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Puppenspiele

Schrott auf DVD und BluRayPuppenspiele

Was ist ein schlechter Film? Nun, diese Betrachtung ist sehr subjektiv, denn es liegt immer im Empfinden des Zuschauers.

Filme die ich schlecht finde, muss ein anderer nicht zwangsläufig auch so ansehen. Für mich sind zum Beispiel die weitaus meisten der heutigen A-Filme schlecht. Da wird es manch einen Leser geben, der nun die Stirn runzelt und ein Fragezeichen über dem Kopf trägt.

Wie man ja schon lesen konnte, gehört Rene Pérez zu meinen Lieblingstrashfilmern der Gegenwart. Er hat sich dem Horrorgenre zugewendet und weiß doch nicht wie man es richtig macht. So produziert er kuriose kleine Dinger, mit denen er außer mich vermutlich niemanden erreicht. Ich kann es verschmerzen, solange ich mit seinen Filmen klar komme.

Playing with Dolls: CinderellaPlaying with Dolls: Cinderella (2015)
(Playing with Dolls)
Regie: Rene Pérez, mit Natasha Blasick, Richard Tyson, Charle Glackin, Alanna Forte, David A. Lockhart, John Scuderi, John J. Welsh.
Nach diversen Zombiegurken und Märchengruseladaptionen wandte er sich 2015 dem allseits beliebten Slashergenre zu. So etwas kann schließlich jeder, wird er sich gedacht haben. Die Bestandteile solcher Filme waren ihm bewusst, doch in seiner naiven Art schuf Rene dennoch ein irgendwie blödes, aber irgendwie auch interessantes Werk. Woran es mal wieder scheitert ist seine Art des Erzählens. Man muss ein dickes Fell besitzen um dem folgen zu können. Aber selbst dann bilden sich häufig Fragezeichen auf der Stirn.

Dieser Film beginnt damit, dass sich zwei Typen in Kampfanzügen mitten im Wald kloppen. Dazwischen wird ein junges Mädel geschnitten, das durch eine schneebedeckte Landschaft läuft, an der Hüfte verletzt, sich ständig umblickend. Die Männer hauen sich weiter bis einer von ihnen das Zeitliche segnet und der andere verduftet. Das Mädchen wird von einem maskierten Killer getötet, wobei das Ganze von verschiedenen ferngesteuerten Kameras aufgenommen wird.

Nun lernen wir Cindy (Natasha Blasick) kennen, die ihren Job und ihre Wohnung verloren hat. Sie bewirbt sich auf eine seltsame Annonce, in der eine Hauswirtschafterin für ein Urlaubsdomizil gesucht wird. Sie bekommt den Job und fährt in eine abgelegene Gegend, in der es nicht einmal ein Handynetz geschweige denn TV-Empfang gibt. Dort steht ein nobles Haus, in dem sie schalten und walten kann wie es ihr beliebt. Sie registriert nicht die unzähligen Kameras, die das Haus und auch die Umgebung in einen Big Brother Container verwandeln. Auch bemerkt sie nicht jene Gestalt, die wir zu Beginn als Killer kennen gelernt haben, welche ständig durch das Haus schleicht. Es gibt bald ein paar seltsame Vorfälle, doch erst als ein Polizist auftaucht eskaliert die Situation. Jener erklärt ihr, dass er seit ewigen Zeiten einen Typen verfolgt, der sich am Anblick des Sterbens junger Frauen ergötzt. Dazu hat er einen geisteskranken Serienmörder aus dem Gefängnis befreit, der die Bluttaten für ihn erledigt. Plötzlich tauchen ein paar Leute auf und versuchen den Polizisten zu töten. Während er sich zur Wehr setzt muss Cindy aus dem Haus fliehen, da auch der Irre nun auf sie los geht. Sie kann aber die Straße erreichen, doch dort gerät sie ausgerechnet an den Mann, der den Killer befehligt.

Hier bricht der Film unvermittelt ab. Wir erfahren weder das Schicksal von Cindy, obwohl wir es uns denken können, noch was mit dem Polizisten geschieht. Nun ja, wenig später erschien PLAYING WITH DOLLS - BLOODLUST. Wer nun glaubte, jene Geheimnisse zu erfahren, der wurde enttäuscht. Der zweite Film erzählt eine (etwas) andere Geschichte.

Trotzdem - ich konnte CINDERELLA - PLAYING WITH DOLLS, wie der Film von Great Movies in Deutschland betitelt wurde, etwas abgewinnen. Gleichwohl, der Film ist nach normalen Maßstäben unzumutbar. Das filmische Handwerk ist amateurhaft, Logik und Spannung bleiben weitgehend auf der Strecke. Dennoch, die Idee des Ganzen ist nicht übel und der Gedanke, Realaufnahmen mit einer Art "Found Footage"-Ästhetik zu kombinieren hat was für sich, scheitert jedoch an dem mangelnden Talent des Filmemachers. Hinzu kommt für uns, dass der Vertreiber den Film in seinen wenigen Splatterszenen noch kürzte, um bei der FSK-Prüfung kein Risiko zu gehen. Schnüff, die Szenen sind eh' so belanglos und schlecht gemacht, dass die Prüfer sie schon aus Mitleid nicht beanstandet hätten. Aber Great Movies ist da rücksichtslos. Ich würde das Label gerne mit Ignoranz strafen, doch leider nehmen sie als einziger Vertreiber Filme wie diesen ins Programm, bei denen sich ein teures Release aus dem Ausland nicht lohnt. Ich zumindest bin auf das Label angewiesen.

Playing with Dolls: BloodlustPlaying with Dolls: Bloodlust (2016)
(Playing with Dolls: Bloodlust)
Regie:
Rene Pérez, mit Richard Tyson, Karin Brauns, Elonda Seawood, Colin Bryant, Marilyn Robrahn, Leia Pérez.
Der erschien natürlich auch bei den Großen Filmen und wurde ebenfalls gekürzt. Nun gut, er ist etwas härter als der erste Teil, doch eine vernünftige Erklärung dafür gibt es nicht. Die Leute bei der FSK sind nicht dumm und dieser Film hätte in ungeschnittener Form Gnade gefunden. Die dilettantische Art, mit der die Bluttaten In Szene gesetzt wurden, hätten die Leute auch dort eher zum Lachen gereizt. Nun denn, man muss damit vorlieb nehmen, denn wie gesagt, eine weitere Investition lohnt sich nicht.

Dieses Mal gaukelt man vier Jugendlichen vor, Bestandteil einer Horrorshow zu sein. Sie müssen in das abseits gelegene Haus ziehen, wo sie überall von Kameras beobachtet werden. Diese TV-Show wird angeblich live ausgestrahlt. Das Konzept sieht vor, dass um das Haus ein verrückter Serienmörder schleicht. Wer am längsten gegen ihn bestehen kann bekommt eine Million Dollar. Was soll man da erzählen? Natürlich findet der Killer schnell seine Opfer. Das Final Girl macht schließlich ... Nö, doch nicht. Plötzlich taucht ein vermeintlich Toter wieder auf und kämpft mit dem Unhold.

Mitten im Kampf bricht der Film ab und es läuft der Nachspann. Wir werden vermutlich nie erfahren wie die Klopperei endet. Der Film ist herrlich hohl, schlecht und naiv. Das nicht vorhandene Ende ist aber unverzeihlich. Dass der Junge und das Mädchen den Wald nicht lebend verlassen ist klar, dafür sorgt unser Voyeur, der das Treiben mit der Waffe im Anschlag beobachtet. Aber es kommt ja noch Teil 3, der uns dann auch nichts erklärt.

Der Film fällt hinter dem ersten deutlich zurück. Dass er besser gefilmt ist kann man nicht sagen. Trotz aller Lächerlichkeiten und Unlogiken ist die Geschichte des Vorgängers einfach glaubwürdiger. Aber wen juckt das schon, wenn man beide Filme ohnehin entweder verschmäht oder sie mega-mies findet. Und das darf man, denn sie sind es. Ich werde nie verstehen, warum ich einen Zugang zu den Filmen von Rene Pérez finde.

Nebenbei: Eine wirkliche Verarsche fand Ende 2017 in England statt, denn dort wurde der Film von Lionsgate unter dem Titel LEATHERFACE veröffentlicht, um von einer weiteren neuen Verfilmung jenes Franchises zu profitieren. Das ist schon bemerkenswert dreist und selbst Rene Pérez ließ es sich auf seiner Homepage nicht nehmen diesen Vorgang zu verurteilen. Na ja, für einen Euro würde ich das Ding kaufen, denn immerhin ist es uncut.

Playing with Dolls: HavocPlaying with Dolls: Havoc (2017)
(Playing with Dolls: Havoc)
Regie: Rene Pérez, mit Nicole Stark, Jade Ellis, Malorie Glavan, Kyle Clarke, John Scuderi, Stormi Maya, Karin Brauns.

Und natürlich erzählt Teil drei eine andere Geschichte, sodass wir bezüglich des Schlusses von Teil zwei für immer im Unklaren gelassen werden. Aber selbstverständlich hat unser Killer überlebt, denn sonst könnte er hier nicht aktiv sein.

Was sich im zweiten Teil schon andeutete wird nun Gewissheit. Der Voyeur hat ein paar Söldner engagiert, die auf den Killer aufpassen sollen, da er unberechenbar gefährlich ist.

Wir sehen nun am Anfang eine junge Blondine (Stormi Maya), die durch eine Höhle gelotst wird, indem sie in regelmäßigen Abständen Geldbündel vorfindet. Natürlich hat sie nichts davon, denn irgendwann erscheint der Killer und sie segnet das Zeitliche. Danach verduftet der Bösewicht und die Wächter haben keine Ahnung wohin. Wir erfahren es natürlich, aber es ist nicht ganz einfach für uns.

Sara (Nicole Stark) bezieht mit ihrer Haushälterin ein Wochenendhaus, richtet sich ein und wartet dann auf ihren Mann. Es soll eine Überraschung sein. Plötzlich erscheint Mia (Jade Ellis), die hierher eingeladen wurde. Es stellt sich heraus, dass der Mann fremd geht. Als er später kommt und zur Rede gestellt wird, behauptet er sogar im Recht zu sein, weil die Frauen ihn bräuchten. Nun, das ist wohl der Grund, warum der Bösewicht ihn als ersten killt - Na ja, nach der überflüssigen Haushälterin. Hernach macht er sich an die beiden Girlies. Mia kann er noch im Haus erledigen, Sara verfolgt er durch einen schneebedeckten Wald, nimmt sie gefangen, lässt sie wieder laufen, fängt sie erneut ein. Schließlich fährt Mia mit einem Wagen vor, schießt den Killer nieder und rettet die schwer verletzte Sara.

Dass sich das ganze Geschehen in jenem Haus abspielt, in dem auch schon die ersten beiden Teile abliefen, bemerkt lediglich der Zuschauer. Ist ja auch nicht so wichtig. Ein Unterschied findet nur in der Handlung statt. Der Voyeur stand für diesen Film nicht zur Verfügung, sodass keine Kameras nötig waren, um das Treiben des Killers aufzunehmen. Deshalb büchst er wohl auch aus, sodass Rene nicht Erklärungsnot kommt.

Ansonsten ist der Film deutlich langweiliger und unorigineller als seine Vorgänger. Die Prologsequenz ist absolut hohl und unglaubwürdig. Okay, das sollte ob eines Rene Pérez-Films niemanden stören. Das ganze Gedödel um die geschasste Ehefrau und die zurückgesetzte Geliebte ist allerdings sterbenslangweilig, zumal der ganze Film mit einer unsäglichen Synchro gesegnet ist. Na ja, Great Movies halt. Um die Qual des Zuschauers nicht unnötig in die Länge zu ziehen, wurde der Film mal wieder in seinen Gewaltspitzen verkürzt.

Natürlich mag ich den Film mal wieder. Er ist so herrlich doof, bereitet keinerlei Kopfzerbrechen und ist sogar dann nachvollziehbar, wenn man zwischendurch mal auf Klo verschwindet. Ich glaube nicht, dass Rene irgendwann mal einen Film machen wird, der mich als Zuschauer richtig fordert. Also bleibt er verlässlich ... schlecht. Und da er praktisch jeden Stoff in Serie produziert, wird es auch hier einen vierten Teil geben. Wird noch hohler werden (geht das überhaupt?) mit noch derberen Splatterszenen - immerhin darin versucht er sich bei jedem Output dieser Reihe zu übertreffen.

Ich freue mich darauf.

Kommentare  

#1 Laurin 2019-05-27 00:12
Irgendwie sagen mir diese drei Filme nichts, was allerdings wohl auch daran liegen mag, das man sie eher auf den Grabbeltischen bei z.B. Saturn eher vorfindet, an denen ich mich jedoch recht selten einmal aufhalte (vielleicht einmal im Jahr). Aber viel verpasst scheine ich da auch nicht zu haben.
Diese fälschliche Bewerbung als "LEATHERFACE" finde ich dabei jedoch auch sehr bedenklich, auch wenn die Maske des Killers auf den Covern schon faktisch nach solchen irreführenden Falschaussagen schreit.

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