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Geschichten & (Medien-)Träger - The Entertainment It's a-Changin' zum Zweiten

Zauberwort - Der Leit(d)artikelGeschichten & (Medien-)Träger
The Entertainment It's a-Changin' zum Zweiten

Seit Jahrtausenden [wenn nicht länger] erzählt sich die Menschheit dieselben Geschichten. Immer und immer wieder. Und uns wirds nicht langweilig.

Nein, wirklich nicht. Der Mensch ist genügsam was Unterhaltung angeht. Er kann damit leben, dass die Basis immer die Gleiche ist und nur die Zutaten wechseln. Das ist wie beim Essen. Auch da machen wir das so.


Nur wie beim Essen hängt es von der Mischung und der Würze ab, ob und das Dargereichte dem Einzelnen schmeckt bzw. gefällt. Da gibt es auch größere und kleinere Gruppen. Da es unterschiedliche Geschmäcker gibt, gefallen dem Otto Normal-Medienkonsument die unterschiedlichsten Rezepte die ursprünglichen Geschichten zu erzählen. Da sind die, die das Romantische lieben und es mögen, immer wieder zu lesen wie ›Er‹ dann ›Sie‹ oder ›Sie‹ ›Ihn‹ dann kriegt (oder auch mal tragisch) nicht kriegt. Dann sind da jene, die immer wieder erleben wollen wie das [gewaltsame] Ableben von Menschen und die Ergreifung des Täters immer und immer wieder von klugen Ermittlern aufgeklärt werden.

Und ... und ... und ...

Die Geschichten können vielfältig abgemischt werden. Dennoch bleiben die Grundzutaten immer gleich. Da gibt es nichts dran zu rütteln. Die Muster, denen die Schöpfer folgen sind immer wieder gleich. Da haben Shakespeare und Goethe aus dem gleichen Topf geschöpft wie später Poe, Lovecraft, Howard, Tolkien oder auch Shocker, Dark, Unger und King. Das gilt aber nicht für die Autoren von Druckwerken, sondern auch für jene, die für Bühne, Funk und Fernsehen Geschichten erzählen. Alle Geschichten lassen sich auf dieselben Basiszutaten herunterbrechen. Die Vielfalt rührt daher, dass unterschiedlich gewichtet und dann gewürzt wird.

Ich will es mir an dieser Stelle sparen zu theoretisch zu werden, aber jedweder wird, wenn er sich mit den Grundlagen von Geschichten befasst, auf wenige Grundvoraussetzungen stoßen. Es ist schon interessant was man daraus alles machen kann. Aber mit dem Essen ist das ebenso. Auch da gibt es eher wenige Basiszutaten und je nach den verwendeten Gewürzen entstehen die unterschiedlichsten Gerichte.

Mal schmeckt es und mal nicht. So ist das eben. Nicht jeder mag alles.

Da ist dann auch immer der Widerstreit zwischen künstlerischen Kanon (gern ›E‹) und der (gern mit ›U‹ bezeichneten) Unterhaltung (beide schöpfen dabei ihre Versionen der Basisgeschichten aus demselben Fundus und in Fällen wie bei Shakespeare gehen beide eine Symbiose ein). Dabei ist das gar kein Konflikt, weil beides zumeist nebeneinander existiert.

Der Kanon wird als kulturelles Erbe begriffen und gern entsprechend hoch gehängt. Die Unterhaltung ist eine temporäre Erscheinung, eigentlich nur geschaffen, um den Zeitgenossen die Zeit zu vertreiben, sie zu unterhalten. Nicht mehr und nicht weniger. Dabei wird diese gern als minderwertige Form der Kunst gesehen. In seltenen Fällen überstehen Unterhaltungskünstler ihre Zeit, aber weit mehr werden im Laufe der Zeit vergessen. Nur so als gern angeführtes Beispiel: Man frage heute mal junge Leute nach den einstigen Belletristikstars unter den Autoren: Konsalik und Simmel. Man suche ihre Bücher in Buchhandlungen. Zumeist steht da nichts mehr. Die beiden hatten ihre Zeit und mit ihrem Dahinscheiden begann der Prozess des Vergessens (aber auch von der ›E‹-Seite sind viele hoch gehandelte Figuren dem Vergessen anheim gefallen).

Oder wer erinnert sich noch mal an den Kulturkampf um den OSCAR für den besten Film 1979. Da gingen zwei Vietnamfilme ins Rennen. The Deer Hunter (dt. Die durch die Hölle gehen) und Coming Home (dt. Coming Home - Sie kehren heim). Da wurde um Deutungshoheiten gerungen, da wurde auf der einen Seite Vorwürfe laut, der eine Filme verherrliche den Kriege während der andere sich sensibel des Themas der Rückkehrer annehme. Da gings hoch her. Als 1979 auf die OSCARS zu ging tobte der große Kampf quer durchs Feuilleton und die TV-Kultursendungen. Auf der Berlinale reiste die sowjetische Delegation gar ab.

Im Übrigen wurde in Deutschland The Deer Hunter (damals) gern verdammt wegen zu viel Action. Michael Ciminos Film gilt aber mittlerweile als einer der 100 besten US-Filme und wurde 2006 ins National Film Registry der Library of Congress aufgenommen (Für mich ist der Streifebn ne gute Stunde zu lang wie nahezu alle Filme des Regisseurs, aber das ist nur meine Meinung).

Aber wer weiß noch um all diese Ereignisse und diesen Kulturkampf der späten Siebziger? Und wer erinnert sich noch wirklich daran ...?

So ist das nun mal ... Die Zeiten und die Unterhaltung ändern sich. Entertainment It's a-Changin'.

Die Art diese Geschichten zu erzählen sind da vielfältig. Das geht mündlich, in Form von Zeichnungen (beide schon sehr alt. Die Höhlenzeichnungen erzählen auch immer Geschichten), in Schriftform, als Audio oder in bewegtem Bild (real, gezeichnet oder in einer Mischform). Dann gibts da noch die Bühne auf der gesprochen oder gesungen wird. Der Konsument unserer Tage hat inzwischen eine reichhaltige Auswahl wie er denn die Geschichten goutieren möchte.

Zumeist wurde das Erfinden und Erzählen von Geschichten durch Meilensteine befördert. Die Erfindung der Sprache (mit Verben, Nomen, Adjektiven und was da noch alles dazu gehört) an sich war ein erster Schritt. Dazu kam dann die Entwicklung von Bild- und Schriftsprache. Später dann der Buchdruck. Mit der Entwicklung des Films wurde es dann immer zügiger. Radio, Fernsehen, PC, Internet. Dazu die kleinen Zwischenschritte: Wie Tonfilm, Farbfilm, eBooks und all die Dinge.

Kurzum: Mittlerweile gibt es eine große Vielfalt Geschichten an den Konsumenten zu bringen. Dabei werden aber die Zyklen, in denen eine bestimmte Art Geschichten zu erzählen als auf der Höhe der Zeit gilt, immer kürzer. Nicht nur die gesprochene und geschriebene Sprache verändert sich. Sprache in jeglicher Form ist einem ständigen Wandel unterworfen. Das gilt auch für Bildsprache und die der Musik.

Aber dazu dann in anderthalb Wochen mehr ...

Die vier Teile von The Entertainment it's A'Changin

Dazu

Kommentare  

#1 Alter Hahn 2015-04-11 09:57
Ein studierter Mensch, der sehr viel gelesen hat und möglichst noch bei einem Verlag täitg ist, wird einem Autoren bei jeder Story sagen können, das er hier eigentlich eine Idee, die zumeist noch aus den Sagen und Märchen der Antike kommt, abgewandelt hat.

Da könnte man sagen "Alles nur geklaut". Es gibt nichts Neues unter der Sonne. Es wurde alles schon mal gekocht und es kommt nur drauf an, wie lange man es schmurgeln lässt, wie es gewürzt ist und wie man es serviert.

Das Grundmuster mag man von irgendwo übernommen haben - aber was man daraus macht, in dem man versucht, es mit anderen Ideen und eigenen Phantasien anzureichern, das macht die Story aus. Und dann entwickelt sich irgend etwas.

Und manchmal treten auch Dinge ein, die wie ein Kick des Schicksals wirken - und man glaubt, was Neues gemacht zu haben - auch wenn man am Schluss doch wieder feststellen muss, dass man sich hier und da noch ein paar "Zutaten" oder "Gewürze" genommen hat. Aber - eben in einer anderen Zusammenstellung als die bekannten Rezepte - aus denen sich der "Mainstream" zusammen setzt. Für mich "literarisches Fast-Food", aber eben so gewollt von den Verlagen, weil sie dort den Umsatz und die Verkaufsauflage im Blick haben. Jedenfalls so lange, bis neue Impulse aus Übersee kommen.

Wie entstehen nun solche Ideen, die man selbst als "neu" ansieht - und wie kommt dieser "Kick" - der alles voran treibt?

Als ich damals den ersten Roman für "Bastei-Fantasy" schreiben sollte, hatte ich nur das Titelbild und den ach so vielsagenden Titel "Drachenzauber". Das Bild zeigte eine Neuschwanstein-.Adaption auf einem Berg , ein Heldenpärchen mit gezogenen Schwertern und ein gigantischer Drache, der Feuer spie und den Weg zum Schloss versperrte. "Dieser Drache ist zu vernichten oder zu überlisten!" war die Anweisung des Redakteurs.

Da saß ich vor dem Bild - und es wollte absolut nichts kommen. Jedenfalls nichts, was nicht schon tausend Mal durchgekaut war. Und ich wollte ja was Besonderes machen und nicht die übliche "Hau-drauf-und-Schluss-Fantasy".

Nur eins war klar. Mit den Schwertern dieses gigantische Vieh killen - das ging nicht. Aber - wie war das? Überlisten? Das war doch mal was anderes. Das große Drachenvieh irgend wie rein legen - das war es. Nur - mussten die Drachen dann sprechen können - und intelligent sein. Kein Problem in der Fantasy - aber doch in der Form, wie ich es brauchte, recht ungewöhnlich. Drachen hatten gefälligst von den Helden erschlagen zu werden - ach nein, nicht schon wieder Lindenblatt-.Sigi...

Nur - alles was mir zu dem vorgeschriebenen Titelbild einfiel, war anderen vorher auch schon mal eingefallen. Ich saß vor der "Olympia". ließ einen gigantischen Drachen über den Himmel fliegen - tja, und mehr kam dann erst mal nicht.

Nebenan im Wohnzimmer saß meine damalige Frau und hörte vom x-ten Mal die LP von Peter Maffay "Tabaluga - oder die Reise zur Vernunft". Heute, fast 30 Jahre später, kennt jeder den kleinen Drache Tabaluga - damals aber nicht. Diese Art Kinder-Fantasy hat damals die "Szene" noch nicht richtig wahr genommen.

Weil mir eben nichrs einfliel, setze ich mich dazu, um mir das, was ich sonst nur flüchtig gehört hatte, mal genau mit zu bekommen., Und dann fiel der Satz: "Wenn wir keine Freunde sein können - dann wollen wir wenigstens keine Feinde sein!"

Und genau das war der Kick.

Raus, an die "Oympia" und los gehämmert. Einfach nur raus fließen lassen. Und plötzlich war ein kleiner Drache in der Handlung - denn ich absolut nicht geplant und gewollt hatten. Aber er war einfach da und führte sofort das große Wort. Heute mit dem Computer würde ich vielleicht die paar Zeilen gelöscht haben - aber damals standen die Sachen, die wir geschrieben hatten, weil man für "Änderungen" unter Umständen ganze Seiten hätten neu schreiben müssen. Ich gab dem kleinen Drachen noch analog des Bildes auf der LP den Kopf eines Seepferdchens und nannte ihn dann auch noch "Thaluga". Heute in der Fassung "Drei Schwerter für Salassar" heißt er übrigens Samiacundas - kurz "Sami.

Und weil ich schon ein Bild hatte mir einem Menschenwesen in der Rüstung eines Drachen, der vom Redakteur als "der Drachen-Lord" bezeichnet wurde, gab ich ihm mit einem grimmigen Grinsen den Namen "Mha-Faiy" - jetzt heißt er "Rasako". Der Drachenvater hat seinen Namen "Dhaytor" behalten - der ist mit nicht anderem in Verbindung zu bringen.

Und nur der genannte Satz und die Bemerkung des kleinen Drachen, das er auf der Reise durch die Welt sei, um die Vernunft zu suchen, basieren auf der Tabaluga-Saga von Peter Maffays Schallplatte. Alles andere ist mir so aus den Fingern geflossen - aber ich bin sicher, auch diese Sachen lassen sich irgenwo einordnen.

Auch wenn einige Leute es als "grüne Fantasy" oder auch "Freimaurer-Fantasy" bezeichnet haben - ich bin weder "Grüner" noch gehöre ich einer Freimaurer-Loge an. Alle Ideen sind eben aus dem Gehirn in die Finger auf die Tasten geflossen.

Und dennoch - heute betrachtet steckt viel "grünes Gedankengut" und die "Ethik" der Freimaurerei in den Geschichten. Und das war damals vor rund 30 Jahren eben noch nicht der Mainstream.

Alles nur geklaut? Die Romane sind ja inzwischen wieder als E-Book erhältlich. Wer mag, kann sich ja selbst ein Urteil bilden...
#2 Andreas Decker 2015-04-11 12:57
Die Zeiten ändern sich in der Tat. Wo früher mal eine Delegation aus Protest abreiste, wird heute mit Terror Druck gemacht, um missliebige Meinungen mundtot zu machen.

Du hast recht, was den Kulturkampf der 70er angeht. Das interessiert niemanden mehr. Aber das fand auch alles in einem politischen Umfeld statt, das es heute so nicht mehr gibt. Auch wenn ich das eher zwiespältig sehe. So vieles, gerade in der Kultur, empfinde ich bei heutiger Sichtung als lächerlich. Andererseits war der Blick in vielem nach vorn gerichtet.

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