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… der Hard-Core-Fans

Verteidigung… der Hard-Core-Fans

In dieser Kolumne, möchte  Holger Döring im Sinne des Autors und Journalisten Gilbert K. Chesterton eine Kolumne  mit kurzen Texten einrichten für diejenigen literarischen Objekte und Subjekte, die im allgemeinen schlecht wegkommen in der gezielten Beurteilung ihrer Kritiker. Deshalb der Titel in Anlehnung an den Pater-Brown-Erfinder. Auch etwas Ironie schadet nicht. 

Andere Autoren sind  ebenfalls willkommen, sich zu beteiligen.

Zu fast jedem Genre, insbesondere in der phantastischen Literatur, gibt es den sogenannten Hardcore-Fan ( im folgenden:HC-Fan), der natürlich nicht nur in der SF oder Fantasy vorkommt. Es gibt ihn ebenso als Musikfan oder als für den Fußball Begeisterten.Worin nun unterscheidet sich der HC-Fan von den eher normalen Lesern oder Mitläufern. Nun, er ist zwar nicht fanatisch eingestellt im Sinne einer starren Ideologie, indem er auf das Gebiet seines Interesses nichts kommen lässt; d.h. Kritik an dem vielgeliebten und hochgepriesenen (manchmal auch hochgepreisten ...) Objekt ist schon erlaubt, aber sie muss eben sachlich daherkommen, mit Argumenten untermauert.

Der HC-Fan saugt sein Produkt, für das er schwärmt, regelrecht auf; er kennt jede Einzelheit der betreffenden Serie(n) aus mehreren hundert oder gar tausend Bänden. Er kennt alle Inhalte aus seinen Reihen oder Einzelbüchern. Nicht selten war er in Fernsehshows unterwegs, um seine Kenntnisse zu zeigen und damit zu glänzen. Der HC-Fan ist also Fachmann oder-Frau für den betrachteten Gegenstand, obbwohl nicht immer beruflich damit verbunden. Dann wäre er ja kein reiner Fan mehr. Aber auch HC-Fans kommen direkt mit dem von ihnen so hochgelbten Produkt in Verbindung und können mitunter als externe Berater im Hintergrund angestellt werden. Beispiele dafür gibt es genug.

Das macht ihnen Spa0, denn sie sind mit Herzblut aber auch Ernsthaftigkeit bei der Sache, wenn marginale Fehler herauskorrigiert werden müssen, bevor das nächste Heft oder Buch erscheint.Mitunter geben HC-Fans auch selbst Bücher heraus über ihren Gegenstand ... oder moderner heutzutage: Webseiten.

HC-Fans sind oft die eigentlichen Treiber des Geschehens um die jeweilige Literatur. Sie fordern bestimmte Personen oder Handlungsstränge ein, monieren große Fehler der jeweiligen Heft-oder „Buchmacher“, sind direkt mit dem großen Ohr am Herz ihrer Serie … und erhalten mitunter den Lohn dafür in einer direkten Rückkopplung der eigentlichen Macher des geliebten Projektes, indem Ideen des HC-Fans aufgenommen werden, wenn vielleicht auch selten, so doch vorhanden.

HC-Fans wechseln auch ins Profilager, mitunter sind sie dann am Ziel ihrer Wünsche und können das gepriesene Projekt von innen her direkt mitgestalten. Dann sind sie sicher im siebten Himmel. Aber das Fansein fällt dann auch schwer, weil man ja nun  direkt in die Sache involviert ist, und nicht mehr nur ein Amateur, der von außen  Merkworte zuspielt wie ein Souffleur.

HC_Fans nerven auch, früher in Leserbriefen, heute in einschlägigen Internet-Foren, denn sie zeigen auf, was Autor Sowieso oder Autorin Wiesowie alles falsch gemacht haben. Deshalb gibt es Schriftsteller, die jeden HC-Fan ignorieren oder ins Lächerliche ziehen.

Oft vergessen sie dabei, dass sie selbst so angefangen haben. HC-Fans sind aber auch nervend, denn sie müssen bis ins Kleinste jede Einzelheit des Helden, des Raumschiffes oder des Amuletts ausdiskutieren. Bei Personen führt das vom Charakter der Persönlichkeit bis zu körperlichen Merkmalen von genetisch  umweltangepassten Kolonialmenschen oder Gesichtsnarben.Ein Autor, der hier beim HC-Fan  einen Fehler sucht, verkennt die Hartnäckigkeit und den wirklichen Ernst, den der HC-Fan an den Tag legt. Er muss das von ihm beschriebene Produkt eben ernst nehmen in jeder kleinsten Kleinigkeit. Ein Autor, der den HC-Fan hingegen nicht ernst nimmt, sollte seinen Job aufgeben und Tischler werden (wie Einstein einst ähnlich formulierte).Der Leser merkt alles, ist ein geflügelter Slogan oder auch: der Leser will ernst genommen werden. Also muss alles stimmen, was der jeweilige Autor/in in die entsprechende Serie hineinbringt. Wehe dem Schriftsteller, der sich darin nicht so gut auskennt wie der HC-Fan.

Der wird ihn dann beim nächsten Con sein Manuskript verbal um die Ohren hauen und diese symbolisch langziehen … denn der HC-Fan weiß es besser, er kennt den Kanon tief auswendig. Diese Wahrheit über sein Fan-Objekt ist seine heilige Bibel und daran darf niemand durch mehr oder minder  mutwillige Fehler rütteln.Kein Autor jedenfalls.Der HC-Fan ist übrigens kein Klugscheißer, sondern weiß es wirklich besser, denn er kennt den Gegnstand oft besser als der Schriftsteller, der vielleicht erst vor kurzem in die jeweilige Reihe einstieg.Der HC-Fan aber ist länger dabei und hat längst alles an  erschienen Themen zum gbetreffenden Gegenstand aufgesaugt. Man unterschätze also den HC-Fan nicht, denn er ist übrigens nicht nur Fan, sondern auch Leser und zahlender Kunde. So manche Reihe wäre ohne den HC-Fan schon lange eingegangen.

Der HC-Fan ist auch geduldig. Er weiß, dass nicht immer alles zum Besten steht, wie bei einem Fußballverein auf Platz Sechzehn der Bundesliga, kurz vor dem Abstieg oder der Rettung. Er verharrt geduldig mit Rat und Tipps zur Seite stehend … aber nicht beliebig lange. Denn der HC-Fan ist auch rigoros und wenn man nicht auf ihn hört, um die Misere zu beseitigen, wendet er sich endgültig ab und liest Bücher aus der altvorderen Zeit, als die literarische Welt ( etwa des Heftromans) noch in Ordnung war.Darum sei der HC-Fan verteidigt, denn der ist die Seele des betreffenden Objektes, ob Buch oder Heft. Man schätze ihn hoch.

© 2019 by H. Döring

Kommentare  

#1 Kaffee-Charly 2019-09-08 14:17
Wäre dieser Artikel von einer anderen Person geschrieben worden, dann würde ich gern darüber diskutieren, ob Hardcore-Fans nützliche Mitdenker oder nur nervtötende Erbsenzähler sind.
Aber da ich inzwischen weiß, wohin alle Diskussionen mit diesem Artikelschreiber führen, verschwende ich meine Zeit lieber für erfreulichere Dinge. :-*

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