Leit(d)artikel KolumnenPhantastischesKrimi/ThrillerHistorischesWesternAbenteuer/ActionOff TopicInterviewsHintergründeMythen und WirklichkeitenFictionArchivRedaktionelles

Abenteuer in Fernost - »Das Geheimnis der drei Dschunken«

Das Geheimnis der drei DschunkenAbenteuer in Fernost
»Das Geheimnis der drei Dschunken«

Ernst Hofbauer (1925-1984) ist in die deutsche Filmgeschichte eingegangen, weil er 1970 mit „Schulmädchen-Report – Was Eltern nicht für möglich halten“ einen der erfolgreichsten Filme der Dekade inszenierte und ein ganzes Genre schuf, das rund zehn Jahre lang die Kassen klingeln ließ. In den 1960er Jahren waren seine Regiearbeiten zwar auch schon ziemlich reißerisch, aber noch eher dem Spionage- und Abenteuergenre zuzurechnen.

Das Geheimnis der drei DschunkenSo drehte Hofbauer 1964 frei nach Francis Durbridge den Kriminalreißer „Tim Frazer jagt den geheimnisvollen Mister X“, um kurz danach bei „Die schwarzen Adler von Santa Fe“ erstmals mit dem Düsseldorfer Produzenten Wolf C. Hartwig („Schulmädchen-Report“) zusammenzuarbeiten. Der mit Brad Harris, Tony Kendall, Joachim Hansen und Horst Frank international besetzte Western versuchte, auf die Welle der immens populären Karl-May-Verfilmungen aufzuspringen. Bereits vier Monate nach dessen Premiere hatte mit „Das Geheimnis der drei Dschunken“ schon die nächste Hofbauer/Hartwig-Kollaboration ihre Uraufführung. Dieses Mal hatte man sich an den Spionageabenteuer nach den Romanen Ian Flemings orientiert und einen Eurospy-Film geschaffen, der zumindest in Sachen exotischer Locations durchaus mit den damaligen James-Bond-Filmen mithalten konnte. Abermals waren die Hauptrollen mit internationalen Stars besetzt. Vom italienischen Koproduzenten bekam man die Sexbombe Rosanna Schiaffino („Der Raub der Sabinerinnen“) gestellt, in die Agentenrolle durfte Ex-Scaramouche-Darsteller Stewart Granger schlüpfen, der kurz zuvor in der Rolle des Old Surehand bereits seine Affinität zu deutschen Produktionen bewiesen hatte.

Das Geheimnis der drei DschunkenCIA-Agent Michael Scott (Stewart Granger) wird aus seinem wohlverdienten Urlaub geholt, weil ein Kollege und Freund von ihm in Hongkong unter ungeklärten Umständen den Tod fand. Sein Chef Harris (Paul Dahlke) setzt ihn gemeinsam mit der Agentin Carol (Rosanna Schiaffino) auf den Fall an. Die beiden reisen jedoch getrennt voneinander in die damalige britische Kronkolonie, weil Carol die Rolle einer gewissen Danny Dennis (Helga Sommerfeld) einnehmen soll, die als Sekretärin bei Pierre Milot (Sieghardt Rupp) anheuert. Hinter dem vermutet die CIA nämlich einen der Drahtzieher bei den jüngsten Mordfällen in Hongkong. Auch Milots rechte Hand Pereira (Horst Frank) und seine reizende Geliebte Blanche Coty (Margit Saad) sind Handlanger in einer Organisation, deren Boss von den beiden Agenten noch enttarnt werden soll. Mittels drahtloser Funkübertragungen zwischen Carols Armreif und Scotts Armbanduhr bleiben die beiden in ständigem Kontakt und halten sich über die jeweiligen Vorkommnisse auf dem Laufenden. Doch es scheint eine undichte Stelle zu geben, denn Carols wahre Identität bleibt nicht lange geheim.

Das Geheimnis der drei DschunkenDer Abenteuerroman „La rivière des trois jonques“ von Georges Godefroy war acht Jahre zuvor in Frankreich von André Pergament schon einmal verfilmt worden. Ernst Hofbauers Variante ist zweifellos die bessere, da es der Regisseur sehr geschickt versteht, die Besonderheiten an den Hongkonger Locations in seine Handlung zu integrieren. Die Agentengeschichte selbst ist zügig und mitunter auch actionreich in Szene gesetzt, so dass selten Langeweile aufkommt. Gleichwohl ist die Story reichlich dünn, und Rosanna Schiaffino verhält sich – obwohl es sich bei ihr um eine CIA-Agentin handelt – naiver und idiotischer als so manches Bond-Girl. Zumindest optisch weiß sie aber zu gefallen, weswegen sie dann natürlich auch schnell den Helden um ihren kleinen Finger wickelt. Für Genrefreunde sicherlich noch immer einen Blick wert. Die DVD-Wiederveröffentlichung (ab 4. Dezember 2020 im Handel erhältlich) ist weitgehend identisch mit der Erstausgabe bei e-m-s aus dem Jahr 2008. Das Bild (im Widescreen-Format 2,35:1) ist in Ordnung, aber nicht ganz so scharf geraten, wie man hätte hoffen können. Der deutsche Kinosynchronton liegt in Dolby Digital 2.0 Mono vor und ist durchweg gut verständlich. Als Extras gibt es das Feature „Horst Frank – Sein letztes Interview“ (37 Minuten), das nur wenige Wochen vor seinem Tod im Jahr 1999 entstand, und in dem der Schauspieler launig aus seiner Karriere erzählt. Eine größere animierte Bildergalerie, der Originalkinotrailer (in Schwarz-Weiß) und der verkleinerte Nachdruck des zwölfseitigen „Illustrierten Film-Kuriers“ (Nr. 53) als Booklet runden das Bonusmaterial ab.


Der Gästezugang für Kommentare wird vorerst wieder geschlossen. Bis zu 500 Spam-Kommentare waren zuviel.

Bitte registriert Euch.

Leit(d)artikelKolumnenPhantastischesKrimi/ThrillerHistorischesWesternAbenteuer/ActionOff TopicInterviewsHintergründeMythen und WirklichkeitenFictionArchivRedaktionelles

Wir verwenden Cookies, um Inhalte zu personalisieren und die Zugriffe auf unsere Webseite zu analysieren. Indem Sie "Akzeptieren" anklicken ohne Ihre Einstellungen zu verändern, geben Sie uns Ihre Einwilligung, Cookies zu verwenden.