Wilde Zeiten: Beverly Garland - Scream-Queen der Fifties

(1926-2008)
Scream-Queen der Fifties
In den 50'ern, jener Zeit, auf der sich ihr Starruhm bis heute gründet, gehörte sie zu den beliebtesten Gesichtern des B-Films und sie schrieb, auch wenn es kaum noch jemand weiss, TV-Geschichte. In den B-Filmen konnte wohl keine so eindrucksvoll ein entsetztes Gesicht machen wie sie, ihre Schreie sind legendär.
Du musstest nicht schauspielern können in diesen Filmen. Alles was du brauchtest war eine gute Lunge. Ich beherrsche das Schreien von schrill bis melodiös, mehr als die meisten anderen Frauen in diesen Filmen.

Ihre ersten Erfahrungen sammelte sie in kleinen Theateraufführungen, sowie im Radio, wo sie sehr häufig in Hörspielen auftrat. Sie hatte nebenher auch Sprachunterricht genommen und besass eine sehr deutliche, klare, aber auch variable Stimme. Dieses kam auch ihren späteren Filmen zugute, weshalb ich einfach mal behaupte, dass die Frau unsynchronisierbar war.

Ihr Filmdebut gab Beverly 1950 in dem kleinen, aber feinen Film-Noir-Thriller D.O.A. (Opfer der Unterwelt), in dem ein Mann nach einer Vergiftung nur noch eine Woche zu leben hat und nun auf die Suche nach seinem Mörder geht. Für ein Debut war die Rolle recht gross. Beverly war überzeugend. Sie nannte sich hier noch Beverly Campbell, was von einer kurzen viermonatigen Ehe
im Jahre 1945 herrührte. Den Namen Garland erhielt sie dann durch ihre zweite Ehe mit dem Schauspieler Richard Garland, mit dem sie von 1952 bis 1956 verheiratet war.
Noch im gleichen Jahr begann sie auch im Fernsehen Fuss zu fassen. Sie wurde so recht schnell zu einer viel beschäftigten Frau im Film wie im TV. Es folgten zunächst meist eher kleinere Rollen, manchmal wurde sie nicht einmal in den Credits genannt.
Die erste grössere Rolle hatte sie in dem Western BITTER CREEK (Der Rächer von Montana, 1954). Im gleichen Jahr drehte sie auch mit ROCKET MAN einen SF-Film. Damit waren jene Genres abgesteckt, in denen sie später bekannt werden sollte. Natürlich war sie auch weiter in Thrillern zu sehen, oder gar in Dramen, aber diese sollten in ihrer Bedeutung doch zurück stehen.
Leider tauchte sie von Anfang an im B-Film ab. Warum sie nie wirklich in einem grossen Film zu sehen war (von einige Kleinrollen abgesehen), ist nicht mehr zu erfahren. So tauchte sie zum Beispiel in dem Bogart-Klassiker THE DESPERATE HOURS (An einem Tag wie jeder andere, 1955) auf, war aber nicht in den Credits genannt. Man muss auch sehr genau hinsehen. Aber in den billigeren Streifen bekam sie nach und nach immer mehr Hauptrollen. Auch das Fernsehen gab ihr mehrere grosse Produktionen. Und immerhin: Für eine Gastrolle in der Serie MEDIC (1954) wurde sie für den Emmy nominiert.
1955 drehte sie mit SWAMP WOMEN (Vier Frauen im Sumpf) ihren ersten Film für Roger Corman. Es sollten diverse Filme folgen, von denen einige legendär wurden. Die Zusammenarbeit der Beiden war sehr fruchtbar.
Schon 1956 folgte mit GUNSLUNGER (Sonntag sollst du sterben) ein recht beachtlicher Western, denn er hatte zumindest eine bemerkenswerte Grundidee. Der Sheriff in diesem Film war eine Frau, nämlich Beverly, die es mit einem professionellen Killer (John Ireland) zu tun bekommt, zu dem sie sich leider auch noch hingezogen fühlt. Ein billiger kleiner Corman-Schnellschuss, der mit überraschenden Wendungen aufwartet.




Es sollte für lange Zeit ihr letzter Spielfilm sein. Fortan sah man sie vermehrt im Fernsehen. Nach eigenen Angaben hat sie bis zum Ende ihrer Karriere 2004 in über 700 TV-Episoden mitgespielt. Dabei liess sie kaum eine der Erfolgsserien in den 60'er und 70'er Jahren aus. Und immer wieder sah man sie auch im Regular-Cast.
1962 spielte sie die Hauptrolle in dem Thriller-Drama STARK FEAR, in dem sie von ihrem Mann (Skip Homeier) in den Wahnsinn getrieben werden sollte. Ein starke, eindrucksvolle Rolle, die mehr als Schreien und Ironie im Spiel verlangte. 1963 folgte mit TWICE TOLD TALES (Das Gift des Bösen) eine Horror-Anthologie mit drei Stories, in denen sie unter anderem mit Vincent Price vor der Kamera stand.
1962/63 war sie Moderatorin der Game-Show PANTOMIME QUIZ, in der es darum ging, Begriffe eben ohne Worte so darzustellen, dass sie zu erraten waren. Die Show lief mehrere Jahre und für eine Season war sie dabei. Spielfilme drehte sie kaum noch. Dafür hatte sie wohl kaum noch Zeit, da sie ständig im Fernsehen präsent war. Dort waren es allerdings nicht nur Serienauftritte.
In diversen Serien war sie Semi-Regular, so in MY THREE SONS (Meine drei Söhne, 1969-1972), oder LOIS & CLARK: THE NEW ADVENTURES OF SUPERMAN (Superman die neuen Abenteuer von Lois & Clark, 1996/1997), wo sie die Mutter von Lois Lane (Teri Hatcher) spielte.
Zudem war sie in einem Spin-Off der Daily-Soap von GENERAL HOSPITAL zu sehen, der sehr bemerkenswert ist. Es handelt sich um die Daily PORT CHARLES, einer skurrilen Soap, die sich neben dem Üblichen auch mit Übernatürlichen Phänomenen beschäftigt. Da kann das Krankenhaus schon mal von Vampiren bevölkert werden. Beverly war in der Staffel des Jahres 2000 zu sehen.
Regular Credits waren nach DECOY noch MARY HARTMAN, MARY HARTMAN (1976/77), sowie eben SCARECROW AND MRS. KING (Agentin mit Herz, 1983-1987).

Nach langer Krankheit verstarb sie am 5. Dezember 2008 in ihrem Haus in Hollywood Hills. Mit ihr ist eine der grossen Ikonen der Fifties von uns gegangen, sowie ein bekanntes Gesicht aus mehr als 50 Jahren TV-Geschichte (erster Auftritt 1950, letzter Auftritt 2004).
Kommentare
Wie überaus witzig, das ich mir erst vor drei
Tagen DAS GIFT DES BÖSEN aufgenommen
habe, um es mir jetzt am Wochenende mal
wieder so richtig zu besorgen.
Norbert, Du hast Erwartungen geweckt...