Sieben gegen die Hölle - Torven Farbauti 4. Teil
Sieben gegen die Hölle
Torven Farbauti (Folge 4)
Aber die Begegnung mit diesem Farbauti hatte ihn seit langer Zeit wieder in Rage versetzt. Nur mit Mühe hatte er sich davon abhalten können, die kleine Ratte an Ort und Stelle auszuwaiden.
Damael nahm das Hupen und das Quietschen der Bremsen wie durch einen Filter wahr, dann kreischte Metall, das sich an seinem Körper aufrieb.
Er blickte zur Seite und registrierte, dass sich Kühler und der halbe Motorblock eines Audis um seine Hüfte gewickelt hatten.
Mit einer beinah teilnahmslos wirkenden Bewegung wischte er das Metall beiseite.
Der geschockte Fahrer kam mit wackligen Beinen aus dem Fahrzeug und deutete mit dem Zeigefinger auf Damael. Einige andere Fahrer stiegen ebenfalls aus und liefen näher. Eine Frau in den mittleren Jahren kreischte und raufte sich ihre Haare, die einem fasrigen Bienenstock ähnelten.
„VERSCHWINDET IHR NARREN UND VERGESST MICH!“, fauchte Damael.
Augenblicklich fingen die Leute an sich umzudrehen und loszurennen. Ihre Autos und Damael waren vergessen. Nur noch Laufen beherrschte ihr Denken.
Damael umrundete einige verlassene Wagen und betrat das gegenüberliegende Gebäude, ein Bürokomplex mit 10 Stockwerken.
Durch das mit Glas verkleidete Foyer kam er zu den Aufzügen, vor denen man die Firmenschilder der Unternehmen befestigt hatte.
Damael betrat einen Lift und drückte auf den Knopf für das 10. Stockwerk. Laut dem Schild befand sich nur eine Firma auf dieser Etage. Heavens Inc.
Die Türen des Aufzugs öffneten sich und Johann, Damaels Butler, erwartete ihn wie stets.
Johann half Damael aus seinem Jackett und seiner übrigen Kleidung. Damael bevorzugte es, in den Räumen von Heavens Inc. nackt zu sein.
Menschliche Kleidung betrachteten er und seine Artgenossen als minderwertig und unnütz. Sie legten diese in der Öffentlichkeit nur an, um nicht unnötig aufzufallen.
Einige Engel kamen Damael auf den Weg in seine Suite entgegen, genauso nackt wie er, allerdings hatten sie einige menschliche Sklaven im Schlepptau.
Manche Engel nannten diese Menschen ihre Jünger, aber Damael verzichtete auf diese moralinsaure Tünche. Diese Menschlein waren nichts anderes als Sklaven, konditioniert, auf jedwede Wünsche ihrer Engelsherrn zu reagieren.
„Johann, sind Simone, Claudine und Jens in meinem Lustraum bereit?“
„Sehr wohl, mein Herr. Sie warten wie immer voller Ungeduld. Ich habe in weiser Voraussicht auch ihre Spielzeuge reinigen lassen.“
„Mein guter Johann, wenn ich dich nicht hätte… Ich hasse es wenn noch Blut und Sperma an den Teilen kleben.“
Damael war immer noch ungehalten über die Begegnung mit Farbauti. Sein Starrsinn und der unnatürliche Widerstand, den er gezeigt hatte, ließen sein Blut regelrecht kochen. Und diesen Ungemach, mussten nun Damaels Lustknaben ausbaden.
Er hoffte, dass zumindest Jens seinen sexuellen Overkill überleben würde, ihm brachte er fast schon Gefühle entgegen, die man als leichte Sympathie deklarieren konnte.
***
Nun gut, Jens hatte es leider auch nicht überlebt. Schade, aber nicht mehr zu korrigieren.
Er drückte den Summer und einige Momente später erschien Johann.
„Johann, na los, säubere mich schon“
Der Diener wischte das Blut und Sperma sorgfältig von der goldglänzenden Haut des Engels.
„Gondriel soll die Leichen entsorgen, und zwar schnell. Ich ertrage diesen deprimierenden Anblick nicht!“, fauchte Damael.
„Sehr wohl, mein Herr. Ich lasse sofort nach ihm schicken.“
Damael ließ sich auf einem bequemen, safranfarbenen Sessel nieder, während Johann davon eilte.
Die offenen Augen des toten Jens starrten jetzt genau in seine Richtung.
Sein Gesicht war eine in Qual erstarrte Maske. Der Schmerz und die Todesangst hatten ihre hässlichen Farben in sein Anlitz gemalt.
Hatte sich Damael noch vor wenigen Minuten an Jens´ Schmerzen, Schreien und Winseln erfreut, so war er jetzt von seinem Gesicht angewidert.
Er wandte sich ab und starrte in die entgegen gesetzte Richtung.
Als Gondriel mit seinen beiden Menschensklaven kam, setzte er sich wieder aufrecht hin.
„Sei gegrüßt, Damael. Mal wieder eine Sauerei veranstaltet, was?“, sagte der andere Engel zu ihm.
„Na und? Ist das nicht unser Vorrecht in dieser bleichen Sphäre?“
„Manchmal übertreibst du es einfach ein bisschen. Findest du nicht?“
„Nein. Wenn der Allmächtige uns schon auf diesem trostlosen Brocken Urschleim verbannt, dann war ihm sicher auch bewusst, dass uns in rechter Weise amüsieren werden.“
„Der Allmächtige … Weißt du, nach all der langen Zeit, Damael … ich kann mich gar nicht mehr an ihn erinnern. Sein Bild ist wie ein ferner Traum. Unscharf. Ich kann es mir gar nicht mehr vorstellen …“
„Ich weiß, mein Bruder. Uns geht es doch allen so. Er hat uns die Freuden des Paradises genommen, und die Genüsse dieser bleichen Welt sind so … schal. Ich sehne mich nach einem richtigen Kampf. Ein Kampf, der das Blut in mir hochkochen lässt, der mich jubilieren und jauchzen lässt …“
Gondriel blickte mit seinen silbernen Augen seinen Engelsbruder verständnisvoll an. Dann machte er sich daran, das klebrige Blut vom Boden zu wischen.
***
Endriel war im Gegensatz zu vielen seiner Engelsbrüder von eher schmaler Statur. Seine Finger feingliedrig, geschaffen zum Musizieren. Seine großen Augen voller Sanftmut. Dennoch war er der tödlichste unter ihnen. Geschult von Michael selbst. Perfekt im Umgang mit jeder Engelswaffe.
„Endriel, mein lieber Freund. Es ist nun bald soweit. Der Mundus wird sich öffnen, und wir werden die tödliche Umarmung mit dem Orkus genießen können.“
Endriel schwieg. Er wirkte beinah apahtisch, wie er mit seinen goldenen Augen Gedankenverloren durch das riesige Fenster aus dem Apartment starrte.
„Allerdings gibt es noch ein paar Stolpersteine, die aus dem Weg geräumt werden müssen.“
Endriel blickte ihn mit schweren Lidern an, als erwachte er gerade aus einem Traum.
„Vampirgesindel! Armseliges Gesocks, das dir wenig Mühe bereiten dürfte … und ein Götterbastard, auch keine wirkliche Aufgabe für dich, ich weiß, aber manche Sachen müssen einfach getan werden.“
„Ein Götterbastard?“ Endriels Stimme klang so brüchig wie splitterndes Glas.
„Ja, ein Asenbalg. Nichts Besonderes und wirklich keine Herausforderung für dich, mein Lieber.“
Endriels Blick wurde wieder verklärt, als versinke er in seine unerforschlichen Gedanken.
Damael strich sanft über das feine Haar des grazilen Wesens und küsste ihn auf die Stirn.