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Ringo`s Plattenkiste: Halloween Songs

Halloween-Songs

»Music was my first love« sang John Miles anno 1976. Meine auch, sieht man von Uschi L. mal ab, der blonden Nachbarstochter, mit der ich im zarten  Alter von 6 Jahren fast täglich zusammen war. Bis sie wegzog. Mit ihren Eltern natürlich.

Aber um die geht es hier nicht, sondern um Musik. -

Einzig und allein.

 

Alle Jahre wieder ist es soweit, Juhu! Die Blätter fallen, die Tage werden kürzer und die Nächte umso länger. Es weht ein ständiger Wind und langsam wird es kälter und kälter…

Der Herbst ist da und mit ihm kommt einer meiner Lieblingsfeiertage: Halloween, oder auch „All hallows Eve“, also der Vorabend (nein, nicht der der Ewigkeit) von Allerheiligen.

Alle Jahre wieder widme ich diesem ganz besonderen Tag einen ganz besonderen Artikel im Zauberspiegel. Dieses Jahr ist wieder mal ein Plattenkistenbeitrag dran, der sich mit Songs beschäftigt, die sich musikalisch und textlich mit dem Thema auseinandersetzen.

 

Trent Reznor: Halloween Theme

Fangen wir mit Original-Halloween-Theme an, das vor fast 50 Jahren von John Carpenter für seinen Horror-Klassiker auf dem Synthesizer zusammengeklimpert wurde (Ringo berichtete).

Trent Reznor von Nine Inch Nails, einer kultigen Industrialband der frühen Neunziger und Atticus Ross, ein Komponist, der hauptsächlich für Filme arbeitet, haben sich diesem auralen Grusler angenommen und ihn in ein faszinierend neues Gewand gehüllt. Reznor und Ross haben sich gottlob aber weitgehend an die Originalversion gehalten und diese kongenial neu interpretiert.

Marilyn Manson: This is Halloween

Dieser Track stammt ebenfalls aus einem Film, nämlich “A Nightmare before Christmas“ von Tim Burton. Diese Version, von Marilyn Manson gesungen, stammt aus der 13 Jahre später entstandenen 3-D-Version des Films.

„This is Halloween“ ist Teil der marschähnlichen Eröffnungssequenz im 4/4 Takt, in der sich die verschiedenen Figuren der Story vorstellen. 2008 erschien ein Soundtrack zu einer neuen Version in 3D, auf der neben Marilyn Manson Bands wie Korn oder Rise against die Songs covern. 

Marilyn Manson ist sowohl der Name der Band selbst als auch der des Frontmanns, der in Wirklichkeit Brian Hugh Warner heißt. Charakteristisch ist, dass alle Bandmitglieder kuriose Künstlernamen tragen, bei denen der Vorname der einer weiblichen Stil- oder Modeikone ist, während der Nachname jeweils der eines bekannten Serienmörders ist: Marilyn (Monroe) und (Charles) Manson.

Würde Brian mich engagieren, würde ich mich Claudia Haarmann nennen. Oder Heidi Kürten. Klingt aber irgendwie blöd...

Grateful Dead: One more Halloween Night

Die geniale Band (Ringo berichtete) des leider viel zu früh verstorbenen Jerry Garcia spielte diesen lupenreinen Rock and Roll Song gerne live, hier allerdings wurden Titel und Text geringfügig abgeändert. Auch dieser Song ist gecovert, das Original stammt aber von der Band selbst und trägt den Titel „One more Saturday Night“ und ist auf der Kompilation „Skeletons from the Closet“ enthalten, was so viel bedeutet wie „Gerippe aus dem Scheißhaus“.

Nein, natürlich nicht! Es ist ein Wortspiel und bezieht sich auf „Skeletons in the Closet“, der US-amerikanischen Phrase für „Leichen im Keller“. Der Song stammt aus dem unerschöpflichen Live-repertoire der band und ist auf keinem Studioalbum enthalten. Die Halloween-Version ist eine Aufnahme eines Konzertes in Berkeley vom 31.10. 1984

Type O Negative: Halloween in Heaven

Natürlich haben sich auch die Düster-Rocker Type O Negative (Ringo berichtete) diesem verlockenden Thema angenommen. Auf dem allerletzten Album der Band um den viel zu früh verstorbenen Peter Steele findet sich dieser Song, ein ordentlicher Thrash-Metal-Kracher, der mit all seiner Rohheit an die frühen Jahre erinnert, aber auch einige Stil-, Melodie- und Tempuswechsel sowie Female Vocals beinhaltet.

 

 

 

Wishbone Ash: Personal Halloween

Wishbone Ash sind eine britische Rockband, die es schon seit weit über 50 Jahren gibt und teilweise zum Prog gezählt werden kann. Charakteristisch für sie waren die zwei Leadgitarristen, die mit ihren im Duett gespielten Instrumenten für einen gitarrenorientierten aber melodischen Sound sorgten. Der Gesang war dabei sehr häufig balladenhaft.

2020 erschien ich bis dato letztes Album „Coat of Arms“ auf dem sich dieser Song befindet. Personal Halloween ist ein entspannter Blues-Rocksong mit Bläsern.

 

Ministry: Every Day is Halloween

Ministry ist eine Band, wie sie schillernder kaum sein könnte. Gegründet in den frühen Achtzigern machte sie seither eine erstaunliche Entwicklung durch. Das erste Album bot kaum beachtenswerten Synthie-Pop mit blubbernden Keyboards und eingängigen Songs. Aber schon bei der zweiten Platte machte Mastermind Al Jourgensen einen großen Schritt in die Richtung, die ihm mehr zusagte und gleichzeitig auch den Grundstein für ein ganzes Subgenre legen sollte: Industrial. Aber Auch Uncle Al selbst machte eine Metamorphose durch.  Anfangs sah er noch wie der typische Achtziger Wave-Bubi mit hochtoupierten schwarzen Haaren aus, aber schon bald änderte sich sein Aussehen immer mehr, genauso wie seine Musik: Die Haare wurden länger, hinzu kamen Dreadlocks, ein Bösewicht-Bart, unzählige Tattoos und Piercing.

Unser Song stammt aus dem Jahre 1985 und erschien zuerst auf Single, bis er im Jahre 2010 neu aufgenommen wurde. Vergleicht man beide Versionen, zeigt sich die Metamorphose der Band. Die 85er Version ist durchaus melodiös und radiokompatibel, jedoch sehr zahm und synthesizerlastig. Die Neuversion hingegen ist typisch Ministry, wie wir sie heute lieben: Die Synthis sind zwar geblieben, aber stehen nicht mehr im Vordergrund, denn hier dominieren die Gitarren und die Metal-Drums.

Frank Zappa: Goblin Girl

Der leider ebenfalls viel zu früh verstorbene Frank (Ringo berichtete) hatte ein großes Faible für Halloween und trat regelmäßig am 31.10. live auf. Unser Song stammt vom 1981er Doppelalbum „You are what you is“, dessen vier Plattenseiten jeweils einem in sich geschlossenen Konzept folgen. Die Songs gehen in einander über, häufig durch Sprachpassagen miteinander verbunden.

Der Song ist ein entspannter Reggae, der Text selbst, wie bei Frank üblich, kryptisch und schwer zugänglich.

Zappa bezeichnet das Album als eins seiner besten, wobei ich ihm voll und ganz zustimme. Das Publikum sah das wohl anders, denn das Doppelalbum verkaufte sich nur schleppend.

Interessant an der Platte ist die Besetzung. Neben der für die Achtziger typische Begleitband gaben sich alte Kameraden wie Motorhead Sherwood und Jimmy Carl Black von den Mothers of Invention die Ehre.

Misfits: Halloween

Bei dieser Band ist es kein Wunder, dass sie auch einen Halloween-Song aufgenommen haben.  Frontmann und Chef der „Außenseiter“, der Düsterzwerg Glenn Danzig (Ringo berichtete) hatte und hat nämlich eine ausgeprägte Vorliebe für okkulte und magische Themen. Unser Song ist ein knapp zweiminütiger Kracher in bester Misfits-Manier: Roher US-Punk mit Glenns eigentlich gar nicht dazu passender Elvis-Stimme. Halloween erschien 1981 als Single. Erst 1985 kam der Song zu LP-Ehren, als sich die Band schon aufgelöst hatte und das Compilation-Album „Legacy of Brutality“ erschien.

 

Dead Kennedys: Halloween

Bleiben wir beim US-Punk und legen die Dead Kennedys auf. 1982 erschien ihr Halloween-Song als Single und stammt ursprünglich vom Album „Plastic Surgery Disasters“, dessen Titel inzwischen mehr als zeitgemäß ist.

Die Kennedys spielten aggressiven und schrägen Punk in bester Tradition, während die Lyrics stets voll beißendem Spott und harscher Kritik waren, wobei vor Links und Rechts nicht Halt gemacht wurde. Das musikalische Niveau war eher niedrig, aber das war Frontmann Jello Biafara, eigentlich Eric Reed Boucher, wurscht. Für ihn standen seine Texte und deren Aussagen stets im Vordergrund.

Wackelpudding Biafra rief 1989 das Bandprojekt LARD ins Leben, das aus ihm und Al Jourgensen von Ministry bestand.

Lou Reed: Halloween Parade

Auch der ehemalige Velvet Underground Musiker hatte sich dem Thema gewidmet und diesen Song geschrieben, zu dem ihn die New Yorks Village Halloween Parade inspiriert hatte. Diese Parade gibt es seit 1973 und bringt es im Schnitt auf satte 50.000 maskierte Teilnehmer und 2 Millionen Zuschauer. Die Halloween Parade gilt inzwischen als New Yorks Karneval. Typisch für die Veranstaltung sind die teilnehmenden übergroßen Puppen und Marionetten.

Der Song stammt vom 1989er Konzeptalbum New York, dessen Titel Programm ist. Reed empfahl, das Album stets komplett von vorne bis zum Schluß durchzuhören, da es für ihn eine in sich geschlossene Einheit bildete.

Halloween Parade ist ein entspannter Folksong mit verhaltenem Reggae-Rhythmus. Reed Gesang erinnert stark an den von Johhny Cash. Ironischerweise starb Lou kurz vor Halloween 2013.

Alice Cooper: Keepin Halloween alive

Nach Marilyn Manson nun der zweite Schock-Rocker, der das Genre eigentlich erfunden hatte, lange bevor es Marilyn Manson, Alien Sex Fiend  oder die Misfits gab.

Vincent Damon Furnier, wie Cooper mit richtigem Namen heißt, war sowohl Frontmann als auch Namensgeber der gleichnamigen Band. 1970 wurde Frank Zappa auf die ziemlich verrückte Combo aufmerksam und bot ihnen die Chance, zwei Alben auf seinem Straight-Label zu veröffentlichen, die aber leider wenig Anklang beim Publikum fanden. Erst als Bob „The Wall“ Ezrin auf sie stieß, stellten sich erste Erfolge ein. Zur damaligen Zeit waren die Bühnenshows der Band etwas noch nie dagewesenes. Die Bühnendekoration bestand aus Folterinstrumenten, Requisiten aus Horrorfilmen. Die Show selbst war ebenfalls krass: Cooper spielte mit einer lebenden Boa Constrictor, vergoss Unmengen von Filmblut, wurde von seinen Mitmusikern angekettet und (scheinbar) gefoltert. Höhepunkt jeder Show war jeweils seine Fake-Hinrichtung.

Da das in den spießigen Siebzigern ja gar nicht ging, konnten die Konzerte erst ab einem Mindestalter von 18 Jahren besucht werden.

Der vorliegende Song stammt aus dem Jahre 2009 und ist auf keinem Album erhältlich, denn er erschien lediglich als Single. Insgesamt handelt es sich um einen kurzen, punkähnlichen Kracher.

Helloween: Halloween

Der Name dieser deutschen Band ist bewusst falsch geschrieben, um sich von der gleichnamigen Band mit korrekter Schreibweise abzugrenzen. Helloween lässt sich dem Power-Rock zuordnen, der eine Spielart des Heavy Metal ist.

Der vorliegende Song stammt vom 1987er Erfolgsalbum „Keeper of the seven Keys“ und ist, wenn man vom ekelerregende, jaulenden Gesang in Kastratenmanier mal absieht. Er ist schnell, melodisch und in sich selbst sehr abwechslungsreich.

 

Fastway: Trick or Treat

1986 erschien der US-Amerikanische Horrorfilm „Ragman“, der bei uns unter dem Titel „Trick or Treat“ lief. Kennt vermutlich keine Sau mehr, oder? Die Handlung ist recht einfach: ein männliches Mauerblümchen wird an der High School gemobbt und sinnt auf Rache. Durch das Rückwärtsabspielen einer Schallplatte eines jüngst verstorbenen Rockmusikers erwacht dieser zum Leben und beginnt an Halloween unter den Peinigern des Studenten blutige Ernte zu halten. An sich eine witzige und originelle Idee, die aber ein wenig unbeholfen und fade in Szene gesetzt wurde. Richtig bekannte Schauspieler sucht man in diesem Streifen vergebens, allerdings haben zwei legendäre Rockstars einen kleinen Kurzauftritt: Gene Simmons mimt einen Hörfunkmoderator und kein Geringerer als der in diesem Jahr verstorbene Prince of Darkness und Fledermaus-Gourmet Ozzy Osbourne spielt einen Fernsehprediger.

Der Soundtrack stammt von der britischen Rockband Fastway, die vom ehemaligen Motörhead-Gitarristen Fast Eddie Clarke gegründet wurde und in den Achtzigern in der Metalszene recht angesagt war. Unser Song eröffnet das Album mit einem ordentlichen Kracher in bester 3-Akkorde-Tradition und eingängiger Melodie. Musikalisch ist der Song gar nicht schlecht, aber, ähnlich wie bei Helloween auch, ist der Kastratengesang nahezu unerträglich.

Ich habe tatsächlich lange gezögert, ob ich die beiden letzten Songs überhaupt in mein Programm nehmen soll, habe mich aber dann doch dazu entschlossen. Poser-Power-Rock von harten Jungs mit toupierten Haaren und kreischenden Stimmen ist zwar überhaupt nicht mein Ding, aber die beiden Songs passen inhaltlich sehr gut in das Konzept.

John Carpenter: Halloween

Mit diesem Song schließe ich den begonnenen Kreis und kehre zu DEM Klassiker schlechthin zurück. Das Hauptthema des Films avancierte trotz seiner minimalistischen Schlichtheit und seiner simplen Komposition schnell zu einem Klassiker mit hohem Wiedererkennungswert, der sich schnell ins Gedächtnis brennt. Unweigerlich macht sich schon bei den ersten Tönen Beklemmung breit und eine wohlige Gänsehaut lauft über den Rücken. Das liegt einerseits wohl an der kalten Dissonanz und der unerbittlichen Maschinenhaftigkeit, zum anderen aber auch am ungewöhnlichen Rhythmus. Carpenter hat nämlich einen ungeraden 5/4-Takt gewählt, der den Hörer nicht zur Ruhe kommen lässt. Das Hauptthema wird auf dem Klavier gespielt, während ein perkussiver Drumsound (Castagnets) im Hintergrund tickt. Um die Atmosphäre noch unheimlicher und bedrohlicher zu gestalten, spielt Carpenter eine unheilschwangere 3er-Tonfolge auf der elektronischen Streicher-Soundbank.

Und damit ist dieser Artikel auch schon zu Ende.

Ursprünglich hatte ich ungefähr die doppelte Menge an passendem Material zusammengetragen, habe mich dann aber letztlich dafür entschieden, nur Songs zu besprechen, die einen direkten Bezug zu Halloween haben. Den Rest mit Songs, die eine Horrorthematik haben, bringe ich vielleicht nächstes Jahr, mal sehen.

Ich wünsche allen einen schönen und grusligen Halloweenabend mit geschnitzten Kürbissen und einem guten Vorrat an sehenswerten Horrorfilmen und guter Gesellschaft. Wer mag, kann sich verkleiden, wer nicht mag, lässt es eben bleiben. Ich selbst werde den Abend in Markus-Söder-Maskerade verbringen und hoffe, dass die Nachbarskinder nicht allzu sehr erschrecken wenn sie bei uns klingeln um „Süßes oder Saures“ zu schnattern.

 

 © by Ringo Hienstorfer  (10/2025)

Das wars mal wieder für heute. Beim nächsten Mal geht es um einen weltberühmten Musiker der Siebziger sowie um eine deutsche Band, die eigentlich gar keine war.

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