Hajo F. Breuer (1954 – 2014)
Hajo F. Breuer
(1954 – 2014)
Hajo F. Breuer wurde am 6. Dezember 1954 in Düsseldorf geboren. Er studierte Germanistik, Anglistik und Philosophie. Sein Studium finanzierte er mit Jobs in einer Schlosserei, im Kaufhaus, als Gymnasiallehrer im Fach Deutsch und als Skriptautor für verschiedene Comics. Seine Autorenkarriere begann mit dem Übersetzen von Marvel Comics für den Condor-Verlag. Ab 1983 textete er für den Bastei-Verlag die Comicserie Gespenster Geschichten. Ab 1989 betreute er die DC Comics für den Hethke-Verlag. Von 1999 bis zu seinem Tod gab er für den HJB-Verlag die Science Fiction-Serie Ren Dhark heraus. Hajo F. Breuer starb am 17. Oktober 2014 in Mönchengladbach.
Du hast mich zu Ren Dhark geholt, Hajo, damals, im Jahr 2001. Anfangs wollte ich gar nicht, weil ich die Serie nicht kannte und mir eine Mitarbeit daran nicht zutraute. Doch du hast nicht locker gelassen und mich überzeugt. Was für ein Glück, dass ich mich habe umstimmen lassen. Unvorstellbar, was ich alles versäumt hätte, hätte ich nicht auf dich gehört.
Du hast größeres Vertrauen in meine Fähigkeiten als Autor gehabt als ich selbst. Das ist all die Jahre so geblieben. Du hast mir stets das Gefühl gegeben, wirklich gebraucht zu werden. Du hast mich immer wieder wissen lassen, wie sehr du meine Romane schätzt. Es war mir dann immer ein bißchen peinlich, stimmt schon, doch natürlich habe ich mich wahnsinnig darüber gefreut.
Dreizehn lange Jahre haben wir bei Ren Dhark zusammengearbeitet. Einen größeren Fürsprecher als dich habe ich nie gehabt. Schatten über Babylon war das erste Dhark-Buch, an dem ich mitgeschrieben habe. Insgesamt habe ich es unter deiner Ägide als Exposéautor zu satten 100 Romanen gebracht. Eine Wahnsinnszahl. Deine Exposés habe ich immer mit Begeisterung umgesetzt, das weißt du.
Nun bist du fort, hast dich davongemacht. Eine Tatsache, die zu begreifen mir schwerfällt. Sie macht mich traurig, betroffen und auch ein bisschen wütend. Wütend auf das Schicksal oder eine höhere Macht? Ich weiß es nicht. Es ist unwirklich, dass du nicht mehr hier bist. Dass ich nicht mehr zum Telefon greifen kann, um dich nach irgendetwas bezüglich Ren Dhark zu fragen. Liebe Güte, 59 Jahre, das ist doch kein Menschenalter. Zumal du der Meinung warst, dass es weitergeht, immer weiter.
Es stimmt, auf unserer letzten Autorenkonferenz sahst du gut aus, fit und gesund, wenngleich ein wenig hagerer als gewohnt. Du warst dabei, deine schwere Krankheit zu besiegen. Man hat sie dir nicht angemerkt. Du warst mit demselben Arbeitseifer wie immer bei der Sache. So wie ich dich kannte. „Ich habe einfach noch keine Lust zu sterben«, hast du gesagt. Damit war für dich klar, dass es auch nicht passieren wird. Und wirklich, du hast sie besiegt. Mit deinem Lebenswillen und deinem wunderbaren Sturkopf, dass die Dinge schon so eintreten werden, wie sie sollen, wenn man nur fest genug davon überzeugt ist und sich nicht geschlagen gibt.
Doch als alles gut zu sein schien, kehrte die Krankheit zurück. Abermals schaffte sie es nicht, dich unterzukriegen. Du hast dich ihr mit dem gleichen Willen widersetzt wie zuvor, und du warst zuversichtlich. Du warst sogar dermaßen zuversichtlich, dass du mich und die Kollegen mit deiner Überzeugung angesteckt hast. Hajo ist unverwüstlich, das glaubten wir so sehr wie du selbst. Es war ein tragischer Irrtum, leider.
Dein Tod ist ein Verlust für die deutsche Science Fiction-Szene und besonders für Ren Dhark. Ohne dich hätte die Serie, hätten die neu geschriebenen Geschichten nicht einen solchen Aufschwung erlebt. Ren Dhark war für dich nicht einfach nur eine Arbeit. Sondern die Geschichte, die du geliebt und der du dich mit Begeisterung und Hingabe verschrieben hast. Eine Herzensangelegenheit. Das war immer zu spüren.
Nun muss die Point Of ohne dich weiterfliegen. Ren Dhark hat seinen wichtigsten Mann verloren, seinen besten Mann. Du jedoch kannst du auf ein reichhaltiges Werk zurückblicken, das unter deiner Tätigkeit als Dhark-Chefautor entstanden ist. Es wird uns alle überdauern, eine tröstliche Vorstellung.
Ich muss grade an die erste Konferenz denken, an der ich teilnahm. Tagsüber haben wir ordentlich malocht und gebrainstormt, nach dem Abendessen war der Tag aber noch lange nicht vorbei. Du packtest edle Zigarren aus und stelltest zwei Flaschen guten Whisky auf den Tisch. Zigarren, für einen überzeugten Nichtraucher wie mich? Oje! Gepafft habe ich trotzdem. Und ordentlich gehustet, wenn ich mich recht erinnere. Das Kratzen im Hals ließ sich prima mit dem Whisky runterspülen. Wie oft haben wir später eigentlich beides in die Romane eingebaut, den Whisky und die Zigarren? Das Motiv kehrte immer wieder, ein schöner Running Gag.
Die Verbundenheit wie an diesem Abend herrschte im Ren Dhark-Team immer, was ich erst nach und nach mitbekam. Du hast hinter deinem Team gestanden, jederzeit und vorbehaltlos. Du konntest dich auf uns verlassen, so wie wir uns auf dich. Das ging weit über ein gewöhnliches Arbeits- und Kollegenverhältnis hinaus. Wir sind Freunde geworden, und darauf bin ich stolz. Denn diese Bezeichnung war bei dir nicht nur dahergesagt. Wenn deine Hilfe gebraucht wurde, hast du nicht lange überlegt, sondern gehandelt. Mehr als einmal hast du mir bei persönlichen Problemen geholfen. Einmal hast du dich direkt nach unserem Telefonat ins Auto gesetzt und bist nach Köln gefahren. Das vergesse ich dir nicht, Hajo.
Ich denke daran, wie du und ich bei Center TV im Fernsehstudio saßen und vor laufenden Kameras über Ren Dhark plauderten. An die wunderbaren Fantreffen mit Dhark-Lesern in Mönchengladbach, Landshut und Oy. Und dass du bei den meisten Telefonaten vor dem Auflegen immer noch schnell einen Witz erzählen musstest. "Kennst du den?"
Ich werde dich vermissen, als Mensch und als Autor, als Kollegen und als Freund. Bei jedem neuen Dhark-Buch, bei der Arbeit an meinen Manuskripten, werde ich an dich denken. Erst recht bei möglichen weiteren Autorenkonferenzen, bei denen du dann nicht mehr dasitzt, um uns alle mit deinem Enthusiasmus und deinem Arbeitseifer anzustecken.
Ich hoffe, dass du nun irgendwo mit den Herren Kurt Brand und Werner Kurt Giesa zusammenhockst und neue Ren Dhark-Abenteuer ersinnst. Sie werden zwar nicht das Licht der Welt erblicken, aber vielleicht tragt ihr sie mir eines Tages vor, wenn ich an der Reihe bin. Bis dahin versuchen wir, das Team, dein Team, die Geschichten unseres wackeren Weltraumfahrers in deinem Sinne fortzusetzen. Ich hoffe, es möge lange klappen. Es wäre schön, wenn du uns dabei zuschauen würdest. Schick uns hin und wieder mal einen Geistesblitz, wenn uns die Ideen ausgehen.
Ich bin glücklich, dich gekannt zu haben. Und dass ich mich deinen Freund nennen konnte. Es war eine Ehre, mit dir zusammenarbeiten zu dürfen. Danke für alles, Hajo.
Achim Mehnert
aus seinem Blog
Kommentare
Hajo F. Breuer war zweifellos der wichtigste Mann im RD-Team bei HJB. Ein Mann mit Ecken und Kanten wie man sich z.B. hier überzeugen kann:
www.ren-dhark.de/background/thema/helden.htm
Seine Artikel auf der RD-Homepage und seine Statements in den einschlägigen Foren haben das Bild von Ren Dhark und des HJB-Verlags geprägt.
Ich bin sicher, das Kurt Hajo F.Breuer auf der anderen Seite des dunklen Vorhangs mit einem Whisky und einer Zigarre empfangen hat - denn da kann er ganz sicher wieder beides genießen. Und W.K.Giesa wird dabei vermutlich eine seiner Schokoladen-Zigaretten zwischen die Lippen schieben - wie er das gelegentlich tat, wenn viele Raucher am Tisch saßen.
Unsterblich sind wir nicht - nicht vom Körper her. Aber so lange jemand unsere Geschichten liest, dann liest er auch unsere Namen. Und dann sind wir zwar körperlich nicht mehr da, aber auch noch nicht so tot, das wir vergessen sind.
Und das ist auch eine Art von Unsterblichkeit...
Howard hätte diesem Herrn für seine Übersetzungen vermutlich mit dem Breitschwert den Scheitel gezogen. Aber diese Leute haben Fantasy a la Conan damals schon bekämpft - das war "faschistisches Gedankengut" und die beiden Filme mit Arnold Schwarzenegger waren Blutmatsch und fröhliche Metzelei.
Diese "Conan"-Übersetzungen - ich hatte teilweise diese Hefte im Orginal und konnte vergleichen - waren nur dazu geeigent, R.E.Howard, Conan und die ganzen Stories lächerlich zu machen.
So viel mal zu den Marvel-Übersetzungen - von wem immer sei sein mögen. Aber - bei Crom und Mannanan - Hubert "Hugh Walker" Strassl hätte den "Conan" sicher korrekter übersetzt... und gewiss auch die andren Serien...
Das muss ja ein Superübersetzer gewesen sein. Nicht nur hat er - laut Redaktionsanweisung - den Originaltext von im Schnitt 60 Anschlägen oder mehr per Sprechblase auf höchstens 20 zusammengefasst, er hat in den fünf übrig gebliebenen Worten auch noch politische Propaganda reingebracht, um dem Leser Conan mieszumachen. Respekt.
Howard war Texaner. Da diskutiert man solche "kreativen Differenzen" mit dem Schießeisen aus.
Es ist bekannt, das R.E. Howard auch ein Schwert hatte - Crom mag wissen, wo er sich das beschaffen konnte. Aber er soll auch im Garten damit geübt haben.
Das mit den Colts ist natürlich für Texas nichtig - nicht nur da. Howards Spitzname war ja "Two-Hands-Bob".
Irgendwo steht in einem Brief von H.P. Lovecraft, dass er bei einem Besuch bei Howard mit ihm über Land gefahren ist. Howard ließ ihn plötzlich anhalten, zog einen Revolver aus der Kleidung und schlich durch die Gegend, hinter allen Gebüschen und Kakteen suchend.
"Ich habe überall Feinde!" entschuldigte er sich bei Lovecraft. Auch eine Art für einen damaligen "Jung-Autoren", sich bei einem, der es bereits geschafft hat (und das hatte Lovecraft - er war ja in gewisser Hinsicht in Sachen "Horror" REHs literarisches Leitbild)sich interessant zu machen.
Erst in seinen letzten Lebenjahren konnte Howar von den Einkünften der Schriftstelerein leben. Er galt dann als "wohlhabend", hatte ein eigenes Reitpferd und verdiente mehr als der Chef der Bank von Cross Plains.
Erst mit dem Erfolg der "Conan"-Filme mit Arnold Schwarzenegger erinnerte man sich in Cross-Plains daran, das mal so ein "seltsamer Schriftsteller" dort gewohnt habe, der immer mit Staubmantel, tief ind Gesicht gezogenem Hut und düsterm Blick aus tiefschwarzen Augen durch die Straßen gegangen sei. Vorher hatten die Fremden, die nach Cross Plains kamen, bei der Frage nach einem gewissen Schriftsteller Robert Ervin Howard bei den Einheimischen Verständnislosigkeit hervor gerufen. Wer konte ahnen, dass seine Geschichten neu entdeckt und weltweit gebracht wurden. Und dass er mit dem Geld, hätte er noch gelebt, vermutlich ganhz Cross Plains hätte kaufen können.
Das "Howard-House" ist heute ein Museum, wo man REHs kleines Wohn- und Arbeitszimmer mit Schreibmaschine sehen kann - wie auch andere original wieder hergestellte Wohnräume der damaligen Familie Howard.
Wer sucht, findet auf You Tube ein Video von so einer Besichtigung.