende der „Rekonstruktionsphase“, die dem Bürgerkrieg folgte, um die Südstaaten in den Verbund der USA zurückzuführen, gab es starke Bemühungen, die Vorkriegszustände wieder herzustellen. Es bildeten sich aggressive weiße Bürgerwehren, die die Rassentrennung wieder aufrichteten und Schwarze daran hindern wollten, ihre Bürgerrechte wahrzunehmen. Geheimbünde wie der Ku Klux Klan entstanden.

Die alten politischen Zirkel unterdrückten nicht nur Schwarze, sondern auch Kreolen und Indianer durch spezielle Wahlgesetze und andere Verwaltungsmaßnahmen.

Die Auseinandersetzungen darüber dauerten bis in die 1960er Jahre an, als die Bürgerrechtsbewegung sich formierte und mit Erfolg ihre verfassungsmäßigen Ansprüche durchsetzte. 1953 war Baton Rouge die erste Stadt im Süden, in der Schwarze sich gegen die Rassentrennung und Diskriminierung im öffentlichen Nahverkehr zur Wehr setzten. Ihr „Bus-Boykott“ war bereits nach 8 Tagen erfolgreich, weil das städtische Verkehrssystem fast kollabierte, als Farbige keinen Bus mehr benutzten; die finanziellen Verluste für die Stadtverwaltung waren immens.

Ich zeige hier einige der prachtvollen Plantagenhäuser, die den Geist der Zeit vor dem Bürgerkrieg heraufbeschwören. Manche sind bereits um 1790 entstanden. (Bilder 82-86)

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