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Eine Frage an ... Dietmar Kuegler: Wie war das mit Edward Hector?

Eine Frage an Dietmar KueglerWie war das mit Edward Hector?

Dietmar Kuegler erinnert auf Facebook immer wieder an bestimmte Daten und Ereignisse der amerikanischen Geschichte. Diese mehr oder weniger kurzen Vignetten sind interessant und ausgesprochen informativ und auf jeden Fall lesenswert.

In Absprache mit Dietmar Kuegler wird der Zauberspiegel diese Beiträge übernehmen.

Dietmar KueglerDietmar Kuegler: Ich gratuliere meinen afro-amerikanischen Freunden zum Black History Month!

Ich habe an dieser Stelle schon mehrfach darauf hingewiesen, dass der Februar in den USA als „Black History Month“ zelebriert wird, der Monat, der die Geschichte der Afro-Amerikaner würdigt. In Europa ist dieser besondere Monat in den USA wenig bekannt. Noch weniger bekannt ist, dass dieser Monat auch in Kanada, England und Irland im Kalender steht.

Der Initiator deses Monats war der schwarze Historiker Carter G. Woodson, der im zweiten Monat des Februars 1926 die „Association for the Study of Negro Life and History“ gegründet hatte. Dieser Zeitpunkt wurde gewählt, weil am 12. Februar der Geburtstag Abraham Lincolns und am 14. Februar der von Frederick Douglass, dem prominentesten Sprecher der ehemaligen Sklaven im 19. Jahrhundert, gefeiert wird. Daher begann diese Bewegung mit der „Black History Week“.

Woodson war auch Gründer und Herausgeber des „Journal of Negro History“, Das Anliegen von Woodson war es, darauf hinzuweisen, dass die schwarze Bevölkerung Amerikas einen bedeutenden Anteil an der Geschichte der Vereinigten Staaten hatte. Als Wissenschaftler war es ihm zudem daran gelegen, die Bildungschancen für farbige Menschen zu erhöhen und Diskriminierungen abzubauen.

Es sollte allerdings noch bis 1976 dauern, bis Präsident Gerald Ford den „Black History Month“ offiziell für alle Regierungs-, Bildungs- und Kultureinrichtungen ausrief. Äußerer Anlass war der 200. Geburtstag der USA.

Großbritannien verkündete den „Black History Month“ 1987. Hintergrund war das 150jährige Gedenken an die Gleichstellung von Farbigen in den karibischen Kolonien, wobei damit die Geschichte aller britischen Staatsbürger unterschiedlicher Hautfarbe gewürdigt werden sollte.

1995 gab es eine einstimmige Parlamentsentscheidung in Kanada – über alle Parteigrenzen hinweg – den „Black History Month“ aus den USA zu übernehmen.

2010 folgte die Republik Irland, im Gedenken daran, dass Irland im 19. Jahrhundert Zufluchtsort für viele ehemalige Sklaven aus den USA war, darunter auch des erwähnten Frederick Douglass, der längere Zeit in Irland und England zubrachte.

In diesem Zusammenhang soll auch in diesem Jahr wieder eine Episode „schwarzer Geschichte“ aus den USA erwähnt werden.

1834 starb ein bekannter afro-amerikanischer Veteran des amerikanischen Unabhängigkeitskrieges, der als Held der afro-amerikanischen Geschichte gilt: Edward Hector.

Es war im März 1777, als Edward Hector als Bombardier im Pennsylvania Artillerie-Regiment unter Colonel Thomas Proctor als „farbiger Mann“ in den Rekrutierungslisten aufgeführt wurde. Diesen Rang trug der Mann, der die Granaten und Vollkugeln und die Zündschnüre vorbereitete. Er nahm damit die dritthöchste Stellung unter den Soldaten einer Artilleriebatterie ein und stand gleichberechtigt neben dem Mann, der das Geschütz ausrichtete.

Im Herbst 1777 verbot Pennsylvania den Dienst von Schwarzen in der Miliz. Daraufhin wurde Edward Hector als Fuhrmann in Colonel Proctors Regiment angestellt. Hector beantragte nach Ende des Revolutionskrieges eine Rente beim Staat Pennsylvania, die ihm nicht gewährt wurde. Ein Jahr vor seinem Tod setzten ehemalige Milizoffiziere, die über seinen Dienst Bescheid wussten, durch, dass er eine einmalige Sozialleistung von 40 Dollar erhielt. Im Januar 1834 veröffentlichte die „Norristown Free Press“ einen Nachruf auf Edward Hector, in dem es hieß:

„Während des Revolutionskrieges demonstrierte er bei einer denkwürdigen Gelegenheit ein Beispiel für Patriotismus und Tapferkeit, das es verdient, unvergessen zu bleiben.

In der Schlacht von Brandywine oblag ihm die Verantwortung für einen Munitionswagen des Regiments von Colonel Proctor. Als die amerikanische Armee gezwungen war, sich zurückzuziehen, gaben die zuständigen Offiziere den Befehl, die Trossfahrzeuge dem Feind zu überlassen. Die Kutscher und die Offiziere retteten sich durch die Flucht. Der Verstorbene hingegen antwortete auf die Anordnung in einer heroischen Weise im wahren Geist der Revolution: „Der Feind soll mein Gespann nicht kriegen; ich werde meine Pferde, meinen Wagen und mich selbst retten oder untergehen!“ Hector machte sich sofort auf den Weg, trieb sein Gespann an und sammelte inmitten des Chaos auf dem Schlachtfeld mit bewundernswerter Ruhe auch noch die Waffen ein, die die flüchtenden Soldaten zurückgelassen hatten. Er verließ das Feld ohne große Hast und brachte sich selbst, seinen Wagen und sein Gespann in Sicherheit, während hinter ihm der Feind immer näherrückte.“

Es gibt weitere Berichte über schwarze Soldaten, Milizmänner und zivile Bedienstete, etwa über den ehemaligen Sklaven Salem Poor, den 14 Offiziere dem Parlament von Massachusetts nach dem Kampf um Bunker Hill für eine Tapferkeits-Auszeichnung vorschlugen. Oder der schwarze Milizmann Primus Hall, der nach der Schlacht von Princeton eigenhändig mehrere britische Soldaten gefangensetzte.

Washington allerdings sprach sich entschieden gegen eine Rekrutierung schwarzer Männer aus. Gleichwohl stellte die Kolonie Rhode Island ein „Black Regiment“ auf (1st Rhode Island), dem Washington schließlich trotz seiner Vorbehalte zustimmte. Diese Männer verdienten sich mit ihrem Kampf Seite an Seite der weißen Soldaten ihre Freiheit. Man geht heute davon aus, dass ca. 5.000 Afro-Amerikaner in der Continental Army dienten.


Dietmar Kuegler gibt viermal im Jahr das »Magazin für Amerikanistik« heraus. Bezug: amerikanistik(at)web.de

Das Magazin für Amerikanistik, September 2020Die aktuelle Ausgabe

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