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Go West! - 22. Juni 2014

Go WestEine Reise in den ›Wilden Westen‹
22. Juni 2014

Jedes Jahr führe ich zwei kleine Reisegruppen durch den Westen der USA.

Dazu lege ich in Facebook ein Reisetagebuch an, das auch im Zauberspiegel erscheinen soll. Es geht zu legendären Orten des Wilden Westen auf den Spuren von Cowboys, Indianern und eines spannenden Stücks Geschichte. - Folgt mir ...


Go WestDelta (Fort) und Leadsville
Erste Station am heutigen Tag war die kleine Stadt Delta in Colorado (gegründet 1882), die ein historisches Schatzkästlein besitzt. Am Zusammenfluß des Gunnison und des Uncompaghre River liegt Fort Uncompaghre, ein kleiner Pelzhandelposten, der 1828 mitten im Jagdgebiet der Ute-Indianer entstand. (Angeblich handelt es sich bei dem Namen um die Verballhonung eines Ute-Wortes für „Roter Fluß“.)

Erbauer war Antoine Robidoux, ein Händler aus einer bekannten Pionierfamilie – sein Bruder Joseph war Gründer von St. Joseph (Missouri).

Robidoux hatte den Platz gut gewählt. Es gab genug Wasser, ausreichend Holz für den Bau des Forts und genug Gras für die Packtiere und Rinder, über die so ein Posten verfügte.

Die Ute begrüßten den Bau des Forts. Sie waren froh über einen Händler, der ihnen gegen Pelzwerk auch Feuerwaffen liefern konnte; denn ihre Nachbarn, mit denen sie verfeindet waren, erhielten Gewehre von englischen und amerikanischen Trappern und Händlern. Trotzdem war das, was Robidoux tat, illegal; denn dieser Teil des Landes gehörte 1828 noch zu Mexiko, und nach mexikanischem Recht war der Verkauf von Waffen an Indianer strikt verboten. Aber der Posten war so abgelegen, daß er keine Sanktionen befürchtete.

Robidoux legte mehrere Versorgungstrails zu diesem und anderen Posten, die er gründete, an. Einer davon folgte dem Old Spanish Trail nach Santa Fe.

In Fort Uncompaghre waren gelegentlich auch prominente Trapper zu Gast, wie Kit Carson und Joe Meek.

Die Ute-Indianer waren als aggressiv bekannt; der Handel mit ihnen war nicht ungefährlich. Sie sahen Robidoux als Gast auf ihrem Land an und beobachteten mißtrauisch, ob der Weiße wirklich nur temporäre Bauten schuf, oder Anstalten machte, sich ihr Land anzueignen.

Zwischen 15 und 18 Angestellte arbeiteten ständig in Fort Uncompaghre; sie waren für den Handel und die handwerklichen Arbeiten in einem solchen Posten verantwortlich. Es handelte sich in der Regel um Mexikaner. Nach alten Dokumenten erhielten sie zwischen 2 und 5 Dollar im Monat.

Im September 1831 erhielt Robidoux die mexikanische Lizenz für einen zweiten Posten, Fort Uintah, wo er mit Ute und Shoshone Handel trieb.

In den 1830er Jahren fiel der Preis für Biberpelze. Gleichzeitig wurde die Konkurrenz durch die Hudson's Bay Company größer. In Fort Uncompaghre wuchs der Handel mit Pferden und – mit indianischen Sklaven. Auch das war verboten.

Im Sommer 1843 kam es zu Feindseligkeiten zwischen Ute und Mexikanern in der Region um Santa Fe. Der Konflikt dehnte sich nach Norden aus, und in Fort Uncompaghre gab es nur mexikanische Arbeiter, die von den Indianern als Feinde angesehen wurden.

1844 griffen Ute den kleinen Posten an und erschlugen alle Mexikaner; nur die Frauen und Kinder nahmen sie mit. Ein einziger mexikanischer Trapper namens Calario Cortez entkam und brachte die Nachricht von dem Überfall nach Taos.

Die Indianer nahmen ferner einen Amerikaner gefangen, den sie zu Antoine Robidoux schickten und ihm mitteilten, daß sie weder Felle noch Waren geplündert hätten, weil ihr Krieg sich ausschließlich gegen die Mexikaner gerichtet hatte.

Robidoux kehrte trotzdem nicht zurück. Zwei Jahre stand Fort Uncompaghre leer; dann wurde es von Ute zerstört. In den 1980er Jahren wurde es von geschichtsbewußten Bewohnern von Delta wieder aufgebaut.

Unser Besuch begann mit einem Schreck: Als wir Delta erreichten, war das alte Fort geschlossen. Wie viele amerikanische Institutionen, leidet auch dieser Posten unter Geldmangel. Man verfügt nicht mehr über ausreichend Frehiwillige oder Arbeitskräfte, die eine tägliche Öffrnung erlauben.

Ein Anruf bei der örtlichen Handelskammer führte zu einer typisch amerikanischen Reaktion: Trotz der bestehenden Probleme wurde uns ein Mitarbeiter geschickt, der nur für uns das Fort öffnete. Wir konnten nach Herzenslust in allen Räumen stöbern und fotografieren - ungestört von anderen Besuchern. Ein Beispiel von Western-Gastfreundschaft, wie ich es seit über 3 Jahrzehnten gewöhnt bin.

Herzlichen Dank an die Handelskammer von Delta!


Go WestUnser Nachtquartier schlugen wir in Leadville auf, der höchsten Minenstadt der USA; sie liegt ca. 3500 m hoch und hat in der Minengeschichte Colorados eine bedeutende Rolle gespielt. 1860 wurde hier das erste Gold entdeckt.

Der erste Name des Ortes war „Oro City“. Über 8000 Prospektoren holten hier Millionen von Dollars aus dem Boden und den Wasserläufen. Nach 5 Jahren war der Boom vorbei, aber wenige Jahre später wurden enorme Silberadern entdeckt. 1880 verfügte Leadville über mehr als 30.000 Einwohner. Über 100 Saloons, Tanz- und Spielhallen drängten sich in de Mainstreet. Es gab Eisenbahnanschluß.

Der heimliche König von Colorado wurde in dieser Zeit der Leadviller Kaufmann Horace Tabor, der mit unfaßbarer Sicherheit in Silberminen investierte, die ihm binnen weniger Jahre Millionen einbrachten.

Er stieg bis zum Senator auf, baute in Leadville ein Opernhaus, für das er die größten Stars des 19. Jh. engagierte. Hier traten der Zauberer Houdini ebenso auf wie die Schauspielerin Sarah Bernhardt und der englische Dichter Oscar Wilde.

Fehlspekulationen brachten ihn um sein gesamtes Vermögen. Als er starb, lebte seine Witwe in schrecklicher Armut in einer schäbigen Hütte neben der Silbermine, die vollständig versiegt war.

Im "Silverdollar Saloon" von Leadville mischte Doc Holliday die Karten, nachdem er sich nach der Tombstone-Affäre in Colorado niedergelassen hatte.

Wir verbrachten die Nacht im DELAWARE-Hotel, einem historischen Haus, das 1886 fertiggestellt wurde und damals zu den luxuriösesten Hotels von Colorado gehörte, mit Zentralheizung, Telefon und fließend warmem Wasser.

Hier wohnten amerikanische Präsidenten wie Theodore Roosevelt und U. S. Grant.

Noch immer verströmt dieses ehrwürdige Haus den viktorianischen Charme der Zeit des Silberbooms.

Leadville war nach Ende der Silberfunde fast zur Geisterstadt abgesunken, lebt heute aber recht gut von seiner glänzenden Vergangenheit und dem Tourismus.

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