... Angelika Herzog über Pseudnoyme, Military-SF und Bubbles
... Angelika Herzog über Pseudnoyme, Military-SF und Bubbles
Angelika Herzog, geboren 1954 in Recklinghausen, absolvierte die Lehre zur Industriekauffrau. 30 Jahre lang war ich für die Ruhrkohle AG tätig. Das führte mich zu vielen Schachtanlagen, zuletzt zur Hauptverwaltung in Duisburg-Homberg, einmal quer durchs Revier. Früh entdeckte ich die Liebe zur fantastischen Literatur: Perry Rhodan bis zum 16. Lebensjahr, danach über Harry Harrison zu Lois McMaster Bujold – und vielen, vielen andern. Bücher schätze ich nämlich über alles und lese querbeet, alle Sparten, wenn ich nicht gerade selber schreibe oder illustriere.
Auch haben, was keinesfalls verschwiegen werden sollte, 30 Jahre orientalischer Tanz mein Leben nachhaltig geprägt. Vom Laufen und Bergwandern abgesehen, hasse ich nämlich im Grunde Sport. Deshalb bekam ich 1988 ernsthafte Probleme mit "Rücken". Damals war Bauchtanz unfassbar populär, also, warum es nicht einmal probieren? Damit haben wir schon mein Lebensmotto.
Kommen wir zur Pseudonym-Frage:
Es gibt dazu durchaus mehrere Gründe. Zum Einen empfinde ich ein P. als chic und professionell. Auch erfreute sich 2014, als ich nach der Frühverrentung mit 51 Jahren ernsthaft zu Schreiben begann, von Frauen geschriebene SF nicht unbedingt rasender Beliebtheit. Das soll sich neuerdings geändert haben – würde mich freuen. Außerdem gehöre ich zu den Leuten, die es schätzen, sich regelmäßig neu zu erfinden. Ich mag es sehr, Jott zu sein und lasse mich durchaus gerne auch auf Cons so rufen. Meinen "echten" Vornamen trifft frau in meinen Jahrgängen inflationär an. Es gab da wohl in der Nachkriegszeit einen unendlich kitschigen Spielfilm mit einer Angelika als opferbereiter Krankenschwester. Damit kann ich mich nur schwer identifizieren, würg.
In gewisser Weise habe ich immer illustriert. Den ersten Fotoapperat erhielt ich mit 8 Jahren und war sofort von diesem Medium fasziniert. Collagen anzufertigen, wurde von mir immer geliebt. Meine Wohnungen sind seit 1971 nur mit selbstgemachten "Sachen" dekoriert. Schon in den 90ern habe ich Publikationen wie "FAN" mit meinen Covern "verschönt". Zur gleichen Zeit malte ich auch mit einigem Talent, wie es hieß, auf Seide und Leinwand. 2022 machte mich mein Sohn Michael (der übrigens auch mein Produzent ist) auf die KI "Midjourney" aufmerksam. Da brachen alle Dämme - denn zeichnen mag ich einfach nicht. Ich habe es mal gelernt, so mit 52 Jahren, aber es macht mir so gar keine Freude. Zuviel klein-klein, sorry.
Kommen wir zur Elektron-Saga:
Ist Terry Pratchett ein Begriff? Im Werk dieses großen Briten (in meinen Augen kommt er gleich nach Shakespeare) gibt es sogenannte „Inspirationspartikel“. Mich traf so einer an einem Sommer-Sonntag um die Mittagszeit, irgendwann in den 80er Jahren. Peng: und schon hatte ich Again und Vera im Kopf. Damals hießen sie noch ganz anders und wussten auch noch nichts von Magie. Der Planet Sarn war allerdings damit geboren.
Leider wollte aber vorerst niemand davon etwas hören. Bis 1988 war ich aktiv in der „Recklinghäuser Schreibwerkstatt“ – aber dort verfassten wir nur Gedichte, ziemlich gute, übrigens. Danach waren es die „Künstlerinnen für Recklinghausen“ in aller Stutenbissigkeit. 13 Jahre lang bewarb ich mich mit einem „Elektron“-Vorgänger bei allen deutschsprachigen Verlagen und kassierte Ablehnungen. Bis 2019 war ich bei hiesigen der „Neuen Literarischen Gesellschaft“ aktiv – Bildungsbürger, die über SF und Fantasy die Nase rümpfen, auch wenn sie das heute kaum noch zuzugeben wagen. Gemauert wird trotzdem.
2014 kam endlich der erste Band der „Elektron-Saga“ heraus, damals noch unter dem Namen „Zeitenwende“. Bis 2020 war der gesamte Zyklus geschrieben und als Book on Demand veröffentlicht. 2020 kam auch Corona und nach 49 harmonischen Jahren gehörte mein Ehemann zu den ersten Opfern.
Eine Zeitlang sah es so aus, als wäre es das mit dem Schreiben. Doch 2023 konnte ich mich erholen. Sabine Seyfahrt aus Halle, langjähriges Mitglied der Jury des Deutschen Phantasik-Preises, lektorierte mit mir den ersten Band grundlegend neu. Zum 01.11.2023 erschien „Aufstieg“ bei Book on Demand. Auch die Folgebände der „Elektron-Saga“ erscheinen demnächst im neuen Layout. Weitere phantastische Geschichten sind im Entstehen.
Dazu gehört auch „Das Alien-Projekt“. Gestern haben noch mit meinem Sohn gefachsimpelt, dass wir es vielleicht als Bildband veröffentlichen, sollte es mal fertig sein, wer weiß wann. Heute werde ich ja schon wieder am Schreiben gehindert, dabei brennt mir „Das Flüstern der KI“ auf den Nägeln. Gemeint ist die KI des Agrustier-Ordnungs-Schiffes Zokar-Ul, welche über ihre Segmentierung gar nicht glücklich ist – und recht subversiv gestimmt, weil wieder einmal unfreiwillig in ihrer Persönlichkeit gespalten.
Die Frage, wie ich zum SFCBW gelangte, passt gut hierhin. Es war natürlich U.L. – the man, who should not be named – der mich auf einem Con zu einer Zeit anwarb, als ich nach neuen Vernetzungen suchte. Für letzteres bin ich noch immer offen, deshalb gehöre ich nun auch zum Club Eden – welcher ghu-zum-Lobe - mehr macht als Perry Rhodan. Es sind einfach die sympathischen, bodenständigen Fans, welche mich anziehen. Selbst bin ich natürlich nicht unbedingt Fan-Material, allerdings für jeden Schabernack zu haben. Ich mag die mittleren Star-Trek-Produktionen (am liebsten Janeway und Deep Space Nine), Babylon 5 (von der Idee her – es sollte mal neu verfilmt werden) und Stargate, obwohl ich letzteres als unendlich in die Länge gezogen empfinde.
Ohne BWA wäre „Das Alien-Projekt“ nie entstanden, so verrückt das klingt.
Ich suche ja stets nach Rechtfertigung, 30 € im Monat für KI-Support (Leonardo, ChatGPT und Photoshop) auszugeben. Und so schlug ich dem geschätzten Redakteur vor, für das Heft 2025 jeweils ein „Alien des Monats“ zu kreieren.
Lange ging das nicht gut. Denn schon, als mich die Gloriosa-Königin vom Bildschirm aus anblickte, wollte ich unbedingt ihre Geschichte erfahren. Bald darauf mussten die Grundlagen der „Elektron-Saga“ erforscht werden … Anschließend schlitterte ich in eine Geschichte um eine parallele Erde hinein, die – niemand war überraschter als ich selbst – so gar nichts mit Elektron zu schaffen hat. Und, Leute, es ist ein Riesenspaß. Ich schreibe daran in jeder freien Minute.
Darauf habe ich weder Ahnung noch Antwort. Die Frage musst du wohl anderen Leuten stellen.
Das finde ich alles sehr schön. Ich werde auch gerne am Treffen in „Weil am Rhein“ teilnehmen. Ist ja nicht so weit von mir entfernt.
Im nächsten Jahr sollten wir uns aber auch mal bei Sabine in Leipzig treffen. Bei ihr sind die Gegebenheiten ebenfalls ideal. Nicht zuletzt ist Sabine sehr gastfreundlich und bemüht. Und Leipzig ist eine Weltstadt. Tatsächlich kommt mensch selbst aus dem Ruhrgebiet für kleines Geld dahin. Außerdem sollte endlich mal „zusammenwachsen, was zusammen gehört“. Ich fürchte, es gibt in unserer Szene noch viel „Schubladendenken“ – so gar nicht galaktisch. Dies ist auch meine Antwort auf deine Frage 5.
Kommerzielle Verlage machen (und müssen das auch) alles, was sich verkauft. Und wenn sich halt jemand für Perrys Frauen interessiert – soll er doch. Geschmack ist Bandbreite. Ghu zum Lobe ist es heutzutage sehr einfach, Bücher zu den Themen herauszubringen, die einem selbst am Herzen liegen. Man würde sich nur mehr Leser wünschen. Heutzutage wird nun einmal eher am PC gezockt oder Podcast gehört.
Hier noch eine Erklärung:
Wer, zum Henker ist Ghu? In meiner Generation wurden Fanzines noch mittels Matrizen vervielfältigt. Die Lösungsflüssigkeit dafür war Ghu … je nachdem, wie fleißig der Fan, machte einen das Zeug ganz schön high. Näher konnte man seinen Idolen nicht mehr kommen!
Siehe unter dritter Frage.