Und wieder rächen sie sich
Es geht mal wieder um gepeinigte Frauen die den bösen Jungs Saures geben. Ich finde es irgendwie erschreckend, wie viele Filme dieser Art es gibt. Bin ich denn wirklich so anders, weil ich eine Abneigung gegen diese Stoffe empfinde? Nun denn, in diesem Artikel haben wir es mal mit zwar krassen, aber aus verschiedenen Gründen lachhaften Filmen zu tun.
Bitch Massacre (2009)
Der Hohn dieser Geschichte ist, dass der Film bei einem Label erschien, bei dem man extreme Schnittorgien gar nicht erwarten dürfte, denn der Name verpflichtet. Der Vertreiber nennt sich TB-Splatter-Productions! Muss man sich da nun vera... fühlen? Immerhin sollte der Name Programm sein, oder?
Okay, diese Amateur-Rape-and-Revenge-Gurke bietet Einiges an derben Sequenzen und man darf getrost die Frage stellen, warum der Film überhaupt angekauft wurde. Schon ob des Themas reagiert die FSK immer etwas allergisch. Wenn er dann noch zeigefreudig ist in den Sex- und Gewaltszenen, dann ist eine Freigabeverweigerung vorprogrammiert - wie ich gerne behaupte auch zurecht. Ein kranker Film dieser Art sollte besser außen vor bleiben. Wer so etwas braucht, der kann sich in den Schmuddelvideotheken des Auslands bedienen. Okay, ich bin da etwas selbstgerecht, aber die weitaus meisten Vertreter dieses Genres widern mich an. Somit gehe ich durchaus mit vielen Prüfern der FSK konform.
Aber nun gut, solche Filme existieren und sie werden verbreitet. Wenn es aber so ist, dann habe ich ein Recht darauf, das Werk in der von den Machern veröffentlichten Version zu sehen. Deshalb rede ich gerne von Betrug, wenn mir so etwas wie BITCH MASSACRE untergejubelt wird. Der Film wurde übrigens unter seinem Originaltitel bei uns veröffentlicht, ich wurde das Opfer eines Repacks. Die Version ist aber gleich.
Hier nun geht es um zwei Mädels in adretter Schuluniform, die in ein kleines abgelegenes Nest kommen um dort Bibeln zu verkaufen. Sie gehen von Haus zu Haus und werden Zeuginnen eines Mordes. Deshalb werden sie überwältigt und gefangen gehalten. Eine von ihnen wird ebenfalls ermordet. Marla (Ivet Corvea) jedoch wird vergewaltigt. Da sie für tot gehalten wird lässt man sie im Wald zurück. Marla erwacht im Krankenhaus, zieht sich eine Schwesternuniform über und geht auf Rachefeldzug.
Eine simple und dummdreiste Story, immerhin in einem schmutzigen Ambiente erzählt - allerdings haben wir nicht viel davon. Bekanntermaßen reagiert die FSK selten auf nackte Haut, da wird eine Menge selbst für jüngere Zuschauer durchgelassen. Also bekommen wir einen Haufen nackter Weiber zu sehen. Jede Andeutung von Gewalt oder gar Blut wurde aber radikal entfernt. Dass die Freundin von Marla umgebracht wird erfahren wir nur durch Zufall, denn jene Sequenz wurde gleich komplett herausgeschnitten. Die Rache wird uns im Grunde auch vorenthalten. Wir sehen lediglich, wie Marla die Waffe auf ihre Opfer richtet - na ja "bumm" macht es auch noch.
Ich will ja nicht behaupten, dass der Film es wert wäre vollständig gesehen zu werden. Er erzählt nichts Neues oder Ungewöhnliches, bietet zwar Schauwerte, aber das ist nun wahrlich kein positives Argument. Dennoch, wenn er mir gezeigt wird, dann bitteschön ohne Zensuren. Ich bin kurz vor der Rente, ich wüsste nicht wovor ich noch geschützt werden müsste. Vor etwa vierzig Jahren hat I SPIT ON YOUR GRAVE mich mächtig beeindruckt und gewisse jugendlich-abartige Gedanken in mir geweckt. Heute finde ich diesen Film einfach nur doof und langweilig.
Im Grunde reicht es nicht einmal diesen sozusagen verlängerten Trailer gesehen zu haben, denn der Film ist es wirklich nicht wert. Zum Glück habe ich kein Geld dafür ausgegeben, denn er war Bestandteil eines Flohmarktpaketes. Die Disc kann ich noch als Glasuntersetzer verwerten und die Amaray für eine selbstgebrannte DVD.
I'll never die alone (2008)
Warum schreiben sie eigentlich nie drauf "Special Cut Edition"? Wenn ein Film ungeschnitten veröffentlicht wird, dann prangt ganz fett "Uncut" auf dem Cover. Muss ich nun also davon ausgehen, dass ein Film gekürzt ist, weil auf dem Umschlag nichts steht? Diese Disc von 8 Films legt es nahe, denn in extrem amateurhafter Weise wurden hier ganze Sequenzen entfernt, sodass es schwer ist der Handlung zu folgen.
Es sollte ein Gesetz erlassen werden, nach dem der Kunde einen prozentualen Abzug vom Leih- oder Kaufpreis bekommt, entsprechend dem was vom Film noch übrig ist. Ich bin inzwischen hart im Nehmen und kann durchaus damit leben, wenn bei der einen oder anderen Gurke eine Gewaltspitze entfernt wird, auch wenn ich es nicht nett finde. Wenn einem Film aber der Inhalt oder der Zusammenhalt genommen wird, dann kann ich ungehalten werden. Nun wird man sich beim Vertreiber damit herausreden, dass ja die FSK eine Freigabe verweigern würde, wenn man ihn un- oder leicht geschnitten einreicht. Das mag sein, aber wenn man es weiß, dann sollte man den Film gar nicht erst in Deutschland veröffentlichen, denn meines Erachtens ist der Tatbestand des Betruges erfüllt, wenn man dem Zuschauer einige Szenen vorenthält, die vom Regisseur/Produzenten in den Ablauf integriert wurden - aus welchen Gründen auch immer.
Dieser Film ist ja kein Einzelbeispiel, ich hänge mich nur daran auf, weil es mir passend erscheint. Der vorgenannte RUN! BITCH RUN! ist eigentlich noch viel schlimmer geschnitten worden. Oder man erinnere sich an THE HOSPITAL, in dem noch nicht einmal mehr ein roter Faden zu erkennen war. Ist es nun ein Zufall, dass es in allen drei Filmen um die Erniedrigung, Vergewaltigung und Tötung von Frauen geht? Diese Filme sind meines Erachtens ohnehin nicht viel wert, aber wenn sie mir schon gezeigt werden, dann bitteschön so wie sie von den Machern gedacht sind. Hätte ich Zeit und Geld, dann würde ich vielleicht sogar einen findigen Anwalt suchen und einen Prozess anstrengen, der dieser betrügerischen Handlungsweise deutscher Filmvertreiber ein Ende bereiten könnte - allerdings kämen damit dann sowohl das Jugendschutzgesetz als auch die FSK auf den Prüfstand, woran meine Klage wahrscheinlich scheitern würde. Außerdem - will ich mich ins Zeug legen für Filme die ich ohnehin verachte?
Genug geschwafelt, kommen wir zum Film. Den könnte man eigentlich mit wenigen Sätzen abstrafen, handelt es sich doch um ein typisches Rape & Revenge Szenario. Vier junge Frauen sind auf dem Weg nach Irgendwo. Sie finden eine schwer verletzte Frau am Straßenrand und bemerken drei Jäger, die offenbar auf der Suche nach ihr sind und wild in der Gegend herumballern. Auf dem Weg in den nächsten Ort stirbt die Frau. Der Polizist nimmt ihre Aussagen auf, dann dürfen die Mädchen weiter fahren. Leider werden sie von den drei Männern verfolgt und schließlich gestellt. Eine von ihnen wird niedergeschossen. Was nun geschieht erfahren wir nicht, denn als Nächstes ist die Verletzte aus der Szenerie verschwunden und die Verbliebenen sitzen nackt und verschmutzt am Boden. Die Männer fahren weg und die Mädels raffen sich auf. Sie kommen zu einer Blockhütte im Wald, doch ausgerechnet dort hausen die bösen Jungs. Eines der Mädchen wird erschossen. Danach können die beiden Überlebenden den Spieß umdrehen und ihre Peiniger platt machen.
Der letzte Typ wird angeschossen und dann von Wildschweinen aufgefressen (was wir natürlich nicht zu sehen bekommen) - auch mal putzig. Der Film ist eine Angelegenheit für Leute die gar nichts mehr erschüttern kann. Ein Amateurfilm aus Mexiko, der wirklich aus der untersten Schublade des filmischen Handwerks kommt. Er besteht ausschließlich aus Aufnahmen mit einer Standkamera, es gibt nicht einen einzigen Schwenk. Schon das fördert die Langeweile beträchtlich. Die Farbgebung ist blass, die Kontraste sind praktisch nicht vorhanden. Der Digilook tut ein Übriges. Es ist abenteuerlich was einem hier bildtechnisch geboten wird. Die Darsteller sind so hölzern, dass man sich wundert, dass sie überhaupt Gesichter besitzen.
Meine Rennschnecke hat den Film mal wieder überholt, der ob seiner Statik einfach einschläfernd ist. Es kam der Moment da ich aus machen wollte. Ungeachtet der Schnitte ist das Ding selbst für meine Sehgewohnheiten unsagbar mies. So gelüstet es mich nicht mir eine Uncutversion zu besorgen. Zwar sehen die Mädels ganz nett aus, aber muss ich mir deshalb ansehen, wie kranke Typen über sie herfallen? So bin ich im Grunde dankbar, lediglich dieses Fragment eines Films gesehen zu haben. Es stellt sich eben nur die Frage, ob ich überhaupt meine Zeit davor hätte verschwenden sollen.
Meine Videothekarin war jedenfalls wenig angetan von meiner Bemerkung über die Kürze des Films. Sie entschuldigte sich wortreich. In solch einem Fall tun mir die Leute hinter dem Tresen leid. Sie können nicht jeden Film kennen und auch nicht wissen welchen Zensuren er unterliegt. Da wir uns mittlerweile gut kennen komme ich öfter mal in eine beratende Funktion. Ich schaue mir halt jeden Rotz an und frequentiere entsprechende Seiten im Internet.
Als ich drei Tage später wieder in die Horrorecke ging war der Film aus dem Regal verschwunden. Das nenne ich dem Kunden gegenüber fair, weshalb ich in dem Laden auch weiterhin Stammkunde bleibe. Sie stellen teilweise den übelsten Quatsch der Billiglabels hin. Für die manchmal rüden Veröffentlichungsmethoden jener Vertreiber können die Leute da ja nichts
The Hike (2011)
"Wir wollten einen drastischen Horrorfilm drehen."
Na denn, eine solche Aussage verpflichtet. Nach Ansicht des Films muss man sagen - das ist Auslegungssache. Fraglos ist das Geschehen krass, doch springt dieser Eindruck auf den Zuschauer über?
In mir regt sich immer wieder die Frage, warum mit Vorliebe Frauen erniedrigt, gequält und getötet werden. Irgendwo finden sich immer ein paar Kerle die den Macho heraushängen lassen und zumindest körperliche Überlegenheit ausspielen. Männer haben ihre Vormachtstellung längst verloren. Seit vor etwa 50 Jahren die Emanzipationsbewegung in eine fortschrittliche Phase trat haben sich oft Frauen über die Männer erhoben. Ist dadurch ein Komplex entstanden? Vielleicht ist es so, ich finde es müßig darüber nachzudenken.
Tatsache ist jedoch, dass in den 70'ern, nach den ersten Erfolgen der Bewegung, auch die erste Welle dieser Art Filme durch die Kinos rollte. Ein Film wie LAST HOUSE ON THE LEFT (1972) wäre möglicherweise nicht so menschen-/frauenverachtend ausgefallen, wäre vielleicht sogar gar nicht entstanden. Ich mag eventuell nicht der Richtige sein um solche Filme zu beurteilen, denn ob meiner grundlegenden Einstellung widern mich die meisten dieser Filme an.
Hier nun haben wir mal wieder die obligatorischen fünf Frauen, die sich auf Wanderung in den Wald begeben und ein Mädels-Zeltwochenende machen wollen. Sie suchen sich ein lauschiges Plätzchen, müssen jedoch bald feststellen, dass sie nicht allein sind. In der Nähe campen drei Kerle, die angeblich auf Klettertour sind. Natürlich nähern die Gruppen sich einander an. Als es Nacht wird geht es ganz schnell. Die Frauen werden überfallen und von den Männern gefesselt. Danach müssen sie Qualen der Folterung und Vergewaltigung über sich ergehen lassen. Jeder Fluchtversuch endet mit dem Tod.
Soll ich das Ende verraten? Es ist zwar nicht ganz gewöhnlich, aber kaum logisch nachvollziehbar. Das Final Girl findet am Morgen ein Haus am Rande des Waldes. Darin wohnt eine Frau. Wenig später kommt deren Ehemann nach Hause, der Anführer der bösen Männer. So kommt es zum Kampf, den das Girl gewinnt. Leider ist die Ehefrau davon gar nicht begeistert.
Also ehrlich. Gerade am Schluss wird man ganz schön für dumm verkauft. Den halben Film lang kann das Mädel den linken Arm nicht bewegen, er ist gebrochen und sogar ein Knochen schaut heraus. Beim Endkampf ist davon nichts zu merken. Ich bin gerne gnädig bei kleinen Fehlern, aber das geht über die Hutschnur.
Der Film erspart uns viel von seinem Elend. Er spielt in der Dunkelheit und so müssen wir nicht all den kranken Quatsch sehen. Dabei wollten die Macher doch drastisch sein. Laut Cover ist das Ding uncut und die Werbetexte auf der Rückseite versprechen viel Blut und nackte Haut. Vielleicht ist all das ja in der Finsternis verschwunden. Der Voyeur, der ob dessen zuschaut, bleibt jedenfalls auf der Strecke.
Die Vergewaltigungen hinterlassen einen eher lächerlichen Eindruck. Ja, die Mädels werden gequält, sie quieken, kreischen und heulen. Die Typen behalten ihre Hosen an und wenn man sich ansieht, wie die Personen zueinander stehen/liegen, dann kann eigentlich nichts Schlimmes passieren. Geht's noch lächerlicher? Ja, denn einer der Kerle ist nekrophil, macht Eindeutiges mit den Leichen, behält aber auch die Hose an. Will man mich veräppeln?
Okay, ich mag diese Art Filme nicht gerne, aber wenn man mir solch ein Teil unterjubelt, dann bitteschön auch richtig. Natürlich keine pornografischen Szenen, dafür gibt es entsprechende Filme, aber die Inszenierung muss mir den Vorgang glaubwürdig verkaufen.
THE HIKE kann ich ob diverser Schluderigkeiten in Drehbuch und Inszenierung nicht ernst nehmen, auch wenn mich einige Momente durchaus angewidert haben. Es gibt "bessere" und intensivere Vertreter in diesem Genre, wie etwa der oben angesprochene Film von Wes Craven - den ich allerdings auch nicht mag.