Kummersee
Kummersee
Lena hat dafür gesorgt, dass sie als Begleitpolizistin den Auftrag erhält, zwei Vermesser zu begleiten, die in der Nähe von "Sleepy Horlow", so der abschätzige Name von Lenas Heimatdorf, zu arbeiten haben. Das Vermesserteam soll überprüfen, ob sich der nahe des Ortes liegende Kummersee, ein See im ehemaligen Zonenrandgebiet, als Endlagerstätte für Brennelemente eignen würde.
Eine Gruppe von Umweltaktivisten versucht die Arbeiten zu verhindern, die Dorfbewohner sind ebenfalls alles andere als begeistert, und Lena wird davor gewarnt, sich dem Kummersee zu nähern, und mit Dingen zu spielen, denen sie nicht gewachsen ist.
Nicht erst seit dem Tod von Lenas Bruder kursieren Schauergeschichten über den See, schon vor seinem Unfall (wenn es denn einer war) ist das gesamte Gelände am See durch einen Zaun abgesperrt, den Kindern wird deutlich gemacht, dass sie den See unter allen Umständen meiden sollen.
Schließlich kommt es zu einem ersten gruseligen Mord, dann geht es weiter, und für Lena geht es um mehr - sie wird mit der Geschichte ihrer Familie und dem Tod ihres Bruders konfrontiert, und nicht nur das. Ihr ganzes Können als Polizistin wird gefragt sein, denn der "Besuch" des Vermesserteams sorgt dafür, dass ein mehr als gruseliges Geheimnis im wahrsten Sinne des Wortes an die Oberfläche kommt.
Ein Thriller, der in Deutschland spielt? In einem verschlafenen Kleinort nahe der ehemaligen Grenze zwischen Bundesrepublik und DDR im beschaulichen Grünen Band? Dazu noch mit einer traumatisierten Polizistin, die sich ihrer Vergangenheit stellt? Kann das funktionieren?
Es kann, und das sogar interessanter Weise ziemlich gut. Ich war sehr skeptisch zu Beginn, ob es dem Buch gelingen würde mich zu packen, denn normalerweise habe ich es nicht so mit Thrillern, die in Deutschland spielen, was vermutlich auch daran liegt, dass ich selbst in beschaulicher Abgeschiedenheit der großen Welt lebe. Umso besser hat mir der Thriller dann gefallen.
Iver Niklas Schwarz ist es in seinem Romandebut bei Ullstein gelungen, die Stimmungen einzufangen, die so auftauchen. Da ist die etwas behäbige Polizei vor Ort, die brav ihren Dienst versieht, die Umweltaktivisten, die versuchen, gegen das Vermessserteam etwas zu unternehmen - und die mysteriöse Stimmung um den Kummersee, die immer bedrohlicher wird.
Ich bin sogar jetzt noch unschlüssig, wie gut ich den Roman letzten Endes wirklich finde. Das Buch hat ein paar Längen, die gerade in der Mitte auftauchen, und ich bin mir nicht ganz klar darüber, wie logisch und nachvollziehbar ich die Auflösung finde, ich will nicht spoilern :-), deshalb philosophiere ich darüber jetzt nicht, sondern überlasse es dem Leser, sich sein eigenes Urteil zu bilden. Für ein Romandebut finde ich den Roman gelungen und ich bin gespannt, ob Iver Niklas Schwarz noch mehr Bücher veröffentlichen wird.