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Go West! - 26. Juni 2014

Go WestEine Reise in den ›Wilden Westen‹
25./26. Juni 2014

Jedes Jahr führe ich zwei kleine Reisegruppen durch den Westen der USA.

Dazu lege ich in Facebook ein Reisetagebuch an, das auch im Zauberspiegel erscheinen soll. Es geht zu legendären Orten des Wilden Westen auf den Spuren von Cowboys, Indianern und eines spannenden Stücks Geschichte. - Folgt mir ...


Go WestVon Denver nach Wyoming
Meine neue Reisegruppe ist unversehrt eingetroffen. Der erste Tag in Denver diente der Akklimatisierung. Es begann mit einem Besuch bei Sheplers – wo Jeans und Western-Mode gekauft wurde – und Mittagessen bei Cracker Barrel, einer amerikanischen Institution, einem „old fashioned“ Country Store, bei dem jedem Besucher das Herz aufgeht.

Die Mischung aus kuscheligem Laden und hervorragendem Restaurant mit guter, ländlicher amerikanischer Hausmannskost zu unglaublich günstigen Preisen ist genial, und die täglich hausgemachte Zitronenlimonade – kein Konzentrat, keine Chemie, sondern frisch aus Zitronen gekocht – schmeckt einmalig.

Die Fotos zeigen die gesättigte Truppe in den wunderbar altmodischen Schaukelstühlen auf dem Vorbau von Cracker Barrel, den Laden und unseren neuen "weißen Planwagenwagen", mit dem es ab Morgen auf Tour in den Nordwesten geht; ein geräumiger, 15-sitziger Van von GMC.

Go WestDie Tour hat begonnen.Von Denver aus ging es auf Interstate 25 North nach Wyoming, ein Gebiet, in dem es mehr Antilopen als Menschen gibt. Wyoming ist der Staat der Cowboys – das ist, entgegen den Klischees, nicht Texas; dort dominiert die Ölindustrie. In Wyoming gibt es noch immer große Rinderranches, und manchmal sieht man von der Autobahn aus Cowboys zu Pferde eine Herde treiben – wie in einem Film.

Wyoming hat kaum 500.000 Einwohner; dazu gehören einige der wohlhabendsten Amerikaner; denn dieser Staat kennt keine Einkommenssteuer, und so haben sich zahlreiche sehr reiche Menschen hier angesiedelt.

Unsere erste Station war Cheyenne, die Hauptstadt, gegründet während des großen Eisenbahnbaus und eines der Hauptquartiere der Union Pacific.

Wie viele Siedlungen im Süden Wyomings verdankt die Stadt ihr Entstehen der Union Pacific Eisenbahn. 1867 erreichten die Bautrupps unter General Greenville Dodge das Gebiet und begannen mit der Anlage eines Arbeitercamps. Dodge nannte die Siedlung zunächst „Crow Creek Crossing“, weil hier ein Übergang über den Crow Creek angelegt werden sollte. Erst später entschieden die ersten Bewohner sich, sie nach dem Stamm der Cheyenne zu benennen, die hier ihre Jagdgründe gehabt hatten. Schnell wuchs die Zahl der Bewohner auf mehr als 4000.

Im selben Jahr wie die Siedlung entstand ein kleiner Militärposten namens Fort Russell zum Schutz der Bahnarbeiter. Daraus wurde die heute noch aktive Militärbasis Warren Air Force Base.

In Cheyenne entstand der „Cheyenne Club“, der zum Hauptquartier der „Wyoming Stock Growers Association“ wurde, der Viehzüchtervereinigung. Dieser Verband war von Anfang an so mächtig, daß er de facto zeitweilig die politische Macht im Territorium hatte. Einige der Verbandsregeln flossen als Gesetze in die Staatsverfassung Wyomings ein.

Die Viehzüchtervereinigung in Cheyenne spielte eine Schlüsselrolle im Johnson County War, dem letzten großen Weidekrieg zwischen Rinder- und Schafzüchtern, in dem ein gewisser Tom Horn als bezahlter Mörder auftrat; er wurde 1903 in Cheyenne gehängt.

Der Bau des Staatscapitols, das wir heute besichtigten, dauerte über 20 Jahre; es wurde erst 1917 fertiggestellt.

Vor dem Capitol stehen heute die Statuen des Shoshone-Häuptlings Washakie – Schwiegervater des berühmten Trappers Jim Bridger und einer der stärksten Anwälte für einen Frieden zwischen den Indianern und weißen Siedlern – und Esther Morris, der Frau, die das Wahlrecht für Frauen durchsetzte und als erste Frau der Welt ein öffentliches Wahlamt – sie war Richterin – ausübte.

Eine Freundin von mir, Cherry, Sekretärin des Gouverneurs Matt Mead, empfing uns und gestattete meiner Gruppe Zutritt zum Kabinettsraum des Regierungschefs – wo ich das angehängte Foto machen konnte. (Cherry ist die 3. von links.) Eine ihrer Mitarbeiterinnen führte die Gruppe dann durch das Parlamentsgebäude und gab Einblick in das politische System der amerikanischen Bundesstaaten.

Nachdem ich voriges Jahr für einige Minuten Gouverneur von Wyoming sein und im Sessel des Regierungschefs Platz nehmen durfte, war es mir diesmal gestattet, als Parlamentspräsident zu amtieren.


Go WestDanach fuhren wir weiter zum Rodeogelände, wo sich ein wunderbares Cowboy-Museum befindet, u. a. mit einer einmaligen Sammlung von Transportfahrzeugen der Pionierzeit, von der Postkutsche bis zum Studebaker-Frachtwagen.

Als wir Cheyenne verließen, schwenkten wir auf Interstate 80 nach Westen und folgten damit dem alten Lincoln Highway.

1912 war dieser Weg die erste Autostraße durch den amerikanischen Kontinent. (Die legendäre Route 66 wurde viel später angelegt.)

Der Lincoln Highway war ein Netz aus Schotterstrecken, planierten Sandpisten und Feldwegen. Eine Fahrt von Ost nach West auf dieser Strecke dauerte noch immer 8 bis 10 Wochen. Hier bewiesen die alten Ford T-Modelle, daß sie wirklich unverwüstlich waren.

Als wir Cheyenne verließen, schwenkten wir auf Interstate 80 nach Westen und folgten damit dem alten Lincoln Highway.

1912 war dieser Weg die erste Autostraße durch den amerikanischen Kontinent. (Die legendäre Route 66 wurde viel später angelegt.)

Der Lincoln Highway war ein Netz aus Schotterstrecken, planierten Sandpisten und Feldwegen. Eine Fahrt von Ost nach West auf dieser Strecke dauerte noch immer 8 bis 10 Wochen. Hier bewiesen die alten Ford T-Modelle, daß sie wirklich unverwüstlich waren.


Go WestLetzte Station heute war die Stadt Laramie mit dem ersten Territoriums-Zuchthaus, das 1872 gegründet wurde und bis 1902 aktiv war. Hier saß u. a. ein gewisser Butch Cassidy ein, der später als einer der Führer der „Wild Bunch“ berühmt und berüchtigt wurde.

„Namensgeber“ von Laramie war der französische Trapper Jacques LaRamee, der in dieser Region jagte und vermutlich irgendwann von Indianern getötet wurde.

Nach ihm sind in Wyoming zahlreiche Plätze benannt, wie Fort Laramie, die Laramie Mountains, der Laramie River, usw.

Laramie entstand schon um 1865 als Postkutschenstation. 1868 erreichte die Union Pacific die Siedlung. Sofort begann der Bau von Wohnhäusern und Geschäften, wo vorher nur Zelte gestanden hatten. Bald siedelten sich Familien an. Kirchen und Schulen wurden gebaut.

Laramie war eine wilde Stadt, in der zeitweise das Faustrecht regierte. Der erste Bürgermeister warf schon nach wenigen Wochen das Handtuch. Erster Marshal war der als Revolvermann bekannte Steve Long, dessen Halbbrüder den „Bucket of Blood“-Saloon betrieben.

Mit Hilfe seines Amtes plünderten Marshal Long und seine Brüder ahnungslose Siedler aus; wer Widerstand leistete, wurde von Long erschossen – angeblich tötete der Marshal innerhalb weniger Wochen 13 Männer.

Im Oktober 1868 gründete der County Sheriff N. K. Boswell ein Vigilanzkommittee, nahm den Marshal von Laramie und dessen Brüder fest und hängte sie auf. Das war der Anfang. Die Vigilanten fegten wie ein Sturmwind durch die wilde Siedlung und ergriffen andere Männer, die Überfälle in anderen Staaten begangen hatten; sie machten kurzen Prozeß.

Nach alten Berichten gelang es ihnen, eine Gewisse Ordnung in Laramie einzuführen.

Wyoming wurde 1869 Territorium und 1890 US-Staat.

Gleich in seine erste Verfassung nahmen die Abgeordneten einen Passus auf, der Weltgeschichte machen sollte: Wyoming führte als erstes Staatswesen der Welt das Frauenwahlrecht ein. Daher nennt sich Wyoming heute der „Equality State“ - der Staat der Gleichberechtigung.

Im März 1870 gab es Kommunalwahlen in Laramie, und hier traten weltweit zum erstenmal 5 Frauen an die Wahlurnen.

1886 wurde in Laramie die „University of Wyoming“ gegründet; noch heute hat die Universität ihren Sitz hier.

Wyoming war der erste US-Staat, der 2004 ein strenges Rauchverbot in öffentlichen Gebäuden erließ – und das in einer Region, die von Cowboys beherrscht wird... Dieses Gesetz wurde mehrfach angefochten, aber immer wieder vom Staatsparlament bestätigt.

Wyoming hat in seiner Geschichte die Öffentlichkeit immer wieder überrascht: Der Staat gilt als äußerst konservativ, hat aber oft erstaunlich liberale und fortschrittliche Beschlüsse gefaßt. Die Klischees von primitiven Hinterwäldlern treffen hier überhaupt nicht zu.

Wyoming ist ein Western-Staat wie er im Buche steht; das Staatssymbol ist ein Cowboy auf einem bockenden Pferd – und das paßt ausgezeichnet -; in der Flagge ist es der Bison, und auch das trifft den Kern.

In Wyoming liegt der Yellowstone Nationalpark - der erste Nationalpark der Welt, 1872 gegründet, und mit dem Devils Tower das erste Nationalmonument der USA.

Die Fotos zeigen das Territoriumszuchthaus und einen Blick in den Zellenblock.

Zur Einleitung - Die erste Gruppe - Die zweite Gruppe

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