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# 15 Die Kampfkugel und sein "Politisch Unkorrekter"

As Time Goes By# 15: Die Kampfkugel und sein "Politisch Unkorrekter"

Man möge mir verzeihen, aber in dieser Ausgabe verwende ich den Begriff "Nigger", welcher politisch unkorrekt (und das meine ich auch so) ist, aber es muss sein. Ich werde diese Geschichte so erzählen wie sie passiert ist und keine Umschreibung wie "Mitteleuropäer benannt nach einem US-Wort für dunkelhäutigen Sklavenamerikaner afrikanischer Herkunft". Das Wort bleibt. Aber das Wort ist  der letzte Dreck und Symbol eines menschenverachtenden Systems, das ich nicht gutheißen kann und will.

Wieder einmal rückt der erste Meerbusch-Con in Dieter Hovens Wohnung in unser Blickfeld. Das ist der Con, wo entgegen aller Verdächtigung der "Grüne Ghoul" nicht den Stecker bei unserem Jason Dark-Interview zog, wo Jürgen "Dan Shocker" Grasmück die Treppe hoch – und wieder runter – musste.

Diesmal richtete sich aber das Augenmerk weg von der schreibenden Prominenz und dem Gastgeber, hin zu der "Kampfkugel" Manfred Feuerriegel. Manfred hatte sehr schnell den größten Sinclair Club auf die Beine gestellt, eben den auch schon des öfteren erwähnten Si/Za-Club Bremen. Gespannt wartete man auch auf das Erscheinen dieses Big Name Fans, der über Sinclair Fans herrschte wie orientalischer Potentat. Er hatte zu Spitzenzeiten an die 600 Mitglieder, die meisten davon passiv, aber auf der anderen Seite ein paar bemerkenswerte Aktive: Florian Schneider, Volker Sorge, Sven Beltermann und auch Guido Grandt, der mit seinen Erzählungen (wenn man Guido glauben durfte) das Genre neu erfand und der gelegentlich von Privatsendern als Aleister-Crowley- und Okkultismusexperte präsentiert wird.

Manfred war ein toller Organisator und offen für kritische Stellungnahmen. Ein Pfundskerl, der der Antrieb und unumstrittener Chef seines Clubs war (In As Time Goes By #36 widme ich ihm ein umfangreiches Portrait). Aber wie so viele Symbolfiguren brauchte er einen Assi für die Kleinarbeit. Nun, er war eben die Kampfkugel. Er war auch untergroß und der Spitzname war treffend und wurde vom ihm mit Würde getragen. Ein echter Hanseat eben. Wenn auch aus Bremen (Bremen: doppelt so groß wie Ohlsdorf, aber nur halb so lebendig), dem – im Vergleich zu Hamburg - Hansedorf Bremen (Für diejenigen, die nicht wissen was "Ohlsdorf" meint. Nach Chicago der zweitgrößte Friedhof der Welt; Stadtteil von Hamburg. Hans Albers liegt u. a. dort begraben).

Über dieses Nest kann man trotzdem viel und ausdauernd erzählen, wie ich Anlässlich eines Besuches dort zu spüren bekam. Manfred textete mich regelrecht zu. Leider habe ich mich nur an einem anderen Bremer rächen können. Doch das ist eine andere Geschichte.

Manfred erschien nun in der Tür von Dieters Wohnung. Er hatte beide Arme frei und man hatte das Gefühl: Hier betritt ein selbstbewusster Herrscher die Bühne. Hätte er einen breitkrempigen weißen Sommerhut und einen ebenso gefärbten Anzug getragen, hätte man sagen können: Ein Südstaatengutsbesitzer betritt einen Mississippidampfer, um mit ihm von New Orleans aus, ein Stück flussaufwärts zu seinen Plantagen zu fahren.

Hinter ihm erschien ein schmaler Jüngling im Raum. Der war bepackt mit mindestens drei Taschen mit denen er sichtlich schwer zu kämpfen hatte, aber er lächelte tapfer. Es war Frank Nesemann, der dem unvoreingenommen Betrachter dieser Szene nicht wie der zweite Clubleiter, sondern wie ein Sklave in Diensten des Herren erschien. Die Bezeichnung war schon ganz griffig, aber noch nicht das gesuchte Wort.

Manfred lächelte breit, begrüßte den bereits anwesenden Jason Dark mit einer gewissen Lässigkeit, die man nicht lernen kann, sondern einfach hat oder nicht. Ihm auf den Füßen Frank Nesemann, das Packpferd, der dann den Meister knapp begrüßte und das Freiexemplar des Clubmagazins überreichte. Packpferd, nee auch das passte nicht zur Szene.

Kurz darauf wurde es geboren: Das Wort von "Nigger" Nesemann, der seinem Herren folgt. Und es war nicht mehr so richtig aus der Welt zu schaffen. Allerdings verließ der Mann bald darauf das Fandom, ging gafia. Ihm folgte als 2. Mann des Clubs Volker Sorge. Und der sagte Manfred schon, dass er nicht alle Tüten tragen wollte. Aber die Kampfkugel verlor auch mit Taschen nie seine joviale Lässigkeit.

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