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#41 Alle unter einem Dach (2)

As Time Goes By # 41: Alle unter einem Dach (2)

Nun ja, nachdem alle wieder zu Hause waren, gärte die Idee der Dachorganisation und des Horrorclubs weiter. Insbesondere das Ziel: Großclub sorgte unter den Clubleitern für Diskussionen. Denn: Im Horrorfandom waren viele Häuptling durch Gründung des eigenen Clubs geworden. Es machte Spaß Häuptling zu sein. Und manche machten sich einfach keine Illusionen über ihre Fähigkeiten und rechneten nicht damit in einem Großclub eine Häuptlingspo-sition abzubekommen.


Nun ja. Im Frühjahr 1984 kam es auf einem Con immerhin zur Gründung einer Informations-zentrale, die bei den Verlagen zentral Informationen abrufen und an Clubs und Fanzineherausgeber verteilen sollte. Diese stand vorerst unter der Leitung von Markus Küppers, dem alsbald dann Joachim Otto nachfolgen sollte, der aus dieser Stellung heraus seine Romantruhe gründete und eine der wenigen Erfolgsgeschichten des Fandoms schrieb. Aber das war im Grunde keine tat für das Fandom, sondern eher ein Schlag gegen Manfred Feuerriegel und dessen Club. Seine Exklusivität wurde ihm doch geneidet. 

Am 9. März wurde dann (mit meiner Beteiligung) die Dachorganisation der Horrorclubs in Deutschland gegründet. Ein Mordstitel für einen Papiertiger. Aber: Norbert und ich waren inzwischen der Clubleitung des ADHFC (= Allgemeiner Deutscher Horror und Fantasy Club), der auch noch Volker Sorge und der Ostfriese Rolf Okken angehörte. Unser Club wurde von Rolf und mir bei der Gründungsveranstaltung der Dachorganisation vertreten. Die übrigen Beteiligten waren: Dagmar Musick, Harald Urban (HC Abraxas), Roger Noé (HC Satanos), Martin Pick (HC Kellergeister), Ingo Dierkschnieder (HC Die Untoten), Andreas Büchel (HC Myxin), Dieter Hoven (HC Horror Magnet) und die Veranstalter des Treffens Dirk Thronbeh-rens und Fred Conrad (HC Necronomicon) aus Essen. Weiterhin war anwesend: die Trägerin der durchsichtigen Bluse, jene Tina Diehm (vgl. As Time goes By #26). An diesem Tag trug sie noch nichts Durchscheinendes. Und so gab es kein wirkliches Highlight an dem sich das anwesende Testosteron erfreuen konnte.

Dieses riesige Interesse bei ca. 50 – 60 Clubs lässt tief auf die die Situation des Horrorfandoms und das Interesse an einer Zusammenarbeit blicken, aber der erste Schritt war getan. Es wurde schon während der Gründung gemutmaßt, dass die Dachorgnaisation zwei Jahre brau-chen würde, bis sie richtig anerkannt war und wirklich funktionieren würde. Zwei Jahre und einen Monat später wurde sie Marburg aufgelöst. Soviel dazu, aber das ist eine andere Geschichte.

Hier wurde auch Joachim Otto zu der Kontaktperson ernannt. Es wurde nur festgelegt, dass de Dachorganisattion als Interessenvertretung auftreten sollte und man sich im Herbst erneut treffen wollte.

Aber es sollte anders kommen. Ganz anders.

Da stand es nun unser gemeinsames Haus. Aber bevor wir es einrichten und es uns gemütlich machen konnten, kam etwas dazwischen. Es war wie ein Beamter des Bauamtes, der wegen fehlender Baugenehmigungen nervte. Dieter Hoven dämmerte schicksalsschwer am Fanhimmel und verhagelte die Aufbruchstimmung.

Nun gut: Den Papiertiger gab es nun, aber bevor man überhaupt an konstruktive Arbeit den-ken konnte, trat Dieter Hoven auf den Plan (der just in der "Fandome Weekly" in einem Artikel von Norbert Schulz zum Oberguru befördert worden, vgl. hierzu As Time Goes By #54). Der Ober-Guru fühlte sich in seiner Ehre verletzt und verlangte von der Dachorganisation ultimativ Norbert Schulz und Carsten Scheibe (obwohl der mit dem Artikel nichts zu tun hat-te, aber eben mit Norbert Schulz befreundet war) gleich mit zu isolieren (was auch immer man sich darunter vorstellen kann). Doch Dieter konkretisierte dieses Vorhaben. Er wollte, dass keiner aus dem Horrorfandom Kontakt zu den beiden haben sollte. Wie das durchzusetzen hätte sein sollen: Keine Ahnung. Aber Dieter verlangte eine Sitzung der Dachorganisation.

Immerhin diskutierte man nun erstmal bis zu einem Con im Juni 1984 ausschließlich über die Schwachsinnsidee Dieters. Dann traf man sich. Es gab zwei Wortführer. Auf der einen Seite Dieter, der als moralische Unzerstützung seine schweigsame Co-Leiterin Lilli Tonev mitgebracht hatte. Auf der anderen Seite das Großmaul aus dem Kehdinger Land. Das war dann ich.

Wir stritten uns eine Weile und es gelang mir jedes Argument Dieters zu entkräften. Er wurde von einigen der Beteiligten noch gefragt, ob er denn nur die Sinnlosigkeit seines Vorhabens einsähe, aber er kämpfte tapfer weiter.

Schließlich muss ich ihm etwas Ultimatives entgegengeschleudert haben. Sein Kopf wurde rot, seine Adern auf der Stirn schwollen. Ruckartig erhob er sich und verschwand wortlos. Wir anderen blieben zurück und stimmten über seinen Vorschlag der Isolation ab, weil Dieter einfach nicht wiederkam, um mit uns die Sitzung zu beenden. Einstimmig (mit Lilli Tonevs Stimme) wurde der Vorschlag der Isolation von Norbert Schulz und Carsten Scheibe abgelehnt.

Etwa eine Stunde später erschien Dieter zur Eröffnung des regulären Cons und fragte völlig erstaunt, warum wir nicht auf ihn gewartet hätte, er wäre doch nur kurz auf der Toilette gewesen ...

Es muss ein mächtiger Durchfall gewesen sein. Aber von nun ging es mit der Dachorganisation richtig bergab...

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