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Geschehnisse im Winter

Magirian Wonder TaleGESCHEHNISSE IM WINTER 

Das erste Kapitel einer längeren Geschichte, die im Lande Erainn auf dem Kontinent Ageniron in der Alten Welt Magiras spielt, zeitlich während des sog. SCHRECKENSWINTERS, einer katastrophalen Begebenheit, die, wie man sagt, von den Göttern Magiras als Strafe über die gesamten Welt gesandt wurde.

 

 


GESCHEHNISSE IM WINTER
  

Gerade fühlte Bennan die wohlige Wärme um seinen Fuß, als das Wacheisen geschlagen wurde.

Der Winter war grausam. Spät war er gekommen, lange nach dem Ende von Dorchadas, doch dann mit einem einzigen großen Schlag. Plötzlich waren die Ebenen und niederen Hügel von Schnee bedeckt, hielt die große Kälte Einzug mit Macht selbst hier im Süd der Ebene, wo sonst kaum mehr als wenige Handbreit weißen Wassers die Wiesen überzog. Hagel und Eis fielen vom Himmel, und der starke unablässige Wind türmte den Schnee in den Senken mannshoch. Das Leben drängte sich zusammen in den Häusern und Hütten Morsceachs. Fünf Zehnttage lang war man völlig abgeschnitten, ehe die Kälte etwas nachließ und die ersten Boten gekommen waren. In ganz Erainn und weit darüber hinaus war es nicht anders; der Schreckenswinter (wie man ihn nachher nannte) schien die ganze Welt in eisigem Griff zu halten. 

Zwei Stiere, sechs Kühe, einige Schweine, Schafe und Ziegen und etwas Federvieh waren alles, was vom Viehbestand geblieben waren; eins schwacher Abklatsch der Herden, die sonst bis tief in die kalte Jahreszeit draußen auf den Weiden geblieben waren. Viele waren auch jetzt noch dort, vom Kälteblitz wie zu Stein gefroren und vom Schnee zugeschüttet, und mit ihnen einige der Hüter selbst, die erst gefunden werden konnten, wenn der Winter endlich zu Ende gegangen war....wenn er denn überhaupt je enden würde. 

‘Wenigstens werden sie nicht verhungern’ dachte Bennan, als er den kleinen Stall betrat. Zwei der großen Gebäude hatte man ausgeräumt, das Vieh zusammengetrieben und diese Hütte einigermaßen winterfest gemacht. Stroh und Heu waren in genügender Menge noch vorhanden.

Mit der Holzgabel stapelte er Heu vor die Kühe hin und griff nach dem Schemel, um zu melken. Trotz seiner Handschuhe waren seine Finger eiskalt. Die Kuh spürte dies an ihrem Euter, wandte den Kopf und blickte ihn beinahe vorwurfvoll aus trüben Augen an. Dann erleichterte sie sich.

Der dampfende Fladen war eine zu große Verlockung. Bennan streifte Holzschuh und Strümpfe von seinem linken Fuß ab und stellte ihn mitten hinein. Er spürte die wohlige Wärme...und hörte die Zeichen des Wächters. 

Fluchend sprang er auf und rannte hinaus in den Schnee, wo er rasch den Fuß säuberte. Den Hang hinaus rutschte er mehrmals aus, der Holzschuh flog in einen Schneewehe weiter unten. Mit nassen Strümpfen stapfte er in sein Haus und suchte in Eile Waffengurt, feste Stiefel und das Schwert zusammen, draußen nach dem Schlägen des Wächters horchend. Wenigstens blieb noch Zeit, neuen Lappen um die Füße zu wickeln, ehe er in die kalten Stiefel schlüpfte.

‘Fremde, zwei Gruppen, Vorsicht’ bedeuteten die Zeichen. Er trat hinaus und schaute nach Est hin. Von seinem Haus auf halber Höhe konnte er in diese Richtung die Hecke überblicken. Er beschattete die Augen.Der Schneefall hatte gegen die Mittagszeit aufgehört; auch der Wind hatte nachgelassen. Im Wes hellte sich der Himmel sogar auf und ließ einige rote Streifen vom Sonnenlicht sehen. 

Der Wächter hatte richtig gesehen. Ein einzelner Reiter kam von der Hügelkette im Est herunter, zielstrebig, als kenne er den Weg trotz des Winters genau.  Bennan stapfte die freigeräumten Stiegen hinunter zum inneren Rundweg und dann weiter rechterhand an der Hecke entlang, die dem Wehrdorf den Namen gegeben hatte. Der mächtige Felsklotz ragte zwanzig Mannshöhen hoch mitten aus der Ebene hinaus und strich gen Nor hin aus, wo er in einer unersteigbaren Felswand abfiel. Dort setzte die Hecke an, seit Generationen gepflanzt und gepflegt, etwa drei Mannen hoch, ein Schutz wirksamer denn einer steinerne Mauer. Im Frühling war sie grün und weiß von den vielen Blüten, im Sommer hart, dicht, stachlig mit ihren Dornen, und nun vom Eis des Winters erstarrt zu einem bizarren Gebilde, auf der Außenseite zudem geschützt durch hochangewehten Schnee, undurchdring-lich für Tiere und Räuber.

Nur an zwei Stellen war sie unterbrochen. Ein kleines Gatter war eingehängt zwischen Pfosten am Teich. Die kleinen Boote waren hineingezogen und umgedreht unter Schnee verborgen. Der Teich war zugefroren bis hinab zum Grund. Man konnte bis hinüber zum kleinen Wäldchen gehen, wo man bereits einige der kleineren Bäume hatte schlagen müssen als Feuerholz.

Er ging weiter und erreichte das Tor, das nach Wes hinausführte. Am Wachhaus griff er Bogen und Köcher auf und stellte sich zu den Männern, die dort bereits versammelt waren und abwarteten.

Die Schläge des Wächters hatten aufgehört.  Die Männer zeigten keine allzugroße Besorgnis, sondern freuten sich eher über die Abwechslung, die man sich von der Ankunft versprach.

„Ein einzelner Reiter von Est; ich glaube, es ist Faelach, ich kenne das Pferd“ sagte die Torwache. Die Wartenden nickten. Faelach war ein Botenreiter des Dail, der seit Beginn des Winters schon dreimal hier Unterkunft gefunden hatte, auf seinem Weg zwischen Teamhair, Forrach Seann und Imrith.  

„Und die anderen?“ fragte Bennan.

“Sechs Pferde, drei davon wohl Packpferde; also drei Reiter. Sie kennen den Weg nicht, aber sehen uns inzwischen“, rief ein Mann  herab, der einiges weiter oben stand und die Hecke überschaute. Sie drängten sich im Wachhaus zusammen, wo ein kleines Feuer brannte, und warteten. Man hatte bereits Bescheid gegeben, im Großhaus mehr Feuer anzuzünden und sich auf die Gäste vorzubereiten.  

Faelach kam als erster zum Tor, stieg ab und begrüßte die Leute dort. Er wurde allgemein geschätzt als jemand, der Nachrichten von außerhalb brachte, umsomehr in diesem schrecklichen Winter. Er brachte sein Pferd selbst in den Stall, um es zu versorgen. Wenig

später kamen die Reiter aus der anderen Richtung heran, langsam und vorsichtig, aber nicht sehr besorgt. Sie stiegen ab. Bennan ließ das Tor öffnen und trat hinaus, die Handfläche zeigend. Einer der Männer wickelte den dicken Schal vom Gesicht und sprach das Wort, das man von ihnen erwartete: „ Aoicht“ (Gastfreundschaft). Fast überall in Erainn öffnete es den Reisenden die Tore zur Unterkunft über die Nacht hinaus.  

Bennan erwiderte den Gruß. Er musterte die Ankömmlinge neugierig. Erainner, zweifellos, auf wichtiger Mission, wenn sie durch diesen WINTER reisen mußten; zwei davon normalgewachsen, mit dicker und guter Kleidung ausgestattet, Händler oder Gelehrte, nicht gewohnt, sich diese Strapazen anzutun. Man sah ihnen die Erschöpfung des schweren Rittes an. Der dritte war ungewöhnlich groß, stämmig, trug Waffen und einen leichten Lederpanzer; zweifellos ein Leibwächter zum Schutz auf der Reise. Er kümmerte sich auch sofort um die Pferde und führte sie durch das Tor hinein, bis auf ein Lastpferde. 

Einer der anderen trat auf Bennan zu.

„Wir danken für die Unterkunft. Aber da ist noch etwas, was Ihr wissen solltet“.

Er zog das Packpferd heran und schlug einen Teil der Decke zurück, mit der die Last eingehüllt war.

„Das ist eine traurige Last. Kennt Ihr diesen Toten?“             

                                                     + + + + + + + + + +

 

Kurzvorwort zu Kapitel 2:

Der Winter des Jahres 36, genannt der SCHRECKENSWINTER, hat ganz Magira im kalten Griff.  Auch die erainnische Wehrsiedlung Morsceach ist davon stark betroffen, obwohl hierher in den Süden des flachen Landes von Reachtara bislang kaum je Kälte oder gar Schnee eingezogen war. An einem Abend treffen kurz nacheinander Reisende ein; zunächst Faelach, ein Botenreiter, danach 3 fremde Reiter mit Packpferden. Die traditionelle erainnische Gastfreundschaft wird allen Reisenden nicht verwehrt.  Bennan erschrak, trat aber heran. Der Händler hob den Kopf der Leiche leicht an, so dass man die Gesichtszüge erkennen konnte. Dunkelgrüne Flecken geronnenen Blutes und die Spuren des Transports erschwerten dies. Bennan schüttelte den Kopf. "Es ist keiner aus unserem Dorf, obwohl wir vier Hirten vermissen. Aber vielleicht kennt ihn ein anderer". Er winkte drei andere Dorfbewohner herbei. "Lasst ihn in den Totenraum bringen und bahrt ihn auf; und du begleitest diese Reisenden zur Halle hinauf. Ich kümmere mich um das Pferd".  Als der Tote abgeladen worden war, brachte Bennan das Packpferd zum kleineren Pferdestall am unteren Rand der Schildhecke. Diesen hatte man ebenso wie den Viehstall so gut wie möglich abgedichtet, um die beiden einzigen Tiere, die dem Dorf noch verblieben waren, zu schützen. Innen war bereits ein kleines Holzkohlefeuer angefacht worden; mit den Hinzugekommenen würde es eng, aber wärmer werden.  Er führte das Pferd an den verbliebenen Platz an der Wand und begann es abzuzäumen. Der großgewachsene Fremde hatte bereits begonnen, die restlichen zu versorgen. Ein paar der Dorfjungen schafften Heu und Wasser herbei. Einer der Holzkohlesäcke, den die Reisenden mitgeführt hatte, war neben das Feuer gestellt, zwei weitere mit den Packtaschen und Rollen an die Wand gestapelt. Ein großes Schwert in lederner Scheide und Gurt lag über dem abgelegten groben Umhang des Kriegers. Bennan nahm einen Eimer mit angewärmtem Wasser und begann, das Pferd leicht abzuwaschen. Über den Rücken des Tieres hinweg musterte er den Fremden, der sein eigenes Reitpferd, einen großen, starken Schwarzen, striegelte. Auch der Krieger war wohl erschöpft. Er benutzte zur Arbeit vorwiegend den rechten Arm. Am linken war das graue Hemd beim Handgelenk verschnürt, der ganze Ärmel war dicker als jener am anderen Arm, als sei über einen schweren Verband gezogen worden. Der Mann stöhnte manchmal, als er den Arm heben musste. "Seid Ihr verwundet?" fragte Bennan. Der große Mann sah ihn von der anderen Seite des Schwarzen an. Er hatte lange braune Haare, in deren Strähnen noch Eisklumpen hingen. Das Gesicht war tiefdunkelgrün, wie von der Farbe alten Mooses, die Augen ebenfalls dunkel, doch sie musterten Bennan nun, als wolle ihr Besitzer ihn auf einen einzigen intensiven Blick auskundschaften. Dann widmete sich der Mann wieder der Pferdepflege und sagte: "Nur eine alte Verletzung im Arm und der Schulter, die ab und an schmerzt" Sie arbeiteten weiter, bis beider Pferde versorgt waren. "Überlasst die anderen den Jungen und folgt mir in die Halle", meinte Bennan. Der Reisende sah sich um und nickte. Er schnallte sich den Gurt mit dem großen Schwert wieder um, warf den Umhang über die Schulter und nahm die Packrollen auf. "Ihr könnt die Waffe hier lassen." - "Nein",  kam es schroff zurück. Sie stiegen den Hang hinauf zur Halle auf dem Hügel. Schnee war wieder in der Luft. Kälte und Dunkel einer weiteren Wintersnacht waren im Anzug. Man hatte die Halle für den Abend vorbereitet. Überall brannten Fackeln, Kerzen und Lampen, Tische waren aufgestellt, trotz der schwindenden Vorräte würden den Gästen reichlich Essen und Getränke vorgesetzt werden. Man würde feiern trotz der düsteren Umstände. Das Gastrecht ist heilig in Erainn Faelach, der Bote, saß bereits mit einem Krug warmen Apfelweins am Ehrentisch und streckte die Beine aus in Richtung des Kaminfeuers an der Schmalseite der Halle. Ein Botenreiter war abends immer erschöpft, aber in diesen Tagen des Schreckenswinters war es eine Tortur, überhaupt die Schneewüsten durchqueren zu müssen. Es mussten wichtigen Neuigkeiten und Briefe sein, die er beförderte. Trotz alledem wirkte er entspannt und ruhig. Bennan war ein scharfer Beobachter. Es entging ihm nicht, dass die beiden Händler neben Faelach bei ihrem Eintreten erleichtert aufatmeten. Offenbar hatten sie die ganze Zeit über die Tür im Auge behalten. Fühlten sie sich trotz des Gastrechts bedroht und sorgten sich um ihr Leben, wenn der Leibwächter sie nicht beschützte? Oder sorgten sie sich noch wegen der aufgefundenen Leiche? So etwas kam vor, aber er war sich sicher, dass niemand aus dem Dorf damit etwas zu tun hatte.  Ein Mädchen brachte auch ihm und dem Leibwächter gewürzten Apfelwein. Sie setzten sich auf die breite Bank am Tisch. Ein weiterer, jüngerer Mann gesellte sich zu ihnen. Faelach lächelte, denn er wusste, dass Craighwyn so etwas wie "das Gedächtnis" des Dorfes darstellte und sich auch seine Neuigkeiten merken würde.  Bennan fragte ihn daher auch sofort: "Kennen wir den Toten?" - "Nein, ich habe ihn hier noch nie gesehen." - "Faelach, Ihr müsst ihn später oder morgen vor dem Aufbruch ansehen und eine Nachricht in die Stadt mitnehmen. Wir werden ihn im Eiskeller aufbahren und bestatten, wenn es möglich ist, aber wenn jemand ihn abholen will..." - "Ich wüsste nicht, wer es sein sollte, es wurde niemand vermisst. Bei diesem Wetter müssen nur so arme Leute wie ich unterwegs sein", sagte der Reiter und warf einen auffordernden Blick auf die Händler, doch diese waren wohl noch nicht gewillt, ihre Reise zu erklären. In der Wärme der Halle, die sich langsam mit den Dorfbewohnern füllte, waren sie nahe daran, einzunicken.  "Wohin werdet Ihr morgen reiten?" fragte unvermittelt der Leibwächter. "Wir kommen von Crylach her und haben den Toten heute morgen gefunden, etwa zwei Stunden nach dem Aufbruch von dort, bei einer verlassenen Fischerhütte." - "Ich kenne die Stelle, an der Furt des Bruighban, wenn es den Fluss noch gibt unter all dem Eis. Aber ich muss weiter nach Wes, vermutlich bis direkt nach Imrith, wenn ich unterwegs keine Ablösung bekomme." "Imrith? Wichtige Botschaften?" sagte Bennan, wohl wissend, dass Faelach sich außer dem Ziel keine Angaben würde entlocken lassen. Der grinste ihn an. "Nichts über Politik, Ihr wisst ja. Obwohl: die Gerüchte sagen, dass der Dail sich in Teamhair versammeln soll, um ein für allemal die Sache zu bereinigen. Aber was uns viel eher betrifft: der WINTER wird bald vorbei sein!"  "Und woher bezieht man diese erfreuliche Aussicht?", meinte Bennan leicht zynisch. "Vogelflug, Frühlingsblühen, Tiere beobachten, Zukunftsdeutungen...das übliche halt. Aber wenn man schon uns armen niederen Leuten sagt, dass wir bald durch knietiefen Schlamm statt Schnee reiten müssen, danm wird es wohl stimmen". - "Ja, so wie die Voraussagen über diesen Winter", ergänzte Bennan und lachte mit Bitternis. Allein in Morsceach gab es sieben Tote, vier Vermisste, der Großteil des Viehbestands war dahin, die Zukunft mehr als düster; all das hatte man auch vorher nicht ahnen können.  "Das ist kein gewöhnlicher Winter", sagte einer der Händler. "Im Norden kommt der Winter langsam. Zuerst ziehen die Vögel nach Süden, dann die Wolken über den Corran, es wird nur langsam kühler. Dieses Unglück kam wie ein Blitz aus heiterem Himmel, von heute auf morgen war der Schnee da; und es gibt keinen Unterschied zwischen Faeldun, den Hochländern und hier im Süden. Irgendetwas Größeres, Höheres ist in Unordnung geraten, und nicht nur in Erainn, auf der ganzen Welt". "Drei Zehnttage" sagte der Leibwächter seltsam bestimmt, "bereitet Euch lieber vor. Der Winter wird so schnell enden, wie er gekommen ist, und wer dann noch unterwegs sein muss, wird noch langsamer vorankommen in all dem Schlamm und Dreck draussen." - "Bis dahin werden wir unser Ziel erreicht haben", sagte der Händler und lächelte. Bevor sie weiterreden konnten, kam ein Junge und flüsterte Bennan etwas ins Ohr. Er erhob sich. "Entschuldigt mich", sagte er bekümmert. "Eine Kranke braucht unsere Hilfe". Und sei es nur, um friedlich zu sterben, dachte er. So schnell der Winter auch vergehen mochte, für Mailin würde es zu spät sein. Als er gehen wollte, sagte der zweite Händler plötzlich: "Vielleicht kann ich auch helfen. Wir haben einige Kräuter und Mittel dabei und...", etwas zögerlich, " ...ich kenne mich auch ein wenig in Heilkunde aus".  Bennan blickte ihn zweifelnd an. "Es ist Mailin, unsere eigene Kräuterfrau, wenn sie sich selbst nicht mehr helfen konnte. Und sie ist schon alt". - "Versuchen wir es". Der Händler erhob sich und blickte den großen Wächter an. Dieser legte wortlos den Umhang über, nahm eine Fackel von der Wand und ging hinaus. Bennan und der Heilkundige verließen ebenfalls die Halle.  Mailins Hütte war einige Mannslängen weiter unten am Hang, klein, nur mit einem großen Raum und einer Kammer, wo die Kräuter und Heilmittel trocken aufbewahrt werden konnten. Ein kleines Feuer spendete alle Hitze, die es geben konnte, doch als Bennan eintrat, sah er gleich, dass alle Wärme der Welt nichts mehr würde ausrichten können. Die alte Frau lag im Bett, bedeckt von allen Decken und Kissen, die man hatte auftreiben können. Ihre grauen Haare waren stumpf, ihr Gesicht abgezehrt und bleichgrün, die Augen mit fiebrigem Glanz. Auch die beiden anderen Frauen im Raum wussten, dass es keine Hoffnung mehr gab.  Als auch noch der Leibwächter den Raum betrat, war kaum noch Platz vorhanden. Er brachte eine der Satteltaschen aus dem Stall mit. Der Heiler legte der Alten die Hand auf die Stirn und wirkte ebenso besorgt. "Wir...ich werde versuchen, sie zu versorgen und es ihr leicht zu machen. Bitte legt noch etwas mehr Holz auf das Feuer und geht dann alle hinaus". Bennan und die Frauen gehorchten. In der Tür drehte er sich um und meinte "Wir werden noch eine Viertelcoin (*) lang warten mit dem Essen in der Halle. Ihr kommt dann nach". Er wollte die Tür für den Leibwächter aufhalten, doch dieser machte keine Anstalten, mit ihm zu kommen.           ---------(*) coin: von coinealt (die Kerze); in fast ganz Erainn gebräuchliches Maß der Zeitmessung. Es gibt sie in mehreren Größen, zumeist für die Dauer eines ganzen Tages, von Sonnenaufgang zu Sonnenaufgang, oder zu 5 Teilen hiervon. Bennan meint hier wohl eine der letzteren (5 h-Kerze) und einem Zeitraum von etwa einer knappen "Stunde".

                                           

 

 

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