Leit(d)artikel KolumnenPhantastischesKrimi/ThrillerHistorischesWesternAbenteuer/ActionOff TopicInterviewsHintergründeMythen und WirklichkeitenFictionArchivRedaktionelles

Die Leihbuch-Ära: Die Pseudonyme - MAC DRIVING

Die leihbuch-ÄraMAC DRIVING

Als der NETSCH-Verlag in Osnabrück (vermutlich 1953) in Konkurs ging, verließ der Autor GÜNTER DÖNGES (1923 – 2001), der dort sieben Kriminalromane unter dem  Pseudonym PAT WILDING geschrieben hatte, den Verlag.

„Ich bin tatsächlich der ‚Erfinder‘ dieses Namens. Insgesamt schrieb ich 7 Texte des frühen Wilding, dann ging der Netsch-Verlag in Konkurs. Danach wurde der Name Wilding sozusagen ‚mißbraucht‘. Ich glaube, auch Günter Netsch schrieb welche unter diesem Pseudonym.“  (1)


Durch die Mangel gedrehtNachdem mit „FRACHT FÜR KEY WEST“ sowie „FEHLBETRAG 600 MILLE“ zwei weitere Pat Wilding-Romane im ILTIS-VERLAG in Düsseldorf erschienen waren, wurde das Pseudonym in MAC DRIVING umbenannt.

Zum einen, weil es Schwierigkeiten mit dem Wilding-Pseudonym gab. Zum anderen, weil auch noch andere Autoren (Günter Netsch oder Karl Theodor Horschelt) Kriminalromane unter dem Namen Pat Wilding schrieben, die in den Verlagen SABA, DANKWART sowie REIHENBUCH und SCHMIDT veröffentlicht wurden. Doch viele dieser neuen Wilding-Titel landeten auf der Indizierungsliste.

„Liebe Leser! Ich glaube, daß wir uns mittlerweile kennengelernt haben. Richtig, unter dem Namen Pat Wilding schrieb ich bisher neun Kriminalromane', die Sie ja vielleicht schon gelesen haben.
Soll ich sie mal der Reihe nach aufzählen? Schön, die Stories nannten sich: Pat Wilding wird gesucht, Falschgeld aus Chikago, Sechs müssen schweigen, Brand in der City, Drei für einen Dollar, Luftgangster, Goldfisch AG.
Bisher waren es nur sieben Titel. Die Romane unter dem Pseudonym Pat Wilding, nämlich ‚Fracht für Key West‘ und ‚Fehlbetrag 600 Mille‘ erschienen bereits in dem bekannten Düsseldorfer ILTIS-VERLAG, den Sie ja bestimmt schon kennen.
Und damit komme ich bereits auf den Kern der Sache. In Zukunft werden meine Kriminalstories nur noch im Iltis-Verlag, Düsseldorf, erscheinen. Ab sofort ist mein Name geändert, und zwar in Mac Driving.
Der ILTIS-VERLAG wird unsere neuen Kriminalromane aufmachungsmäßig so herausbringen, daß eine Verwechselung unmöglich ist und Sie als Leser schon aus der Farbe erkennen können, daß wir mal wieder einen neuen Kriminalroman heraus-gebracht haben.
Es besteht die Möglichkeit, daß andere Verlage unter dem Namen Pat Wilding weitere Kriminalromane herausbringen. Ich möchte meine Leser aber darauf hinweisen, daß diese Romane nicht von mir verfaßt sind. Ich schreibe ab sofort unter dem Pseudonym Mac Driving, und diese Kriminalromane erscheinen nur im Iltis-Verlag Düsseldorf.
Wenn ich also heute als Pat Wilding Abschied von Ihnen nehme, so hoffe ich, daß wir auch in Zukunft gute Freunde bleiben. In diesem Sinne verbleibe ich mit freundlichen Grüßen Ihr  Mac  Driving.“
(2)

In die Zange genonmmen

Der erste Roman, der unter dem Pseudonym MAC DRIVING im ILTIS-Verlag in Düsseldorf erschien, war der Kriminalroman „AFFÄRE RENO“ mit dem Privatdetektiv Mac Driving und seinem Partner Jimmy.

Jimmy und ich waren doch leicht von den Socken, als in der Silberdollar-Bar bei Harolds in Reno ein cleverer Geschäftsmann mit Gift um die Ecke gebracht wurde. Wenn so etwas an 'nem Nebentisch passiert, dann interessiert man sich ja für die Sache. Jimmy und ich stiegen in den Mordfall ein. Aber wenn wir dachten, dass sich der Mord schnell aufklären würde, dann waren wir auf dem Holzweg.
Ich kann Ihnen flüstern, dass der Kleine und ich 'ne Menge Gespräche führen mussten, bevor wir ungefähr klar sehen konnten. Suchen Sie mal aus 'ner Handvoll Leutchen den richtigen Mann heraus, auf den Sie scharf sind. Das Peinliche an der Sache war, dass jeder, den wir interviewt haben, nicht gut auf den Ermordeten zu sprechen war. Jeder der verdächtigen Figuren hatte 'nen verdammt plausiblen Grund, mit Blausäure zu spielen,
Jimmy konnte diesmal seine Kanone in der Tasche lassen. Dafür musste er aber mit dem Köpfchen arbeiten, was ihm nicht immer leicht fällt. Auch ich musste meinen Grips verdammt anstrengen, bevor ich auf den berühmten Trichter kam. Dafür war es mir aber auch ein besonderes Vergnügen, meine Hand auf die Schulter einer bestimmten Figur legen zu können. Selbst der Kleine war völlig überrascht, als er den Mörder präsentiert bekam.

Nerven wie Drahtseile

Neben den Abenteuern des Privatdetektiv Mac Driving erschienen unter diesem Pseudonym auch Kriminalromane, die in sich abgeschlossen waren, und in denen andere ‚Helden‘ die Hauptrolle spielten.

So u. a. in „UM KOPF UND KRAGEN“ der Privatdetektiv Clive Clatcher, in „BLONDE STÄBCHEN FÜR MARSEILLE“ Robert Small oder in „CUMMINGS SPIELT NICHT MIT“ Gene Cummings.

„Der bekannte Kriminalautor Mac Driving legt mit diesem Band eine Arbeit vor, die außerhalb der laufenden Serie steht.“  (3)

Neben Günter Dönges schrieben aber auch noch andere Autoren unter dem Pseudonym MAC DRIVING. So u. a. der Autor KARL THEODOR HORSCHELT.

„Das Pseudonym Mac Driving stammt ebenfalls von mir. Unter diesem Decknamen habe ich eine Menge Krimis im Iltis-Verlag geschrieben. Danach wechselte ich über zu Bastei, dann zu Zauberkreis. Mac Driving-Krimis wurden aber auch von anderen Autoren geschrieben, als ich bei Iltis ausstieg. Damals waren die Urheberrechte der Autoren gerichtlich noch nicht geklärt  (4)

Auf jeden Fall waren die Mac Driving-Romane bei den Leihbuchlesern sehr beliebt. Denn wie aus zwei Mac Driving-Exemplaren zu entnehmen ist, wurden diese recht oft ausgeliehen.

So ein Exemplar von „UM KOPF UND KRAGEN", das vom 7. Oktober 1954 bis 31. Dezember 1960 immerhin 37-mal ausgeliehen wurde. Oder ein Exemplar von „SCHARF WIE EIN RASIERMESSER“, das vom 15.12.1954 bis zum 5. Mai 1959 insgesamt 34-mal einen Leser fand.

Scharf wie ein Rasiermesser

Geht man von einer Verleihgebühr von 35 Deutschen Pfennig aus, wie aus den Stempeleinträgen in den beiden Büchern zu entnehmen ist, so hatte der Inhaber der Leihbücherei den Verkaufspreis des Buches immerhin doppelt wieder hereingeholt. Was vermutlich aber eher eine Ausnahme war und nur mit Romanen von bestimmten Autoren gelang.

Neben dem ILTIS-Verlag erschienen auch einige Mac Driving-Romane im LUGANA Verlag in Düsseldorf, so dass zu vermuten ist, dass die beiden Verlage in irgendeiner Verbindung standen bzw. zusammengehörten. So wie Iltis und Möhring.

Interessanterweise sollte noch erwähnt werden, dass mindestens fünf Mac Driving–Romane aus dem Iltis-Verlag der Indizierung zum Opfer fielen. So u. a. auch „SCHARF WIE EIN RASIERMESSER“.
 

DIE MAC DRIVING-ROMANE

ILTIS-VERLAG (Düsseldorf)
Acht-acht-drei - bitte melden
Affäre Reno
Alle Uhren gingen anders (Verlagsnummer 438)
Alte Tröge - neue Schweine
Am Boden zerstört (Verlagsnummer 195)
Bis zum letzten Dollar
Blei in den Rippen
Blonde Stäbchen für Marseille (Verlagsnummer 272, Günter Dönges)
Cummings spielt nicht mit (Verlagsnummer 120)
Das Haar in der Suppe (Verlagsnummer 214)
Das Spiel mit dem Feuer
Der Boß sitzt im Dunkeln
Der große Trick
Der Sarg steht schon bereit
Der Strich durch die Rechnung
Der Würger von Florida (Verlagsnummer 102)
Die Mörder vom Kai
Durch die Mangel gedreht
Einer verliert die Nerven
Einmal und nie wieder
Fast ein perfekter Mord
Fisch an der Angel (Günter Dönges)
Gemeiner als Mord
Geschäft ohne Reklame
Grobe Klötze - grobe Keile
Haß ohne Gnade
Hecht im Karpfenteich
Heute ist Zahltag
Hinter den Kulissen
In die Tinte gesetzt (Verlagsnummer 215, Günter Dönges)
In Watte gepackt (Verlagsnummer 187)
Irren ist tödlich
Kalt wie eine Hundeschnauze
Kennwort Pluto
Mein Name ist Hase
Mord aus erster Hand
Mord im Bungalow
Nacht der Vergeltung
Nerven wie Drahtseile
Prügel aus erster Hand
Rhapsodie in Blei (Verlagsnummer 218)
Rosinen aus dem Kuchen
Roter Saft und Limonade (Verlagsnummer 152)
Satans rechte Hand
Scharf wie ein Rasiermesser (Verlagsnummer 184)
Schattenparade
Schüsse aus Puerto Rico (Günter Dönges)
Sensation in Colfax City
Sterben ist ungesund
Tödliche Spuren
Tödliche Tricks
Tödliche Wahrheit
Treffpunkt Miami
Um Kopf und Kragen (Verlagsnummer 141)
Unkraut verdirbt nicht
Ware frei Haus
Wer kennt Ava Green?
Wer zuletzt lacht ...

LUGANA Verlag (Düsseldorf/Zürich)
Der Mörder war schneller
Glatteis in Tanger
Hals in der Schlinge
In die Zange genommen
Knüppel aus dem Sack
Mac Drivings neuer Job (Günter Dönges)
Mit allen Wassern gewaschen (Günter Dönges)
Mörder an der Kamera
Ohne Rücksicht auf Verluste (Günter Dönges)
Treibjagd auf Joe
Wolf im Schafspelz

INDIZIERTE ROMANE
Blei in den Rippen
Die Mörder vom Kai
Prügel aus erster Hand
Scharf wie ein Rasiermesser
Wer zuletzt lacht

(1) Günter Dönges
(2) Affäre Reno, Seite 7 und 8, Iltis-Verlag, Düsseldorf, ohne Jahresangabe)
(3) Cummings spielt nicht mit, Seite 2, Iltis-Verlag, Düsseldorf, ohne Jahresangabe)
(4) Günter Dönges

© by Ingo Löchel

Kommentare  

#16 Ingo Löchel 2023-05-27 17:51
Da kann ich leider nicht weiterhelfen!
#17 mammut 2023-07-25 09:11
Mac Driving - Gemeiner als Mord (Iltis #430)
Meines Erachtens ist der Autor dieses Romans C.V. Rock alias Kurt Walter Roecken. Der ständige Gebrauch des Begriffs Visavis, der steife Erzählton, die Art, wie seine Helden agieren, das spricht alles für den Autor oder jemanden, der ihn imitiert.
defms.blogspot.com/2023/07/mac-driving-gemeiner-als-mord-iltis-430.html

Der Gästezugang für Kommentare wird vorerst wieder geschlossen. Bis zu 500 Spam-Kommentare waren zuviel.

Bitte registriert Euch.

Leit(d)artikelKolumnenPhantastischesKrimi/ThrillerHistorischesWesternAbenteuer/ActionOff TopicInterviewsHintergründeMythen und WirklichkeitenFictionArchivRedaktionelles

Wir verwenden Cookies, um Inhalte zu personalisieren und die Zugriffe auf unsere Webseite zu analysieren. Indem Sie "Akzeptieren" anklicken ohne Ihre Einstellungen zu verändern, geben Sie uns Ihre Einwilligung, Cookies zu verwenden.