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... Sven Matthias, über Enstehung, Kosten und Ansprüche von Freedownload-Hörspielen

Sven Matthias…... Sven Matthias ...
...über Entstehung, Kosten und Ansprüche von Freedownload-Hörspielen

Sven Matthias ist 1971 in Hamburg geboren. Nach einem Moderatorentraining und Moderatorentätigkeit bei RMN Radio, sowie einem Sprechertraining bei Detflef Tams ist er vermehrt in Hörbuch- und Hörspielproduktionen zu hören. So zum Beispiel in „Krieg der Erdenvölker“ als Erzähler oder bei „Andy Meisfeld“. Besondere Beachtung finden aber seine Mitarbeiten bei den kostenlosen Hörspielen der Gruppe „Hörspielprojekt“. Dort auch als Sprecher und Projektleiter auf.

Zauberspiegel: Was hat Dich dazu bewogen, Hörspielsprecher und Macher zu werden?
Sven Matthias: Die Liebe zum Hörspiel und zum Sprechen. Ich mag die Möglichkeiten der „eigenen Bilder im Kopf“, die sich durch ein Hörspiel oder auch Hörbuch bieten. Und es hat mich schon als Kind fasziniert vorzulesen oder den Stimmen die man in Hörspielen hört ein eigenes Gesicht zu geben. Diese Begeisterung und Faszination habe ich nie verloren und sie ist ohne Zweifel auch der Grund, warum ich inzwischen in diesem Bereich arbeite.

Zauberspiegel: Nun warst du bei einigen nicht kommerziellen Produktionen dabei, und auch in kommerziellen Hörbuchproduktionen. Gibt es für dich Unterschiede zwischen den kostenlosen und kommerziellen Sachen?
Sven Matthias: Als Produzent und auch Autor gibt es die für mich sicherlich. Denn für kommerzielle Produktionen gelten für mich andere Maßstäbe und Erwartungen. Kann ich mir bei einer kostenlosen Produktionen das eine oder andere Experiment erlauben oder Sprecher einsetzen die noch dabei sind Erfahrungen zu sammeln und den Erwartungen einer kommerziellen Produktion noch nicht gerecht werden könnten, so wäre das bei einem Hörspiel, für das für ein Hörspiel das ich verkaufe, nicht möglich. Meiner Meinung nach ist es dabei viel wichtiger gute Sprecher zu haben, und weniger ob man ihren Namen in jeder zweiten Hörspielproduktion hört. Natürlich ist es sofort eine andere Wahrnehmung, wenn ich lese, dass XYZ sogar dabei ist. Aber dass das alleine noch kein gutes Hörspiel ausmacht, erlebt man ja nun auch des Öfteren. Als Sprecher gibt es hingegen für mich keinen Unterschied, da ich sowohl bei kostenlosen als auch kommerziellen Produktionen immer die beste Leistung bringen möchte. Ansonsten wäre es auch vermessen sich als Sprecher zu bezeichnen, denn der Hörer misst meine Leistung ja nicht nur an dem, was er zahlt, sondern an dem, was er hört. 

Zauberspiegel: Dein neustes Projekt heißt „Narfland“. Kostenlos ist das Hörspiel. Aber was kostet so ein Hörspiel wirklich, wenn man die Herstellungskosten nimmt.
Sven Matthias: Das kommt auf den Umfang an, in dem man sein kostenloses Hörspiel produziert. Wenn man sich vornimmt ein wirklich gutes und packendes Hörspiel zu produzieren, das in der Informationsflut des Internets überhaupt wahrgenommen wird, dann kommt man um einige Investitionen nicht herum. Da für meine kostenlosen Hörspiele das Internet der einzige Vertriebsweg ist, war es mir besonders wichtig diesem Qualitätsanspruch schon beim Aufbau einer Webseite gerecht zu werden. Dann braucht man je nach Produktion vernünftige Sounds, Musik und die entsprechende Software, um alles zu einem atmosphärischen Hörspiel zu machen. Natürlich sind diese Investitionen bei einem kostenlosen Hörspiel viel geringer, aber trotzdem nicht vermeidbar. Für die Hörspiele, die ich gemeinsam mit dem Hoerspielprojekt realisiere, haben wir inzwischen einen eigenen Server gemietet, da die Downloadzahlen erfreulicherweise sehr hoch sind und wir uns überlegen mussten, wie man diese Datenmenge bewältigen kann. Und man braucht ein eingespieltes Team, denn alleine lässt sich das alles nicht realisieren. Dazu zählen zum einen die großartige Community des Hoerspielprojektes, sowie ein fester Stamm an Freunden und Kollegen, mit denen ich immer wieder zusammenarbeite. Ich bin stolz darauf einen Teil dazu beigetragen zu haben, dass kostenlose Hörspiele wesentlich ernster genommen werden als noch vor einigen Jahren.
 
Zauberspiegel: Und wie lange dauert es bis so ein Non-Profit-Projekt fertig ist?
Sven Matthias: Das kommt darauf an, wie aufwendig das Hörspiel ist. Ich arbeite recht intensiv an aktuellen Produktionen und benötige für den kompletten Schnitt zwischen 4 bis 8 Wochen. Unabhängig davon, ob es kommerziell ist oder nicht, denn mein Qualitätsanspruch ist immer, mit den mir zur Verfügung stehenden Mitteln das bestmögliche Hörspiel zu produzieren.

Zauberspiegel: Wie castet ihr die Sprecher?
Sven Matthias: Für unsere Hoerspielprojekt-Produktionen setzen wir eine freigegebene Sprechprobe in unserem Forum voraus. Dann wird bei jedem unserer Hörspiele ein Casting gestartet, bei dem man sehen kann welche Rollen zu besetzen wären und sich darauf öffentlich bewerben kann. Nach Ablauf einer gewissen Frist werden dann die Rollen passend verteilt und die Sprecher bekommen das Skript und damit ihre einzusprechenden Texte zugeschickt.

Zauberspiegel: Es ist nicht sehr schwer Leute ehrenamtlich für so etwas zu gewinnen. Ich meine jetzt nicht die Sprecher, aber wie sieht es bei den Zeichnern und Musikern aus? Wie findet man diese Leute.
Sven Matthias: Das ist gar nicht so schwer, wenn man sich von Anfang an bemüht, so eine Produktion professionell aufzuziehen. Die Leute, die mitmachen, wissen, dass sie ihre ehrenamtliche Arbeit in ein Projekt investieren, das ihnen später auch als Referenz dient. Kommerzielle Angebote fliegen auch fähigen, großartigen Illustratoren oder Musikern nicht jeden Tag ins Haus, und oftmals fehlt ihnen auch die Möglichkeit auf ihre Arbeit aufmerksam zu machen. Und ich glaube, es gelingt mir auch ganz gut meine Begeisterung und Freude an dieser Arbeit zu vermitteln und die Mitarbeit an kostenlosen Projekten nicht als Selbstverständlichkeit anzusehen.

Zauberspiegel: Da deine Arbeiten in Sachen Hörspiel noch recht überschaubar sind, gibt es da eine Lieblingsarbeit?
Sven Matthias: Ich könnte höchstens sagen, dass jedes Hörspiel, an dem ich aktuell arbeite, mein Lieblingshörspiel ist. Aber im Grunde bedeuten sie mir alle gleich viel, selbst Produktionen, die ich heute völlig anders umsetzen würde. Aber das gehört ja auch zur persönlichen Weiterentwicklung dazu.

Zauberspiegel: Was hast du gemacht, bevor du anfingst Hörspiele zu sprechen?
Sven Matthias: Mich in meinem Beruf gelangweilt und davon geträumt Hörspiele zu sprechen. Irgendwann habe ich es nicht mehr ausgehalten immer nur davon zu träumen und begonnen es einfach zu tun. Dem Wort Beruf wieder die ursprüngliche Ableitung der Berufung zuzuordnen.

Zauberspiegel: Magst du ein Genre bei Hörspielen was Dir besonders zusagt?
Sven Matthias: Ich bin eigentlich keinem Genre gegenüber abgeneigt. Generell höre ich gerne „klassische“ Hörspiele und weniger experimentelle Sachen. Das geht über SciFi, Fantasy und Grusel bis hin zum Krimi. Leider fehlt mir selber inzwischen viel zu oft die Zeit zum Hörspiel hören. Ich kann mich aber relativ leicht wieder in die Rolle des lauschenden Hörers versetzen und nicht zu sehr in so eine Art „analytisches Hören“ verfallen.
 
Zauberspiegel: Hast du mal Kritiken zu deinen Leistungen gelesen, und wenn ja, wie waren die ausgefallen?
Sven Matthias: Generell sind Kritiken immer wichtig und ich lese sie mir möglichst alle durch. Egal ob meine Leistung als Macher oder Sprecher kritisiert wird. Man kann und sollte es nicht allen Kritikern recht machen und es gibt wohl immer Dinge, die dem Einen oder Anderen nicht gefallen mögen. Aber man darf dabei nicht aufhören Kritik als Bereicherung und Motivation zu sehen. Und wenn man sich bemüht bei einer kostenlosen Produktion einen hohen Standard zu setzen, dann muss man sich auch gefallen lassen, dass man zuweilen daran gemessen wird. Mir ist es jedoch wichtig, bei den Hörspielen, die wir beim Hoerspielprojekt realisieren, auch immer wieder  Sprecher dabei zu haben, deren Leistung noch nicht diesen Ansprüchen gerecht werden kann. Alles andere wäre nicht im Sinne der Idee hinter dem Hoerspielprojekt.

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