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Schreibkurs, zum Fünften

Perry Rhodan ... und wirSchreibkurs, zum Fünften
Lernen mit Marc

In den letzten Monaten ist wegen des »Stardust«-Finales und zum Start des »Neuroversums« etwas in den Hintergrund gerückt: Mein kleiner Schreibkurs bei Marc Herren ... Kommen wir nun zur 5. Lektion, die uns an die Praxis heranbrachte. Es ging um einen meiner Texte und was davon übrig blieb.   

Hui, was habe ich in der fünften Lektion wieder alles gelernt!

 

Ihre dunkelste StundeAnhand eines Beispiels aus meinem Hüter-Roman „Ihre dunkelste Stunde“, Seiten 6 und 7, Band 14, zeigte mir Marc A. Herren auf, an welchen Stellen bei meinen Geschichten die Fehler liegen.

Dabei handelte es sich vor allem um Anfängerfehler, wie der schweizerischste aller PR-Autoren anmerkte.

Die bemerkt ein angehender Autor kaum, wenn er nicht von anderer Seite darauf hingewiesen wird. Oder man nennt einen scharfen Verstand sein eigen und kommt selber darauf. -  Ich brauchte jemanden, der mich mit der Nase darauf stieß.

Marc stellte fest, dass ich schreibe wie mir der Schnabel gewachsen sei. Man höre mir gerne zu, aber die Schreibschrift im Allgemeinen, ein Roman im Besonderen, erfordere zuerst einmal eine lineare Darstellung der Geschehnisse.

Halte dich an die Tipps und Trick, die dir gegeben werden und die du erlernt hast, meinte Marc sinngemäß. Jedenfalls so lange, bis man die Kunst des Schreibens errungen habe. Erst danach könne man damit spielen. – Da waren wir auch gleich wieder bei der Regel angelangt, die Marc bereits häufig im Schreibkurs zitierte: „In order to break the rules, you have to know the rules.“

Erschwerend kommt sicher noch hinzu, dass Deutsch nicht meine Muttersprache ist.

Ein Umstand, den man erlernen kann, bemerkte Marc. Obwohl sich Helvetismen nicht zu hundert Prozent vermeiden ließen, ihm also auch schon in die Manuskripte eingeflossen sind.

Da es auch nicht die Sprache ist, in der ich denke – jedenfalls zumeist nicht – passiert es mir immer wieder, dass auf einen alten Speicher zurückgegriffen wird und ich dann wirklich so schreibe, wie ich spreche. Daraus entsteht dann dieser Mix, den kein Deutscher wirklich versteht. Etwas, was auch bereits Oliver Fröhlich beim Ansehen meiner Manuskripte vom Hüter zur Aussage verleitetet: „Ich weiß – wahrscheinlich – was du sagen willst, aber ich versteh es nicht.“ 
Wink

Schritt für Schritt nahmen Marc und ich das eine Kapitel durch und es dauerte oft etwas länger, bis ich den Fehler überhaupt sah, war mir der Text doch zu vertraut.

Marc HerrenWas ich herausfand:
Das besprochene Kapitel zeigt keine lineare Handlung. Ich bin damals beim Schreiben hin und her, vorwärts, rückwärts und zum Teil auch seitwärts gesprungen. Das verwirrt den Leser und kann dazu führen, dass dieser frustriert den Roman auf die Seite legt.

Bei der Beschreibung der Figur hatte ich dieser meine Meinung aufgezwungen, was man tunlichst vermeiden sollte! Wenn die durch die Handlung führende Person Überlegungen anstellt oder sich auch an ein Problem heranwagt, dann sollten ihre eigenen Gedanken zum Ausdruck kommen und nicht den Schreiber reflektieren, mögen diese Gedanken der Person noch so quer und anders sein als die des Autors. Und falls ich natürlich persönlich NICHTS mit der Geschichte zu tun habe!

Im Hardboiled-Krimi wird diese Variante des Erzählens immer wieder verwendet; wenn eine Erzählstimme durch die Handlung führt. - Im angesprochenen Kapitel war das aber nicht gegeben.

Merke: keine Schreibstile mischen!

Grosses Manko auch für die fehlende Beschreibungen der Umgebung, in der sich meine Hauptfigur aufhielt. Es gab zwar Andeutungen, aber dem Leser fehlten viele Beschreibungen und Informationen, um alles zu riechen, zu fühlen, um diese schlichtweg auch vor dem inneren Auge zu sehen.

Mit einer actionorientierten Handlung kann man den Leser mit auf eine Reise nehmen, aber wirklich mitfühlen und mit der Figur um ihr Schicksal hadern, dazu braucht es mehr.

Die Umgebung sollte soweit aufgebaut und angedeutet sein, dass Spannung aufkommt, wenn zu einem späteren Zeitpunkt darauf hingewiesen wird. Sonst wirken Dinge plötzlich so, als habe man diese aus dem Zauberhut gezogen, weil einem gerade keine bessere Lösung einfiel.

Beim Schreiben gibt es „dos and dont’s“, die den Umgang mit der geschriebenen Handlung verbessern. Also Dinge, die man tunlichst vermeiden sollte, und solche, die das Leben eines Lesers angenehmer machen. In letzterem Fall wird dies auch auf den Autor zurückfallen, wenn die Geschichte zu packen und zu faszinieren weiß. – Was will man als Autor mehr (Ich weiß: ein Haus am Meer, möglichst mit Aussicht. Es darf soweit auch nix kosten aber mindestens aus drei Stockwerken bestehen. Das sind Träume, wie sie der 08/15-Bürger auch hat. Was nichts anderes bedeutet, als dass auch Autoren nur Menschen sind)?

Die Sache mit den „Füllwörtern“ war mir bekannt. Das Schlimme ist jedoch, wenn man bemerkt, wie das alltägliche Sprechen mit diesen angefüllt ist! Was sich dann auch im Text niederschlägt.

Und diese Ausrufezeichen seien auch so eine Sache, meinte Marc, als er auf meine Notizen blickte. Sätze, die damit enden, sind zumeist nicht wichtig genug, niedergeschrieben zu werden. Wer spricht denn so?

Wichtig ist es, den eigenen Text kritisch zu betrachten. Selbsterkenntnis daraus: In meinem Fall sogar um einiges mehr.

Mir persönlich hilft es, wenn ich das Geschriebene ein paar Tage liegen lassen kann, um es dann mit neuen Augen zu betrachten. Zu dem Zeitpunkt habe ich Formulierungen vergessen und kann mich so voll auf die Geschichte, den Artikel konzentrieren.

Falls man seine Texte selber nicht kritisch genug betrachten kann, dann gibt man die am besten anderen Leuten zur Beurteilung, denen man sowohl vertrauen als auch damit rechnen kann, dass sie einen nicht über den grünen Klee loben, wenn es unbegründet ist.

Nicht vergessen, dass ein Autor Lob gegenüber sehr aufgeschlossen ist. Es sollte jedoch Hand und Fuss haben und nur dort verwendet werden, wo es auch zutrifft. Lob ist wie ein Erbstück, das man erst nach gründlicher Überlegung hergibt.

Familienmitglieder sind für eine solch kritische Betrachtung zumeist ungeeignet. Nicht, weil sie es nicht könnten, aber sie sind von der Aussicht geblendet, einen Text lesen zu dürfen, der in der Familie entstand. Das lässt den Schreiberling in einen Status wachsen, worin er nichts falsch machen kann. - Aber natürlich tut er es.

Am Schluss bekam ich die Aufgabe gestellt, dieses eine Kapitel mit dem Wissen, das in dieser Lektion auf mich zugerollt war, neu zu schreiben. Eine tolle Herausforderung, wie ich fand.

Begonnen hatte ich bereits in der Lektion, aber ich kam auf keinen grünen Zweig. Ich war müde. Ein ereignisreicher Tag lag hinter mir und das Restaurant, worin wir unseren Schreibkurs abhielten, war angefüllt mit Ablenkung, spr. Lärm wie Gerede und auch Krach, der zum Teil auch aus der Küche kam. Mir wollte das Abschalten nicht ganz gelingen, das Versinken in die Geschichte. Zum Glück war die Fertigstellung kein Muss, und so konnten wir diesen Abend bald schon beenden.

Die öffentlichen Verkehrsmittel warteten auf uns, um uns von Bern aus nach Hause zu bringen, jeden in seine Richtung.

Die gelöste Aufgabe schickte ich drei Wochen später per Mail ab.
 

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