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»Ab die Post!« - Logistik im interstellaren Maßstab

1»Ab die Post!«
Logistik im interstellaren Maßstab

Wir Europäer der Gegenwart sind eigentlich ziemlich verwöhnt: wer einem lieben Verwandten oder anderen Mitmenschen etwas mitteilen oder gar eine Freude machen möchte, der schreibt einen Brief … halt, Moment: Briefe waren gestern. Heute schreibt man Mails, SMS oder Tweets. Aber um dem Neffen in Ostfriesland eine Original nochdhessische Ahle Worscht zukommen zu lassen, muss man sie gut verpacken und in Form eines Pakets oder Päckchens der Post anvertrauen, die den Transport von hier nach da übernimmt.


Ahle WorschtFrüher durfte man sich dann zurücklehnen – heute schaut man am besten dem Paketzusteller auf die Finger, denn zumindest einige schwarze Schafe machen es sich einfach und lassen dem Empfänger bloß einen Zettel an der Haustür, man habe ihn nicht angetroffen und er möge seine Lieferung am nächsten Tag in der Filiale Sowieso abholen. Besonders unschön ist das, wenn der Empfänger gehbehindert ist und den ganzen Tag in seiner Wohnung darauf gewartet hat, dass es klingelt – was es nicht tat. Manche Pakete kommen auch überhaupt gar nicht erst an, weil ihre Aufmachung den Verdacht nahe legt, dass sie etwas Wertvolles enthalten …

Aber gehen wir einfach mal vom idealen Postzusteller aus. Jemandem, der sich wie der legendäre Pony Express im Wilden Westen von nichts und niemandem aufhalten lässt, wenn es Post zuzustellen gibt.

Nur: jetzt schicken wir unserem Lieblingsneffen die Ahle Worscht auf eine Insel im Südpazifik, wo er beruflich zu tun hat. Hier spielt es jetzt schon eine Rolle, was er uns wert ist: entweder kommt das Päckchen in einen Frachtcontainer und schippert gemütlich ein paar Wochen lang in Richtung Südsee, um dann irgendwann auf ein anderes Schiff umgeladen zu werden, das in die richtige Richtung fährt – oder das Päckchen kürzt ein paar Wochen ab und fliegt in die Südsee, um dort auf besagtes Schiff umgeladen zu werden. Je nachdem, wie abgelegen der Einsatzort unseres Neffens ist, kann so ein Päckchen ganz schön lange brauchen. Schlimmer wird’s nur noch, wenn er selbst auf einem Schiff arbeitet und zwischen abgelegenen Orten hin und her zuckelt – die Feldpostleute der US-Marine sind nicht gerade zu beneiden.

Und so in der Art, nur schlimmer, darf man sich die Herausforderung vorstellen, wenn unser Lieblingsneffe in der Raumflotte des Solaren Imperiums, der Kosmischen Hanse oder des Galaktikums Dienst tut. Übrigens nicht nur bei Ahler Worscht.

Wie kann man da Abhilfe schaffen?
Optimal wäre natürlich der legendäre Materieduplikator der dahin geschiedenen Meister der Insel, den die Milchstraßen-Tefroder möglicherweise im Auftrag ihres Maghans reproduzieren möchten – ich erinnere mich an Andeutungen im Doppelband mit Vetris-Molauds Vorgeschichte. Eine einmal erstellte Ahle Worscht-Schablone macht Generationen von karnivoren Flottenmitgliedern glücklich und erinnert an die Heimat der Urahnen. Allerdings sehe ich noch nicht, dass die heute so beliebten 3-D-Drucker in absehbarer Zukunft Dinge vom Komplexitätsgrad einer Ahlen Worscht herstellen können, lasse mich aber gern überraschen. Star Trek hat uns die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten mit den dortigen Replikatoren ja demonstriert.

Tag der EntscheidungDie zweitbeste Lösung wären Transmitterverbindungen. Unser Päckchen springt dann also über ein bis zwei Dutzend Transmitterverbindungen bis zu dem einsamen Außenposten, den das Schiff unseres Neffen laut Informationsstand der Raumflotte als nächsten ansteuern wird, und wartet dort auf ihn. Das ging vor der Hyperimpedanzgeschichte recht gut; in PR 599 legt Perry Rhodan über 40.000 Lichtjahre auf diese Weise zurück, um rechtzeitig zur Wahl des Großadministrators wieder auf Terra sein zu können. Post-HI ist das natürlich wieder ein wenig aufwändiger geworden.

Und dann haben wir natürlich noch die altmodische Art des Posttransports auf Frachtraumschiffen. Das kann ganz schön lange dauern, wenn die Strecke weit ist und in einer Region der Galaxis endet, wo sich Jülziish und Cheborparner Gute Nacht sagen. Es wird vermutlich nicht erforderlich sein, eine Dose mit Weihnachtsplätzchen bereits um Ostern herum auf den Weg zu bringen, aber einige Wochen Vorlauf wird’s schon brauchen.

Moment mal: gibt’s denn überhaupt ein Postwesen im Perryversum?
Darauf habe ich zwei Antworten zu bieten. Zum Einen hat H.G. Francis in einem Atlan-Roman zur Zeit der Methankriege Lebo Axton/Sinclair M. Kennon als Briefmarkensammler geoutet, der bei dieser Gelegenheit eine (später unheimlich seltene und sagenhaft wertvolle) Briefmarke des Großen Imperiums zu einer Zeit fand, als sie noch im Handel zum Nennwert erhältlich war. Zum Anderen gab es in den frühen 1970ern für Fans der Serie „Briefmarken des Solaren Imperiums“ zu kaufen, die unter anderem Perry Rhodan und Gucky zeigten.

Also – zwar wurde meiner Erinnerung nach das aufregende Leben der Postbeamten des Solaren Imperiums nie beschrieben, aber es gab sie.

Briefmarken des Solaren Imperiums (1971)

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