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Katzen, Merlin an Werners Brust, Geburtstage und frühe Jahre....

Teestunde mit Rolf...Tja, da hatte ich zuächst vor, Rolfs letzte Teestunde in zwei Folgen zu bringen. Einen Plan, den ich verwarf. Dafür vergaß ich dann den Schluss von der Wordfassung des Textes in den Zauberspiegel zu übertragen (ein Versäumnis, das ich gleich nach Entdeckung durch Rolf korrigierte). Aber: Das bewog Rolf, den kurzen Resttext mit einer neuen Einleitung zu versehen. (und die geriet richtig lang) Nun gut. Diesmal gibt es ein Paar Gedanken zu Rolfs und Werners früher Zeit. Wie sagt doch Bob Ross so schön: We don’t make mistakes, we have happy accidents. Dieser Text ist so einer…

Katzen, Merlin an Werners Brust, Geburtstage und frühe Jahre....

Weil ich derzeit so Einiges andere zu schreiben habe, hat das Lektorat vom Zauberspiegel aus einer Teestunde zwei machen wollen. Gut gedacht – aber man ist dann auch recht abgehackt aus dem Text gegangen, ohne einen verbindenden Satz – wie ich ihn gewöhnlich mache, wenn ich eine Themak vorläufig abschließe, um sie an anderer Stelle weiter führe.

 

Rückwirkend gesehen sieht es immer mehr so aus, als würde ich die Teestunde zu einer Art „Lebensbeichte“ mit „Gedanken und Erinnerungen“ werden lassen. Auch wenn es für alle Leute so aussieht, das ist es nicht.

Die „Teestunde“ ist ursprünglich aus einem Interview entstanden, in dem schon auf die erste Frage ein ganzer Artikel folgte – und die weiteren Fragen in noch größerer Länge beantwortet wurden. Das brachte die Herausgeber des Zauberspiegels dazu, aus dem Interview die Kolumne „Teestunde“ zu machen, die möglichst wöchentlich erscheinen soll.

Ursprünglich wollte ich ja nur über meiner eigenen Romane etc. schreiben – dann kam aber die Idee, die ganze Zeit meiner Freundschaft mit Werner Kurz Giesa einmal zu erzählen, so lang ich es kann und bevor ich als Augenzeuge durch das dunkle Tor gehe und für gewisse Kreise alles zur Legende wird. Und als ich dann die Nachricht von Werners Tod erhielt, hat sich das nur noch verstärkt.

Es kann Jahr oder Jahrzehnte dauern – oder ganz schnell vorbei sein – sagte mir mein Arzt.  Also ist Werners Abschied von dieser Welt für mich ein Menetekel, das ich erkenne und beachte. Wenngleich bei uns auch der Unterschied ist, dass Werner eben zu Heike wollte und an seinem Leben in unserer Welt für sich selbst keinen Sinn mehr gesehen hat. Das ist bei mir etwas Anderes. Da sind nämlich fünf Katzen, die mich brauchen. Das bindet mich an diese Welt. Und deshalb schlucke ich meine Tabletten, inhaliere mein Atemzeug und schlafe jede Nacht mit einer Gesichtsmaske, die mich mit zusätzlicher Luft versorgt.

Nein, es ist keine Biographie – weder von mir noch von Werner. Es sind nur einige Erinnerungen an eine tolle Zeit und eine wunderschöne Freundschaft. Eine Freundschaft, die zwar nicht endete, aber die irgendwie versickerte, als wir beide jeder die Frau gefunden hatten und nicht mehr unsere alten Kreise pflegen konnten, sondern uns in die integrieren mussten,  die von der Frau mit aufgebaut wurden.

Wie ich das so sehe, hat Werner das auch immer akzeptiert, was Heike vorgeschlagen hat. Bei mir war das nur bedingt der Fall. Ich hatte meinen 39.sten Geburtstag und Petra hatte jede Menge Gäste eingeladen aus den Kreisen, die sie wollte. Im Bürgerhaus aber feierten Hans Klipp und  meine  Freunde aus früherer Zeit – Werner war da übrigens auch dabei. Mit dem wollte Petra dann in dieser Zeit schon nichts mehr zu tun haben. Warum und wieso wissen Insider  - den Rest geht es nichts an.

Ich kam mir dann an meiner eigenen Geburtstagstafel so fremd vor, dass ich mich mit einer Ausrede aus der Wohnung gestohlenen habe, rüber ins Bürgerhaus gegangen bin und einen richtig schönen Abend mit einer tollen Feier erlebt habe.  Frage mich keiner, was ich anschließend zu hören bekam,. Ich weiß es nicht mehr, weil ich ab einem gewissen Alkoholspiegel für Meckerein und so was nicht mehr empfänglich bin. Dafür konnte ich dann ein Jahr später zu meinem 40sten die Leute einladen, die für  mich  die Freunde waren.

Werner fand das mit dem „Ausbruch“ damals richtig in Ordnung – ob er das bei Heike gemacht hätte, kann ich nicht sagen. Allerdings – einige Jahre später ist er noch mal auf einem meiner Geburtstage dabei gewesen und hat auch bei mir übernachten. Und das sogar ohne Heike.  Das war auch, wenn ich so zurückblicke, unser letzter gemütlicher Abend, wo wir noch mal bis in die frühen Morgenstunden über Zamorra geredet haben. Natürlich sei auch erwähnt, dass ich auch mal auf Werners  Geburtstag im Haus in Altenstadt eingeladen war. Aber weil Hermann auch bei dieser Feier dabei war, ist das wohl eher was für seine „As Times go Bye“-Kolumne.    

Wie man so sieht – keine richtige Biographie, sondern etwas Geplaudere über frühere Romane und Episoden. Wenngleich auch mit Biographischen Zügen – es fehlt nur die richtige Ordnung darin.

Aber wenn man versucht, eine Art Biographie zu schreiben, dann muss man immer auch auf die Vorgeschichte der Person eingehen und die Umstände, aus denen Arbeiten und Werke entstanden sind. Denn nur aus dieser Vorgeschichte lässt sich erkennen, warum alles so gekommen ist – und nicht anders.

Meine „Vorgeschichte“ habe ich ja immer mal angedeutet oder auch zum besseren Verständnis mancher Entwicklungen  in einzelnen Episoden erzählt.

Die „Vorgeschichte“, besser gesagt, die Kinder- und Teenagerzeit  von Werner Kurt Giesa ist für mich jedoch ein Buch, in dem nicht allzu viel geschrieben steht.

Werner hat einfach sehr wenig darüber erzählt – oder die Umstände haben es nicht erforderlich gemacht, dass er etwas aus seiner Kind- und Schulzeit erzählt. Als Hans und ich Werner kennen lernten war er schon Student im Paderborn für Kunst und Pädagogik (wenn ich das so richtig behalten habe – auch über sein Studium wurde sehr wenig gesprochen). Aber was vorher war, darüber habe ich nur fragmentarisches Wissen.

Und wie ich schon erzählt habe, hat der Umstand, dass wir so wenig von Werner wussten, ihm einmal fast das Leben gekostet.

In der Nacht nämlich, als er zu nächtlicher Stunde in Wallenstein in den Fischteich fiel. Keiner von uns  wusste, das Werner nicht schwimmen konnte. Natürlich war er mit uns im Schwimmbad in Wallenstein gewesen – in Nachhinein wird mir jetzt klar, warum er immer nur im Nichtschwimmer-Bereich war und es auch vermied, am Beckenrand vom Schwimmer-Bereich entlang zu gehen.  

Natürlich wären es nur eine oder zwei Schwimmbewegungen gewesen, die Werner ans Ufer gebracht hätten – aber die konnte er nun mal nicht. Und der Teich war auch gleich vom Ufer her sehr tief, weil er ja zum Angeln und nicht zum Baden gedacht war. Gut dass Hans Klipp Werner nach einiger Zeit nach gesprungen ist und ihn aus dem Wasser gezogen hat. Aber darüber habe ich auch schon berichtet.

Man muss also nicht glauben, dass ein Schriftsteller alles das kann, was er so beschreibt. Auch, wenn er sich das immer gern vorstellt. Aber Karl May ist ja auch nie im Wilden Westen gewesen und was er nicht aus irgendwelchen Büchern abgeschrieben hat sondern sich selbst zu Recht legte, das ist meist wirklich haarsträubend und zur Nachahmung nicht empfohlen.

Als Muster-Beispiel gelte hier mal Karl  Mays Theorie aus „Winnetou I “, das er beim Zureiten seines Rotschimmels mit seinen Schenkeln einen so kräftig Druck  um den  Pferdeleib ausübte, dass die Rippen des Tieres zusammengepresst wurden und das brave Tier „Todesangst“ bekam. Ja, und so gab „Swallow“, der Rotschimmel, seinen Widerstand gegen den Reiter auf und wurde ein braves Pferdchen.

Die Rippen eines Pferdes mit der Kraft der Schenkel eindrücken – das schafft nicht mal Conan mit all seiner Barbarenkraft. Wer jemals den Bauchriemen eines Sattelgurts festgeschnallt und dann von Sattel aus noch mal nachgegurtet hat, der weiß, dass hier dem Leser ein größerer Bär aufgebunden wird, als ihn Old Shatterhand einige Kapitel später mit dem Messer erlegt.  

Die eine Sache kenne ich  von Kindheit an, weil einige Straßen weiter eine Reitschule war, wo ich mich sehr oft rumtrieb und lernte, oben zu bleiben – und das andere, als ich vor ungefähr 40 Jahren bei einem Circus in der Vorstellung einen Ringkampf mit einem Bären in drei Runden verloren habe.

Um protestierende Tierschützer gleich zu beruhigen – diese „Gladiatoren-Kämpfe“ gibt es heute in keinem Circus  mehr. Und dem Bärchen ist auch nichts passiert, weil ich Boxhandschuhe an hatte, um den Bär nicht im Fell zu reißen. Wenn sich zwei Bären untereinander prügeln setzt es ganz andere Hiebe – über den Boxerschlag eines normalen Menschen kann ein Bär nur lachen. Übrigens hat der Bär beim Kampf auch einen Maulkorb und einen Schutz gegen die Krallen getragen, weil ich ansonsten diese Zeilen nicht schreiben würde.

Was Bärenkräfte sind – das weiß ich nach dieser vernichtenden Niederlage in drei Runden nur zu gut. Und ich war damals noch Möbelkaufmann, musste an jedem Morgen mit einem Kollegen zwei volle Möbelwagen ausräumen und einsortieren und hatte deshalb auch ganz ordentliche Kraft in den Armen. Aber gegen einen Bären oder ein anderes Raubtier – vergiss es – keine Chance...das schaffen nur Herkules oder Maciste in den schönen alten Monumentalfilmen aus Bella Italia.

Solche verrückten Abenteuer hätte Werner vor unserer Zeit niemals selbst gemacht – nur geträumt hat er immer davon. Er ist in einem wirklich gutbürgerlichen Umfeld aufgewachsen wo es Hautabschürfungen höchstens mal beim Fußball gab und ansonsten die Eltern acht gaben, dass ihrem Jungen nichts passierte. Ein Leben in einer halb zerbombten Arbeitersiedlung aus der Kaiserzeit, wo es Straßenkämpfe mit Holzschwertern in den inzwischen von Gras und Gebüsch überwachsenen Ruinen des 2. Welt-Krieges gab, hat er nicht geführt. Aber mich haben diese Jahre bis heute nachhaltig geprägt

Das zeigt schon unseren gravierenden Unterschied, dass ich meine Dienstzeit in einer Kampfeinheit der Bundeswehr abgeleistet habe und Werner den Dienst mit der Waffe verweigerte. Allerdings – Ersatzdienst hat er geleistet – gedrückt wie so viele andere damals hat er sich nicht.  Und aufgrund seines damals doch recht schwächlich wirkenden Körperbaus und diverser Krankheiten, die er immer zu überspielen versuchte, hätte er das vielleicht gekonnt und wäre durchgekommen.

Werners Eltern kamen aus Ostpreußen. Aus welcher Gegend weiß ich heute nicht mehr. Der Vater ein ziemlicher Dickschädel, wie die Ostpreußen eben so sind und die Mutter herzensgut. Werners Mutter war gelernte Schneiderin und der „Vampir-Umhang“ Werners mit dem gelbgoldenen Innenfutter ist ihr Werk. Dazu  muss ich sagen, dass sie den gleichen Umhang, nur mit rotem Innenfutter, für mich geschaffen hat.  Alt-Fans werden wissen, dass wir damit oft genug auf Cons aufgekreuzt sind. Sie gehörten auch zu unserer Kleidung, wenn wir voll „bewaffnet“ bei einem Fantasy-Fest dabei waren. Und natürlich waren beide Umhänge wichtige Film-Requisiten.

. Als wir Werner kennen lernten, wohnte er mit seinen Eltern in Lipperbruch, einen Außenbezirk von Lippstadt, in einem schönen Einfamilienhäuschen mit größerem Garten, in dem seine Mutter Gemüse zog. Dieser Garten war gleichzeitig das Jagdgebiet für Lady und Nicky, die beiden schwarzen Katzen – mit etwas weiß.

Werner liebte Katzen und der allererste Film, den er damals mit seiner neuen Super-Acht-Kamera gedreht hat, hieß: „Alles für die Katz!“ Da hatte er nicht nur Lady und Nicky gefilmt, sondern er hatte die Kamera auch auf einer unserer Reisen nach  Rom dabei und filmte da die Katzen. Und Katzenmotive gibt es in Rom mehr als antike Ruinen.

Werner hätte ja auch später gerne eine oder zwei Katzen gehabt – aber Heike hatte ihm vor der Hochzeit das Versprechen abgenommen, das keine Tiere, insbesondere keine Katzen, ins Haus kamen.  Aber als Werner und Heike uns einmal besucht haben, weil Heike in den ersten Zeiten ihrer Ehe keine Wachmaschine hatte und Petra mir eine neue Maschine mit eingebautem Trockner abgeschwatzt hatte – da musste sie für einige Stunden drei Katzen um sich rum ertragen – nämlich Merlin, Gizmo und Sina.  

Ja, für Heike war das sicher eine mächtige Überwindung. Für sie waren Katzen nämlich blutgierige Bestien, die Kratzen und Beißen. Natürlich wurde sie in ihrer Meinung auch noch bestärkt. Kater Merlin, der sich mit Werner sofort angefreundet hatte, saß nämlich auf dem Schlafzimmerschrank und war gewöhnt, dass er mir von da oben auf die Schulter springen konnte.  Nun war aber Werner als Besuch bei Merlin angesagt – und der Kater sprang natürlich zu ihm herunter. Nur wusste Werner natürlich nicht, dass ihm Merlin auf die Schulter springen wollte – und so landete der Kater auf seiner Brust.

Es war ein recht heißer Sommer und Werner hatte nach Heldenart das Westernhemd bis zum Bauchnabel runter aufgeknöpft. Also gruben sich vier Krallen an jeder Katerpfote in die Haut. Und weil Werner panisch reagierte und Merlin abstreifen wollte, musste sich der Kater doch festhalten. Da Ergebnis waren einige ziemlich ausgeprägte rote Furchen in der Haut, eine völlig aufgelöste Heike und ein absolut verständnisloser Kater, der sonst keiner fliege was zuleide tat.

Aber Heike hatte nun endlich die Bestätigung ihrer Theorie. Hmmm, eigentlich schade, dass meine höllenschwarze Sina nicht auf Heike los ist, wie sie das gelegentlich  bei Frauen machte, die sie als Konkurrenz ansah. Dann kratzte, biss und spuckte Sina was das Zeug hielt  und ein „Verhältnis“ war erledigt, bevor es angefangen hatte. Ja, als Petra raus war hielt sich Katze Sina für die Hausherrin – und jedes andere Weib, wo sie meinte, dass es sich zwischen uns schieben wollte, wurde auf Katzenart rausgeschmissen.

Und ich bin immer noch der Meinung, dass Werner noch leben könnte, wenn er damals, als Heike von ihm gegangen war, meinen Rat akzeptiert und eine Katze adoptiert hätte, um seinem Leben wieder einen Sinn zu geben.  Ich hatte ihm auch geschworen, im Notfall das Maunzel zu nehmen. Aber er wollte nicht.

Doch hätte Werner eine eigne Wohnung gehabt, bevor Heike in sein Leben trat, dann wäre garantiert eine Katze drin gewesen.  Denn sehr viele Schriftsteller haben Katzen – und so lange W.K. zu Hause wohnte, hatte er  ja auch mit Lady und Nicky zwei Maunzel

Auf einem Foto, das Werner am Anfang seiner Karriere als eine Art Visitenkarte machte, ist Nicky so zu sehen, dass er wie der schwarze Kater eines Zauberers wirkt. Werner ist auf diesem Bild natürlich mit Zylinder, einer Art Frack und einem Stab zu sehen, als sei er gerade aus der „Winkelgasse“ entlaufen, an die damals noch kein Gedanke war.

Später hatte Werner übrigens auch einen Zylinder und einen Smoking  in Weiß, den er bei Festzügen trug, die bei Volksfesten durch die Kasseler Innenstadt führten. Hans und ich waren ja damals mit unserer Lauf-Truppe so aktiv, dass wir im Rahmen des Sportvereins immer im Zug mitlaufen mussten. Hans mit der Gitarre und ich mit dem schon in der letzten Teestunde genannten Banjo – rocking all over the World. Ja, und hinter uns, zwischen der Lauftruppe und dem Motivwagen mit dem Präsidium, kam dann eine Gestalt in einem blütenweißen Anzug samt rotem Rüschenhemd und einem Spazierstock. Ein hochgewachsener, schlanker Mann mit schulterlangen dunklen Haaren und Vollbart, der einen weißen Zylinder schwenkte. Keiner der ahnungslosen Kasseler Bürgerschaft ahnte, dass dies der in gewissen Kreisen sehr bekannte und beliebte Schriftsteller Robert Lamont war.

Ja, und seit ungefähr dieser Zeit hat Professor Zamorra seinen weißen Anzug, den er über hunderte von Bänden getragen hat  Nur – ohne Zylinder – und ohne Spazierstock – schon um Vergleiche mit Hohlbeins „Hexer“ zu vermeiden.

Aus all diesen etwas ungewöhnlichen Erlebnissen und Erfahrungen baut sich auch ein Teil der Gedankenwelt auf, die Werner in den Zamorra einfließen ließ. So hatte Professor Zamorra auch mal eine ganze Zeit Werners schwarzen Vollbart – wie auch auf den damaligen Titelbildern der Romane zu sehen ist.           

Dass Werner schon damals immer bei mir in der Wohnung übernachtete, obwohl er mit Hans Klipp in der Wohnung über mir durch die Science Fiction und Rhen Dhark mehr gemeinsame Punkte hatte, lag einfach daran, dass Hans immer mehr in die Norm des deutschen „Otto-Normalverbraucher“ passt als ich.

Bei mir war und ist es heute noch unkompliziert, zu pennen, wenn die Nacht zu lang war oder die Fahrtüchtigkeit nicht mehr da ist. Entweder bringen die Leute sich schon in weiser Voraussicht Decke und Kissen mit – oder sie müssen sehen, was sie vorfinden. Und dann haut man sich eben irgendwo auf ein Sofa oder mein Gästebett oder sonst wohin und  muss es ertragen, wenn eine oder mehrere Katzen zu Kuscheln kommen.

Bei Hans ging das schon damals nicht. Doch, Werner hat auch bei Hans übernachtet, wenn ich mal eine Freundin hatte, die natürlich  ganz andere Rechte auf einen Schlafplatz im Turm des Schreckens hatte. Aber das kam nicht allzu oft vor. Ansonsten lag Werner eben bei mir auf dem Sofa und musste es ertragen, das meine tierischen Mitbewohner diverse Nebengeräusche machten.

Perry und Moni, meine Wellensittiche, sangen bei Dämmerung ihr Morgenlied, Der „Hase Cäsar“, ein silbergraues Zwergkaninchen und Cleopatra, das Meerschwein, tobten in ihrem Käfig und Goldhamster Nadomir (ja, der Name ist aus „Mythor“) stellte seine die ganze Nacht dauernden Aktivitäten am quietschenden Laufrad ein und ging in sein Häuschen zum Schlafen.  

Ich war das ja alles gewöhnt und wenn ich schlafe, dann kann die frühere „Rote Armee“ in der Kampfstärke aus den Tagen des Warschauer Paktes unter meinem  Fenster vorbei marschieren. Ich höre da nichts. Aber Werner war nach einer solchen Nacht immer sehr missgelaunt.  

Und er hat wirklich aufgeatmet, als ich dann das Appartement im „Turm des Schreckens“ räumte und die Wohnung in Ahnatal bezog. Da gab es mehrere Zimmer in der „Rabenburg“, wie die Wohnung nach dem Einzug von Rabenkrähe „Wotan“ hieß – und die ganze Menagerie einschließlich des Raben war Nachts nicht mehr zu hören war, wie sie in einem extra Zimmer stand.
 
Von da ab gab es gar keine Diskussionen mehr, wo Werner übernachtete. Außerdem kam dazu, dass der Umzug nach Ahnatal-Weimar ungefähr mit dem festen Einstieg beim Zamorra zusammen fiel – so nach meinem ersten Ägypten-Roman „Rückkehr des Pharao“ (PZ 223). Wir hatten also jetzt genügend Gesprächsthemen, weil ich ja bei der SF nicht so viel mitreden konnte – und auch heute nicht kann. Und es war die Zeit, als Werner mit Western-Hüten und Kleidung anfing, wovon noch genug erzählt werden wird.

Fakt ist jedenfalls, dass W.K.G. in einem sehr guten Elternhaus auswuchs, wo er als der einzige Sohn der absolute Mittelpunkt war. Seine Eltern freuten sich auch, wenn ich ihn mal besuchte, was wegen der Musik-Geschäfte recht selten vorkam.  Aber wenn, dann war auf dem Sofa immer ein Plätzchen frei. Werner hatte zwei Räume im Obergeschosse des Hauses, in die er jedoch niemanden hinein ließ. Auch Hans Klipp nicht – trotzt aller Neugier des „Herrschers“.

Dass ich diese heiligen Hallen schlussendlich mal betreten durfte, lag nur daran, dass ich Werner beim Umzug geholfen habe, als er mit Heike dann nach Altenstadt zog. Um die Möbel und sonstiges schwere Zeug rauszuwuchten musste er mir schon mal offenbaren, in welchem Umfeld er die ganzen Jahre verbracht hatte und in welchen Räumen er die Inspirationen für seine Romane bekommen hatte.

Aber – ich sagte es schon mal – das ist zu persönlich und alles braucht ihr auch nicht zu wissen. Nur sei gesagt – es war nichts, dessen sich W.K.Giesa schämen müsste.

Mit diesem Umzug drifteten unsere Wege dann auch immer mehr auseinander und für Werner war es ein neues Leben.  Natürlich hätte er auch im Haus seiner Eltern in  Lippstadt wohnen können, das war dem jungen Paar angeboten worden. Aber – man kann zwar Löwen und Tiger gemeinsam in einem Käfig halten – aber niemals Mutter und Schwiegertochter in einer Wohnung  - jedenfalls nicht über längere Zeit.

Und über den Buchmesse-Con und auch über die Nähe zu einer damaligen Romanagentur lag es auf der Hand, dass der Wohnsitz ins etwas zentralere Altenstadt verlegt wurde.  Und das Haus, was sie mieteten, war eine echt stilvolle Villa, in die man als erfolgreicher Schriftsteller auch mal Freunde, Kollegen und Geschäftspartner einladen konnte.  

So, das war mal ein kurzer Abriss über Werners frühe Zeit – so weit ich davon etwas mitbekommen habe. Über seinen Fan-Verlag  „Terra-Press“ und seinen Weg zum professionellen Schriftsteller habe ich ja schon an anderer Stelle genügend geschrieben.  Und das war ja auch, so lange ich ihn kannte, der eigentliche Mittelpunkt seiner Lebensträume. Und er hatte als einer der wenigen, die sie träumen das Glück, aus Träumen Realität werden zu lassen.  

Sicherlich hatte er während seinem Engagement im Jugendzentrum von Lippstadt auch noch andere Träume – wie man sie eben als gesunder junger Mensch so hat.

Und damit wären wir beim Anschluss an die letzte Teestunde, wo etwas abrupt abgebrochen wurde, dass Hans Klipp und ich als Disc-Jockeys im Jugend-Club vom Bürgerhaus Helleböhn immer älter – und die Mädels auf der Tanzfläche immer jünger wurden.

Tja undf das alles habe ich jetzt als Vorwort für den Resttext geschrieben, den der Zauberspiegel-Chef zunächst vergessen und dann drangehängt hat.

Nun ja, es kommen andere Teestunden. Beim nächsten Mal geht es erstmal aus besonderen Anlass um meine historischen Texte...  

Aber versprochen, wir kehren noch zur Frühzeit des Zamorras zurück... Der Tee  geht so schnell nicht aus.

 

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